Gewinnspanne/Gewinnmarge

Die Gewinnmarge ist der Gewinn einer Unternehmung vor Zinsen und vor Steuern im Verhältnis zum Umsatz. Der englische Begriff hierfür ist EBIT. Die Formel ist somit Gewinn vor Zinsen und Steuern/Umsatz. Um eine Prozentzahl zu erhalten, kann man das Ergebnis mit 100 multiplizieren. Man erhält somit die Vorsteuermarge. Was sagt nun diese Zahl aus? Generell sagt die Vorsteuermarge aus, wie profitabel ein Unternehmen gewirtschaftet hat, unter der Prämisse, dass Steuern und Zinsen noch nicht bezahlt wurden. Je höher die Margenkennzahl, desto besser. Hierzu ein Beispiel: Person A hat einen Umsatz von 150 EUR. Von diesem Umsatz zieht Person A nun alle Kosten ab, die angefallen sind, um diesen Umsatz zu erzielen, zum Beispiel Miete und Herstellungskosten. Sagen wir, die Kosten lagen bei 130 EUR, somit hat Person A einen Gewinn von 20 EUR. Entsprechend beträgt nach obiger Formel die Marge 13,33 %. Ist das nun gut? Zum einen wird in der Börsenliteratur eine Marge von über 12 % immer als gut betrachtet, zum anderen muss man nun diese Zahl mit einem ähnlichen Unternehmen vergleichen.

 

Gesamtkapitalrendite (ROA)

Die Gesamtkapitalrendite, auf Englisch Return on Assets, wird berechnet, indem man den Gewinn und die Summe aller Vermögenswerte ins Verhältnis setzt. Die Gesamtkapitalrendite beschreibt, wie viel Gewinn mit dem Gesamtkapital der Firma erzielt werden kann. Somit ist der ROA eine indirekte Effizienzkennzahl. Die Gesamtkapitalrendite beschreibt, wie kapitalintensiv ein Unternehmen ist. Eine hohe Kennzahl sagt aus, dass es mit wenig Kapitaleinsatz große Gewinne erwirtschaften kann. Somit gilt also generell: Je höher der ROA, desto besser.

Diese Kennzahl ist sehr gut für Anleger geeignet, die ihr Vermögen langfristig anlegen möchten. Auch hier ein Beispiel, um die Kennzahl zu verstehen und zu erkennen, warum sie für langfristige Investments ausschlaggebend sein kann. Person A und Person B sind Imker und gewinnen ihren eigenen Honig. Beide haben einen Stand auf dem Markt, an dem sie Honig verkaufen. Person A gibt 1.500 EUR für einen gewöhnlichen Stand aus, während Person B 15.000 EUR für einen ausgefallenen Stand mit ausgestopften Bienen und Bären als Dekoration ausgibt. Um es nicht kompliziert zu machen, gehen wir davon aus, dass das auch die einzigen Werte sind, die für diese Unternehmung ausgegeben wurden.

Person A erwirtschaftet am Ende des Arbeitstages 150 EUR und Person B 1.200 EUR. Person A hat einen ROA von 150 EUR / 1.500 EUR = 10 %, während der ROA von Person B vereinfacht 1.200 EUR / 15.000 EUR = 8 % beträgt. Person A hat mit seinem Vermögensgegenstand, der nur 150 EUR gekostet hat, ein effizienteres Geschäft gemacht als Person B. Er wird jeden weiteren Tag mit seiner Ausstattung effizienter sein als Person B, somit ist er auf Dauer interessanter für einen langfristigen Anleger, da er anscheinend mit weniger Kapitaleinsatz doch 2 % mehr Geld als Person B verdient. Denn auch, wenn Person B 1.200 EUR eingenommen hat, rechtfertigt die Einnahme nicht den Kapitalaufwand. Sie sehen, der ROA allein sagt nicht viel aus, aber der Vergleich ist wertvoll für die Fundamentalanalyse.

 

Kapitalrendite (ROI)

Ganz eng mit dem ROA ist der ROI, der Return on Investment, verwandt. Im Deutschen sind beide Kennzahlen unter dem Begriff Kapitalrendite geläufig. Wie oben schon erfahren, gibt der ROA an, wie effizient ein Unternehmen mit seinen Vermögenswerten Einnahmen erzielt. Der ROI hingegen misst die Rentabilität in Bezug auf Investitionen, soll heißen, er gibt die Höhe des erwarteten Kapitalrückflusses aus Investitionen an. Im Wesentlichen bewertet der ROI somit die positiven Auswirkungen von Investitionen auf das Unternehmen während eines definierten Zeitraums, typischerweise eines Jahres. Anleger und Unternehmen selbst können den ROI verwenden, um besser beurteilen zu können, ob eine Investition gut oder schlecht ist.

