Jetzt

Greg scheint zu glauben, er könne mich heilen, indem er Stück für Stück mit mir in die Vergangenheit zurückgeht, zu den Momenten, an denen die Dissoziation einsetzte. Keine einfache Aufgabe mit einer Person, die nicht spricht.

Er redet, ich höre zu oder bin in Gedanken woanders. Aber meist dringen seine Worte mit der Schärfe eines Skalpells in mein Inneres.

Heute spricht er über meine Mutter und zeigt mir ein Foto von ihr, das er wohl von Sam bekommen hat. Nach einem kurzen Blick darauf weiß ich, dass es das Bild ist, das neben unserem Bett steht. Meine Mutter, sonnengebräunt und fröhlich lachend; Sam sagt, auf diesem Foto habe sie viel Ähnlichkeit mit mir.

»Ich vermute, dass Sie große Angst vor Schmerz haben«, sagt Greg. »Das geht vielen Menschen so. Sie glauben, wenn Sie sich hinter dieser Mauer des Schweigens verbarrikadieren, müssten Sie den Schmerz nicht spüren. Das Problem dabei ist nur, dass Sie dann auch keine anderen Gefühle mehr haben.

Wenn man einen geliebten Menschen verliert«, fährt er fort, »spürt man dessen Abwesenheit überall, wo man sich aufhält. Jeder Raum, jeder Ort, ist geprägt davon, dass dieser Mensch nicht anwesend ist, und man sucht ihn unwillkürlich überall.«

Gregs Stimme wird jetzt leise und besonders eindringlich. »Sie suchen noch immer, nicht wahr, Catherine?«

Erst an dem Tag, als meine Mutter starb, verstand ich, dass ihre Abwesenheit endgültig sein würde, final. Meine Mutter würde nie mehr sprechen, mir nie mehr zuhören oder mich berühren, und mein Gefühl von absoluter Einsamkeit war allumfassend.

Sie starb mitten in der Nacht, und ich wachte aus irgendeinem Grund auf, ging den Flur entlang und sah, dass mein Vater ihr Bettzeug wegräumte. Da verstand ich. Sie würde es nie mehr brauchen.

Ich war noch einmal bei ihr, als sie reglos war, nicht mehr atmete. Konnte mich nicht mehr von ihr verabschieden, konnte nicht mehr sagen: Bleib bei mir. Und wenn es nur noch für eine Nacht oder eine einzige Stunde ist.

Und dann verschwand auch ich. Eine andere Person beobachtete aus großer Distanz das Drama, wie ihr Vater sie in den Armen hielt und ihren Namen rief: »Catherine! Catherine! Catherine!« Doch sie hörte, sah, spürte nichts mehr. Versank im Nichts.