Kapitel 16
Unerklärlicher Bluthochdruc
k
Abermillionen Menschen weltweit haben weder Herz- oder Gefäß- noch Nierenkrankheiten, und doch wird erhöhter Blutdruck bei ihnen festgestellt. Wenn man da in der Arztpraxis die Diagnose »Hypertonie« zu hören bekommt, scheint das etwas Definitives zu besagen. Man hat dann zwar dieses gewichtige Wort, aber was eigentlich los ist, weiß man dadurch immer noch nicht so genau. Es liegt vor allem daran, dass die medizinische Forschung auch nicht so recht weiß, wodurch erhöhter Blutdruck entsteht. Es ist ein bisschen so wie beim Typ-2-Diabetes: Auf die Frage, weshalb einer Bluthochdruck bekommt und ein anderer nicht, gibt es nur die dürftige Antwort, es liege an der ungesunden Lebensweise. Dann erhält man den Rat, sich mehr zu bewegen und gesünder zu ernähren – und wenn das auch nichts bringt, bekommt man Medikamente. Ach, wüssten die Mediziner doch, dass das längst noch nicht alles ist. Hoher Blutdruck hat in vielen Fällen mehr mit der Leber als mit dem Herz-Kreislauf-System zu tun!
Versteckte Ursachen
Wasser trinkt man normalerweise nicht mit einem Trinkhalm, aber wenn Sie es mal versuchen, werden Sie sehen, dass es ganz leicht geht. Cola mit ihrer klebrigen Süße braucht schon ein bisschen mehr Saugkraft, und wenn Sie einen Milchshake auf diese Art konsumieren, dürfen Sie ganz schön ziehen. Sollten Sie das auch bei Joghurt oder gar Pudding probieren wollen, werden Sie richtig Mühe haben.
Ihr Herz saugt Blut direkt von der Leber an. Solange Letztere einwandfrei funktioniert, ist das leicht wie Wassertrinken mit dem Strohhalm. Eine gestaute, träge, erhitzte, mit Fetten und Giftstoffen überlastete Leber ist dagegen wie ein verschmutzter und zugesetzter Filter. Sie entzündet sich und zieht sich zusammen, weshalb das Blut in ihr nicht mehr so gut fließt und nicht effizient genug gesäubert werden kann. In der Folge wird es schmutziger und dicker, und das Herz muss sich anstrengen, um es anzusaugen. Nimmt der Stauungszustand der Leber durch ungeeignete Nahrung und chronischen Flüssigkeitsmangel (der bei uns allen vorliegt) weiter zu, wird
das Herz schließlich zehn-, ja bis zu fünfzigmal mehr Kraft als zuvor aufwenden müssen, um das Blut durch den Körper zu bewegen – wie wir immer mehr muskuläre Saugkraft aufwenden müssen, um zunehmend zähflüssige und schließlich breiige Substanzen mit dem Trinkhalm zu uns zu nehmen. Vermehrte Saugkraft bedeutet aber für das Herz, dass der Druck steigt – und da haben wir ihn schon, den mysteriösen erhöhten Blutdruck.
Wenn das unseren Herzen erspart bleiben soll, muss sich die medizinische Forschung der Leber zuwenden, um zu verstehen, wie das belastete Organ Störungen des Herz-Kreislauf-Systems auslösen kann. Dann würde sich nämlich herausstellen, dass es hier auch dann eine Rolle spielt, wenn die herkömmlichen Lebertests (siehe
Kapitel 9
) keinen Befund ergeben, und man würde folgerichtig den Begriff »leberbedingter Bluthochdruck« prägen. Außerdem zeigte sich, dass auch Verengungen und Verschlüsse von Arterien letztlich von der Leber ausgehen. Das versetzte Hochdruckpatienten in die Lage, wirklich ursächlich vorzugehen und ihre Leber in Ordnung zu bringen, um so endlich Erleichterung zu finden. Und alle, die noch keine Diagnose haben, könnten dann vorbeugend ihre Leber pflegen, um das Risiko des Bluthochdrucks auszuschließen.
Ich weiß, dass es in diesen Zeiten nicht ganz einfach ist, sich neben all seinen Verpflichtungen auch noch um seine Gesundheit oder um andere oder auch nur um ein Meerschweinchen zu kümmern. Wir sind ja schon froh, wenn wir nur den Tag irgendwie überstehen, da sind Leber und Herz einfach nicht immer im Vordergrund unseres Bewusstseins. Aber zumindest wissen Sie jetzt, was zu tun ist, wenn Sie mal den Kopf ein wenig frei haben und sich einen Moment besinnen können. Ohne dieses Wissen hätten Sie keine Chance, das Problem zu vermeiden oder zu beheben.