Der ROI berechnet sich aus der Formel Umsatzrendite*Kapitalumschlag, wobei unter Umsatzrendite die Relation von Gewinn und Umsatz innerhalb einer Rechnungslegungsperiode verstanden wird. Aus ihr lässt sich ablesen, wie hoch der prozentuale Gewinn eines Unternehmens in Bezug auf einen bestimmten Umsatz ist. Der Kapitalumschlag gibt das Verhältnis von eingesetztem Gesamtkapital oder Eigenkapital zum Umsatz an.

Das bedeutet, man kann daraus ablesen, wie viel Umsatz mit Kapital in einem bestimmten Zeitraum erzielt wurde. Für die Berechnung des ROI wird immer das Gesamtkapital (Eigenkapital + Fremdkapital) eines Unternehmens herangezogen. Um den ROI besser zu verstehen, wird auch hier ein Beispiel verwendet: Unternehmen A tätigt eine Investition in den Bereich Marketing von 50.000 EUR. Ziel soll es sein, durch eine breit aufgestellte Marketing-Kampagne neue Kunden zu gewinnen. Am Ende der Kampagne hat das Unternehmen tatsächlich 60.000 EUR Umsatz aus dieser Aktion erzielt. Somit liegt der Reingewinn bei 10.000 EUR. Wenn die Zahlen nun in die Formel eingesetzt werden, so erhalten wir einen ROI von 20 % (10.000/60.000*100) * (60.000/50.000).

Was sagt diese Zahl nun aus? Sie bedeutet, dass mit jedem investierten Euro 20 Cent Gewinn gemacht wurde. Demnach wurde aus 1 EUR 1,20 EUR Umsatz gemacht. Anleger sollten negative ROIs vermeiden, da diese einen Nettoverlust implizieren. Somit gilt gleichzeitig: Je höher der ROI eines Unternehmens ist, desto besser! Wie bei den anderen Kennzahlen gilt auch hier, dass der Vergleich die beste Interpretationsmöglichkeit bietet. Betrachten Sie hierzu nur Unternehmen des gleichen Sektors mit ähnlicher Kapitalausstattung.

 

Eigenkapitalrendite (ROE)

Die Eigenkapitalrendite (ROE) kann Anlegern helfen, zwischen gewinnbringenden und nicht gewinnbringenden Unternehmen zu unterscheiden. Der ROE hilft somit Investoren bei der Feststellung, ob ein Unternehmen gewinnbringend oder lediglich ein ineffizienter Betrieb ist. Die Gewinn-und-Verlustrechnung ist genauso wie die Bilanz öffentlich zugänglich und in der Regel auf der Homepage jedes Unternehmens zu finden, das laut Gesetz seine Bücher veröffentlichen muss. Schauen Sie am besten unter dem Reiter Investor Relations. Dort finden Sie alle Zahlen für die Berechnung des ROE. Die Formel für die Berechnung lautet: Gewinn/Eigenkapital. Analysten sind sich einig, dass ein ROE von ca. 15 % sehr akzeptabel und ein guter Indikator für eine gute Rendite ist. Diese Kennzahl sagt aus, ob ein Unternehmen sein gewonnenes Kapital effizient einsetzt und daher in Zukunft wachsen kann.

Anders ausgedrückt: Die Ersparnisse werden nicht angerührt, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Hierzu ein Beispiel: Unternehmen A und Unternehmen B erwirtschaften in einem Geschäftsjahr 10.000 EUR Gewinn. Beide wollen expandieren. Um ein neues Unternehmen AA zu eröffnen, benötigt Unternehmen A 20.000 EUR und Unternehmen B benötigt 100.000 EUR, welche den Ersparnissen, sprich dem Eigenkapital, entnommen werden muss. Nach der ROE-Formel ist somit eine Investition in Unternehmen A viel gewinnbringender, da es besser wirtschaftet und sein Kapital effizienter einsetzt (natürlich immer unter der Voraussetzung, dass beide Unternehmen miteinander vergleichbar sind). Unternehmen A hat eine deutlich höhere Eigenkapitalrendite, und zwar in diesem Beispiel von 50 %, Unternehmen B hat im Gegensatz dazu eine Eigenkapitalrendite von 10 %.

