KÜ-14
»Wo willst du jetzt mit mir hin?«, murmelte ich immer noch mit flauem Magen, als Nathraen mich wenig später durch die Straßen schleifte.
»Wir sind bald da, dann kannst du dich ausruhen.«
»Elorion sei gedankt.«
Zagra'cide hatte uns nicht weit entfernt vom Arbeiterviertel abgeworfen, von wo aus man einen guten Überblick hatte. Wir waren ganz im Süden der Stadt, wo es viel Freifläche gab und die Bauern, unter den gegebenen Umständen, Pflanzen anbauten.
Die immer gleiche Lichtintensität irritierte mich zwar, dennoch war ich mir ziemlich sicher, dass es bereits Abend sein musste. Wir waren den ganzen Tag herumgelaufen, in Gasthäuser eingekehrt, hatten Marktstände angesehen und waren auf einem Drachen geflogen. Ich sehnte mich nun nach Entspannung, Ruhe und einem großen Teller Essen.
Mein Magen knurrte immer öfter und ich erwischte mich sogar dabei, wie ich lechzend auf eines der Tiere starrte, die auf einer nahen Weide standen und uns anglotzten.
»Das wird dir jetzt nicht gefallen«, murmelte Nathraen, als wir uns dem ersten Haus näherten. Er kramte die Maske hervor und hielt sie mir vors Gesicht.
»Nein!«, rief ich und schob sie beiseite. »Ich ziehe dieses Ding nie mehr an.«
»Du musst. Sie werden dich erkennen und dann ist … der Tag vorbei, noch bevor du Hammel essen konntest.«
»Hammel …« Mir lief das Wasser im Mund zusammen. »Gib schon die Maske her. Und bring mich so schnell du kannst dorthin.«
Nathraen verzog keine Miene und stülpte mir die Maske über, deren muffiger Gestank mir erneut übel werden ließ.
Danach setzten wir unseren Weg deutlich schneller fort, vorbei an Zäunen und Schuppen, auf geradem Weg die Grenze zu dem Viertel ansteuernd, das jenseits des umgestürzten Stalaktiten lag.
Doch plötzlich verringerte Nathraen seine Geschwindigkeit. Aus den undefinierbaren Schatten – keine fünfzig Schritte entfernt – traten vier Gestalten heraus – in voller Rüstung und mit Speeren bewaffnet: die Stadtwache. Er drückte mich vor der nächsten Kreuzung in eine Häusernische und beobachtete sie.
»Was ist los?«
»Sie sollten nicht dort sein«, flüsterte Nathraen und schob sich die Kapuze ins Gesicht.
»Vielleicht eine Patrouille?«
»Nein, sie wurden dort postiert, doch ohne meine Zustimmung.«
»Wer entscheidet das denn?«
»Der oberste Wachmann von Umbraevyn. Für gewöhnlich werde ich über solche Veränderungen aber informiert.«
»Du warst den ganzen Tag weg. Vielleicht wollten sie dich fragen, haben dich aber nicht finden können«, gab ich zu bedenken.
»Vermutlich …« Nathraen ließ den Blick schweifen. »Ich sehe keine weiteren. Mit denen werde ich auch so fertig. Telrys, hör mir jetzt zu!« Er nahm mein Gesicht in beide Hände und forderte meine volle Aufmerksamkeit.
»Du bleibst hier und wartest, bis ich die Wachen abgelenkt habe, dann gehst du unauffällig los. Ich werde dich bald wieder einholen. Du musst mir versprechen, dass du mit niemandem sprichst und dich nicht umsiehst. Kein auffälliges Verhalten, verstanden?«
»Ich bin der Anführer der Garde von Selvaras, hältst du mich für so dumm, mich wie ein Anfänger zu benehmen?«
»So wie du schreist …«
»He, das ist etwas völlig anderes«, zischte ich und hieb ihm auf die Brust.
»Vergib mir, wir haben keine Zeit für Späße. Du bleibst hier und versteckst dich, bis die Luft rein ist.«
Ich nickte mehrfach, als er sich mit Blicken vergewisserte, ob ich wusste, was zu tun war. Dann lief er los. Die Wachen nahmen ihn sofort in den Fokus, weil er sich direkt auf sie zubewegte. Anhand ihrer Reaktionen erkannte ich, dass sie feindlich gesinnt waren. Offenbar lief ein Mörder herum, oder suchten sie gar nach einem entflohenen Sträfling?
