Kapitel 33
Frieden im Körpe
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Für den unermüdlichen heldenhaften Kampf Ihrer Leber gibt es einen Grund: Sie hat einen Schützling. Dieser Schützling sind Sie. Schon in der Zeit Ihrer Entwicklung im Mutterleib hat sie die Verantwortung für Sie übernommen. Sie sind für Ihre Leber wie ein Kind in den Armen der Mutter: wichtiger als alles andere.
Wie Sie wissen, wurde Ihre Leber während ihrer intrauterinen Entwicklung unmittelbar von der Leber Ihrer Mutter »unterrichtet«. Sie erfuhr über chemische Kommunikationswege alles, was sie über ihre unendlich vielen Funktionen wissen musste. Im Zentrum stand und steht, dass Ihre Leber Sie niemals aufgeben oder abschreiben wird. Darin liegt das Geheimnis Ihres Überlebens, und es ist das, worauf die über zweitausend chemischen Funktionen Ihrer Leber letztlich hinauslaufen, ihr »Grundanliegen«, von dem die Wissenschaft so wenig weiß wie von vielen anderen Funktionen.
Dieses Mütterliche, das von einer Leber an die andere weitergegeben wird, ist die Entschlossenheit, niemals aufzugeben, eine Art unsichtbares Band zwischen Mutter und Kind. Auch in schwierigen Zeiten, wenn Außenstehende schon nicht mehr erkennen, was Mutter und Kind eigentlich verbindet, bleibt dieses Band zwischen den beiden in der Tiefe ihrer Seele bestehen. So ein Band existiert auch zwischen Ihnen und Ihrer Leber, und für Ihre Leber bedeutet es, dass sie immer das anstreben wird, was für Sie am besten ist. Stellen Sie sich Eltern vor, die immer fragen: »Wo bekommt mein Kind die beste Schulbildung, wie bringe ich jeden Tag etwas zu essen auf den Tisch, mit wem soll mein Kind spielen, fühlt sich mein Kind geborgen, hat mein Kind es gut, hat mein Kind es warm …?« So können Sie sich ganz gut vorstellen, wie wichtig Sie Ihrer Leber sind, wie sehr sie sich wünscht, dass es Ihnen gut geht. Schon vor Ihrer Geburt hat sie gelernt, sich nicht der Schwäche zu ergeben oder sich vor Pflichten und Herausforderungen zu drücken. Sie hat gelernt, sich um Sie zu kümmern, als wären Sie ein Leben lang ihr Junges.
Wie viele Hindernisse auch auftauchen mögen, Ihre Leber wird sich über alle hinwegzusetzen versuchen, sie wird immer das Beste für ihr Kind, Sie, herausschlagen wollen. Sie wird für Ihre Jugend und
Sicherheit kämpfen, auch wenn sie dafür selbst alt und träge werden muss. Sie fängt alle gegen Sie geführten Schläge ab und hofft einfach, dass Sie irgendwann aufhorchen und dann für sie da sind, wie sie all die Jahre für Sie da gewesen ist, was es sie auch kosten mochte.
In ihrem Zustand der Überarbeitung und Übermüdung zwischen all den vielen Pflichten und Aufgaben und ohne genügend Rückhalt ist die Leber das Organ, mit dem wir uns am meisten identifizieren können. Sie ist das Organ unserer Zeit, von dem wie von uns selbst Multitasking und ständige Anpassung verlangt wird, die Bereitschaft, sich immer irgendwie durchzubeißen, auch bei Rückschlägen. Diese Ähnlichkeiten bedeuten, aber auch, dass wir Verständnis für unsere Leber aufbringen und gut nachvollziehen können, dass sie auch mal verschnaufen muss von diesem täglichen Gefühl, das alles sei einfach nicht zu schaffen. Wir verstehen, wie müde sie sein muss unter diesem Druck, immer alles zugleich leisten zu müssen. Und wenn sie ein Leben lang in der Beschützerrolle war, ist es nur allzu verständlich, wenn sie sich auch selbst einmal Rückhalt wünscht. Es wird Zeit, dass wir ihr diesen Rückhalt bieten.
