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Flughafen Heathrow, London

Es war eine butterweiche Landung. Bei leichtem Wind und mit viel Platz auf der Landebahn setzte die 747 fast ohne zu holpern auf. Die Maschine fuhr die Landeklappen aus und bremste abrupt mit Umkehrschub, um die Geschwindigkeit zu drosseln, und das heftige Rumpeln des Asphalts unter den Rädern verstummte, als das Flugzeug in Richtung des weitläufigen Terminalkomplexes rollte.

Müller schaute aus dem Fenster und betrachtete die Landschaft dahinter. Grüne Wiesen und vereinzelte Bäume, einige Vorstadtsiedlungen in der Ferne und alles unter einem bedeckten grauen Himmel, der Regen verhieß. Der Anblick war seiner deutschen Heimat so ähnlich, dass Müller ein Stich von Heimweh durchzuckte. Das Gefühl verflog jedoch schnell, als er sich auf sein Ziel konzentrierte, das nun weniger als eine halbe Meile entfernt war: der Flughafen Heathrow. Der zweitgrößte Verkehrsknotenpunkt der Welt für den internationalen Flugverkehr, der jedes Jahr von bis zu achtzig Millionen Menschen genutzt wurde. Ein perfekter Ort, um seine Mission zu erfüllen.

»Fühlt sich immer besser an, wenn die Räder auf dem Boden sind, was?«, bemerkte sein Gesprächspartner. »Terra firma und so weiter.«

Müller lächelte, als das Flugzeug auf die Rollbahn einschwenkte und sich gemächlich dem Terminalgebäude näherte. In wenigen Minuten würden sie aussteigen, und er konnte die letzte Phase ihres Plans starten.

Sobald sie außer Sichtweite des Vernehmungsraumes waren, ließen die FSB -Agenten Becker frei und nahmen ihm die Handschellen ab.

»Das war ja eine tolle Vorstellung«, bemerkte Dalton, die die gesamte Begegnung über die Videoverbindung verfolgt hatte.

»Von wegen geschauspielert!«, erwiderte er und rieb sich die Handgelenke, um den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen. Wie er selbst hatten auch Golowkos Männer ihre Rolle in dieser Scharade ernst genommen. »Ich hätte den verdammten Abzug drücken sollen. Das hätte uns die ganze Mühe erspart.«

Golowko betrat den Raum und hielt eine Tüte mit Eis gegen die Seite seines Kopfes. Becker hatte darauf geachtet, dass er seinen Schlag kontrollierte, um ihn nicht ernsthaft zu verletzen, aber er hatte Kontakt herstellen müssen, damit es echt wirkte.

»Haben Sie noch irgendwelche anderen cleveren Ideen?« Golowko wirkte nicht gerade beeindruckt. »Oder habe ich mir gerade umsonst Kopfschmerzen eingehandelt?«

Becker schüttelte den Kopf. »Der Mistkerl wird nicht zusammenbrechen. Zumindest nicht in der kurzen Zeit, die uns bleibt.«

Becker war sich bewusst, dass jeder Mensch unter der Folter gebrochen werden konnte, aber das erforderte eine Menge Zeit, Mühe und Geduld. Drei Dinge, an denen es ihnen jetzt erheblich mangelte.

»Ein Mann, der keine Angst vor dem Tod hat«, sagte Golowko nachdenklich, als wäre Vorster ein Rätsel, das er nicht lösen konnte. »Er wird seine Geheimnisse nicht so leicht preisgeben.«

»Vielleicht doch«, warf Dalton ein. Die beiden Männer sahen sie an.

»Bitte erläutern Sie das«, forderte Golowko sie auf.

Dalton wandte sich an den FSB -Agenten, der neben ihr am Überwachungsterminal saß. »Würden Sie die letzten dreißig Sekunden des Verhörs noch einmal abspielen?«

Der Mann sah fragend zu seinem Chef auf. Als der nickte, machte er sich an die Arbeit. Er spulte das Videoband zurück und spielte es erneut ab. Noch einmal sahen sie, wie Becker Golowkos Waffe nahm und ihren Besitzer zu Boden schlug, die Tür verrammelte und seine Aufmerksamkeit dem Gefangenen zuwandte.

