Kapitel 25
Völlegefühl, Verstopfung und Reizdar m
Wie Sie gelesen haben, beginnt gesunde Verdauung damit, dass die Leber eine ihrer wichtigsten Funktionen erfüllt und genügend Gallenflüssigkeit erzeugt. Die Gallenflüssigkeit hat dann zusammen mit dem Magensaft die Aufgabe, alles Verzehrte zu tränken und so seine Verdauung zu fördern. Wird die Leber schwach oder träge, weil sie von Pathogenen wie EBV oder Giften wie Schwermetallen heimgesucht wird oder bereits auf dem Weg zur Fettleber ist, erzeugt sie weniger und auch minder wirksame Galle. Das zeigt an, dass sie nicht ganz auf der Höhe ist, denn eigentlich hat Qualitätskontrolle bei ihr die höchste Priorität. Gibt sie nun Gallenflüssigkeit ab, die nicht so ist, wie sie sein sollte, zeigt das an, dass sie wirklich überlastet ist. Auch dann noch bietet sie all ihre Reserven auf, um die beste Galle zu liefern, die ihr möglich ist. Darüber hinaus hat sie jedoch noch für über zweitausend weitere chemische Funktionen zu sorgen, und da gibt es einige wie zum Beispiel die Stärkung des Immunsystems, die wichtiger sind. Weniger Gallenflüssigkeit von minderer Wirkung bedeutet aber, dass die Aufschließung der Nahrung schwierig wird.
Ein weiterer Faktor, von dem Sie bereits erfahren haben, ist das Adrenalin. Wenn jemand unter extremem Stress steht, kann auch das die Galleproduktion der Leber schwächen. Gibt es ständig solche Adrenalinüberschüsse, die die Leber schließlich nicht mehr neutralisieren kann (indem sie dieses Hormon in ihrem eigenen Gewebe zwischenlagert, um Ihren übrigen Körper zu schützen), wird die Galleproduktion dauerhaft geschwächt. Geschieht das immer wieder, ist die Leber schließlich mit Adrenalin übersättigt. Wie wir im vorigen Kapitel gesehen haben, kann die Salzsäure im Magen schwächer werden, wenn die Leber die Galleproduktion nicht mehr aufrechterhalten kann und einen Hilferuf sendet. Adrenalinüberschüsse bremsen die Salzsäureproduktion ebenfalls. Zu ständigen Adrenalinschüben, die den Magensaft durcheinanderbringen, kann es kommen, wenn man sich angegriffen, unter Druck gesetzt oder schlecht behandelt fühlt oder ständig Streit mit dem Partner hat, mit seiner beruflichen Situation unzufrieden ist und unter Termindruck steht. Adrenalin wirkt hier wie Sand im feinen Getriebe einer Uhr.
Bei zu geringer Gallebildung und zu niedrigem Gehalt an Gallesalzen sowie behinderter Salzsäurebildung und ebenfalls zu geringem Salzgehalt der aus sieben Anteilen bestehenden Magensäure wird das, was Sie essen, im Verdauungstrakt nicht genügend geknetet und aufgeschlossen. Dann kann der Dünndarm die Nährstoffe nicht aufnehmen, auch wenn genügend Enzyme da sind, um die Nahrung in ihre Bestandteile zu zerlegen. Das kann nur effektiv geschehen, wenn Magensaft und Gallenflüssigkeit die nötige Vorarbeit geleistet haben. Wenn das ausbleibt, ist die Verdauung insgesamt geschwächt.
