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VERMISCHUNG MIT RECHTEM GEDANKENGUT

Menschen, die Impfungen ablehnen und einige der erwähnten Verschwörungsmythen als Begründung nennen, würden sich selbst niemals als antisemitisch oder rassistisch bezeichnen. Oft sind es Menschen, die eher gegen Nazis demonstrieren, als sich mit ihnen gemein zu machen. Doch die neue Rechte nutzt die Impfgegnerschaft, um die eigenen Ideen verbreiten zu können. Sichtbar wurde das bereits auf einer Demonstration gegen die »Masern-Impfpflicht«, die Nicola im September 2019 besuchte. Auf der Demonstration in Berlin sah sie Menschen, die mit rechtsextremen Ideen sonst nichts am Hut haben, gemeinsam mit neuen Rechten, strammen Nazis und Holocaustleugnern vor einer Bühne, die von rechten Demagogen dominiert wurde und die extra für diesen Tag ihre Rhetorik geschickt an das Publikum angepasst hatten. Ein bekannter Redner etwa sprach an diesem Herbsttag zu allen Demonstranten – es ging dabei wenig um die Impfpflicht. Stattdessen skizzierte er ein »Systemproblem«, zu dem die Zwangsimpfung, dann der Organraub und die Zwangsgebühr GEZ gehöre. Anschließend fragte der Mann die versammelten Teilnehmer: »Wollt ihr euch das alles noch bieten lassen?« Die Menge antwortete mit lautstarken »Nein«- und »Buh«-Rufen und mit Pfiffen. Währenddessen verteilten offizielle Ordner der Demonstration »impfkritische« Aufkleber. Darunter nicht nur Aufkleber und Flugblätter der Demo-Organisatoren selbst. Verteilt wurden auch Aufkleber, auf denen eine Frau mit Totenkopfgesicht zu sehen war, die einem Mädchen eine Spritze verabreicht. Darunter der Aufruf: »Lass dich nicht impfen. Informier dich jetzt!« Eine erschreckende Vermischung, dachte Nicola schon damals. In den Blick der demokratischen Medien geriet die Mischung spätestens mit den »Corona-Demos« und dem »Sturm auf den Reichstag« im August 2020.