Am nächsten Morgen war es erst mal komisch, auf dem Hausboot bei Hendrik aufzuwachen. Ohne frische Klamotten und ohne Zahnbürste. Aber Hendrik schaffte es, mir ein gutes Gefühl zu geben.
»Hier, die habe ich kürzlich für mich neu gekauft, aber meine alte tut es sicher auch noch ein paar Tage«, sagte er und wedelte mit einer noch eingepackten Zahnbürste. »Leg ich dir ins Bad. Und falls du ein frisches Shirt oder so brauchst, bediene dich gern an meinem Schrank. Ich gehe kurz mit Snørre raus.«
»Danke!«, rief ich ihm hinterher, und gleich darauf waren die zwei schon verschwunden. Ich rieb mir über die Augen, ehe ich auf die Uhr schaute und dann die Bettdecke zurückschlug. Mir blieb noch genügend Zeit, um zu Hause zu duschen, bevor ich zum Laden musste. Daher schlüpfte ich in die Klamotten von gestern und wusch mir im Bad nur rasch das Gesicht und putzte die Zähne. Als ich mich im Spiegel anblickte, dachte ich: Scheiße! Wie würde das jetzt weitergehen? Wir arbeiteten nebeneinander. Würde das in den nächsten Tagen nicht merkwürdig sein – bei jeder Begegnung an diese Nacht zu denken? Und würde es bei diesem einen Mal bleiben oder wieder passieren? O Gott, vielleicht stieg er regelmäßig mit Kundinnen ins Bett! Nein, auch wenn ich nicht wusste, wie er das mit uns sah, war ich mir doch sicher, dass er mich mochte. Wobei – Männer tickten oft so anders, wie mir einige unschöne Erfahrungen auf Tinder und Lovoo gezeigt hatten …
Ich schloss für einen Atemzug die Augen. Du wolltest ein Abenteuer, nun hast du eines, erklang eine Stimme in meinem Kopf, die sich nach einer Mischung zwischen Nora und Hanna anhörte.
Als ich aus dem Bad kam, waren Hendrik und Snørre schon zurück, und es duftete nach Kaffee. Etwas unschlüssig stand ich im Flur und beobachtete das Bild, das sich mir bot. Hendrik werkelte in der Küche, barfuß in Sweatpants und T-Shirt, während Snørre zu seinen Füßen saß und ihn anhimmelte. Ja, ich konnte den Hund verstehen.
»Kaffee? Und vielleicht einen Toast?«, riss Hendrik mich aus meinen Gedanken.
Ein Teil von mir wollte einen Kaffee, aber ein anderer Teil wollte gehen und den unangenehmen Abschied nicht länger hinauszögern. Für einige Sekunden zögerte ich und wog ab.
»Einen Kaffee nehme ich, aber dann muss ich dringend los. Damit ich zu Hause noch duschen kann, und Snørre braucht sein Futter.«
Hendrik füllte zwei Tassen und reichte mir eine davon, doch ehe ich die Finger darum schließen konnte, zog er sie noch einmal weg. Automatisch hob ich den Blick zu seinem Gesicht.
»Du kriegst jetzt keine Panik, oder?«
»Ich?«, fragte ich amüsiert. »Ist das nicht eigentlich der Moment, in dem Männer üblicherweise davon befallen werden?«
Hendriks Mundwinkel zuckten. »Deine Meinung von mir scheint ja sehr hoch zu sein.«
Ich schnappte mir den Kaffee. »Sie hat sich nach gestern Nacht auf jeden Fall gehoben.« O Gott, hatte ich das wirklich gerade gesagt? Ich grinste, Hendrik auch. »Danke.«
»Wofür?«, fragte er irritiert.
»Dafür, dass das hier nicht komisch endet.«
Er stellte seine Tasse hinter sich auf die Küchenarbeitsplatte, gegen die er sich lehnte, verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich plötzlich ernst an. »Ich möchte nicht, dass es endet.«
Ich öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Mein Herz war ganz außer sich und galoppierte wie ein Rennpferd in meiner Brust. »Was möchtest du denn?«, fragte ich.
Es dauerte einen Moment, ehe er antwortete. »Was hältst du davon, wenn ich uns nach der Arbeit was koche?«
Ich lächelte. »Klingt gut.«
Während ich meinen Kaffee trank, duschte Hendrik, und wenig später spazierten wir gemeinsam auf die andere Hafenseite und quatschten dabei über Gott und die Welt – warum war das so leicht mit ihm? Schließlich bog ich zu meiner Wohnung ab, und Hendrik lief weiter zum Studio.
