Zweiter Teil: Kennzahlen und Finanzinstrumente rund um die Börse

Indizes

Was sind Indizes und was sagen sie aus?

I m ersten Teil dieses Buches haben Sie viel über die Börse als Institution erfahren. Sie wissen nun, wie sie entstanden ist und welche Kräfte auf sie einwirken. Erfahren Sie nun im zweiten Teil mehr über die Kennzahlen und die Finanzinstrumente, die an der Börse relevant sind.

Mit Sicherheit haben Sie im Zusammenhang mit Börsennachrichten das Wort DAX-Index schon einmal gehört oder aber, auch sehr geläufig, seinen amerikanischen Bruder, den S&P 500-Index. Für Anleger bildet ein Index die Wertentwicklung einer Gruppe von Vermögenswerten ab. Der DAX 40 ist ein bekannter Börsenindex. Bis September 2021 bestand der Deutsche Aktien-Index, kurz DAX, aus den 30 wichtigsten Kapitalgesellschaften der Bundesrepublik, seit September 2021 umfasst er nun 40 profitable Unternehmen. Nach dem Wirecard-Skandal wurden Stimmen laut, dass der DAX und sein Regelwerk große Lücken aufweisen. Man nutzte den Skandal, um tiefgreifende Veränderungen durchzuführen, und in diesem Zug erweiterte man den DAX um zusätzliche 10 Unternehmen.

Die Erweiterung soll auch die deutsche Wirtschaft besser repräsentieren. Der S&P 500 und der Dow Jones aus den USA sind die weltweit bekanntesten Börsenindizes und als Äquivalent des deutschen DAX zu sehen. Im Allgemeinen ist ein Index ein Indikator oder ein Maß für etwas. Bei einer Anlage bildet ein Index die Wertentwicklung einer Gruppe von Vermögenswerten oder eines Wertpapierkorbs ab, beispielsweise einer Liste börsennotierter Unternehmen und ihrer Aktienkurse. Anleger verwenden Indizes als Messlatte, um die Wertentwicklung einer einzelnen Aktie, Anleihe oder eines Investmentfonds im Vergleich zur Gesamtmarktentwicklung zu messen. Zum besseren Verständnis einer Indexzahl hier ein Beispiel: Nehmen wir an, der Preis für ein Kilogramm Kartoffeln beträgt 2,00 EUR. Das ist auch der Startwert für den Index, der mit 1 beginnen soll. Wenn nun der Preis auf 2,50 EUR steigt, steigt unser Index auf 1,25, was einen Anstieg des Kartoffelpreises um 25 % widerspiegelt. Fällt der Preis dann wieder auf 2,25 EUR, so fällt der Index auf 1,15. Die Veränderung von 0,10 spiegelt einen Rückgang des Kartoffelpreises um 10 % wider. Die Indexbildung ist demnach effizient, da Sie, anstatt jeden Tag alle Preise für Kartoffeln vergleichen zu müssen, einfach auf den Index schauen können, der die Preise aller Kartoffelanbieter zusammenfasst. Variable Zinssätze für bestimmte Finanzprodukte, wie variabel verzinsliche Hypotheken, steigen oder fallen oft basierend auf einem bestimmten indexierten Zinssatz.

Der S&P 500, der Dow Jones und der DAX sind, wie gesagt, drei der bekanntesten Börsenindizes. Während diese Indizes den breiten Markt und die Aktienbewegungen großer Unternehmen abbilden, können andere Indizes nur eine bestimmte Branche oder einen bestimmten Marktsektor abbilden.

Mit Sicherheit haben Sie schon von Indexfonds gehört. Indexfonds und ETFs sind Fonds, die Aktien halten, die für einen ganzen Index, wie den DAX 40, repräsentativ sind, sodass die Wertentwicklung parallel zu diesem Referenzindex steigt und fällt. Da die Indexwerte im Laufe der Zeit tendenziell steigen, sind Indexfonds und ETFs zu einer wichtigen Möglichkeit für Anleger geworden, langfristig Vermögen aufzubauen.

Eines der wichtigsten Dinge, die Sie bei einem bestimmten Index verstehen sollten, ist seine Gewichtung. Es gibt eine Vielzahl verschiedener Methoden zur Gewichtung von Indizes, hier sind einige der gebräuchlichsten:

Preisgewichtete Indizes: Der proportionale Anteil jeder Aktie am Index basiert auf ihrem Aktienkurs.