Wie bei allen Kennzahlen ist auch der ROE nicht der heilige Gral. Denn immer dann, wenn der Wert des Eigenkapitals, also der Nenner in der obigen Formel, sinkt, wird die Kennzahl größer. Nehmen wir aber nun an, dass das Unternehmen unregelmäßig Abschreibungen vornehmen muss, zum Beispiel von Maschinen. In dem Jahr, in dem dann eine große Abschreibung vorgenommen wird, wird diese mit dem Ertrag verrechnet und der Zähler der Formel wird kleiner. In diesem Jahr ist die Kennzahl verfälscht durch die große Abschreibung, es scheint dann so, dass der ROE dann in den Folgejahren massiv ansteigen würde, obwohl sich an der eigentlichen Geschäftstätigkeit nicht viel geändert hat. Das Gleiche gilt auch für Gewinnausschüttungen. Sie verfälschen das Bild des ROE. Da das ein wenig komplex ist, hier ein Beispiel dazu: Sagen wir, Betrieb A hat 500 EUR Schulden und 500 EUR Eigenkapital, Betrieb B hat 200 EUR Schulden und 800 EUR Eigenkapital. Der Return on Equity beträgt bei A 24 % und bei B nur 15 %. Obwohl A mehr Schulden hat, ist hier der ROE höher. Deswegen kann der ROE allein betrachtet Fehlinformationen liefern, vielmehr ist es sinnvoll, ihn im Zusammenhang mit einer weiteren Kennzahl zu betrachten.

 

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV, englisch P/E-Price-Earnings Ratio)

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis wurde erstmals von Benjamin Graham beschrieben. Benjamin Graham war ein Wirtschaftswissenschaftler, der bis heute viele Anleger in ihren Investmententscheidungen beeinflusst. Sein berühmtes Buch Intelligent Investieren ist ein Klassiker unter den Value-Investment-Lehrbüchern. Warren Buffet, der milliardenschwere Investor und CEO von Berkshire Hathaway, sagte, dass das Buch eines der besten Bücher, wenn nicht sogar das beste Buch ist, was jemals geschrieben wurde. Das Buch ist ein wenig komplex, doch für die damalige Zeit wichtig und wegweisend. Viele Dinge aus dem Buch, die heute natürlich selbstverständlich erscheinen, waren es damals noch nicht.

Es würde zu weit führen, hier den Inhalt des Buches wiederzugeben, dennoch sind es im Wesentlichen 3 Schlüsselfaktoren, die entscheidend sind in Grahams Buch: Zum einen predigt er eine Fehlertoleranz bei der Bewertung von Unternehmen. Wenn Sie am Ende Ihrer Berechnungen zu dem Schluss kommen, dass das Unternehmen einen fairen Wert von 100 hat, so sollten Sie dennoch erst bei 70 kaufen. Zum anderen sagt Graham, dass Emotionen keinen Platz an der Börse haben. Panikverkäufe, wenn der Preis nach unten schnellt, bringen nur Verluste.

Der dritte Faktor, den Graham lehrt, ist der, dass Risiko und Rendite nicht immer korrelieren. Dieser Faktor ist streng im Kontext seiner Zeit zu sehen, aber dennoch aktuell. Insbesondere in der heutigen Zeit, in der Start-ups und neue kleine Zweimann-Unternehmen ganze Branchen revolutionieren, geht man oft ein enormes Risiko ein und erwirtschaftet entweder einen enormen Gewinn oder eben den größten Verlust. Im Folgenden soll nun die berühmte Formel der Berechnung des KGV vorgestellt werden. Es sei hier zudem erwähnt, dass der KGV bei vielen Online-Brokern standardmäßig abrufbar ist und angeboten wird. Generell ist der KGV eine der einfachsten und grundsätzlichsten Kennzahlen, die man in der Aktienanalyse verwenden kann. Gerade für Anfänger kann diese Kennzahl intuitiv verständlich sein. Die Berechnungsformel verknüpft den Preis einer Aktie und den aktuellen Gewinn dieser Aktie. Nehmen wir an, der Preis einer Aktie beträgt 10 EUR und der Gewinn dieser Aktie beträgt pro Jahr 2 EUR, somit ergibt sich ein KGV von 5. Sie können den Gewinn pro Aktie auf einschlägigen Internetseiten wie finanzen.net unter Kennzahlen finden. Gleichzeitig finden Sie aber auch schon den berechneten KGV. Zurück zu unserem Beispiel: ein KGV von 5. Aber was sagt das aus? Die Zahl 5 sagt aus, dass es 5 Jahre dauert, bis sich die Anfangsinvestition von 10 EUR amortisiert hat, sprich, bis man die 10 EUR wieder in seine Tasche geholt hat. In anderen Worten sagt der KGV aus, wie viele Jahre man benötigt, um sein eingesetztes Kapital wieder zu erwirtschaften. Wenn wir nun den Kehrwert des KGVs betrachten, hier 1/5, dann bekommen wir als Ergebnis 0,2, also 20 %, und das entspricht der erwarteten Rendite.