Es trifft zu, dass schlechte Ernährung und Bewegungsarmut zur Erhöhung des Blutdrucks beitragen können, weil sie die Leber schädigen. Dabei gilt es jedoch wie immer zu bedenken, dass gute und schlechte Ernährung nicht unbedingt mit dem übereinstimmen, was wir gelernt haben. Beim Bluthochdruck kommt es vor allem darauf an, weniger Fett, weniger Salz und weniger Essig zu sich zu nehmen. Beachten Sie bitte, dass ich nichts von Zucker gesagt habe. Diätvorschriften fordern häufig unter anderem den Verzicht auf Zucker, aber für den Bluthochdruck spielt er in Wirklichkeit keine Rolle. Neben Alkohol mit seiner bekannten leberschädigenden Wirkung müssen Sie eigentlich nur ein Zuviel an Fett, Salz und Essig vermeiden – was wie gesagt sicherlich erst einmal überraschend klingt, weil sie in so vielen Diäten eine tragende Rolle spielen. Die meisten Menschen ernähren sich fettreich, wissen aber nicht, dass ihre Kalorien hauptsächlich aus Fett stammen. Sie ahnen auch
nicht, dass das viele Fett seit Jahren ihr Blut verdickt, ihre Leber austrocknet und staut, sodass sich in ihrem Inneren und an der Außenseite Fettgewebe anlagert. Wenn wir es mit dem Salz übertreiben und die falsche Sorte verwenden und dazu auch noch viel Fett verzehren, muss das Fett im Blut dieses Salz umschließen, sodass »Zellen« von denaturiertem, entwässertem Fett entstehen, das die Leber nur schwer verarbeiten und der Ausscheidung zuführen kann – am Ende heften sich diese »Fettzellen« sogar an die Leber selbst. (Natürliche Mineralstoffe aus vollwertigen Lebensmitteln, insbesondere aus Staudensellerie, sind dagegen sehr gut für die Leber und die Regulierung des Blutdrucks, den sie je nach Bedarf anheben oder senken.) Und was schließlich die gestaute Leber und die Fettleber angeht, ist den meisten nicht bewusst, dass Essig hier annähernd so viel Schaden anrichtet wie Alkohol. (Mehr über Fett, Salz und Essig erfahren Sie in den Kapiteln 34, 35 und 36.)
Dann gibt es Leute, die sich wirklich gesund ernähren. Bei ihnen kommt nur Fett von bester Qualität auf den Tisch, und sie verwenden es sparsam. Sie brauchen wenig Salz und Essig, sie trinken nicht viel Alkohol. Wie wir in Kapitel 8 gesehen haben, gibt es aber noch eine Ursache für Leberträgheit, nämlich Toxine und andere Schädlinge. Es mag sich um Schwermetalle oder pathogene Keime wie EBV, um virale Abfallstoffe, Kunststoffe, DDT, Chlor, Fluoride und andere Schadstoffe jeder erdenklichen Art handeln, jedenfalls können auch sie die Leber zusetzen, sodass das Herz eine höhere Pumpleistung erbringen muss, was dann wieder den Blutdruck steigen lässt. Wenn Sie meinen, solche Belastungen könnten bei Ihnen nicht gegeben sein, dann überlegen Sie mal, ob Sie beim Zahnarzt nicht schon mal eine Fluoridbehandlung bekommen haben. Und wenn es nur eine einzige gewesen war: Wo bleiben die Fluoride anschließend? Richtig, in Ihrer Leber, und da sind sie jetzt seit dieser Behandlung, mag sie noch so lange her sein. Bei DDT könnten Sie denken, dass Ihre Familie nicht vom Land kommt und deshalb nicht belastet sein kann. Trotzdem ist es gut möglich, dass Ihnen von diesem Gift etwas vererbt worden ist.
Es hängt nicht an einer bestimmten Lebensweise oder an ganz bestimmten Giftstoffen. Denkbar ist, dass bei jemandem ein wenig von diesem und jenem der Fall ist – schlechte Ernährung, Bewegungsarmut, Giftstoffe in der Leber – und dann noch ein paar weitere Faktoren hinzukommen. Wie Sie wissen, spielt bei so gut wie allen Menschen chronischer Flüssigkeitsmangel eine Rolle. Er verdickt das Blut und macht es dem Herzen unnötig schwer, das Blut von der Leber heraufzupumpen.