 

Wertgewichtete Indizes: Der proportionale Anteil jeder Aktie basiert auf ihrer gesamten Marktkapitalisierung (Aktienkurs multipliziert mit der Anzahl der ausstehenden Aktien). Dies wird auch als marktkapitalisierungsgewichteter Index bezeichnet.

 

Nicht-gewichtete Indizes: Jede Aktie hat im Gesamtindex den gleichen Wert.

Die Gewichtung eines Index hat einen erheblichen Einfluss auf seine Wertentwicklung. In einem gewichteten Index haben die Aktien mit höherem Gewicht einen größeren Einfluss auf die Gesamtbewegung des Index. In einem nicht-gewichteten Index haben alle Aktien gleichen Einfluss.

Sie sehen, Indizes sind ein nützliches Werkzeug, um die Performance eines bestimmten Marktes zu messen: Marktindizes bieten eine ziemlich genaue Einschätzung der aktuellen Entwicklung dieses bestimmten Sektors. Sie können mithilfe eines Index Ihr Portfolio mit der Entwicklung eines bestimmten Index, zum Beispiel des DAX 40, vergleichen. Haben Sie über die Zeit die gleiche Entwicklung oder sind Sie mit Ihrem Portfolio gar besser als der Markt? Wenn Ihr Portfolio jedoch dauerhaft deutlich hinter dem Index zurückbleibt, ist dies ein guter Grund, Ihre Entscheidungen infrage zu stellen. Jedes Portfolio wird Jahre haben, in denen es besser oder schlechter als ein Vergleichsindex abschneidet. Sie sollten sich nur Sorgen machen, wenn es über mehrere Jahre hinweg unterdurchschnittlich abschneidet.

Ein Index ist zudem gut für Marktprognosen: Ökonomen und Investoren können sich ansehen, wie verschiedene Indizes in der Vergangenheit auf bestimmte Marktkräfte oder Einflussfaktoren reagiert haben, um vorherzusagen, wie sie in Zukunft reagieren könnten. Bedenken Sie aber auch, dass, wenn Sie in einen Indexfonds investieren, Sie einzig und allein von der Entwicklung dieses Indexes abhängig sind.

Die Welt der Wertpapiere

Aktien

Aktien sind Beteiligungen an einem Unternehmen. Aktien können auch als Anteilsscheine bezeichnet werden, was im Wesentlichen bedeutet, dass Sie (Teil-) Geschäftsinhaber sind. Der Kauf von Unternehmensaktien ist mit bestimmten Rechten verbunden, die den Erhalt einer Dividende sowie das Stimmrecht auf Aktionärsversammlungen umfassen können. Unternehmen geben Aktien aus, um Kapital zu beschaffen. Dieses Kapital wird dann verwendet, um verschiedene Projekte zu finanzieren, die letztendlich zu Wachstum führen und eine Rendite für die Anleger schaffen. Ein privates Unternehmen kann durch die Emission eines Börsengangs (IPO) öffentlich werden.

Wenn ein Unternehmen beschließt, an die Börse zu gehen, wird vom Amt für Wertpapierkennung eine eindeutige WKN, kurz für Wertpapierkennnummer, und eine ISIN vergeben. ISIN steht für International Securities Identification Number und sie soll die bereits seit 2003 existierende, veraltete und nicht internationale WKN ersetzen. In den allermeisten Fällen besteht die ISIN aus zwei Buchstaben und einer neunstelligen Nummer, wobei die beiden Anfangsbuchstaben auf das Land des Hauptsitzes des Unternehmens deuten.