Den KGV benutzt man am besten zum Vergleich von Unternehmen innerhalb einer Branche. Wenn die Mercedes-Aktie einen KGV von 10 hat und die BMW-Aktie einen KGV von 15, so sehen Sie auf den ersten Blick, dass BMW teurer ist, das heißt, auf aktuellem Gewinnniveau erwarten die Anleger, dass sie 15 Jahre benötigen, um ihr Geld zurückzugewinnen. Wenn man aber nur lediglich diese Zahl betrachtet, so müssten ja alle Anleger rein rational nur Mercedes-Aktien kaufen, was wiederum zu einem Kursanstieg der Mercedes-Aktie führen würde.

So einfach ist der Markt aber nicht, denn ein niedriges KGV impliziert, dass auch die Gewinne in Zukunft niedriger sind, wobei bei einem höheren KGV der Markt davon ausgeht, dass das Unternehmen in der Zukunft eventuell mehr Gewinn erwirtschaftet und sich somit eine Balance im Markt einstellt. Es lässt sich also sagen, dass der KGV nicht eine Kennzahl dafür ist, ob ein Unternehmen gerade in diesem Moment günstig ist, sondern eher eine Kennzahl dafür, ob Anleger ein Wachstum des Unternehmens erwarten. Denn je höher der KGV, desto mehr Wachstum muss von den Anlegern erwartet werden, um ihre Rendite zu erzielen. Auf der anderen Seite können Anleger eine geringere Rendite in Kauf nehmen, haben dafür aber eine größere Sicherheit. Besonders Anfänger können nach Unternehmen suchen, die ein kleines KGV haben, von denen sie aber überzeugt sind, dass sie in Zukunft Gewinnzuwachs bringen. Das sind gute Anlagemöglichkeiten.

 

Chartanalyse

Neben der Fundamentalanalyse kann die technische Analyse helfen, Wertpapiere mit Potenzial auf Kursgewinne zu finden. Die technische Analyse ist eine Art Prognosetechnik, um zukünftige finanzielle Preisbewegungen basierend auf der Untersuchung vergangener Preisbewegungen zu antizipieren. Sie kann Anlegern helfen, herauszufinden, wie sich der Preis eines Wertpapiers in der nahen und mittleren Zukunft verhalten wird. Die technische Analyse ist auf Aktien, Indizes, Rohstoffe, Futures oder alle anderen handelbaren Wertpapiere anwendbar, bei denen der Preis durch Angebot und Nachfrage beeinflusst wird.

Die Preisdaten, die bei einer technischen Analyse betrachtet werden können, beziehen sich auf jede einzelne mögliche Kombination aus Preisen. Das soll heißen: Es ist möglich, Eröffnungs-, Höchst-, Tiefst- und Schlusspreise in die Analyse zu inkludieren. Dabei kann auch der Zeitrahmen der Preisbetrachtung individuell eingestellt werden. So können Sie Bewegungen während des Tages auf Minuten genau betrachten, Sie können aber auch die Preisbewegungen über Monate, Wochen oder Jahre einstellen. Mit anderen Worten: Die technische Analyse ermöglicht die Beobachtung des Preises über einen von Ihnen gewählten Zeitraum. Noch einmal, da es so wichtig ist, sei erwähnt, dass die technische Analyse auf Wertpapiere anwendbar ist, bei denen der Preis nur durch die Kräfte von Angebot und Nachfrage beeinflusst wird. Die technische Analyse funktioniert nicht, wenn andere Kräfte den Preis des Wertpapiers beeinflussen können. Um gute und nicht verfälschte Ergebnisse zu liefern, macht die technische Anayse drei wichtige Annahmen über die zu analysierenden Wertpapiere.