Nathraens Körpersprache verriet, wie furchtlos er war, was die Wachen noch vorsichtiger werden ließ. Doch anstatt mit ihnen zu sprechen, was ich unter »ablenken« verstanden hatte, sprang er zwischen ihnen hindurch und rannte davon. Die Wachen nahmen sofort die Verfolgung auf und verließen ihren Posten. Nathraen rannte so schnell, dass sie schon bald aus meinem Blickfeld verschwunden waren .
Das war mein Moment.
Den Sitz der Maske prüfend, machte ich mich auf den Weg. Ich versuchte, mich so unauffällig wie möglich zu verhalten, ganz so, wie Nathraen es mir erklärt hatte. Gemächlich schlenderte ich die schnurgerade Straße entlang und sah weder nach links oder rechts noch zurück. Meine Augen schnellten zwar unentwegt hin und her, stets auf der Suche nach der kleinsten Gefahr, doch ansonsten tat ich das, was Nathraen verlangt hatte.
Er hätte mir ruhig einen seiner Dolche überlassen können, von denen ich wusste, dass er sie stets bei sich trug. Ein Assassine ohne Waffe war genauso auffällig wie ein nackter Waldelf. Die Tarnung funktionierte so einfach nicht.
Der Untergrund in dieser finsteren Gegend war nicht einmal annähernd so trittfest wie im Zentrum Umbraevyns. Zerbrochene Kristalle, Steinformationen und Wasser machten das Weiterkommen schwer. Zusätzlich fielen mir die zwielichtigen Gestalten auf, die an den Wegrändern im Dreck hockten und mich beobachteten. Sie alle waren noch dürrer als Nathraens Sklaven, und ich brauchte nicht genauer hinzusehen, um zu erkennen, dass dies das Elendsviertel war. Abseits des Palasts und prachtvoller Gebäude gab es noch einen ganz anderen Schlag Dunkelelfen. Arme Kreaturen, die nicht genug Mittel hatten, um ihre Kinder zu ernähren oder die Löcher in ihren Hütten zu reparieren. Sie liefen gebückt, stützten sich aufeinander und funkelten jeden Fremden an, als würde er sie gleich umbringen wollen. Ich unterließ es tunlichst, einem von ihnen in die Augen zu sehen und lief einfach weiter – ohne direktes Ziel, aber mit dem Wissen, dass Nathraen mich finden würde. Er hatte mich gebeten, ihm zu vertrauen, und obwohl ich wusste, dass es falsch war, tat ich das: Ich vertraute darauf, dass er zurückkam .
Der Weg wurde mit der Zeit so uneben, dass ich auf meine Füße achten musste, wenn ich über Kristalle und Bretter balancierte.
Plötzlich gabelte sich der Weg in zwei schlammige Pfade, die durch sumpfiges Gelände führten. Gelbgrüne Dämpfe stiegen aus kopfgroßen Löchern im Stein. Durch ihre Schleier konnte ich am Ende der Schlucht schemenhaft eine Hütte erkennen.
Aus dem Dunst schälten sich die Umrisse einer Gestalt.
»Habt ihr euch verlaufen, Assassine?«
Ich fuhr herum und langte instinktiv an meine Seite, wo sich natürlich kein Schwertknauf befand.
»Nur die Ruhe, ich hege friedliche Absichten.«
Es war ein älterer Dunkelelf in gekrümmter Haltung. Er trug nichts als ein altes Tuch um die Hüften, stützte sich auf einen knöchernen Gehstock, und an seinem Gürtel hingen allerlei Beutel und Teile von Tieren.
»Was wollt ihr?«, rief ich und versuchte meine Unsicherheit nicht durchklingen zu lassen.
»Eure Augen … lasst sie mich sehen«, sagte der alte Mann und stierte mir ins Gesicht.
»Fort mit euch!« Ich wich seinem forschen Blick aus.
»Ihr seid nicht von hier, Assassine.«
»Nein. Ich bin … zu Besuch«, log ich und überlegte fieberhaft, was ich tun sollte.
»Der Duft von Gras und Sonne haftet an euch, Silva'tel.«
Ich hob überrascht den Kopf.