Im Laden war ich den ganzen Tag über zu nichts zu gebrauchen. Ich fühlte mich euphorisch und unsicher zugleich und konnte mich auf keine Sache lange konzentrieren, weil sich ständig Bilder von der vergangenen Nacht in den Vordergrund meines Kopfes schoben.
Als es endlich Zeit war, den Laden abzuschließen, schickte Hendrik mir eine WhatsApp.
Ich habe noch einen Kunden, soll ich dich danach zu Hause abholen?
Okay, ich gehe jetzt mit Snørre an den Strand und dann zu meiner Wohnung. Bis später.
Sobald ich das Handy weggelegt hatte, nahm ich es nochmal zur Hand und schickte die Adresse hinterher. Dann fiel mein Blick auf Linns Namen in der Auflistung meiner letzten Chats, und mir fiel ein, dass ich mir geschworen hatte, endlich Nägel mit Köpfen zu machen, wenn sie sich nicht meldete. Morgen, sagte ich mir.
Ich fuhr zum Ostseebad und ließ mir dort den Wind um die Nase wehen, schaute hinaus auf die Förde und versuchte, meine Gedanken und Gefühle zu sortieren. Vergeblich. Es war, als wäre meine wohlgeordnete Welt einmal durchgeschüttelt worden wie eine Schneekugel, und nun sausten meine Gedanken und Empfindungen umher wie die Flocken darin.
Zu Hause angekommen dauerte es nicht lange, bis Hendrik klingelte.
»Hey«, begrüßte er mich und küsste mich auf den Mund. Zunächst war ich überrumpelt, doch kaum berührten seine Lippen meine, verstummten alle Zweifel. Meine Hände strichen über seine Jacke, und ich konnte es nicht erwarten, ihn von diesen lästigen Stoffschichten zu befreien.
»Darauf habe ich mich schon den ganzen Tag gefreut«, murmelte er an meinem Mund.
»Sollen wir?«, fragte ich und löste mich von ihm. Hendrik schaute sich neugierig im Flur um.
»Wir können auch bei dir bleiben.«
»Ein Abendessen auf einem Boot klingt verlockender, finde ich.« Etwas in mir sträubte sich gegen die Vorstellung, hier – in der Wohnung von Linn und mir – mit ihm zusammen zu sein. Ich schob den Gedanken beiseite.
»Na gut, spazieren wir wieder hin?«
»Gern, Snørre freut sich.«
Ich griff gerade nach meinem Mantel, als Hendrik sagte: »Hast du Futter für Snørre eingepackt?«
Ich stutzte und sah ihn irritiert an, bis er lachte und beschwichtigend die Hände hob. »Nur für den Fall der Fälle.«
Vielsagend hob ich eine Augenbraue, ging dann aber in die Küche und packte Snørres Verpflegung in einen Rucksack, anschließend huschte ich noch schnell ins Schlafzimmer und stopfte frische Klamotten obendrauf. Nur für den Fall der Fälle, sagte ich mir und verspürte dabei eine kribbelige Vorfreude.
Der Fall der Fälle trat nicht nur an diesem Abend ein, sondern auch an den folgenden. Selbst tagsüber im Laden beherrschte Hendrik zunehmend meine Gedanken, und wir verabredeten auch gar nicht mehr, dass er mich abends abholte. Es war selbstverständlich, und das war irgendwie das Schönste daran. Na gut, mir fielen noch viele weitere sehr schöne Aspekte ein. Der Sex, das Kuscheln, wie er mich ansah, küsste, wie er Snørre behandelte, wie er jeden Morgen kurz mit ihm rausging, damit ich noch ein wenig liegen bleiben konnte. Wir kochten zusammen, schauten Netflix, redeten über das Hygge Up und sein Studio, und ich genoss jede Sekunde. Inzwischen kannte ich alle seine Tattoos und er jeden Quadratzentimeter meiner Haut.
Am Samstagnachmittag lümmelten wir gerade faul auf der Couch herum, als mir Nora schrieb.
Gehts dir gut? Lange nichts gehört! Möchtest du heute beim Haus vorbeikommen? Die neue Küche ist letzte Woche eingebaut worden, und wir könnten quatschen. Bent und Sören bauen heute den Pax für unser Ankleidezimmer zusammen.