Völlegefühl und was es bedeutet
Bei geschwächter Verdauung kommt es zu einem Völlegefühl und zu Blähungen. Das hat unter anderem damit zu tun, dass der Darm sich mit schlecht verdauter Nahrung herumplagen muss. Wenn außerdem die Leber gestaut ist und sich so unwohl fühlt, dass sie nicht mehr genügend Galle produziert, ist diese Galle darüber hinaus auch noch mit Giftstoffen belastet, die die Leber nicht mehr festzuhalten vermag, sodass sie jetzt mit der Galle in den Dünndarm gelangen. Es kann auch sein, dass sie an der Unterseite der Leber direkt austreten und in die Lymphbahnen um den Dickdarm und schließlich in den Dickdarm eindringen. Weiterhin können bakterielle und virale Abfälle wie beispielsweise alte Virenhüllen und der klebrige geleeartige Schmierfilm aus Toxinen und Pathogenen in den Darm einsickern, genauso wie Oxidationsprodukte von Schwermetallen. All das kann sich an der Innenwand der Därme ablagern und zu Völlegefühlen und Blähungen führen, weil es die dort heimischen gesunden Bakterien behindert und dafür die schädlichen Bakterien und andere ungesunde Mikroorganismen ernährt. Am Ende entsteht eine Dünndarmfehlbesiedelung mit Streptokokken, die sich in Taschen des Verdauungstrakts einnisten und dort Gase bilden, die den Bauch weiter auftreiben. Das kann lange so gehen, bis jemand die Diagnose Dünndarmfehlbesiedelung erhält, falls das je geschieht. Und sollte es dazu kommen, wird trotzdem unerkannt bleiben, dass Streptokokken die eigentliche Ursache sind.
Wegen mangelnder Produktion von Gallenflüssigkeit und Salzsäure sammeln sich unverdaute Nahrungsrückstände, insbesondere Fett und Eiweiß im Verdauungstrakt an, was wirklich verhängnisvoll ist, weil sie zugleich pathogenen Keimen als Nahrungsquelle dienen. Es bildet sich ein Zustand, den ich »Ammoniak-Permeabilität« nenne und der im Gesundheitswesen mit dem Leaky-Gut-Syndrom verwechselt wird: Nahrungsreste gehen im Darm in Fäulnis über, sodass Ammoniakgas entsteht, das nicht nur den Darm und damit den Bauch weiter aufbläht (was sehr unangenehm sein kann und auch zu Krämpfen führt), sondern auch durch den Darm in den Magen aufsteigt und dort die Bildung von Salzsäure noch weiter drosselt.
In einem solchen Milieu vermehren sich Bakterien wie Helicobacter, die Geschwüre und Läsionen entstehen lassen. Andere Bakterien wie Escherichia coli (E. coli), das bereits genannte C. difficile und Staphylokokken gedeihen hier ebenfalls. Auch Candida kann zunehmen, aber wie Sie gelesen haben, möchte dieser Pilz Ihnen helfen, indem er sich von Eiweiß, Fett und anderen Nahrungsbestandteilen ernährt und diese aufschließt, damit sie nicht faulen und wiederum pathogenen Keimen als Nahrung dienen können. Wenn sich Candida ins Zeug legt, dann nicht, um Ihnen zu schaden, sondern um zu verhindern, dass Eindringlinge wie Strepto- und Staphylokokken sowie E. coli allzu stark werden. Begleitend zu all diesen Vorgängen kann es zu einer diagnostizierten oder nicht diagnostizierten Gastritis (Magenschleimhautentzündung) kommen, und zugleich können sich im Dünn- oder Dickdarm stationäre Gasansammlungen bilden, die wiederum den aufgetriebenen Bauch und das Völlegefühl weiter verschlimmern.
Verstopfung und ihre Ursachen
Verstopfung entsteht unter anderem dadurch, dass sich der Darm an verschiedenen Stellen weitet oder verengt, und zwar aufgrund von Entzündungen, die dort entstehen, wenn pathogene Keime ein reiches Nahrungsangebot vorfinden. Bei leichter Verstopfung reiben sich viele Leute den Bauch und können diese Engpässe als Massen oder Klumpen fühlen. Wird es dagegen richtig schlimm, fühlt man diese Stellen nicht mehr, weil der Dickdarm in seiner Gesamtheit betroffen ist.