»Woher … wisst ihr … ich meine, ja, da war ich schon einmal, für einen Auftrag. «
»Ihr kommt aus den Wäldern jenseits des Gebirges. Was macht einer wie ihr so tief unter der Erde, frage ich mich?«
Mir gefiel es nicht, wie schnell mich der Alte durchschaut hatte; ebenso wenig, was er mit sich herumtrug. An seinem Gürtel hingen neben Kräutersäckchen und leuchtenden Pilzen Hühnerbeine, Rattenschwänze und Echsenkrallen.
Er war offensichtlich ein Druide, Schamane oder Hexer, wie auch immer die Dunkelelfen ihn nannten. Vorsicht war geboten.
»Ich besuche einen entfernten Verwandten. Was geht es euch an?«, beantwortete ich seine Frage.
»Die Geister sprechen zu mir.« Der Mann hielt seine krummen Ärmchen in die Höhe, so als würde er einen Gott beschwören. »Sie erzählen vom Untergang eures Hauses, Prinz eines fernen Landes. Euch stehen schwierige Zeiten bevor.«
»Was bedeutet das?« Das Blut wich mir aus den Wagen angesichts der Tatsache, dass er so viel über mich wusste.
»Ich sehe es in euren Augen. In ihnen lese ich die nahe Zukunft.«
»Was seht ihr genau, sprecht!«
»Ihr werdet schon bald an einem Scheideweg stehen. Ich sehe ein riesiges Heer, das eure Heimat bedroht.«
»Wer sind sie? Wer? Sagt schon!«
»In eurer Macht wird es stehen, über das Leben eurer Art zu entscheiden. Tod und Leben gehen Hand in Hand mit eurem Willen. Eine leichtfertige Entscheidung könnte den Untergang bedeuten.«
»Ihr sprecht in Rätseln, Hexer. Sagt, was seht ihr noch?«
»Das ist alles, was ich sehe.« Er hielt sich die Hand vor die Augen und tastete ins Leere. »Mehr gewähren mir die Geister nicht.«
»Ich glaube euch kein Wort.« Ich versuchte ihn zur Seite zu schieben.
»Das ist der falsche Weg.« Er wich zurück und ließ mich gehen. »Denkt an meine Worte, trefft eure Entscheidung nicht leichtfertig. Ihr könnt die Leben von Tausenden retten oder sie ins Verderben schicken.«
Seine Stimme war immer undeutlicher zu verstehen, je weiter ich mich vom Sumpf entfernte.
Ich war so bestürzt über seine Worte und die Fähigkeiten, mit denen er mich sogar in dieser Verkleidung erkannt hatte, dass ich mich sehr unsicher fühlte.
Ich lief den Weg zurück und dachte die ganze Zeit darüber nach, was mich verraten hatte, und ob die Götter mir ein Zeichen geben wollten und deshalb einem alten Hexer solche Fähigkeiten verliehen hatten. Vielleicht wollten sie mich warnen?
Wenn es stimmte, was der Alte gesagt hatte, dann war ein riesiges Heer auf dem Weg in unser Reich. Ich musste mich beeilen, hier herauszukommen, um meinen Vater zu finden. Möglicherweise wollte der Hexer, dass ich mich zur Flucht entschied. Oder aber, er war ein verrückter Alter, dem es Spaß machte, Verwirrung zu stiften.
Wie ich so in Gedanken versunken dahinlief, schloss eine bekannte Gestalt zu mir auf und zerrte mich schneller den Weg entlang.
»Sieh mich nicht an.«
»Nathraen.« Ich fühlte mich schlagartig wieder sicher. Er war zurückgekommen, wie er es versprochen hatte.
»Gab es Probleme?«
»Nein.« Ich zog es vor, ihm nicht von dem Hexer zu erzählen. So wie ich ihn einschätzte, würde er schneller seinen Kopf fordern, als ich warte rufen konnte.
»Gut, wir sind gleich da.« Wir bogen um eine Häuserecke und betraten einen verlassenen Bereich mit alten halb verfallenen Häusern, in denen sicher niemand mehr wohnte.
»Ich habe Hunger.« Das laute Knurren meines Magens unterstrich meine Worte.