Ich betrachtete mein Handy. Natürlich hatte ich Lust, mir das Haus anzuschauen und Nora zu sehen, aber es war auch schön, die Zeit mit Hendrik zu verbringen.
»Alles okay?«, fragte er.
»Hm, Nora fragt, ob ich beim Haus vorbeischauen will. Sie renovieren es gerade.«
»Klar, mach nur.«
Ich setzte mich etwas aufrechter hin und kaute auf meiner Unterlippe. »Hast du vielleicht Lust mitzukommen? Bent und sein Freund Sören sind auch da, die kennst du ja schon.«
Hendrik betrachtete mich einige Sekunden. »Wenn du das willst«, sagte er und gab mir einen Kuss auf die Lippen.
Ich lächelte und textete Nora, dass wir bald vorbeikommen würden, wobei ich Hendrik nicht explizit erwähnte.
Zunächst holten wir mein Auto, mit dem wir anschließend nach Holnis brausten.
»Mega Grundstück!«, staunte Hendrik, als ich in dem Ort Schausende auf den Hofplatz rollte.
»Ein Traum, oder? Es gehörte seinem Opa, dann hat Bent es verkauft, die ganze Sache schnell bereut und im letzten Jahr zurückgekauft.«
Ich hob Snørre aus dem Auto und setzte ihn ab. Das Abrufen klappte mittlerweile recht gut, deswegen traute ich mich immer häufiger, ihn frei laufen zu lassen. Wir gingen zur hinteren Eingangstür, und ich klopfte, bevor ich sie öffnete.
»Huhu, jemand da?«, rief ich.
»Komm rein! Ich bin in der Küche!«, schallte die Stimme meiner Freundin durch die noch leeren Räume zurück.
»Snørre, komm!«, lockte ich den Pudel, und er sprintete ins Haus. Hendrik und ich folgten ihm.
»Hey Snørre«, flötete Nora und beugte sich zu ihm hinab. »Da seid ihr zwei ja.« Sie hob ihren Kopf. »Hi, oh, ihr drei – moin Hendrik.«
»Moin Nora.«
»Warte, ich hole Bent, der ist bestimmt froh über eine Pause. Sören hat abgesagt, und nun versucht er sich allein an dem Schranksystem. Ich bin eben schon geflüchtet. Schaut euch gern so lange um.«
Nora joggte die Treppe hoch, und wir traten an die Terrassentür, die zu dem großzügigen Wohn- und Essbereich gehörte.
»Fantastisch, oder?«, sagte ich und blickte über den Garten bis zu dem kleinen Steg im Wasser.
»Absolut.« Hendriks Hand legte sich auf meine Schulter, und in diesem Moment gestattete ich mir kurz weiterzudenken, in eine Zukunft mit Hendrik. Doch der Film endete abrupt, als ich die Schritte von Nora und Bent hörte. Ich drehte mich um, und Hendrik zog seine Hand zurück. Ob nun absichtlich oder unbewusst, konnte ich nicht sagen.
Bent begrüßte uns, und danach tranken wir erst mal gemeinsam in der neuen Küche eine Cola. »Soll ich dir das Haus zeigen?«, fragte Bent Hendrik und die beiden verschwanden.
Nora hatte sich in Hendriks Anwesenheit bemüht, ihre Überraschung zu verbergen, aber jetzt grinste sie mich unverhohlen an. »Warum, also – ich weiß gar nicht, wie ich die Frage formulieren soll.«
Ich lachte und hob in einer ahnungslosen Geste die Hände. »Ich weiß auch nicht … in den letzten Wochen hat sich meine Meinung irgendwie geändert, und ich habe angefangen, ihn zu mögen.«
»Also seid ihr jetzt Freunde ?«
»Ich weiß nicht, was wir sind.«
»Oh! Du hast mit ihm geschlafen!«
»Schsch!«, machte ich und schaute sie streng an. »Nicht so laut!«
»Ich will alles wissen!« Sie deutete auf einen der Barhocker, die vor der Kücheninsel standen.
»Sie ist übrigens wunderschön – die Küche, meine ich.«
»Ja, ja, unwichtig, erzähl!«
»Nora!« Ich lachte und berichtete dann aber von den letzten Tagen. Dabei merkte ich, wie glücklich mich die gemeinsame Zeit mit Hendrik machte, und gleichzeitig verspürte ich eine Wehmut, als ahnte ich, dass es so nicht weitergehen würde.
