Kapitel 3
Ihre lebenschenkende Leber
Glukose- und Glykogenspeicherun g
Sicher haben Sie daheim Schubladen beziehungsweise einen oder mehrere Schränke, worin Sie Gegenstände verwahren, die Sie erst zu einem späteren Zeitpunkt benötigen. Vielleicht haben Sie eine Speisekammer, in der Sie alles für kleine Zwischenmahlzeiten (Snacks) bereithalten, wahrscheinlich auch Grundzutaten, die sich erfahrungsgemäß als nützlich erweisen, wenn Sie einmal nicht losziehen können, um frischen Nachschub zu besorgen.
Die Leber ist so etwas wie die Vorratskammer Ihres Körpers. Sie hortet gern, aber nicht krankhaft, sondern mit guten Gründen. Einer besteht einfach darin, dass sie bestimmte Nährstoffe zurückhält, um sie Ihrem Organismus später zur Verfügung stellen zu können. Ein zweiter Grund: Die Leber kann zum Schutz Ihres Lebens Unverträgliches einlagern, das andernfalls Ihre Organe schädigen würde (darauf gehen wir in Kapitel 5 näher ein). Die Speicherung von Glukose in der Leber ist entscheidend wichtig, ja überlebensnotwendig. Zucker erhält Sie am Leben, es ist tatsächlich so.
Stabiler Blutzucker
Die Speicherfähigkeit der Leber für Glukose macht einen gewaltigen Anteil der Schutzvorkehrungen gegen Krankheiten wie Diabetes aus. Denken Sie an Tage, an denen Sie ununterbrochen auf Achse sind, um die Kinder irgendwo hinzubringen oder abzuholen, an Besprechungen teilzunehmen und einzukaufen, und dabei manchmal fünf oder sechs Stunden lang nichts zu essen bekommen. Dabei nimmt der Zuckergehalt Ihres Bluts, Ausbeute Ihrer letzten Mahlzeit, stetig ab, bis aller Zucker verbraucht ist. Jetzt wird Ihre Leber, wenn sie gut in Schuss ist, Glukose aus ihren Vorräten freisetzen, um Ihnen über die Runden zu helfen. Dazu nimmt sie den kostbaren Zucker aus dem Smoothie oder der gebackenen Süßkartoffel, die es vorige Woche bei Ihnen gab. Jetzt bekommen Sie davon etwas zurück, damit Sie nicht in die Hypoglykämie (Unterzuckerung) geraten und Ihre Bauchspeicheldrüse oder die Nebennieren abstürzen.
Ihre Leber speichert Glukose überwiegend als Glykogen in kleinen, mitunter mikroskopisch kleinen Taschen von spezialisiertem Speichergewebe an ihrer Außenseite. Die Medizin weiß noch längst nicht alles über die Funktionen dieses Gewebes und anderer Lebergewebe. Die Leber vermag die Konzentration chemischer Verbindungen sehr viel feiner zu dosieren und abzustimmen, als es derzeit im Labor möglich ist. Selbst wenn man dort mit Verdünnungen von eins zu einer Million oder sogar eins zu einer Milliarde hantiert, ist das noch Grundschulniveau gegenüber dem hohen Stand dessen, was die Leber leistet, um Ihr Leben abzusichern.
Auf die gleiche Art speichert die Leber auch andere Nährstoffe sowie Hormone, biochemische Wirkstoffe und andere chemische Verbindungen (wie wir im nächsten Kapitel sehen werden). Alle nützlichen Stoffe dieser Art, die der Körper manchmal sehr kurzfristig benötigt, hält sie in Speichereinrichtungen nahe an ihrer Oberfläche bereit, wo sehr viele Blutgefäße verlaufen, die von ihr bereitgestellte Stoffe sofort aufnehmen können, nachdem sie beispielsweise vom Gehirn oder von der Schilddrüse angefordert wurden. Nach Bedarf baut die Leber Glykogen wieder zu Glukose ab. Sie setzt gespeicherte Wassermoleküle zusammen mit einer selbst hergestellten Verbindung ein, um Glukose in genau der richtigen Menge und Konzentration ins Blut zu entlassen. Sie hält auch immer ein wenig nicht zu Glykogen umgebaute Glukose bereit, um den Körper ganz kurzfristig mit Energie versorgen zu können.