»Du wirst gleich erlöst werden.« Nathraen steuerte ein einzeln stehendes Haus am Ende der Straße an. Es verfügte über zwei Etagen und sah so aus, als würde das obere Stockwerk jeden Moment zur Seite rutschen. Fensteröffnungen waren provisorisch mit Brettern vernagelt, und das vorderste Zimmer wurde von einem kleinen Stalagmiten gestützt.
»Da drin soll es etwas zu essen geben?«, fragte ich, während ich mir die beachtliche Schieflage des Hauses ansah, das mit Sicherheit einsturzgefährdet war. »Wir werden unter Schutt begraben werden …«
»Warts ab.« Nathraen öffnete geschwind die Tür und drängte mich gegen meinen Willen hinein. Die Türschwelle quietschte und knarzte, als ich in das muffig riechende Dunkel trat. Es war finster und doch wieder nicht, denn am Ende der Treppe, die hinauf in den ersten Stock führte, war Licht zu sehen. Dort brannten Kerzen.
»Wer ist da?«, flüsterte ich, an Nathraen gewandt.
»Unser Essen.« Er hielt mir die Hand hin, bevor er mit dem Aufstieg der Treppen begann. Nur widerwillig ließ ich mich von ihm nach oben führen. Als mir allerdings auf halber Treppe der Duft von gebratenem Fleisch in die Nase stieg, schwand mein Widerstand. Das warme Kerzenlicht zog mich magisch an, und ich schlüpfte noch vor Nathraen durch die Tür hinter dem Treppenabsatz.
»Bei Elorion … es ist das Paradies.« Ich musste mich beherrschen, nicht den Mund samt gesteigertem Speichelfluss offen stehen zu lassen.
Der Raum im obersten Stock entsprach so gar nicht meinen Erwartungen. Er war keineswegs alt und verrottet, sondern äußerst geschmackvoll eingerichtet. Im Vergleich zum Palast meines Vaters war und blieb es das Zimmer eines Arbeiters, doch die elegante Einrichtung alter, dunkler Holzmöbel mit kristallenen Verzierungen an Kanten, Knäufen und Füßen zeugten von einer meisterhaften Schreinerarbeit.
Es handelte sich bei dem Zimmer zweifelsfrei um einen Wohnraum, denn neben Tisch und Stühlen gab es einen ausgebrannten Kamin, Truhen und eine Reihe Bücherregale. Die Fenster waren, wie überall im Haus, mit alten Stofffetzen verhängt und verschleierten perfekt, wie viel Wohnlichkeit sich in dem alten Gemäuer noch verbarg. Die Tischgarnitur mitten im Raum bestand aus Schüsseln und Tellern, voll mit Hammel- und Schweinebraten, Pilzragout und Salaten aus mir unbekannten Pflanzen, die man wohl nur im Unterreich finden konnte.
»Ich … kann mich nicht beherrschen.«
Nathraen gab mir mit einem Handzeichen zu verstehen, dass ich nicht auf etwas warten musste, bloß weil es die Etikette verlangte. Das tat ich auch nicht. Ich stürmte auf den Tisch zu, riss bereits im Laufen ein Stück Braten ab und schaufelte Gemüse und Pilze auf einen Teller, bevor ich mich auf den Stuhl am Ende der Tafel fallenließ und alles in mich hineinschlang.
Nathraen stand noch eine Weile im Türrahmen und beobachtete mich mit zufriedenem Grinsen, bevor er sich zu mir gesellte und sich einen eigenen Teller füllte.
Als ich drei Teller später gesättigt war, bestand ich auf einer Führung durch den Rest des Hauses. Nathraen tat mir den Gefallen und öffnete sogar die Bereiche, die nicht restauriert worden und noch immer von Einsturz bedroht waren. Ich zählte insgesamt drei Schlafbereiche, eine Küche, ein Arbeitszimmer und den Wohnbereich nebst Waschraum. Es sah so aus, als hätte vor vielen Jahren eine Familie mit vielen Kindern in diesem Haus gewohnt, denn ich entdeckte die Überreste von mindestens fünf kleinen Bettgestellen.
»Weißt du, was mit der Familie geschehen ist, die früher hier gewohnt hat?«, fragte ich, als wir unseren Rundgang beendet hatten und zurück im Esszimmer im ersten Stock ankamen.
