SAATGUT: KAUFEN ODER AUS DEM EIGENEN GARTEN

Im Selbstversorgergarten geht es darum, so viel wie möglich selber zu machen, dieser Gedanke macht auch vor dem Saatgut nicht halt.

Man kann Gemüsesamen einfach kaufen. Klar, es kostet Geld, aber man bekommt auch sehr leckeres Gemüse dafür und man kann neue Sorten ausprobieren. Worauf ich immer achte: Ich nehme hauptsächlich Bio- und samenfestes Saatgut und auf keinen Fall F1-Hybriden. Die mögen zwar Resistenzen gegen Krankheiten oder höhere Erträge versprechen, aber letztlich sind sie „künstlich“ gezüchtet. Selbst vermehren geht bei den F1-Hybriden nicht, man muss jedes Jahr neues Saatgut kaufen – und somit sein Schicksal in die Hände von ein paar großen Saatgutfirmen legen. Das passt nicht zu meinem Lebensstil! Im Gegensatz dazu sind besonders alte Sorten häufig sehr schmackhaft und oft hervorragend ans regionale Klima angepasst.

Ich finde es aber auch schön, eigenes Saatgut zu ernten. Es gibt Pflanzen, von denen lässt es sich einfach gewinnen: wie Blattkohl, Bohnen, Erbsen und Zuckerschoten, Feldsalat, Rucola und Salat, Mais, Mangold, Paprika, Radieschen, Tomaten und Kräuter wie Petersilie, Dill und Basilikum sowie Sommerblumen. Wenn ich von ihnen Saatgut nehme, muss ich weniger kaufen und kann meine eigenen Sorten weitervermehren. Wähle ich immer nur die besten und stärksten Pflanzen als Samenlieferanten aus, passen sich meine Pflanzen mit jedem Jahr besser an ihre Umgebung, also ans Kleinklima im Garten, an.

Und dann gibt es Pflanzen, bei denen sich die Saatguternte schon etwas schwieriger gestaltet, da ich vielleicht eine Verkreuzung vermeiden muss oder die Pflanzen erst im zweiten Jahr Samen bilden. Von Gurken, Kopfkohl, Möhren, Rote Bete, Zucchini und Kürbis kaufe ich die Samen daher lieber jedes Jahr frisch.

Wenn ich die Bohnen für die nächste Saat auspahle, erfreuen mich die farbenfrohen Körner.

EIGENE KREUZUNG, GUTES ERGEBNIS

Lässt man die eigenen Pflanzen blühen und Samen bilden, kann es passieren, dass sich neue Kreuzungen entwickeln. Ich habe z. B. eine Mischung aus einem Palmkohl und einem Grünkohl – sie blühen zur selben Zeit und hatten sich irgendwann gekreuzt –, die ich inzwischen regelmäßig anbaue. Die Blätter meiner Kreuzung haben die Form des Grünkohls und die dunkle Farbe des Palmkohls. Allerdings sehen alle Nachkommen etwas anders aus, mal sind die Blattrippen hellgrün, mal dunkelgrün, mal leicht lila. Die Samen nehme ich im Frühjahr von den Pflanzen aus dem Vorjahr. Es ist generell lohnend, Samen von Kohlpflanzen zu sammeln, auch wenn sie sich vielleicht gekreuzt haben. Man kann sie wunderbar als Microgreens im Winter anbauen und schneiden, sobald sie 2–3 cm hoch sind.

Meine Zufallskreuzung aus Palm- und Grünkohl sieht schön aus und versorgt mich mit leckeren Blättern.

Eigene Kreuzung, schlechtes Ergebnis

Eine Verkreuzung durch Fremdbestäubung kann sich aber auch ins Negative auswirken, z. B. bei den Kürbissen oder Zucchini. Im schlimmsten Fall kreuzen sich nichtessbare Zierkürbisse ein, was die Früchte im nächsten Jahr bitter und ungenießbar macht. Das kann auch passieren, wenn die Zierkürbisse beim Nachbarn und nicht im eigenen Garten wachsen. Es gibt drei für den Gartenanbau relevante Kürbisarten: Cucurbita maxima, Cucurbita pepo (zu dem auch die Zucchini gehört) und Cucurbita moschata. Zwei Sorten einer Art können sich kreuzen – mit unvorhersehbarem Ergebnis. Nicht so, wenn man jedes Jahr frisches Saatgut kauft – die professionellen Saatgutproduzenten unterbinden das Verkreuzen.

Möchte man unbedingt sein eigenes Saatgut verwenden, muss man aufpassen. Als Pflanzabstand zwischen den verschiedenen Sorten sollte man gut 300 m einplanen. Die Kürbisse werden von Bienen und Hummeln bestäubt, bei kürzeren Distanzen könnte man nicht verhindern, dass sie sich kreuzen. Ich ziehe es vor, neues, sortenreines Kürbis-Saatgut zu kaufen.

EIGENES SAATGUT ERNTEN: SO GEHT’S

Bei Stangen- und Buschbohnen lässt man an mehreren Pflanzen ein paar der ersten Bohnen ausreifen und trocknet sie im warmen Haus noch ein paar Wochen nach. Aber bitte am Anfang der Saison nicht zu viele Bohnen an einer Pflanze austrocknen lassen, da sie dann die Produktion der Blüten einstellt. Die getrockneten Bohnensamen sollte man akribisch auf Schädlinge kontrollieren und dann in Gläsern verschlossen aufbewahren. Hat man Angst vor dem Bohnenkäfer, kann man die vollständig getrockneten Bohnen für 2 Wochen in den Gefrierschrank geben. Sie büßen nichts von ihrer Keimfähigkeit ein, aber der Käfer und seine Larven werden abgetötet.

Von Rucola und Feldsalat habe ich auch schon oft Saatgut gewonnen, da sie im Frühjahr meistens schneller in Blüte gehen, als man sie abernten kann. Manchmal lasse ich sie auch extra stehen, um Saatgut zu nehmen oder noch besser, damit sie sich selber aussamen.

Bei Radieschen sollte man aufpassen, dass sich keine anderen Radieschensorten einkreuzen. Ich hatte einmal rosafarbene „Eiszapfen“, als sich die weiße Sorte ‘Eiszapfen’ mit den roten Radieschen gekreuzt hat. Lecker waren sie allemal. Getrocknete Radieschensamen lassen sich wie Kohlsamen auch wunderbar zu Microgreens heranziehen. Dafür kann man sogar Samen von früh geschossenen Radieschen nehmen, die ich zur Vermehrung nicht sammeln würde, da sich diese unerwünschte Eigenschaft weitervererbt. Von Paprika und Chili lässt sich ebenfalls sehr einfach Saatgut nehmen.