Der Zucker im Blut erlaubt unserem Organismus zu funktionieren, ohne Zucker kämen wir nicht weit. Wir kennen alle diese Zittrigkeit zusammen mit leichtem Schwindel und einer gewissen Übellaunigkeit, die sich einstellt, wenn der Blutzucker abfällt – wir können uns kaum noch konzentrieren, fühlen uns schlapp, und uns scheint nichts mehr zu gelingen. Zu diesem Abfall des Blutzuckers käme es ohne die ausgleichende Tätigkeit der Leber ständig, und wenn sie (wie bei fast allen Menschen) nicht in Topform ist, können uns bei Blutzuckerabfall nur noch die Nebennieren helfen, die dann Adrenalin und Cortisol als Ersatz für die gerade nicht verfügbare Glukose ausschütten. Das sollten Sie Ihren Nebennieren allerdings möglichst nicht zumuten, weil diese Drüsen in einer Hochstress-Epoche wie der gegenwärtigen ohnehin überfordert sind und überschüssige Stresshormone darüber hinaus stark belastend wirken. Für stabile Blutzuckerwerte brauchen Sie vor allem eine funktionstüchtige Leber, die ordentliche Vorräte an Glukose und Glykogen bereithält. Wenn uns ständig zu wenig Blutzucker zur Verfügung steht, funktioniert es mit dem Laufen und Trainieren, ja mit dem Gehen und Denken immer weniger gut – wir sind zunehmend eingeschränkt.
Im Sport ist die Leber so wichtig wie kaum etwas anderes. Wüssten Marathonläufer und andere Sportler, mit welchem Einsatz das Organ für sie arbeitet und was es alles unternimmt, damit sie die Ziellinie erreichen, bekäme das Training ein ganz anderes Gesicht. Man kann nämlich auch mit bestens trainierten Muskeln schlappmachen, wenn der Leber wichtige Nährstoffe wie zum Beispiel Zucker ausgehen. Damit Sie ans Ziel kommen, mobilisiert sie alles, was sie an Glukose hat; und wenn Sie das berücksichtigen, können Sie Ihren Körper so versorgen, dass er seine größte Leistungsfähigkeit zeigt.
Was Ihre Leber mag und braucht
Glukose wird nicht nur für stabilen Blutzucker benötigt, auch die Leber selbst braucht Glukose. Im Rahmen der idealen Lebererziehung würden wir von Anfang an lernen, dass das Organ von Sauerstoff, Wasser, Glukose und Mineralstoffen lebt. Sein eigentlicher Brennstoff ist Glukose, also Zucker. Doch Moment mal, ist Zucker nicht schlecht? Eiweiß und Fett werden vielfach hoch gelobt, aber Zucker sollen wir eher fürchten. In Wirklichkeit sieht es aber so aus, dass unsere erste Nahrung, Muttermilch, zu einem hohen Anteil aus Zucker besteht. Der Körper einer Mutter weiß einfach, dass ihr Kind mit Glukose gedeihen wird. Glukose baut bei einem Kind die Muskeln auf und ermöglicht die Entwicklung der Organe – etwa des Gehirns, der Leber und vor allem des Herzens. Auch im weiteren Verlauf unseres Lebens brauchen wir Glukose. Sie wirkt zum Beispiel kühlend auf unser Gehirn, wenn wir Konfrontationen ausgesetzt sind, Herausforderungen zu bestehen haben oder auch nur am Arbeitsplatz oder in der Schule eine kontroverse Diskussion zu führen haben. Ohne Glukose kommen wir mit Druck oder Stress überhaupt nicht zurecht. Wir brauchen sie für gesunde Muskeln, ein gesundes Gehirn, ein gesundes Herz, und unverzichtbar ist sie für die Leber mit ihren vielen Funktionen im ganzen Körper.