»Das ist doch schön, oder nicht?«
»Ja, schon …«
»Denk nicht zu viel nach, genieß es einfach.«
»Aber wohin soll das führen?«
»Ins Glück?«
Ich schaute sie vielsagend an. »Noch eine kitschigere Antwort hattest du wohl nicht parat.«
»Na ja, ich habe mir diese Frage im Sommer auch häufig gestellt, es wollte in meinem Kopf einfach nicht zusammenpassen. Der Job in München, Bent hier – und jetzt schau uns an. Wir renovieren gerade ein Haus zusammen, und ich war in meinem Leben noch nie so glücklich. Also ja, das ist kitschig und doch kann es genauso ausgehen, wenn du es zulässt. Wenn du bereit bist, dich darauf einzulassen.«
Ich nahm den letzten Schluck meiner Cola und ließ Noras Worte auf mich wirken.
»Die Hausführung dauert ganz schön lange, oder?«, sagte ich. Snørre war ebenfalls seit geraumer Zeit verschwunden. »Lass uns mal lieber nachschauen.«
»Du lenkst vom Thema ab.«
»Mag sein.« Ich lachte und rutschte von dem Barhocker.
Wir fanden die drei im künftigen Schlafzimmer, denn das Ankleidezimmer war zu klein, um den Schrank dort aufzubauen. Bent und Hendrik studierten die Anleitung, und Snørre zerkaute einen der Holzdübel. Dieser Anblick sorgte wieder für eine übermäßige Ausschüttung an Endorphinen in meinem Körper: Hendrik, wie er mit einer Falte auf der Stirn in die Anleitung vertieft war, und der Pudel, der daneben lag und eifrig den kleinen Holzstab bearbeitete. Ich beugte mich zu Snørre und nahm ihm den Dübel weg. »Ihr werdet sabotiert.« Zum Beweis hielt ich ihn hoch.
»Mann, Snørre, ich habe doch gesagt, sortieren, nicht zerkauen«, sagte Hendrik. Danach schaute er mich an. »Ich helfe Bent eben, wir haben doch noch etwas Zeit, oder?«
»Klar, sollen wir uns auch beteiligen?«
Die beiden Männer schauten sich an. »Nee, wir kommen klar«, erwiderte Bent. »Nora will immer exakt nach der Anleitung vorgehen, aber so werden wir nie fertig.«
Nora grinste und hob entschuldigend die Schultern.
»Und wie macht ihr es? Aus dem Gefühl heraus?«, fragte ich ironisch.
Bent sah mich entsetzt an. »Aus der Logik heraus natürlich!«
Ich hatte in meinem Leben schon einige Ikea-Möbel zusammengebaut, und in meinem Schlafzimmer stand ebenfalls ein Pax-Schrank.
»Nora, hast du Lust auf einen kleinen Wettstreit mit den beiden?«
Ihre Augen begannen zu leuchten. »Immer doch! Jeder einen Korpus, und wer verliert, muss den Rest aufbauen, während die anderen die neuen Deckchairs auf dem Steg ausprobieren dürfen.«
»Okay, dann los«, sagte Bent herausfordernd und nicht ohne eine Spure Arroganz in der Stimme.
»Hendrik – hör auf, in die Anleitung zu schauen, ihr macht es doch aus der Logik heraus«, stichelte ich.
»Kein Problem«, sagte er grinsend, klappte das dünne Heft zu und überreichte es mir.
»Und ihr wartet, bis wir unseren Karton offen haben!«, bestimmte Nora. Eilig schleppten wir einen in den Flur und rissen ihn auf. »Ich hoffe, du weißt, was du tust – ich habe keinen Bock, den ganzen Schrank aufzubauen«, flüsterte sie.
»Klar, ich hab dasselbe Modell, und so ratlos, wie die zwei gerade geschaut haben, ist deren zweiter Vorname nicht gerade Pax oder Billy.«
Nora kicherte und warf Snørre ein Stück Pappe hin, damit er beschäftigt war. Routiniert packte ich den Karton aus und schlug die Anleitung auf. Nora sortierte die Schrauben. Ruhig, aber konzentriert legten wir los, und wie gedacht – es war ein Kinderspiel. Richtig blöd waren nämlich vor allem die Türen bei den Dingern, aber da es ein begehbarer Kleiderschrank wurde, gab es keine. Ich schlug den letzten Nagel der Rückwand ein und riss anschließend den Hammer hoch. »Fertig!«, riefen Nora und ich gleichzeitig, und die Männer steckten ihre Köpfe aus dem Schlafzimmer.
