Dr. Redwing war bei ihm, als Pünd wieder aufwachte. Er lag auf der Liege, die Dr. Redwing benutzte, um Patienten zu untersuchen. Er war nur fünf Minuten lang bewusstlos gewesen. Die Ärztin beugte sich über ihn, mit dem Stethoskop um den Hals. Sie sah sehr erleichtert aus, als er aufwachte.

»Nicht bewegen!«, sagte sie. »Sie hatten einen Schwächeanfall …«

»Haben Sie mich untersucht?«, fragte Pünd.

»Ich habe Ihr Herz und Ihren Puls geprüft. Wahrscheinlich war es einfach Erschöpfung.«

»Es war keine Erschöpfung.« Er hatte stechende Kopfschmerzen, aber die ignorierte er. »Machen Sie sich keine Gedanken, Dr. Redwing. Mein Arzt in London hat mir meinen Zustand erklärt. Er hat mir auch die richtigen Medikamente gegeben. Wenn ich mich hier einen Augenblick ausruhen dürfte, wäre ich dankbar. Aber sonst können Sie nichts für mich tun.«

»Natürlich können Sie hier liegen bleiben«, sagte Dr. Redwing. Sie sah ihm fest in die Augen. »Kann man denn nicht operieren?«, fragte sie.

»Sie sehen Dinge, die für andere unsichtbar sind.« Pünd lächelte ein wenig traurig. »In der Welt der Medizin sind Sie der Detektiv.« Er seufzte unmerklich. »Man hat mir gesagt, es sei nichts zu machen.«

»Haben Sie eine zweite Meinung eingeholt?«

»Die brauche ich nicht. Ich weiß, dass ich nicht mehr viel Zeit habe. Ich spüre es.«

»Es tut mir leid, das zu hören, Mr Pünd.« Sie dachte einen Augenblick nach. »Ihr Kollege scheint von dem Problem nichts zu wissen.«

»Ich habe Fraser nicht informiert, und ich würde es begrüßen, wenn er auch weiterhin keine Details erfährt.«

»Machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe ihn gebeten zu gehen. Mrs Weaver und mein Mann sind ebenfalls gegangen. Ich habe ihm gesagt, ich würde Sie in die Queen’s Arms hinüberbringen, sobald Sie sich wieder wohlfühlen.«

»Es geht mir schon deutlich besser.«

Mit Dr. Redwings Hilfe richtete er sich auf und suchte in seiner Jacke nach seinen Tabletten. Dr. Redwing holte ein Glas Wasser. Sie hatte den Namen auf der Schachtel – Dilaudid – bemerkt. »Das ist ein Hydromorphon«, sagte sie. »Eine gute Wahl. Es wirkt sehr schnell. Sie müssen aber vorsichtig sein. Man wird sehr müde davon, und es löst Stimmungsschwankungen aus.«

»Müde bin ich tatsächlich«, bestätigte Pünd. »Aber meine Stimmung hat sich eigentlich gar nicht verändert. Um ehrlich zu sein: Ich bin sogar ganz vergnügt.«

»Vielleicht liegt es an Ihren Ermittlungen. Wahrscheinlich ist es ganz gut, wenn man etwas hat, worauf man sich konzentrieren kann. Sie haben gesagt, die Ermittlungen laufen gut?«

»Das stimmt.«

»Und wenn sie vorbei sind? Was dann?«

»Wenn sie vorbei sind, Dr. Redwing, werde ich nichts mehr zu tun haben.« Pünd stand unsicher auf und griff nach seinem Gehstock. »Ich würde gern in mein Zimmer gehen, wenn Sie so nett wären …«

Sie verließen die Praxis gemeinsam.