Hohes Handelsvolumen: Das Handelsvolumen sollte groß sein, denn das heißt im Umkehrschluss, dass eine bestimmte Liquidität auf dem Markt vorherrscht. Unbekannte Aktien sind schwieriger zu handeln, da nur eine kleine Handvoll Menschen diese Aktien kennt und somit womöglich kein Abnehmer zur Stelle ist, wenn Sie verkaufen wollen. Die Liquidität auf solch einem Markt ist nicht gegeben. Darüber hinaus sind Aktien mit geringem Volumen oft sehr niedrig bewertet, was bedeutet, dass ihre Kurse von einzelnen Anlegern leichter manipuliert werden können. Diese äußeren Kräfte, die auf geringe Volumina einwirken, machen sie für die technische Analyse ungeeignet.

Keine künstlichen Preisänderungen: Aktiensplits, Dividenden und Ausschüttungen sind die häufigsten Gründe für künstliche Preisänderungen. Obwohl der Wert der Investition gleichgeblieben ist, können künstliche Preisänderungen ein Preisdiagramm dramatisch beeinflussen und die Anwendung der technischen Analyse erschweren. Um einer Verzerrung des Bildes entgegenzuwirken, empfiehlt es sich hier dann, auf historische Daten zurückzugreifen.

Keine extremen oder außergewöhnlichen Nachrichten: Die technische Analyse kann keine extremen Ereignisse vorhersagen, einschließlich geschäftlicher Ereignisse wie der unerwartete Tod des CEO eines Unternehmens, politische Ereignisse wie ein Terroranschlag oder eine weltweite Pandemie. Wenn die Kräfte von „extremen Nachrichten“ den Preis beeinflussen, müssen Sie geduldig warten, bis sich der Chart beruhigt und die neue Normalität widerspiegelt, die sich aus solchen Nachrichten ergibt. Für nicht verfälschte Ergebnisse ist es sehr hilfreich, dass diese drei Anforderungen erfüllt sind.

Anleger, die ausschließlich die technische Methode benutzen, um das Potenzial von Rendite in Wertpapieren zu erkennen, vertreten die Meinung, dass der aktuelle Preis alle Informationen vollständig widerspiegelt. Schließlich spiegelt der Marktpreis das Gesamtwissen aller Teilnehmer wider, darunter Händler, Investoren, Portfoliomanager, Analysten, Marktstrategen, technische Analysten, Fundamentalanalysten und viele andere. Es liegt somit nahe, diesen Experten zu vertrauen und sich lediglich auf die Entwicklung des Preises zu verlassen. Die Verfechter der technischen Analyse sind sich einig, dass der Preis einem gewissen Trend folgt. Würde er das nicht tun und wäre der Preis eine rein zufällige Zahl, wäre die technische Analyse ja auch nichts wert. Stattdessen sagen sie, dass es möglich ist, einen Trend zu identifizieren, basierend auf dem Trend zu investieren und zu handeln und im Verlauf des Trends Geld zu verdienen. Da die technische Analyse auf viele verschiedene Zeiträume angewendet werden kann, ist es möglich, sowohl kurzfristige als auch langfristige Trends zu erkennen. Hierin liegt auch der deutliche Unterschied zwischen Fundamental- und technischer Analyse.

Während sich die Fundamentalisten dafür interessieren, warum der Preis so ist, wie er ist, ist für Techniker diese Fragestellung egal. Vielmehr nehmen sie den Preis als gegeben hin und stellen sich Fragen wie: Warum ist der Preis gestiegen? Warum ist er gesunken und wann ungefähr wird er wieder steigen? Der Vorteil der technischen Chartanalyse liegt klar auf der Hand, sie ist vielseitig für die verschiedensten Branchen und die verschiedensten Wertpapiere zu nutzen. Es spielt keine Rolle, ob Sie sich eine Aktie, einen Marktindex oder einen Rohstoff ansehen. Die technischen Prinzipien von Unterstützung, Widerstand, Trend, Handelsspanne und anderen Aspekten können auf jeden Chart angewendet werden. Im Bonusteil gibt es eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie Sie Chartdiagramme abrufen können und wie Sie Aufwärtstrends erkennen können. Grundlegende Begriffe der Chartanalyse sind im Folgenden erklärt.