»Sie haben die Stadt verlassen … schon vor vielen Jahren. Man erzählt sich, dass sie in Damaz-Kâr ihr Glück mit dem Handel von Edelsteinen gemacht haben.«
»Wer waren sie?«
»Ein Schreiner und seine Frau, die nicht einmal eines ihrer sechs Kinder vernünftig ernähren konnten von dem, was er mit seinem Handwerk verdient hat.«
»Also sind die ganzen Möbel von ihm?« Ich ließ meine Finger über die wundervolle Arbeit gleiten.
»Ja, er war der Erste, der herausgefunden hat, dass sich Holz und Kristall verbinden lassen, wenn man sie dem Cythra-Gas aussetzt, das in den Höhlen rund um die Stadt aus dem Stein dringt.« Nathraen sah bewundernd auf die kristallinen Applikationen am Bücherregal, die wie Stachel in den Raum hineinragten.
»Hast du nicht selbst solche Möbel in deiner Etage im Palast?«, erinnerte ich mich.
»Ich habe alle Stücke aufgekauft, die ich im Umkreis von hundert Meilen aufspüren konnte.« In Nathraens Stimme schwang Nostalgie mit.
»Der Schreiner … Er ist dein Vater, nicht wahr?«
Nathraen fuhr sich durch die strähnigen Haare und betätigte einen versteckten Hebel neben dem Bücherregal. Es ertönte ein Klicken, und wo eben noch blanke Wand gewesen war, tat sich eine Tür auf. Als wir eintraten, konnte ich deutlich spüren, dass dies für ihn ein heiliger Ort war. Dementsprechend trat ich leise auf und überließ es ihm, voranzugehen.
Nathraen nahm einen Kerzenleuchter mit und leuchtete ins Dunkel. Im stummen Schein des Feuers offenbarte sich ein Schlafzimmer mit riesigem Bett samt Betthimmel; Kommoden, Kleiderschrank und Spiegel, alle wiesen die gleichen kristallinen Strukturen auf und waren aus dem dunklen, wulstigen Holz gefertigt.
»Nathraen, das ist … beeindruckend.« Ich drehte mich im Kreis und versuchte all die Eindrücke in mich aufzunehmen. Überall an den Wänden hingen alte Gemälde von Dunkelelfen, Männer wie Frauen in ähnlichen Posen, die uns grimmig anschauten.
»Ist das dein Vater?« Ich zeigte auf das größte Gemälde dem Bett gegenüber, das wie eine ältere Version Nathraens aussah.
»Das war er.« Nathraen vermied es ihn anzusehen und sah stattdessen mich an. »Ich bin nicht mehr sein Sohn. «
»Das ist doch Blödsinn«, rief ich aus und versuchte mir vorzustellen, wie Nathraen als kleiner Elf um die Gunst seines Vaters gebuhlt hatte.
»Ich habe keine Familie mehr und das ist auch gut so.«
»Warte.« Er war im Begriff, das Zimmer zu verlassen, aber ich zog ihn am Handgelenk zurück. Ich nahm ihm den Kerzenleuchter aus der Hand und stellte ihn auf eine Kommode, bevor ich meine Hände über seine starken Arme gleiten ließ.
»Du kommst hierher, wenn du alleine sein willst, habe ich recht?«, raunte ich und streichelte vorsichtig seine Brust.
»Manchmal …«, antwortete Nathraen und wandte den Blick ab, was in mir den Drang auslöste, ihn sofort an mich zu reißen.
»Ich danke dir für diesen … schönen Tag«, flüsterte ich, während meine Finger seine Hose öffneten. Ich platzierte ein paar Küsse auf seinem Hals und Schlüsselbein, bevor ich auf die Knie ging und ihm die Hose abstreifte.
»Telrys …« Nathraen sah zu mir herab und griff in meine Haare. »Du solltest nicht … ngh
Ich hatte seinen Schwanz schon im Mund, bevor er begreifen konnte, was ich vorhatte.
Ich testete aus, wie weit ich ihn in mir aufnehmen konnte, und war verblüfft, dass nur die Hälfte seines Schwanzes in meinen Rachen passte.
Offenbar reichte Nathraen das, um verrückt zu werden, denn sein gesamter Körper spannte sich an. Ich schloss meinen Mund so eng um seinen Schaft wie ich konnte. Meine Lippen glitten an der Vorhaut auf und ab, während ich so stark saugte, dass neben seinem schweren Atmen das schmatzende Geräusch des Unterdrucks zu hören war. Nathraen hatte seine Finger in meine Haare gekrallt, den Kopf in den Nacken gelegt und keuchte leise.
