Welches Wissen, welche Fähigkeiten und welchen moralischen Kompass sollten wir den Kindern von morgen mitgeben, damit sie sich zu engagierten Bürger*innen, produktiven Fachkräften sowie positiven und strahlenden Persönlichkeiten entwickeln?
Wir glauben, dass das 21. Jahrhundert der Beginn einer Ära des lebenslangen Lernens sein wird, in der wir die Leidenschaft für das Lernen fördern, aber auch einige Dinge wieder verlernen müssen. Bereiten wir uns auf eine emotionale Achterbahnfahrt voller Rückschläge, aber auch Durchbrüche vor.
Die Zukunft ist schwer, wenn nicht sogar unmöglich vorherzusagen. Wen könnte man also besser fragen als die Kinder selbst? Unser Projekt »Kids Have A Dream« hat mehr als 4 000 Träume von Jugendlichen in 36 Ländern gesammelt. Aus all den Träumen können viele Lehren gezogen werden, denn die Welt hat sich seit Beginn des Projekts in Südafrika im Jahr 2006 stark verändert.
Überraschenderweise besteht der größte Traum für Kinder in Europa heute darin, YouTuber zu werden. Ruhm und Reichtum sind starke Treiber. Interessanter ist jedoch, dass YouTube 2006 ganz frisch auf dem Markt war. Wäre den Kindern in Johannesburg damals eine »Traum«-Zeichnung eines YouTubers gezeigt worden, hätten sie keine Ahnung gehabt, was das bedeutet. Die Lektion daraus ist, dass die attraktivsten Jobs der Zukunft heute wahrscheinlich noch nicht existieren, wir uns aber jetzt schon darauf vorbereiten müssen. Es ist Zeit, kreativ zu werden und über den Tellerrand hinauszudenken. Data-Set-Bias-Buster, intergalaktische Grenzkontrolle, ethischer KI-Speicheradvisor – sind Ihre Kinder auf diese neuen Berufe und Herausforderungen vorbereitet?
Zuzuschauen, wie sehr sich die Welt jeden Tag verändert, ist nicht leicht. Es ist nur allzu menschlich, dass wir versuchen, 20 Jahre zurückzublicken, um abzuschätzen, wie groß die Veränderungen in 20 Jahren sein mögen. Aber diese Denkweise hat Lücken. Mit den aktuellen Entwicklungen in der Digitalisierung werden wir kein lineares zukünftiges Wachstum sehen, sondern ein exponentielles. Dies ist eine Art Wachstum, das schwer vorherzusagen und für den menschlichen Geist noch schwerer zu verstehen ist.
Einen ersten Hinweis, wie diese Fähigkeiten beschrieben werden könnten, finden wir im Weltwirtschaftsforum. Dieses erstellt alle fünf Jahre eine Liste der zehn wichtigsten Fähigkeiten, die die Menschen in der vierten industriellen Revolution zum Erfolg führen. Im Jahr 2020 stand die Kompetenz, komplexe Probleme zu lösen, erneut an erster Stelle. Keine Änderungen der oberen Plätze. Noch wichtiger war es zu sehen, dass kritisches Denken (zweiter Platz), Kreativität (dritter Platz) und emotionale Intelligenz (sechster Platz) wichtiger wurden. Alle drei Fähigkeiten sind einzigartig menschlich und können nicht von Maschinen kopiert werden, da die Entscheidungs- und Gestaltungprozesse weder logisch noch zufällig sind. Alle genannten Fähigkeiten zahlen auf das ein, was wir Vorstellungskraft nennen.
Aus der WWF-Liste geht hervor, dass sich das Bildungssystem einer Zukunft nähert, in der Mensch und Maschine nebeneinander existieren und zusammenarbeiten werden. Eine Zukunft, in der jeder seine einzigartigen Stärken nutzt.
Wir glauben daran, dass die Schulen der Zukunft die Vorstellungskraft der Kinder und damit ihre Gestaltungskraft ausbilden wird. Diese neue Art der Ausbildung entfaltet sich später immer im Sozialen und basiert auf der Schulung der Empathiefähigkeit in allen Dimensionen der Selbst- und Fremdempathie. Nach unserem Verständnis basiert die Empathiebildung auf fünf Säulen: die Schulung der Imaginationskraft, das spielerische Erlernen von Beziehungsaufbau, das Üben gewaltfreier Kommunikation, das Erlernen von Meditationstechniken und das Schaffen von sozialem Impact.