Unserer Leber aus der Klemme helfen
Hier im vierten Teil des Buchs werden wir uns ansehen, wie Sie dabei vorgehen können. Oft, wenn wir uns dem Körper zuwenden, geht es in erster Linie um sein Aussehen. In unserem Wunsch nach einer schlanken Figur und glatter, strahlend schöner Haut haben wir oft nicht viel Sinn für das, was vor allem unsere Zuwendung bräuchte: die Leber. Das ist verständlich. Unser Äußeres liegt uns näher, schließlich sehen wir es. Mit unserer Leber laufen wir zwar auch ständig herum, doch da sie außerhalb unseres Blickfelds ist, denken wir nicht an sie – es sei denn, wir sind gerade wie jetzt in ein Buch über sie vertieft. Das Leben hält uns so sehr in Atem, dass sogar ich meine Leber vergesse, bis der Geist mich wieder an sie erinnert. Wir sehen sie nicht, und ein einführender Überblick sagt uns nichts über ihre verborgenen Kräfte. Die Schule sieht es auch nicht als ihre Aufgabe, sich um die Lebern ihrer Schüler zu kümmern. Niemand sagt uns: »He, pass auf, dass deine Leber nicht träge und gestaut wird und austrocknet.« Oder: »Putz deine Leber mindestens zweimal pro Jahr, dein Auto wäschst du doch auch. Und sieh zu, dass du dabei ganz behutsam vorgehst, du musst sie behandeln wie ein rohes Ei.«
Ich betone gern, dass wir eine Gesellschaft sind, in der die Leute nur das glauben, was deutlich zu sehen ist – und dass
uns diese Haltung durchaus schaden kann. Sieht der Wagen schmutzig aus, fahren Sie in die Waschanlage mit ihm. Die Verschmutzung der Leber sehen wir dagegen nicht und meinen deshalb, sie sei nicht vorhanden. Wir sehen die Gifte nicht, die von Anfang an unser Erbe waren, wir sehen die sich einnistenden pathogenen Keime nicht, wir sehen nicht, wie sich dieser klebrige Film aufbaut … Wir sind mit dem Äußeren beschäftigt, ganz davon absorbiert. Wir haben das richtige Kleid im Sinn, den richtigen Rock, das richtige Hemd, die richtige Jeans, wir möchten eine gute Figur darin machen, und bequem sollen die Sachen auch noch sein – aber haben wir auch Annehmlichkeiten für unsere Leber im Sinn? Hat sie ein enges Fettkleid, schnürt ihr ein Tuch aus Giften die Luft ab, muss sie einen zu engen Hut aus Schwermetallen ertragen?
Wenn wir den Blick nach innen wenden, müssen wir die Hoffnung auf gutes Aussehen dafür nicht fahrenlassen. Im Gegenteil, wenn wir uns der Leber zuwenden, verjüngt das unsere Haut, wir nehmen ab, die verbesserte Nährstoffverwertung baut unsere Muskeln auf, und unsere Kleidungsstücke stehen uns besser. Zugleich befreien wir uns auch noch von Krankheiten und Symptomen. Wer nur auf die äußere Erscheinung bedacht ist, gönnt sich vielleicht nach der Arbeit in der Wellness-Oase einen Martini oder Sekt, um den Tag schließlich mit einem Steak und reichlich Butter ausklingen zu lassen, aber ohne zu bedenken, wie sehr das die Leber belastet und dass man auf diese Art eher gegen die Ziele arbeitet, die man sich eigentlich gesteckt hat.
Versorgen wir unsere Leber gut, ist das immer ein Gewinn, und zwar unabhängig von unseren Gründen – ob wir besser aussehen oder uns besser fühlen möchten, ob wir uns der Leber für ihren unermüdlichen Einsatz dankbar zeigen oder möglichen späteren Gesundheitsstörungen vorbeugen möchten. Der Gewinn besteht darin, dass Blut und Lymphsystem gereinigt werden, dass sich Fett in der Leber auflösen kann und wir den Nebennieren eine Verschnaufpause verschaffen. Wenn Sie trotz Diät und reichlich Bewegung zunehmen oder einfach nicht abnehmen können, wird sich das ändern, wenn Sie Ihrer Leber mehr liebevolle Zuwendung gönnen. Auch wenn Ihre Leber durch Alkohol, Drogen oder Medikamente geschädigt ist oder sich aus irgendeinem Grund Narbengewebe in ihr gebildet hat, können Sie ihr wieder auf die Beine helfen. Doch wie dem auch sei, die Leber ist dafür zuständig, alles Schädliche zu neutralisieren und aus dem Körper zu befördern; und wer gesund sein möchte, muss einfach dafür sorgen, dass sie sich erholt und wieder funktionstüchtig wird. Wenn das in ganz kleinen Schritten geschehen muss, dann eben so. Sie sind nicht allein, wir ziehen alle am gleichen Strang.
Und Sie haben dafür so viele Mittel, die Sie jetzt im Folgenden kennenlernen
werden. Im nächsten Kapitel, Nummer 34, werden wir erst einmal ein paar Mythen und Märchen über die Leber auffliegen lassen, und diese Trends, Irrtümer, Missverständnisse und kurzlebigen Moden müssen Sie wirklich hinter sich lassen, wenn Ihre Leber in Zukunft geschützt sein soll. Zu einer dieser Modeerscheinungen, der fettreichen Ernährung, ist enorm viel gesagt und geschrieben worden, weshalb wir in Kapitel 35 herausarbeiten werden, dass so etwas gar nicht gut für Ihre Leber ist. In Kapitel 36 finden Sie einen kompakten Überblick all der Leberschädlinge, die wir in diesem Buch immer wieder angesprochen haben, nur ist hier mehr im Detail erklärt, was alles wegzulassen ist und warum und wie lange es bei konsequentem Vorgehen jeweils dauert, bis diese Substanzen Ihre Leber verlassen haben. Danach erfahren Sie in Kapitel 37 alles, was Sie über die Heilung und Ernährung Ihrer Leber mit den richtigen Nahrungsmitteln, Kräutern und Nahrungsergänzungen wissen müssen.