Ich nahm ihn immer weiter in mich auf und kostete bereits von dem süßen Tropfen, der aus seiner Spitze floss. Sein zufriedenes Brummen erregte mich mehr, als erwartet, und so fand meine rechte Hand schon bald den Weg zu meinem Schwanz, während die Linke noch immer seine Vorhaut bearbeitete – genauso wie meine Zunge, die über seine Spitze kreiste und unermüdlich an der Unterseite der Eichel leckte. Nathraen stöhnte lauter, und der Griff in meine Haare verstärkte sich.
Das Kreisen meiner Zungenspitze schien in ihm etwas ausgelöst zu haben, denn kurz darauf packte er knurrend meinen Kopf, hielt ihn wie in einem Schraubstock und stieß seinen Schwanz tief in meinen Rachen. Anfangs war ich von der wilden Zurschaustellung seiner Männlichkeit so erregt, dass ich die Anstrengungen für meinen eigenen Höhepunkt beschleunigte. Doch schon bald konnte ich den Würgereiz nicht mehr unterdrücken, da Nathraens Spitze immer wieder mein Gaumenzäpfchen traf. Die Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Er schnaufte und stöhnte, während er seinen Schwanz immer tiefer in meinen Mund stieß. Mein Würgen machte den Platz für ihn frei, und so drang er bis in meinen Hals vor.
Nach weiteren Stößen bewies mir der salzige Geschmack auf meiner Zunge, dass Nathraen sich dem Höhepunkt näherte. Er kam heftig zuckend in meinem Mund und stieß dabei einen gepressten Schrei aus. Erst als er den letzten Tropfen in mich gespritzt hatte, ließ er meinen Kopf los.
Ich brach wild hustend zusammen und würgte ein paar Mal, bis er mir einen Kelch Wasser reichte, damit ich meinen Mund ausspülen konnte. Noch Minuten danach spürte ich den Reiz in meinem Hals, doch ich vermied es, zu husten und räusperte mich nur, während ich viel trank und mich erhob.
»Wie fühlst du dich?« Nathraen lief nervös auf und ab.
»Falsche Frage, wie fühlst du dich?«
Nathraen wich meinem direkten Blick aus. »Du wärst fast erstickt …«
»So schlimm war es nicht«, versicherte ich, »ich werde es das nächste Mal besser machen.«
»Das nächste Mal …« Nathraen schnaubte verächtlich und warf mir einen kühlen Blick zu. »Es wird kein nächstes Mal geben, Silva'tel.«
»Warum sagst du das? Der Tag war so … Ich dachte, du hättest mich irgendwie …«
»Nein. Ich wollte dich nur überwachen. Sonst nichts. Nachher wirst du zurück in die Zelle gebracht und dort bleiben, bis die Verhandlungen abgeschlossen sind und die Königin entscheidet, was mit dir passiert.«
»Verhandlungen? Mit meinem Vater?«
»Natürlich. Er hockt sicher verängstigt in seinem Wald und betet darum, dass du noch lebst.«
»Woher weißt du … Geht es ihm und den anderen gut?«
»Kann ich nicht sagen.« Nathraens Versuch gehässig zu lächeln sah aus wie eine Grimasse.
»Ned …«
»Nenn mich nicht so! Ich bin der Schlächter. Ich war es, der viele deiner Freunde umgebracht und dir diese Narben auf dem Rücken verpasst hat.«
»Was willst du damit sagen?« Ich fühlte, wie Kälte in meine Glieder kroch und jede Freude, jedes Gefühl der Wärme und des Behagens aus meinem Körper wich.
»Wieso bist du nicht wütend auf mich? Du solltest mich hassen! Stattdessen bist du hier mit mir und tust solche … Dinge.«
»Ich habe dich gehasst … Von Anfang an habe ich versucht, dich so sehr zu hassen. Ich wollte dich töten, mehr als einmal«, gab ich zu und drückte den Rücken durch, bevor ich fortfuhr.