Nicht alle Zuckerarten sind gesund. Kristallzucker oder Maissirup, die nicht an echte Nährstoffe gebunden sind, tun niemandem gut, sondern untergraben die Gesundheit. Wirklich gesund ist dagegen Zucker aus vollwertigen Nahrungsmitteln – Obst, Kokoswasser, naturreiner Honig und Süßkartoffel beispielsweise. Hinzu kommt Zucker, der bei der Verdauung hochwertiger Kohlenhydrate entsteht, wie sie etwa von Kürbis und Kartoffeln geliefert werden.
Das könnte in Ihren Ohren bedenklich, wenn nicht völlig falsch klingen, wenn die grassierende Verteufelung des Zuckers bereits auf Sie übergegriffen hat. Vielleicht haben Sie das, was ich »Obstangst« nenne, weil Sie irgendwann mal gehört haben, der im Obst enthaltene Zucker sei für so gut wie alles von Candida bis Krebs verantwortlich. Oder jemand hat Ihnen eingeredet, eine Fettleber sei durch Zuckerkonsum verursacht und Sie sollten Obst besser meiden. Also, diese Einwände können Sie künftig ignorieren. In Wirklichkeit brauchen Sie nämlich diesen natürlichen Zucker und all die anderen im Obst enthaltenen Nährstoffe für die Aufrechterhaltung optimaler Körperfunktionen. (Weshalb Sie Obst bedingungslos vertrauen können, erfahren Sie sehr ausführlich in meinen Büchern Mediale Medizin und Medical Food. Warum Obst und Gemüse als Heilmittel potenter sind als jedes Medikament ; zu den wahren Ursachen der Fettleber kommen wir im 11. Kapitel dieses Buchs.) Wenn Sie hören, dass man jeglichen Zucker meiden soll, müssen Sie wissen, dass Sie damit Ihrer Leber schaden würden. Vielfach wird behauptet, der Körper wandle Zucker in Fett um, doch tatsächlich wird da einfach Fett zu Fett. Man bedenkt nämlich nicht, dass sich niemand einfach von Zucker ernährt, sondern immer auch eine Menge Fett dabei ist – und da liegt das Problem. Nun, der Trend ist nicht so wichtig, mir geht es um Sie und das, was Sie tatsächlich brauchen. Ich finde, Sie sollten die Wahrheit kennen, nämlich dass hochwertige bioverfügbare Glukose aus gesunden Quellen wie Obst zu den besten Substanzen gehört, die Sie Ihrer Leber zukommen lassen können.
Aber was hat es nun mit all der Fehlinformation auf sich. Weshalb heißt es: »Zucker ist Zucker«, als könnte der Körper den Zucker aus Weintrauben nicht von dem aus Gummibärchen unterscheiden? Weil die medizinische Forschung noch nicht über die Instrumente verfügt, mit denen man den wahren Wert von natürlichem Zucker aus vollwertigen Quellen bestimmen könnte. Bedenken Sie immer, dass Wissenschaft und Forschung vor allem sich selbst im Sinn haben. Wenn sie verschiedene Zuckerarten nicht ihrer Qualität nach unterscheiden können, verschanzen sie sich einfach hinter der Behauptung, alle Zuckerarten seien gleich schlecht. Wie ich bereits einleitend betont habe, meine ich nicht diese hochherzigen Menschen, die ihre Geisteskraft unermüdlich für die Wissenschaft einsetzen und dabei glänzende Entdeckungen machen. Ich rede vielmehr vom Establishment, von Investoren, von höchsten Entscheidungsträgern, die darüber befinden, welche neuen Ansätze gefördert werden und welchen man einfach den Geldhahn zudreht, um sie in der Versenkung verschwinden zu lassen.