Denken wir schließlich auch noch an Stress. Sicher haben Sie gehört, dass Stress die Blutgefäße im ganzen Körper enger werden lässt und dadurch den Blutdruck in
die Höhe treibt. Tatsächlich sind Stressattacken jedoch nur so etwas wie Randbedingungen für hohen Blutdruck, für den völlig andere Gegebenheiten ursächlich sind. Es gibt Menschen mit ganz geringer Stressbelastung, die sich trotzdem täglich mit ihrem hohen Blutdruck plagen. Andere stehen unter enorm hohem Stress und sind dennoch keine Hypertoniker, weil bei ihnen noch keine Leberstörung vorliegt. Wer normalen Blutdruck hat, kann natürlich trotzdem irgendwann einer werden, nämlich dann, wenn die Leber überlastet ist.
Der Zusammenhang zwischen Stress und hohem Blutdruck wird in Wirklichkeit von der Leber und dem Hormon Adrenalin hergestellt. Die Leber ist der Sitz unseres Muts, mit dem wir einen Tag nach dem anderen bewältigen. Das bedeutet aber auch, dass die Leber für alle unsere Kämpfe geradestehen muss. Übersteigt das ein gewisses Maß, schütten unsere Nebennieren das Stresshormon Adrenalin aus, das, wie Sie jetzt schon mehrfach gelesen haben, die Leber einlagern muss, um den Körper vor Schaden zu bewahren – und einer adrenalingesättigten Leber fällt es nicht leicht, das durchströmende Blut so aufzubereiten, dass es leicht und glatt zum Herzen zurückfließen kann.
Nun ist es so, dass die Nebennieren auf die jeweilige Situation abgestimmte Adrenalinmixturen zubereiten. Für Ihre Leber macht es einen erheblichen Unterschied, ob sie »Alltagsadrenalin« aufnehmen muss, wie es etwa bei schnellem Gehen entsteht, oder Adrenalinmischungen, die im Zusammenhang mit einer Konfrontation, einem Angriff, Angst, Ärger oder einem Vertrauensbruch gebildet werden. Ihre Leber muss schon wirklich beherzt sein, um solches Adrenalin aus dem Verkehr zu ziehen und einzulagern. Adrenalin kann nämlich wirklich ätzend sein, wenn Sie beispielsweise im Straßenverkehr geschnitten werden, wenn es bei der Arbeit zu Meinungsverschiedenheiten oder in der Familie zu einem Notfall kommt. Die beißende Flut schädigt dann die kleinen Arbeiter in der Leber (Leberläppchen), wenn sie nicht fit genug sind, um das Adrenalin zu entschärfen, was wiederum dem Blut seinen Weg durch die Leber erschwert und in der Folge den Blutdruck erhöht. Die Leber tut das in dem gleichen Geist der Selbstaufopferung, wie sich ein Vater in lebensbedrohlichen Situationen schützend vor sein Kind stellt, egal, was es ihn kostet.
Unterm Strich
Für jeden von uns summieren sich die verschiedenen Hochdruckfaktoren auf jeweils eigene Weise, aber es läuft immer darauf hinaus, dass Leberpflege ganz entscheidend ist, wenn der Blutdruck sein gesundes Maß zurückbekommen soll. Falls Sie für Ihr Herz und den Kreislauf sorgen möchten, müssen Sie sich unbedingt auch um die Leber kümmern. Sofern Sie alles richtig machen, was
so zur Gesundheitspflege gehört – ausreichend Bewegung, keine Süßigkeiten und süßen Backwaren, Nahrungsergänzungsmittel fürs Herz, eiweißreiche Ernährung mit wenig Kohlenhydraten und viel Gemüse –, sind Sie natürlich besser dran, als wenn Sie sich wie eine Couchpotato verhalten und nur auf Fast Food abfahren. Trotzdem kommt in solchen Empfehlungen nicht das zur Geltung, was eigentlich die Gesundheit Ihres Herzens ausmacht: Ihre Leber. Da mögen Sie noch so muskulös sein und kein bisschen sichtbares Körperfett haben, es bedeutet trotzdem nicht automatisch, dass Ihr Herz geschützt ist. Heutzutage können Herzstörungen auch dann auftreten, wenn Sie gesund sind und regelmäßig Ihr Ausdauer- und Krafttraining machen. Es kann jeden treffen. Für die seuchenartige Zunahme der Herzinfarkte sind dickes Blut und eine geschwächte, kranke Leber verantwortlich. Kurz, pflegen Sie Ihre Leber, und Sie schützen sich vor Herz- und Gefäßkrankheiten.