Zur bevorzugten Nahrung pathogener Keime gehören zum Beispiel Weizengluten, Eier und Milchprodukte, aber auch andere Nahrungsbestandteile, die im Magen nicht ausreichend auf die weitere Verdauung im Dünndarm vorbereitet wurden. Gluten, Eier und Milchprodukte werden vielfach als grundsätzlich unverträglich angesehen, aber in Wirklichkeit ist es so, dass sie Entzündungen und andere Reaktionen auslösen, weil sie pathogenen Keimen als Nahrung dienen und deren Abfallstoffe dann die Symptome herbeiführen. Entzündungen im Verdauungstrakt schwächen die Darmperistaltik, und das kann der Beginn einer Verstopfung sein. Manchmal ist das nur ein vorübergehender Zustand, aber wenn die Peristaltik stark geschwächt ist und die pathogenen Keime im Darm ein günstiges Milieu vorfinden, sodass sie die Entzündungszustände weiter schüren, kann eine chronische Verstopfung entstehen. Außerdem kann es sein, dass die träge gewordene Leber nicht nur weniger Gallenflüssigkeit produziert, sondern sich auch bereits in Richtung Fettleber bewegt und so überlastet ist, dass sie virale Abfälle, die beschriebene geleeartige Substanz, Neurotoxine, Dermatoxine sowie Oxidationsprodukte giftiger Metalle und alte ranzige Fettablagerungen wieder entlassen muss, die dann über die Lebervenen und mit der Gallenflüssigkeit in den Verdauungstrakt gelangen und hier den träge gewordenen Dickdarm noch weiter lähmen, sodass sich die Verstopfung verschlimmert.
Die den Darm umgebenden Lymphgefäße können ebenfalls überlastet sein, sodass sich die Lymphflüssigkeit staut und auf den Darm drückt. Das dämpft seine Peristaltik und lässt Engstellen entstehen, die die Nahrung nur mit Mühe passieren kann. Das allein löst bereits ein Völlegefühl aus und sorgt dafür, dass der Bauch hart und aufgetrieben wird.
Pathogene Keime und ihre giftigen Abfälle können zusammen mit Schwermetallen und schlecht verdauter Nahrung ins Ileum gelangen, sodass dieser letzte Dünndarmabschnitt sich entzündet und ebenfalls an der Verstopfung mitwirkt. Dies ist sogar die am häufigsten entzündete Stelle im Darm, an der sich auch Narbengewebe bilden kann.
Bei Männern kann sich Verstopfung so auswirken, als wäre etwas mit der Prostata nicht in Ordnung; das heißt, man verspürt Blasendruck und muss häufiger Wasser lassen. Bei Frauen kann Verstopfung richtig unangenehm werden. Zum einen wird die Verstopfung gern in der Zeit des Eisprungs und während der Monatsblutung schlimmer. Bei Frauen mit polyzystischem Ovarsyndrom, Zysten oder Myomen kann Verstopfung große Beschwerden verursachen, wenn die entzündete Gebärmutter oder die Eierstöcke mit ihren Zysten auf den Darm drücken und ihn verengen. Anders herum kann es auch sein, dass ein entzündeter Dickdarm auf Gebärmutter und Eierstöcke drückt, was zusätzlich zur Verstopfung noch unangenehme Empfindungen, Schmerzen und Krämpfe auslöst. Ein entzündeter Dickdarm kann auch auf die Blase drücken und ein Gefühl von Harndrang erzeugen. Bei diagnostizierter oder nichtdiagnostizierter Endometriose können die Magen-, Darm- und Blasensymptome noch unangenehmer werden. Nach einer Blinddarmoperation bilden sich an der Operationsstelle, also am unteren Ende des aufsteigenden Dickdarms an der rechten Körperseite, Narbengewebe und Verwachsungen, weswegen die Nahrung nur mit Mühe die Ileozäkalklappe zwischen Dünn- und Dickdarm passieren kann. So entsteht eine Sonderform der Verstopfung.