Es führt dazu, dass wirklich schädliche Zuckersorten wie Kristallzucker und Maissirup weiterhin in einem Atemzug mit gesundem Zucker beispielsweise aus Bananen genannt werden. Damit geht uns etwas wirklich Wertvolles verloren, denn dieser natürliche Zucker ist erstens an wichtige Nährstoffe gebunden, an die man auf keine andere Art kommt, und zweitens sehr wichtig für die Gesundheit der Leber. Wo Zucker schlechtgemacht wird, beziehen sich die wissenschaftlichen Beobachtungen meist auf den noch nicht überall erkannten Zusammenhang, dass zusammen mit Fett verzehrter Industriezucker besonders schädlich ist. Das wurde bereits im vorigen Kapitel angesprochen, und wir kommen später noch ausführlich darauf zurück.
Nicht allein, dass manche Nährstoffe an Zucker gebunden sind – die Leber benötigt außerdem Nährstoffe, die von Zucker umgeben sind, weil sie nur so optimal verwertet werden. Zucker verbessert den Transport anderer Nährstoffe mit dem Blutstrom und ihre Aufnahme in die Organe. Ohne Zucker finden diese Nährstoffe nicht ihren Weg und gelangen nicht ans Ziel. Das sieht bei Fetten anders aus. Verzehrtes Fett transportiert keine Antioxidanzien, Vitamine und sonstigen Nährstoffe zu den Stellen im Körper, wo sie benötigt werden, geschweige denn, dass sie diese Nährstoffe in die Organe und Gewebe schleusen. Es ist nicht so, dass gesunde Fette keine Nährstoffe enthielten, sie können sie nur nicht »zustellen«, wie es dem Zucker gelingt. Natürlich enthalten gesunde Fette Vitamine, Mineral- und andere Nährstoffe, und genau deshalb sind sie aus wissenschaftlicher Sicht so gesund. Dabei wird jedoch übersehen, dass auch die gesündesten Fette beim Transport von Nährstoffen zu ihren Bestimmungsorten nur einen Bruchteil dessen leisten, was Zucker vermag. An die in Fetten enthaltenen Nährstoffe ist schwer heranzukommen, weil sie in Fetttröpfchen eingeschlossen sind, deren Abbau relativ aufwendig ist.
Darüber hinaus wirken überschüssige Fette im Blut bildlich gesprochen wie eine Art Schulbus, der den ganzen Tag vor einem Paketzusteller herführe. Nicht dass an dem Bus etwas schlecht wäre, er transportiert eine Schar wunderbarer Kinder, und der Fahrer ist gehalten, das Tempo zu mäßigen. Dennoch bremst der Bus den Paketzusteller (den nährstofftransportierenden Zucker) aus, sodass sich die Auslieferung auch wichtiger Sendungen verzögert, etwa das so sehnlich erwartete Fußball-Outfit für Ihre Tochter. Fett hat seinen ganz eigenen Nutzen, aber zu viel davon behindert den Zucker bei seiner lebenswichtigen Arbeit.
Die Umsetzung von Vitaminen, Mineralstoffen, Antioxidanzien und so weiter ist für die Leber Arbeit, und diese Arbeit erzeugt Wärme. Die Leber ist ohnehin schon das wärmste Organ, eigentlich die Heizung des Körpers, die uns bei sinkenden Temperaturen mit Wärme versorgt. Bei den vielen Diensten, die sie zu versehen hat, erzeugt sie noch mehr Wärme, und je mehr Fette und vor allem Toxine sie verarbeiten muss, desto schwerer ist ihre Arbeit, und desto wärmer wird sie. Um Überhitzung zu vermeiden, braucht sie unbedingt Zucker. Neben der richtigen Mischung aus Wasser und Mineralstoffen wirkt vor allem Glukose kühlend. Sie ist für die Leber so wichtig wie Kühlflüssigkeit für den Motor Ihres Wagens.