Die Schulung der Empathiefähigkeit bei Kindern fördert auf vier Arten das Leben in dynamischen Wissensgesellschaften und die Gestaltung komplexer und friedlicher Demokratien:
Empathie als aktive Vorstellungskraft: Gestaltung von Zukunftsvisionen sowie friedlichen, sozialen Gemeinschaften und Unternehmen,
Empathie als Mittel zum Umgang mit moralischen und sozialen Fragen: Engagement,
Empathie als Inklusion: Gestaltung von Beziehungen,
Empathie als Hingabe: Zugang zu friedlichen Lösungen.
Die Financial Times erstellt jedes Jahr eine Liste der besten Universitäten der Welt für MBA-Studiengänge. Die Konkurrenz ist groß. In letzter Zeit haben jedoch angesehene Universitäten wie die Zaid Business School in Oxford begonnen, aus diesem Rennen auszusteigen, um mehr Unternehmer und gesellschaftliche Innovatoren anzuziehen. Das sind keine Studenten, die später große Gehaltsschecks nach Hause bringen oder die Karriereleiter erklimmen werden – aber es sind sicherlich die Leute, mit denen Sie gerne studieren würden! Die Welt braucht nicht mehr Budgetierung, Projektplanung und Delegation. Das können Maschinen besser. Was die Welt braucht, sind Führungskräfte. Die KaosPilot Business School in Dänemark bringt es mit dem Slogan für uns auf den Punkt: »Wir wollen nicht die beste Schule in der Welt sein. Wir wollen die beste Schule für die Welt sein.« Die Welt, das sind alle acht Milliarden von uns, nicht nur die wenigen Privilegierten.
Heute gehört das skandinavische Schulsystem zu den angesehensten der Welt, und Bildung ist in der Tat einer der Hauptgründe dafür, dass unsere Nachbarn im Norden in weniger als 90 Jahren friedlich vom unteren Ende der europäischen Statistik nach oben geklettert sind. Was hat den Unterschied ausgemacht? Der Glaube der Elite, dass Bildung für alle zugänglich sein sollte, weil eine vielfältige Gesellschaft widerstandsfähiger und erfolgreicher ist. Heute leben wir in einer vernetzten und globalisierten Wirtschaft, und es liegt an uns, eine wirklich zugängliche »Earth Citizen School« für eine nachhaltige und gerechte Zukunft für alle zu schaffen.
Diese »Earth Citizen School« folgt dem Prinzip einer konsequenten Auslese von spielerischen Bildungsangeboten. Angebote, die auf den beschriebenen Säulen radikaler Inklusionsperspektiven und ihrer Probleme aufbauen.
Es ist eine Hinwendung dieser neuen Schulen zur Zukunftsgestaltung zu beobachten. Sie lassen die Vergangenheit zurück. Ein Bildungssystem der Zukunft bringt sowohl empathische Gestalter*innen friedvoller und nachhaltiger Gemeinschaften, Organisationen und Unternehmen hervor als auch kluge Berater- und Gestalter*innen maschineller Intelligenz.
UNSERE ZUKUNFTSBAUSTEINE
Wir gestalten Bildungssysteme der Zukunft, die für alle zugänglich sind. Ausnahmslos.
Wir gestalten Bildungsformate, in deren Zentrum Problemlösungsfähigkeit, kritisches Denken, Kreativität, Empathie, Friedensarbeit und Coding eine große Rolle spielen.
Wir gestalten Bildungsinhalte, die sich lustvoll komplexer Probleme bedienen.
Wir schulen und trainieren so die Vorstellungskraft der Kinder, damit ihnen die Zukunft ihrer Gemeinschaften und Gesellschaften als gestaltbar, formbar und transformierbar erscheinen.
ANNE KJAER BATHEL hat Innovation und Entrepreneurship bei den KaosPiloten studiert und machte ihren Master of Peace Studies an der ICU in Tokyo. 2006 gründete sie Kids Have a Dream, 2012 das Berlin Peace Innovation Lab und 2015 die ReDI School of Digital Integration – ein Ausbildungsprogramm, das Programmier- und Technologiekompetenzen zur Arbeitsmarktintegration vermittelt. Anne wurde 2018 vom Handelsblatt zur »Mutmacherin des Jahres« ernannt und 2020 als »Social Unternehmerin des Jahres« ausgezeichnet.
JAN HEINRICH BATHEL studierte als Unternehmer Bildende Kunst, Wirtschaftswissenschaften und Philosophie. Ihn faszinieren die Gründung sozialer Bewegungen, moderne Weiterbildungsprogramme und demokratische Widerstandsbewegungen. Heute berät er mit seiner Firma Ignore Gravity Führungskräfte von Großorganisationen und Start-ups in Fragen der Strategie, Führung und Innovation. Sein neuestes Projekt ist ein Accelerator für weibliche Gründerinnen: Grace – Accelerate Female Entrepreneurship.