Dann kommt Kapitel 38, mit dem wir das Ganze auf eine neue Stufe heben. Mit dieser neuntägigen Entschlackungskur entlasten Sie Ihre Leber mehr als mit allem anderem, was Sie je versucht haben, und die begleitenden Empfehlungen für den Ablauf des Vormittags beschreiben eine zusätzliche Minireinigung, mit der Sie die Höhe des Erreichten bewahren können. Es folgt das Rezeptekapitel 39 mit vielen Ideen für köstliche Mahlzeiten und Snacks. Es ist reich bebildert, Sie werden es kaum erwarten können, in die Küche zu kommen. Schließlich Kapitel 40 mit Meditationen für die jeweilige Bedarfslage Ihrer Leber, sei es, dass sie Fett loswerden oder eine Krankheit überwinden muss oder eine Stärkung ihres Immunsystems braucht.
Mit allem, was Sie in dieser Anleitung finden, um Ihre Leber zu reinigen oder für mögliche spätere Bedrohungen vorzusorgen, werden Sie erreichen, dass Ihre Leber endlich voll und ganz hinter Ihnen steht. Wenn Sie in Kapitel 41 meine Abschiedsworte lesen und schließlich die letzte Seite umblättern, sind Sie wirklich gerüstet, Ihre Leber und Ihr Leben zu erneuern.
Weltfrieden, Leberfrieden
Wir wünschen uns Frieden, Frieden an Körper, Geist, Herz und Seele, Frieden unter Nachbarn, in der Familie, am Arbeitsplatz. Wir wünschen uns Frieden auf der ganzen Erde und überlegen manchmal, was wir tun könnten, um den Planeten lebenswerter zu machen. Wir reisen ans Ende der Welt, um Frieden zu finden, und es fällt uns nicht auf, dass dieses bescheidene Organ in unserem Körper einen Großteil der Antworten weiß.
Das kann doch nicht sein, oder? Auch wenn Sie dieses Buch Seite für Seite genau studiert haben, werden Sie nicht mühelos
erkennen, wie dieser Klumpen Gewebe die Welt verändern soll. Nun ja, wir wissen, dass das Gehirn für die Veränderung der Gesellschaft verantwortlich ist, und auch hier könnten wir mit Fug und Recht von einem Gewebeklumpen sprechen. Das Herz, »einfach« ein Hohlmuskel, gilt uns als Mitte des Körpers und als Zentrum unseres Fühlens. Die Lungenflügel sind zwei Blasebälge, und doch geben sie uns den Atem des Lebens. Was also hindert uns daran, die Leber als das zu erkennen und zu benennen, was sie ist, als Friedensstifter und Friedensbewahrer? Nun, bisher wurde uns nicht vermittelt, wie das zu verstehen ist, jetzt aber wissen wir Bescheid. Sie wissen, dass Ihre Leber sich um Ihren gesamten Körper kümmert wie eine Mutter um ihr Neugeborenes, dass die Leber Sie gegen unzählige Gesundheitsstörungen und Krankheiten verteidigt. Es bleibt ihr nicht erspart, dass sie dabei auch über ihre Grenzen gehen muss.
Stellen Sie sich eine Welt ohne chronischen Ärger vor, ohne die Leiden von Säuglingen und Kindern, ohne Schmerzen und schlaflose Nächte, ohne unaufhaltsame Gewichtszunahme oder bohrenden Hunger, ohne aus dem Takt geratene Herzen, Hitzewallungen, Nachtschweiß, eine Welt ohne Stimmungsschwankungen, Hautausschläge und aufgewühlte oder verstopfte Därme, ohne wilde Blutzuckerschwankungen, ohne Gehirnschläge und Herzinfarkte, eine Welt ohne Krebs. Das ist die Welt der friedfertigen Leber.
Friedfertige Leber heißt friedfertiger Geist und friedfertiger Körper. Wie viel freundlicher wir miteinander und mit uns selbst umgehen würden, wenn wir uns nicht ständig so elend fühlten oder Angst davor hätten. Wie viel mehr Frieden in der Welt entstehen würde, wenn wir alle freundlicher wären. Mit dieser Kraft – was gäbe es da noch, was wir nicht erreichen könnten?
Wenn Sie die Gesundheit Ihrer Leber wiederherstellen, tun Sie so viel mehr als das. Schön zu wissen, dass Sie jetzt in die weiteren Kapitel einsteigen. Zusammen mit den anderen Lesern dieses Buchs bilden Sie eine gewaltige Genesungskraft für Ihren Körper und die ganze Welt.