Glukose ist für die Leber auch Nahrung oder ihr »Brennstoff«, wie ich bereits angemerkt habe. Sie besteht aus zwei Hauptlappen sowie zwei kleineren Lappen, dem quadratischen und dem »geschwänzten« Lappen, und diese vier sind innerlich wieder in winzige Läppchen unterteilt, die man sich als Wichtelmänner in einer Art Zwergenfabrik denken kann. Den ganzen Tag sortieren diese Zwerge angelieferte Materialien – alles, was Sie essen und trinken, was mit der Atemluft in den Körper gelangt oder was Sie auf Ihre Haut auftragen. Sie trennen das für den Körper Verwendbare von Unbrauchbarem, das auf den Müll wandert. Gutes und Schlechtes wird zu separaten Paketen geschnürt und in verschiedene Richtungen versandt – und diese Arbeit macht sie hungrig. Sie müssen regelmäßig zu essen bekommen und sind ganz versessen auf Glukose. Auch deshalb sind die Glykogenvorräte Ihrer Leber so kostbar. Ohne sie kann das Organ selbst nicht funktionieren, es kann wichtige Nährstoffe nicht aufbereiten, es kann Ihnen keinen Schutz vor Fetten bieten, es kann nichts von dem, was wir in den Kapiteln dieses Teils des Buchs ansprechen.
Wenn der Leber zu lange Brennstoff vorenthalten wird, geht ihr die Puste aus, und dann fängt sie an, um ihr Leben – und um Ihres – zu kämpfen. Sie sendet nun sogar Spezialzwerge aus, chemische Verbindungen, die überall im Körper Kleinstmengen Glukose einsammeln und der Leber zuführen. Es sind Zeiten, in denen hier etwas stibitzt werden muss, weil es dort dringend benötigt wird. Dabei zeigt sich, dass die Leber wirklich wie ein zusätzliches Gehirn ist: Sie merkt sich ganz genau, wie viel Glukose sie wo entnommen hat, doch darüber gibt es keine Aufzeichnungen, die man in der Leber auffinden könnte; trotzdem zahlt die Leber genau die entwendeten Mengen zurück, sobald sie wieder gut mit Glukose versorgt ist. Und sie tut noch ein Übriges: Sie markiert die erstattete Glukose mit einem Hormon, das ganz schnelle, mühelose Verwertung ermöglicht, sodass die »beraubten« Bereiche des Körpers hochzufrieden sind und schnell vergessen, dass ihnen etwas weggenommen worden war.
Vermutlich ist Ihnen schon aufgefallen, dass in den trendigen fettreichen Ernährungsformen inzwischen auch ein bisschen Zucker erlaubt ist. Bei langfristiger Fett-Eiweiß-Ernährung würde die Leber nämlich um ihr Überleben kämpfen. Sie müsste sich dann auch viel zu lange überall im Körper Glukose ausborgen. Jedenfalls ist den Ernährungsfachleuten inzwischen aufgefallen, dass eine Fett-Eiweiß-Kost bedenkliche Nebenwirkungen hat, sodass sie jetzt auch Beeren und Äpfel, Kürbisse oder Avocados zulassen und ihren Proteinriegeln Zucker beimengen.
Avocados galten übrigens bis vor Kurzem noch als geradezu giftig, die Ernährungsgurus von gestern bezeichneten sie als gefährliche Dickmacher und gesundheitsschädigend. Jetzt sind sie en vogue, wenngleich niemand auch nur ahnt, wie großartig sie für unsere Gesundheit sind. Neben gutem Fett enthalten sie wertvollen, lebendigen Zucker. Bevor Sie jetzt wegen dieser Fett-Zucker-Mischung ins Grübeln kommen, will ich gleich anmerken, dass Avocados auf diesem Gebiet eine der ganz seltenen Ausnahmen sind. In der Avocado sind Fett und Zucker so innig verbunden, dass sie sich nicht gegenseitig behindern und die Leber immer im Gleichgewicht bleibt, solange Sie Avocados nicht täglich in rauen Mengen verspeisen. Die Leber beschwert sich nicht über Avocadofette, deren Viskosität die Organe weniger belastet. Das macht diese Frucht zu einer der gesünderen Fettquellen. Avocados sind gut für Sie.
