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Turners Telefon klingelte. Er ahnte, dass es für Becker war, und ging dran. Tatsächlich, Diaz hatte es geschafft.

»Wir haben es!« Diaz sprach schnell und aufgeregt. »Das Verschlüsselungssystem des Telefons war nicht allzu schwer zu knacken, aber die Maskierung des GPS -Protokolls zu überwinden war …«

»Die Kurzfassung reicht«, schnitt Becker ihm das Wort ab. »Wo ist es in letzter Zeit gewesen?«

Diaz murmelte beleidigt leise vor sich hin, während er den Datenstrom der Mobilfunkmasten überprüfte und versuchte, ein Muster zu erkennen. »Es ist in den letzten Tagen viel herumgekommen, aber es scheint vor allem eine Menge Aktivität in einer Stadt namens Gaziantep in der Südtürkei zu geben.« Er sprach den ihm unbekannten Namen mühsam aus. »Ich schicke dir die genauen GPS -Koordinaten.«

Tatsächlich flammten auf dem Display des Telefons einige Sekunden später mit einem Pling die Koordinaten des Längen- und Breitengrades auf.

»Soweit ich es beurteilen kann, handelt es sich um eine Gewerbeimmobilie«, fuhr Diaz fort, der bereits Satellitenbilder von diesem Ort aufgerufen hatte.

»Industrie?«

»Nein. Sieht für mich eher nach einem Bürogebäude aus. Aber es ist neu. Es wurde erst innerhalb der letzten achtzehn Monate gebaut.«

Becker hielt inne. Eine eigens errichtete Anlage vielleicht? Wenn ja, mussten ihre Widersacher über beträchtliche Ressourcen verfügen.

»Schick mir alles, was du über dieses Gebäude hast.«

»Verstanden. Ich schätze, es ist nicht nötig zu fragen, wohin du als Nächstes gehst?«

»Ich schätze, nicht.«

»Viel Glück, Becker. Und pass da draußen auf dich auf.« Diaz’ üblicher unbeschwerter Optimismus war offenkundig verflogen. »Ich meine es ernst.«

»Das mache ich immer.« Becker schaltete das Telefon aus und sah Jacobsen an. »Wie schnell können Sie uns nach Gaziantep bringen?«

»Finden wir es heraus«, sagte Jacobsen und trat auf das Gaspedal. Der große V8-Diesel des Humvee brüllte auf, und seine Räder wirbelten Steine und Staub auf, als sie vorwärtsschossen.

»Ich habe einen möglichen Zielort«, fuhr Becker fort und las die Adresse vor, die Diaz übermittelt hatte. »Alles, was Sie in dieser Gegend zur Verfügung haben, muss sofort dorthin kommen. Polizei, Militär, was auch immer. Wenn wir uns beeilen, erwischen wir sie vielleicht noch, bevor sie abhauen.«

»Warte«, unterbrach Dalton. »Du kannst da nicht rein.«

»Warum nicht?«, mischte sich Jacobsen ein.

»Wir haben gesehen, was dieses Virus anrichten kann. Wenn die Polizei dort ungeschützt hineingeht, weiß keiner, was sie dort erwartet und wie weit sie es möglicherweise verbreiten könnten.«

»Was schlägst du vor?«, fragte Becker sie.

»Ihr solltet das Gebäude umstellen und abriegeln. Niemand darf rein oder raus«, erklärte sie. »Und Sie sollen CBRN -Schutz bereithalten, wenn wir dort ankommen.«

»Wir?«

Dalton sah ihn an. »Ich gehe mit rein. Ich bin bei Weitem die qualifizierteste Person hier. Wenn in diesem Gebäude wirklich eine biologische Waffe hergestellt wurde, wirst du mich dort brauchen.«

»Tot nützt du mir nichts.«

»Deshalb gehst du mit mir rein«, erwiderte sie schlicht, als ob die Sache schon entschieden wäre. »Und hältst mir den Rücken frei. Du kümmerst dich um die menschliche Bedrohung, ich kümmere mich um den Rest.«

Sie war mutig – so viel war klar –, aber Mut allein war der schnellste Weg, um zu sterben. Cameron Becker wusste das nur zu gut.

»Ich kann nicht für deine Sicherheit garantieren.«

»Und ich kann nicht für deine garantieren«, erwiderte sie. »Also müssen wir einfach beide unser Bestes geben, richtig?«

Becker seufzte und beugte sich dem Unvermeidlichen. »Gut. Aber wir machen das auf meine Art. Klar?«

»Kristallklar.«