»Ich … habe es oft versucht. Doch … ich konnte es nicht. So viele Gelegenheiten und doch … habe ich dich leben lassen.«
»So viele waren es nicht«, brummte er und schenkte mir einen stolzen Seitenblick.
»Ich habe es wirklich versucht. Oft war ich kurz davor.«
»Nur ein paar Mal.«
»Ned!«
Er schmunzelte und kehrte gleich darauf in seinen abweisenden Ton zurück.
»Du solltest nicht hier sein, Telrys.«
»Warum hast du mich dann hergebracht?«, fragte ich so leise und überzeugend, dass er nicht anders konnte, als mich anzusehen. Ich erkannte, dass er mit sich rang. So hatte ich ihn noch nie zuvor erlebt.
»Geh jetzt. Bevor ich dich noch mehr verletze …«
»Es geht mir gut.« Ich hob stolz das Kinn. »Ich bin schließlich der zukünftige König Calindils und ein Krieger, so wie du.«
»Na ja.« Nathraen verkniff sich erneut ein Schmunzeln. Ich schubste ihn dafür gegen die Wand .
»Was denn, hältst du mich nicht für einen guten Kämpfer?« Provozierend ballte ich die Hände zu Fäusten und ließ meine Muskeln spielen.
»Du hast viele … weibische Eigenschaften, das ist hinderlich beim Kampf«, sagte er und bekam dafür einen Schlag auf den Oberarm.
»Glaubst du das?« Ich schlug auf seine Brust ein.
»Ich habe es gesehen. Du kämpfst gut, doch du machst dir dabei zu viele Sorgen.« Dafür bekam er einen Tritt gegen das Schienbein.
»Und nur Frauen treten gegen das Schienbein eines Mannes«, sagte er lachend und bekam dafür einen Schlag ins Gesicht, woraufhin er die Augenbrauen hob.
»Noch was?«, fragte ich provokant und mit so viel Männlichkeit in der Stimme, wie ich aufbieten konnte.
»Dein Gesicht ist zu schön … für einen Mann.«
»Danke …« Als mir auffiel, dass das ein Kompliment war, ließ ich meine Faust sinken.
»Und du bist zu leichtgläubig.« Er nutzte den Moment, um mich herumzureißen und jetzt mich gegen die Wand zu drücken. Empört wand ich mich in seinem Griff.
»Gibst du endlich zu, dass du ein bisschen weibischer bist, als du dir eingestehen willst?«
»Vergiss es!« Ich tauchte unter seinem Griff hinweg, brachte ihn mit einem Stoß aus dem Gleichgewicht und nagelte ihn rücklings gegen die Wand. Sein überraschter Gesichtsausdruck gefiel mir. Er wechselte von Bewunderung zu Verunsicherung. Schon senkte er den Blick und presste die Kiefer aufeinander .
»Lass mich los, du hast gewonnen«, murmelte er und wehrte sich gegen meinen Griff um seine Handgelenke.
»Nicht so schnell, Schlächter, du willst doch nicht, dass bekannt wird, dass du von einem Weib geschlagen wurdest, oder?«
»Das Spiel ist vorbei. Ich bringe dich jetzt zurück in den Kerker.«
»Nein.« Ich grinste ihn an. »Ich will hier bleiben und du willst es auch.«
»Telrys … du darfst nicht bleiben.« Nathraen streifte meinen Blick, und ich glaubte sogar, einen Anflug von Röte auf seinen Lippen zu erkennen. »Es ist … nicht sicher.«
»Niemand wird uns finden.« Ich warf einen Blick in den Raum. »Denn du hast niemandem von diesem Versteck erzählt, außer deinen Sklaven. Und die sind nicht so dumm und riskieren ihr Leben für ein paar Münzen.«
»Du verstehst das nicht … Ich bin eine Gefahr … für jeden.«
»Nicht für mich«, raunte ich und kam seinem Gesicht immer näher.
»Doch, ich habe dich mehr als einmal verletzt, und ich werde es wieder tun …«
»Dann tu es.« Ich küsste ihn und presste ihn gegen seinen Widerstand an die Wand.
»Es ist mir egal«, raunte ich, zwischen ein paar Küssen, »ich will dich … Ned.«
In seinen Augen konnte ich etwas auflodern sehen. Ehe ich begreifen konnte, was mit mir geschah, packte er mich und warf mich auf das Bett. Er riss sich Hemd und Hose vom Leib und stürzte sich auf mich, während ich mich ebenfalls hastig auszog.