Der Aktienkurs eines Unternehmens, das an der Börse gelistet ist, ist der Preis des Marktwertes des Unternehmens. Dieser Wert hängt unter anderem von seinen Vermögenswerten, seinen aktuellen Gewinnen und seinen erwarteten zukünftigen Gewinnen ab. Obwohl der Prozess der Kapitalbeschaffung durch Aktienangebote ein großartiges Mittel für ein Unternehmen ist, um ein schnelles Wachstum und eine schnelle Expansion zu erreichen, gibt es auch Nachteile. Abgesehen von den hohen Gebühren, die für die Börsennotierung gezahlt werden, müssen börsennotierte Unternehmen ihre Finanzberichte offenlegen, bestimmte Vorschriften einhalten und sich ständigem Druck und der Kontrolle durch die Aktionäre ausgesetzt sehen. Sie haben schon weiter oben im Kapitel „Börsengelistete Unternehmen“ mehr dazu erfahren. Die internationale Börsenliteratur unterscheidet generell zwischen zwei Arten von Aktien: Stammaktien und Vorzugsaktien. Zudem werden in der Finanzwelt Aktien eines bestimmten Sektors gerne als Ganzes gesehen. Man hört dann Begriffe wie Tech-Aktien, Blue-Chip-Aktien, Energie-Aktien und so weiter. Wenn Sie Stammaktien besitzen, besitzen Sie einen Anteil am Gewinn des Unternehmens sowie ein Stimmrecht. Stammaktienbesitzer können auch Dividenden erwirtschaften. Heutzutage sind Dividenden in der Regel variabel und nicht garantiert. Die besten Dividendenzahler in Deutschland zahlen bis zu 8 EUR pro Aktie. Dividenden sind Gewinnausschüttungen an die Anteilsinhaber und demnach immer abhängig vom Gewinn des Geschäftsjahres.

Neben den Stammaktien gibt es die Vorzugsaktien, die häufig mit Anleihen verglichen werden. Vorzugsaktien zahlen den Anlegern in der Regel eine feste Dividende. Das gilt auch dann, wenn das Unternehmen bankrottgeht. Dann ist es Aufgabe der Insolvenzbehörde, mithilfe der Masse der übrig gebliebenen Vermögenswerte die Aktionäre auszubezahlen. Die Kurse von Vorzugsaktien sind weniger volatil als die Kurse von Stammaktien, was bedeutet, dass Aktien weniger anfällig für Wertverluste, aber auch weniger anfällig für Wertsteigerungen sind. Im Allgemeinen sind Vorzugsaktien am besten für Anleger geeignet, die lieber heute Erträge in der Hand halten, als auf die Zukunft zu spekulieren.

Innerhalb dieser breiten Kategorien von Stammaktien und Vorzugsaktien werden verschiedene Arten von Aktien auf andere Weise weiter unterteilt. Hier sind einige der häufigsten:

 

Unternehmensgröße: Sie haben vielleicht schon einmal die Worte Large-Cap oder Mid-Cap gehört. Diese beziehen sich auf die Marktkapitalisierung oder den Wert eines Unternehmens. Die Begriffe kommen aus dem US-amerikanischen und sind geläufig in der Deutschen Börsenliteratur. Large steht für groß und Mid für mittelgroß, während Cap für Capitalisation steht. Unternehmen werden im Allgemeinen nach der Größe in drei Kategorien eingeteilt: Large Cap (Marktwert von 10 Milliarden EUR oder mehr), Mid Cap (Marktwert zwischen 2 Milliarden EUR und 10 Milliarden EUR) und Small Cap (Marktwert zwischen 300 Millionen EUR und 2 Milliarden EUR).

 

Branche: Unternehmen werden auch nach Branchen unterteilt, die oft als Sektor bezeichnet werden. Aktien derselben Branche, zum Beispiel des Technologie- oder Energiesektors, können als Reaktion auf Markt- oder Wirtschaftsereignisse den gleichen Verlauf haben. Kommt es zu einer Anhebung des Ölpreises, können alle Aktien des Energiesektors gleich oder ähnlich darauf reagieren. Aus diesem Grund ist es immer wichtig, zu diversifizieren, indem Sie in sektorenübergreifende Aktien investieren.

 

Standort: Aktien werden häufig nach geografischen Standorten gruppiert. Sie können Ihr Anlageportfolio diversifizieren, indem Sie nicht nur in Unternehmen investieren, die in Deutschland tätig sind, sondern auch in Unternehmen mit internationalem Sitz und in Schwellenländern, die auf Expansionskurs sind. Hier sind China und Indien gute Beispiele von aufstrebenden Nationen.

 

Wachstumswert: Wachstumswerte stammen von Unternehmen, die entweder schnell wachsen oder schnell wachsen werden. Anleger sind in der Regel bereit, für diese Aktien mehr zu zahlen, da sie höhere Renditen erwarten.

 

Value-Aktien: Dies sind Aktien, die Anleger als unterbewertet erachten. Die Annahme ist, dass diese Aktien im Kurs steigen werden. Mehr zum Thema Value und Unterbewertung erfahren Sie im Kapitel „Finanzkennzahlen“. Im Bonusteil dieses Buches wird anhand eines Praxisbeispiels die Berechnung der Unterbewertung nach Graham aufgezeigt.