 

Gesamttrend: Der erste Schritt besteht darin, den Gesamttrend zu identifizieren. Dies kann mit Trendlinien und gleitenden Durchschnitten erreicht werden. Für einen gleitenden 20-Tage-Durchschnitt werden die letzten 20 Tage addiert und durch 20 geteilt. Zum Beispiel ist der Trend aufwärts, solange der Preis über seiner aufwärts geneigten Trendlinie oder einem bestimmten gleitenden Durchschnitt bleibt. Ebenso ist der Trend nach oben gerichtet, solange sich nach jedem Tief ein umso höheres Hoch bildet.

 

Unterstützung: Durch Verbinden der früheren Tiefststände unter dem aktuellen Preis kann man das Unterstützungsniveau markieren. Falls es zu einem Preisverfall unter diese Unterstützungslinie kommen sollte, so gilt das als kein gutes Zeichen. Es deutet darauf hin, dass der Bullenmarkt zurückgeht zu einem Bärenmarkt. Man bezeichnet einen Markt als Bullenmarkt, wenn die Anlagepreise über längere Zeiträume steigen und somit auch das Vertrauen, das die Anleger in den Markt haben. Angetrieben von den florierenden Volkswirtschaften und der niedrigen Arbeitslosigkeit, die normalerweise mit Bullenmärkten einhergehen, sind Anleger bestrebt, Wertpapiere zu kaufen oder zu halten, um so einen Käufermarkt zu schaffen.

Während Bullenmärkte von Optimismus angetrieben werden, sind Bärenmärkte genau das Gegenteil. Hier können die Aktienkurse über einen längeren Zeitraum um 20 % oder mehr fallen. Bullen werden im Allgemeinen von der Wirtschaftskraft angetrieben, während Bärenmärkte oft in Zeiten wirtschaftlicher Abschwächung und höherer Arbeitslosigkeit auftreten. Anstatt sich in den Markt einzukaufen, wollen Anleger verkaufen. Sie legen mehr Wert auf Sicherheit in Form von Bargeld oder festverzinslichen Wertpapieren. Das Ergebnis ist ein Verkäufermarkt. Bärenmärkte können einige Wochen bis hin zu mehreren Jahren andauern. Der erste und bekannteste Bärenmarkt war die Große Depression. Die Dotcom-Blase im Jahr 2000 und die Immobilienkrise 2007/2008 sind weitere Beispiele.

 

Widerstand: Durch Verbinden der früheren Höchststände über dem aktuellen Preis kann man das Widerstandsniveau markieren. Ein Durchbruch über den Widerstand wird als „bullisch“ und positiv für den Gesamttrend angesehen.

 

Kauf- und Verkaufsdruck: Falls bei Aktien und Indizes die Volumenzahlen verfügbar sind, kann ein Indikator verwendet werden, um den Kauf- oder Verkaufsdruck zu messen. Dieser Indikator ist der von Marc Chaikin entwickelte Chaikin-Money-Flow. Er ist ein volumengewichteter Durchschnitt des Kaufs und Verkaufs von Wertpapieren über einen bestimmten Zeitraum. Die Standardperiode beträgt 21 Tage. Das Prinzip hinter dem Chaikin-Money-Flow ist: Je näher der Schlusskurs dem Hoch ist, desto mehr Kauf hat stattgefunden. Umgekehrt gilt: Je näher der Schlusskurs am Tief liegt, desto mehr Verkauf hat stattgefunden. Wenn die Kursbewegung bei steigendem Volumen durchweg über dem Mittelpunkt des Balkens schließt, ist der Geldfluss von Chaikin positiv. Umgekehrt, wenn die Kursbewegung bei steigendem Volumen konstant unter dem Mittelpunkt des Balkens schließt, wird der Chaikin-Money-Flow ein negativer Wert sein. Wenn der Chaikin-Indikator über null ist, gibt es Kaufdruck, was ein gutes Zeichen ist. Umgekehrt, wenn der Chaikin-Indikator unter null liegt, bedeutet es, dass die Anleger lieber abverkaufen wollen. Falls Sie eine Tradingsoftware besitzen, die diese Anwendung anbietet, machen Sie Gebrauch davon.