Die Ernährungsexperten haben Avocados und andere Nahrungsmittel mit geringem Zuckergehalt nicht etwa deshalb in ihren Diäten eingeführt, weil sie wüssten, dass der Körper nach Glukose lechzt. Sie haben vielmehr erkannt, dass das alte Modell die Menschen letztlich nicht weiterbringt, dass es ihnen nicht besser geht. Hätte man schon früher gewusst, dass die Leber bei fettreicher Kost buchstäblich verhungert, hätte man die Programme sinnvoller gestaltet, und die heutige Ernährung sähe anders aus. Man hätte erkannt, dass fettreiche Ernährung für die Leber eine Qual ist. Wir wissen, dass alles Lebendige Nahrung braucht und ungeeignete Nahrung grausam und unmenschlich wäre. Wir würden einem Pferd, einem Hamster, einem Kaninchen nur das als Futter geben, was ihnen bekommt. Was die Leber angeht, ist die Forschung einfach noch nicht so weit – und so müssen wir uns selbst schlaumachen, wie dieses Organ am besten zu versorgen ist.
Die Wiederherstellung der Leber
So viele Meinungsäußerungen und Gesundheitsratschläge haben uns im Laufe der Jahre dazu gebracht, Kohlenhydrate und Zucker zu fürchten. Aber wenn Sie eine zuckerfreie Diät machen – keine Kohlenhydrate aus Obst, Kürbis, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Hirse, Honig und anderem zu sich nehmen –, dann leidet Ihre Leber Hunger, und das werden Sie mit der Zeit als beschleunigte Alterung zu spüren bekommen. Ihre Leber verhungert auch dann langsam, wenn Sie zwar Kohlenhydrate konsumieren, aber immer zusammen mit Fett – denken wir an Bratkartoffeln mit Sauerrahm und Schinkenwürfeln, Bananensplit oder auch als besonders gesund geltende Nahrungsmittel wie Vollmilchjoghurt mit Obst und Körnern, Salat mit Hähnchenstreifen, hartgekochten Eiern und Vollkornbrötchen oder Putensandwich mit Salat, Tomate und Mayonnaise. Immer wenn die Leber die Bauchspeicheldrüse vor Fett schützen muss, kann sie der Nahrung nicht genug kostbare Glukose entnehmen, und das kann ständigen nagenden Hunger nach sich ziehen, der einfach nicht vergeht, wie viel man auch essen mag (mehr dazu in Kapitel 13). Bei einer Low-Carb- oder No-Carb-Diät, bei fettreicher Ernährung oder Kohlenhydrat-Fett-Mischkost wird sich die Leber nicht erholen. In den kleinen Pausen kann sie sich nicht richtig ausruhen – wie Sie manchmal selbst nach einem langen Wochenende nicht richtig ausgeruht sind. Kennen Sie das? So jedenfalls fühlt sich die Leber, wenn die Glukose ständig von Fetten blockiert wird.
Aber geben Sie Ihrer Leber, was sie braucht, und sie wird bedingungslos hinter Ihnen stehen. Mit bioverfügbarer Glukose aus gesunden Quellen und einem Notvorrat an Glykogen kann sie Sie mit Energie versorgen, die Alterung verlangsamen und Sie bei der Abwehr von Krankheiten unterstützen. Sie stellt sich dann mühelos und schnell auf wechselnde Bedürfnisse ein und wird, wie wir im nächsten Kapitel sehen werden, ein unvergleichliches Umwandlungsinstrument und Medizinschränkchen.