Kapitel 22
Am nächsten Morgen trat Jørgen mit einem Räuspern in Xanders Büro.
Der schaute von seinen Unterlagen auf.
»Ja?«
»Ich wollte nur sagen …« Er suchte nach den richtigen Worten. »Wir erwarten Nachwuchs. Christina und ich. Im Frühjahr.«
Xander konnte sich nicht erinnern, dass er die Frau seines Lebens je anders als seine Liebste
genannt hatte, und fand es gut, endlich einen Namen für die Auserkorene zu haben.
»Glückwunsch«, sagte Xander mit einem Lächeln.
»Danke.«
»Wisst ihr schon, was es wird? Junge oder Mädchen?«
»Es ist ein Junge. Ich hab ihn auf einem Ultraschallbild gesehen …«
Xander dachte an die typischen Ultraschallbilder der dunklen Silhouette eines winzigen Menschen in einer dunklen Grotte.
Jørgens Augen strahlten, und Xander spürte einen kleinen Stich Neid bei der Erkenntnis, dass er vermutlich nie Kinder haben würde.
Er riss sich zusammen und konzentrierte sich auf seinen Kollegen. Er freute sich wirklich aufrichtig für Jørgen, obgleich ihn kurz der Gedanke streifte, dass er vermutlich Elternzeit in Anspruch nehmen würde.
»Wir haben ein Briefing«, sagte Xander. »Trommelst du die anderen zusammen?«
Jørgen nickte und verschwand.
Kurz darauf waren alle in Xanders Büro versammelt. Es roch nach Kaffee, Schweiß und gerade beendeter Mittagspause. Er räusperte sich und sah in die Runde.
»Ich war bei der Obduktion von Luisa Fernandez dabei. Mehrere Dinge deuten auf einen Zusammenhang mit dem Mord an Rita Magnussen hin. Svend Jacobsen hat ein Alibi. Er ist mit dem Bus nach Hause gefahren, wie bei der Vernehmung angegeben. Das wird von den Überwachungsfilmen der Movia Transportgesellschaft bestätigt.«
Unruhiges Murmeln unter den Kollegen.
»Die Leute von der Rechtsmedizin meinen, dass das vom Mörder in die Brust geritzte Kreuz auf dieselbe Art ausgeführt wurde wie das, das wir in Rita Magnussens Schädel eingeritzt gefunden haben. Ich würde es als eine Art Signatur des Täters bezeichnen«, fügte er nachdenklich hinzu. »Es war ein katholischer Priester da, um für Luisa Fernandez zu beten … Sie war Katholikin … und der meinte, dass das Kreuz verkehrt herum
ausgeführt sei, wie er es formulierte. Ich bin mir nicht ganz sicher, was das zu bedeuten hat, aber dem werde ich noch auf den Grund gehen. Der Täter hat für die … Gravur vermutlich ein Skalpell benutzt. Und in der Nähe des Opfers wurde eine leere Plastikflasche sichergestellt, wie sie für Weihwasser benutzt wird, meint der Priester. Die Flasche ist identisch mit der, die neben Rita Magnussen im Grab gefunden wurde. Wir müssen noch abwarten, was die Techniker zu dem Wasser sagen. Wenn du das weiterverfolgen würdest, Jørgen«, sagte Xander.
Jørgen nickte.
»Ihr anderen putzt die Klinken in der Umgebung um den Königlichen Garten und überprüft die Überwachungskameras.«