Und wenn der Dickdarm aus irgendeinem Grund entzündet ist, kann er an seinen Biegungen ein wenig geknickt sein. Besonders häufig geschieht das am oberen Ende des absteigenden Dickdarms auf der linken Körperseite. Ähnliches gilt für das untere Ende des absteigenden Dickdarms und das obere Ende des aufsteigenden Dickdarms. Diese Punkte stellen zwar keine Blockaden im eigentlichen Sinne dar, aber sie tragen zur Verstopfung mit ihren Missempfindungen und Schmerzen bei.
Die Wahrheit über das Reizdarmsyndrom
Wenn man viele für die Verdauung schwierige Nahrungsmittel zu sich nimmt, beispielsweise dichtes Eiweiß, Milchprodukte, Eier und Gluten (bei besonders empfindlichen Menschen können es alle Getreidesorten sein), werden die oben beschriebenen Phänomene unter Umständen besonders schlimm und lösen das sogenannte Reizdarmsyndrom aus. Das ist in der Medizin derzeit der allgemeine Begriff für eine Funktionsstörung des Darms, deren Ursache man nicht kennt.
Auch bei der Zöliakie handelt es sich um eine Darmentzündung mit unbekannter Ursache, die vielfach als »Autoimmunerkrankung« bezeichnet und als Angriff des Körpers auf sein eigenes Gewebe gedeutet wird. Die Erklärung trifft es aber nicht, denn tatsächlich geht auch diese Entzündung, wie so viele andere, die wir hier besprechen, auf pathogene Keime zurück. Bei Zöliakie ist Gluten besonders problematisch, weil es Bakterien und Viren ernährt, sodass sie sich vermehren und die Symptome verstärken können.
Zum Reizdarmsyndrom kommt es, wenn sich an der Dickdarmwand die Abfallprodukte pathogener Keime ablagern und außerdem aktive pathogene Keime wie Streptokokken, E. coli und andere zugegen sind, dazu auch noch faulende Nahrungsreste, die wegen zu schwacher Gallenflüssigkeit und Magensäure unverdaut blieben, und schließlich auch noch Ammoniak. Ungesunde Nahrungsmittel tun ein Übriges, zum Beispiel dichte Fette und Proteine, die von Gallenflüssigkeit und Magensäure nicht mehr richtig zerlegt werden können und so in den Dünndarm eindringen. Dort dienen sie pathogenen Keimen als Nahrung, bevor sie schließlich in den Dickdarm gelangen, dieses Endlager für den ganzen Schlamassel. Es kommt zu schmerzhaften Entzündungszuständen, zur Verstopfung oder auch zum Durchfall. Durch allzu vieles Pressen können Hämorrhoiden, Polypen und Fissuren entstehen, und die permanente Reizung äußert sich gern als Afterjucken.
Den Darm heilen
Die in diesem Kapitel geschilderten Symptome und Beschwerden sind nicht bloß unangenehm, sondern es kommt noch hinzu, dass ein überforderter, in Not geratener Darm die Nahrung nicht so gut aufschließen, verarbeiten und bereitstellen kann, wie er sollte. Das bedeutet zugleich, dass die Leber nicht mit allem versorgt wird, was sie braucht, und auch dadurch werden die Leiden der Betroffenen noch verschlimmert. Andererseits heilen Darmstörungen langsamer aus, wenn die Leber nicht mehr so gut in der Lage ist, Nährstoffe aufzubereiten und dem Körper zur Verfügung zu stellen. So leiden Darm und Leber, die eigentlich eng zusammenarbeiten sollen, am Ende beide unter den Schäden und Funktionsausfällen des jeweils anderen.
Zur Heilung müssen hier keine Teufelskreise durchbrochen werden, und wir müssen auch nicht wissen, wer oder was zuerst da war, die Henne oder das Ei. Es ist überhaupt keine Frage: Wenn wir dem Darm helfen wollen, müssen wir zuvor der Leber helfen. Bei allen Darmstörungen ist die Leber der entscheidende Ansatzpunkt, und wenn Sie der Leber mit den in diesem Buch beschriebenen Mitteln auf die Sprünge helfen, werden Sie endlich auch Linderung Ihrer Verdauungsbeschwerden erfahren.