 

Relative Stärke: Dieser Indikator konzentriert sich auf die Anlage in Aktien oder andere Wertpapiere, die sich im Vergleich zum Gesamtmarkt oder zu einer relevanten Benchmark gut entwickelt haben. Ein Anleger, der mit dem Indikator der relativen Stärke arbeitet, könnte beispielsweise Technologieunternehmen auswählen, die den DAX übertroffen haben. Mit anderen Worten: In jeder guten Tradingsoftware kann man den RSI auswählen, er zeigt an, wie gut (relativ) die Aktie im Gegensatz zu einem bestimmten Bündel anderer Aktien insgesamt ist.

Mithilfe dieser Indikatoren, die Sie auf Ihrem Chart einstellen können, können sich nun verschiedene Muster bilden. Es ist wichtig, die Muster richtig zu interpretieren, um einen günstigen Einstiegs- oder Ausstiegszeitraum zu identifizieren und auch, um zu erkennen, ob sich die Aktie gerade im Abwärtstrend befindet oder ob der Markt generell ein Bärenmarkt ist. Dabei verwenden die meisten Trader als Grundlage ein sogenanntes Candlestickchart. Es gibt viele Chartmuster, die benutzt werden können für die obigen technischen Kennzahlen, jedoch hat sich das Candlestickchart als das verständlichste weltweit durchgesetzt.

Der englische Begriff Candle bedeutet zu Deutsch Kerze. Einfach ausgedrückt ist ein Candlestickchart somit ein Chart, der aus einzelnen Kerzen besteht und den Anleger verwenden, um Preisbewegungen zu verstehen. Die ausschlaggebenden Linien auf dem Chart sehen wie Kerzen aus. Der breiteste Teil der Candlestick-Linie ist der Körper. Er stellt den Preis zwischen Markteröffnung und Marktschließung dar. Wenn der Schlusskurs niedriger als der Eröffnungskurs ist, ist der Körper rot. Der Körper ist grün, wenn der Schlusskurs höher als der Eröffnungskurs ist. Die Farben können je nach verwendeter Website oder Tradingsoftware variieren. Die dünnen Linien über und unter dem Körper werden Kerzendochte genannt. Die Spitze des oberen Dochtes ist das Hoch der Sitzung und die Spitze des unteren Dochtes ist das Tief des Preises des jeweiligen Betrachtungszeitraums.

Das heißt, wenn Sie ein Candlestickchart betrachten, das auf Tage eingestellt ist, sehen Sie Hoch und Tiefs des Preises an einer Candle. Der Körper der Kerze kann verschiedene Längen haben, hieran erkennen Sie, ob Sie sich gerade in einem Bullen- oder in einem Bärenmarkt befinden. Eine lange und grüne Kerze ist bullish, umgekehrt ist eine lange rote Kerze als bearish zu betrachten. Kurze Kerzen, wechselnd in der Farbe, zeigen an, dass Bullen und Bären gleich stark sind und ein eventuelles Aufwärtsmomentum in Gefahr ist. Ein langer Docht oberhalb der Kerze zeigt, dass der Markt höhere Preise abgelehnt hat, während ein langer unterer Docht einen Markt darstellt, der niedrigere Preise getestet und abgelehnt hat.

Die Kerzen, die Farbe und die Länge der Kerzen in Addition mit den oben vorgestellten Indikatoren, die in jedem Chart eingestellt werden können, liefern für eine gewisse Aktie ein gewisses Muster. Die Muster können verschiedene Formen einnehmen. Die Interpretation erfordert Erfahrung und Weiterbildung. Es gibt zahlreiche Kurse und Bücher, die Musterinterpretationen lehren. Hier an dieser Stelle empfiehlt es sich, eine Zusatzlektüre zu den einzelnen Mustern zu besorgen.

Wie jede Analyse ist auch die technische Analyse nicht der Heilige Gral. Es ist eine Methode, um die Zukunft, auf Basis der Vergangenheit, einigermaßen gut einschätzen zu können. So können zwei Menschen, die ein und dasselbe Chart betrachten, zu unterschiedlichen Meinungen kommen.

Eine Kombination aus Fundamentalanalyse und technischer Analyse kann jedoch sehr gute Indizien liefern, die auf einen Aufwärtstrend hinweisen und somit den Weg für Kursgewinne öffnen.