»Du willst mich!?«, stöhnte er heiser in mein Ohr und riss mich an den Haaren, so dass ich auf Händen und Knien stehen musste.
In Erwartung seiner Härte war ich trunken vor Lust. Ich keuchte und meine Knie zitterten, als seine starken Hände meine Hüften packten. Ich konnte es kaum noch erwarten, von ihm ausgefüllt zu werden.
Grob fuhr seine Hand zwischen meine Beine, zog an meinem Schwanz und knetete meine Eier. Ein Finger fand seinen Weg in mich, sogleich folgte ein Zweiter. Ich wusste, was nun kam, ich wollte es so, ich konnte nicht mehr warten.
Nachdem er mich ein wenig gedehnt hatte, drang er in mich ein: hart, schnell und heiß. Ich wusste nicht wie, aber mein Körper passte sich seiner Größe an. Dennoch hielt ich es angesichts der Gewalt, mit der er in mich stieß, für ein Wunder, dass es mich nicht zerriss. Meine Hände krallten sich in das Laken, während ich versuchte, seine harten Bewegungen auszugleichen. Schneller, immer schneller bewegte er sich in mir. Er röhrte, keuchte, und seine Nägel hinterließen Striemen auf meiner Haut. Doch all das war mir egal. Ich war nicht ich selbst. Winselnd und bettelnd nach Erlösung kniete ich vor ihm, darauf vertrauend, dass er uns beiden Erlösung bringen würde.
Nach einigen weiteren Stößen war ich so weit. Ich presste die Lippen aufeinander, als sich mein ganzer Körper zusammenzog, um sich gleich darauf in einer großen Welle der Erleichterung zu entladen. Nathraen folgte mir, keine Minute später, während ich bereits auf dem Weg war wegzutreten.
Ich konnte die Augen kaum mehr als einen Spaltbreit offen halten. Doch ich war nicht erschöpft, sondern befriedigt. Wir fielen nebeneinander in die Laken. Ich seufzte lange und genüsslich, zog die Beine an meinen Bauch und lauschte dem rhythmischen Schlagen meines Herzens und Nathraens gleichmäßigem Atem. Er lag dicht neben mir, das Gesicht mir zugewandt.
»Warum ich …?« Meine Augen blieben an seinem Gesicht hängen, auf dem sich Entspannung abzeichnete. Er antwortete nicht, dennoch wusste ich, dass er nicht schlief.
»Warum hast du nicht eine meiner Schwestern gewählt? Mit ihnen hättest du es weitaus leichter haben können.«
»Wollte ich es leicht haben?« Nathraen öffnete die Augen. Selbst im Dunkeln leuchtete die karmesinfarbene Iris stärker als jede Kerze.
»Sie hätten dir nicht so viele Schwierigkeiten gemacht, wie ich. Als Geiseln eines so schönen Mannes hätten sie selbst Vater und Mutter verraten. Dein Heer hätte Selvaras schneller einnehmen können, als ein Blatt zum Fallen braucht.«
»Das kann ich mir vorstellen …« Er schloss erneut die Augen und brummte zufrieden.
»Wieso ich …?«, fragte ich nach zwei weiteren Herzschlägen.
»Ist dir das so wichtig?«
»Ja, denn ich verstehe es nicht.«
Nathraen zog mich zu sich heran und brummte in meine Haare.
»Ich wollte auch meinen Spaß.«
»Spaß …« Die Antwort kränkte mich. Ich hatte gehofft, sie wäre anders ausgefallen. »Also bin ich nicht mehr für dich als ein spaßiger Zeitvertreib? «
Er griff so unvorbereitet zwischen meine Beine und packte meinen Schwanz, dass ich erschrocken quiekte.
»He!«
»Ich wollte nur sichergehen«, sagte er und platzierte schmunzelnd einen Kuss auf meiner Stirn. »Manchmal benimmst du dich wirklich …«
»Weibisch«, beendete ich seinen Satz.
Nathraen lachte leise und zog mich noch näher zu sich heran.
Ich verkrampfte mich und sträubte mich gegen seine liebevolle Umarmung. Doch er blieb hartnäckig, bis ich den Widerstand aufgab und in seinen Armen einschlief.