4.
Freitag, 20. Dezember 2019 Dresden
Zutiefst erschöpft taumelte Rico in die schmale Seitengasse.
Er konnte nicht mehr, hatte sich verausgabt, sein Herz schlug Kapriolen, und das Seitenstechen war so schlimm, dass er meinte, sich übergeben zu müssen. Den Koffer noch immer fest mit der linken Hand umklammert, stützte er sich mit der rechten an der Hauswand ab, dann ging er in die Hocke und lehnte sich mit dem Rücken gegen die kalte Wand.
Eine Viertelstunde war er noch weitergelaufen, immer durch schmale Straßen und über Hinterhöfe, die Angst im Nacken. Jetzt wollte er endlich wissen, was in dem verdammten Koffer mit den übergroßen Rollen war.
Rico raffte sich noch einmal auf, packte den Koffer und schleppte ihn zu den Containern hinüber. Der Raum dazwischen war breit genug, also quetschte er sich hinein und war nun vor Blicken geschützt.
Dort widmete er sich dem Koffer.
Er schlug den Deckel zurück.
Zwei durchsichtige Plastikbeutel purzelten übereinander.
Sonst war nichts darin.
Rico nahm einen der Beutel auf, um zu sehen, was sich darin befand, und als er erkannte, was er da gestohlen hatte, setzte sein Herz aus. Er spürte, wie es einfach nicht mehr schlug, dann holperte es wieder los, er schrie auf, ließ den Beutel zurück in den Koffer fallen, schlug den Deckel zu und trat den Koffer mit den Füßen unter den Müllcontainer.
So schnell er konnte, verschwand er aus der Gasse.