»Wir auch!«
»Nee, nee, ihr habt nichts gesagt und da« – ich deutete auf die Nägel, die noch auf dem Boden lagen – »die müssen noch rein!«
»Niemand schlägt alle Nägel rein«, brummte Bent.
»Doch, wir«, behauptete ich, obwohl ich selbst noch einige in der Hosentasche hatte. Denn – niemand schlug alle rein.
»Okay, ihr habt gewonnen, obwohl ihr natürlich auch die Anleitung hattet und wir nicht.«
»Dafür seid ihr viel stärker.« Ich beugte den Arm und spannte den Bizeps an. »Und könnt logisch denken«, fügte ich spöttisch hinzu.
Hendrik schmunzelte. »Sieht so aus, als müssten wir weitermachen.«
»Viel Spaß, und ihr findet uns auf dem Steg, falls ihr Fragen habt«, flötete Nora.
Mit dicken Decken liefen wir in den Garten und mummelten uns auf den Deckchairs ein, von wo aus wir einen spektakulären Blick aufs Wasser hatten. Ab und an ließ sich sogar die Sonne durch ein Loch in der Wolkendecke blicken.
»Es ist wunderschön hier, ihr sucht nicht zufällig noch eine Untermieterin?«, scherzte ich.
»Weißt du, falls du überlegst, die Wohnung mit deiner Schwester aufzugeben – ich kündige meine erst zum ersten Februar, daher gibt es noch keinen Anwärter als Nachmieter. Sobald sie inseriert wird, ist sie bestimmt schnell weg. Hunde sind auch erlaubt.«
»Danke für das Angebot. Ich …« Erst wollte ich sagen: Ich denke nicht. Aber dann dachte ich, nein – ich will ja etwas ändern. Die Wohnung war für mich allein zu teuer, und wenn ich die Auszahlung vom Hygge Up an Linn einstellte, würde sie auch sicherlich keine Miete mehr zahlen. Innerlich stöhnte ich, wenn ich daran dachte, wie kompliziert es werden würde, alle gemeinsamen Verträge aufzulösen. Vor allem, weil Linn nicht da war und sich womöglich querstellte. »Ich überlege es mir«, sagte ich daher.
Wir quatschten noch eine Weile über die Arbeit im Krankenhaus, schließlich hatte ich dort auch einige Jahre gearbeitet. Snørre sprang auf meinen Schoß und rollte sich ein. Ungefähr eine Stunde später kamen die Männer ebenfalls in den Garten.
»Toller Ausblick, oder?«, fragte ich Hendrik, als er sich neben mich stellte und auf die Förde hinausschaute.
»Spektakulär«, bestätigte er und lächelte mich an.
»Ist der Schrank schon fertig?«, erkundigte sich Nora.
»Nee, aber fast, den Rest können wir beide auch morgen machen. Wir sollen doch gleich zu Susi und Peter, um auf Jeppe aufzupassen.«
»Ist es schon so spät?«
Bent nickte.
»Wir fahren dann mal besser wieder«, sagte ich und stand mit Snørre auf dem Arm von dem Deckchair auf. Snørre gähnte und wie üblich rollte er dabei seine Zunge lang aus. Hendrik streichelte ihm einmal liebevoll über den Kopf, dann verfingen sich unsere Blicke kurz, wir standen ziemlich nah voreinander. Hendrik lächelte, und in diesem Moment war ich mir sicher, seinen Blick deuten zu können. Er sah so glücklich aus, wie ich mich fühlte. Während ich das noch verarbeitete, beugte er sich vor und küsste mich, nur zart und leicht auf die Lippen. Aber mit dem Bewusstsein, dass Nora und Bent direkt hinter uns standen, machten meine roten Wangen sicherlich dem Leuchtturm von Schausende Konkurrenz. Um es zu kaschieren, beugte ich mich runter und setzte Snørre ab.
Als wir durch den Garten nach vorn zur Auffahrt schlenderten, verschränkten sich dann ganz automatisch unsere Finger miteinander, und in diesem Augenblick fühlte sich einfach alles richtig an.