»Letzte Chance«, knurrte Becker und presste seine Waffe gegen das Gesicht des Mannes.

»Nein, Becker. Es ist deine letzte Chance«, antwortete Vorster. »Hol mich hier raus, und ich sorge dafür, dass du die Seuche überlebst. Das ist mein Angebot an dich. Und es ist die einzige Chance, die du bekommst.«

»Stopp«, befahl Dalton und wandte sich an die anderen. »Habt ihr den letzten Teil gehört? Er hat dir einen Ausweg angeboten. Einen Weg zu überleben, nachdem sie das Djatlow-Virus freigesetzt haben.«

»Das ist Blödsinn«, sagte Becker abweisend. »Ein Mann mit einer Waffe am Kopf wird so ziemlich alles sagen.«

»Männer wie Vorster sterben nicht gern für ihre Sache, auch wenn sie andere Leute dazu bringen, sich dafür zu opfern«, sagte sie entschieden. »Er wusste, dass du ihn nicht töten würdest. Nicht bevor er seinen Plan mit dem Virus preisgegeben hat.«

»Ein Virus, das uns sowieso alle umbringen wird.«

Wieder schüttelte Dalton den Kopf. »Genau das ist der Punkt. Er ist ein Überlebenskünstler, und ich glaube, er hat die Absicht, das hier zu überleben.«

Becker begriff, worauf sie anspielte. »Ein Gegenmittel?«

»Genau.«

»Das ist unmöglich«, konterte Golowko. »Gegen Djatlow-12 gibt es kein Gegenmittel.«

Dalton wies mit dem Daumen auf den Monitor, der zeigte, dass Vorster wieder auf seinem Stuhl saß. »Er scheint es aber zu glauben.«

Becker breitete seine Hände aus. »Großartig, aber wie können wir das für uns nutzen?«

Die Ärztin lächelte, als ihr ein Plan in den Sinn kam. »Ich habe da eine Idee …«

Etwa fünf Minuten später blickte Vorster erneut auf, als die Tür aufschwang. Der misstrauische Blick in seinen Augen schlug bei dem Anblick, der sich ihm bot, in Belustigung um.

»Sie müssen wirklich verzweifelt sein. Ist das die Stelle, an der sie eine schöne Krankenschwester schicken, um mich zu verführen?«

»Ich bin Ärztin, eigentlich.« Dalton wich jedem Blickkontakt aus, als sie sich ihm gegenüber auf einen Stuhl setzte und den kleinen Plastikkoffer abstellte, den sie mitgebracht hatte. »Und nein, ich bin nicht hier, um Sie zu verführen. Ich hatte gehofft, wir könnten uns unterhalten. Das machen zivilisierte Menschen doch gemeinhin.«

Vorster lächelte spöttisch, als er auf seine Fesseln hinunterblickte. »Sie haben wirklich Glück, dass ich so viel Zeit habe. Tick, tack. Tick, tack.«

Dalton lächelte dünn. »Sie planen, das Djatlow-Virus weltweit freizusetzen.«

»Stimmt.« Er sah offenbar keinen Grund mehr, es zu leugnen.

»Sie sind sich der Auswirkungen auf die menschliche Bevölkerung bewusst, nehme ich an? Milliarden von Menschen werden sterben. Das macht Sie zum größten Massenmörder der Menschheitsgeschichte.«

»Glauben Sie, ich würde das tun, wenn ich mir der Ergebnisse nicht bewusst wäre … Doktor

Dalton lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und musterte ihn eindringlich. »Die Frage, auf die ich immer wieder zurückkomme, lautet also: Warum? Warum macht ein Mann so etwas? Was hat er davon?«

Vorster lächelte nach wie vor. Er schien sich sehr über ihre Verwirrung zu amüsieren. »Der Massenmörder der einen Generation ist der göttliche Retter der anderen. In hundert Jahren wird man auf das zurückblicken, was ich getan habe, und mir dafür danken.«

Dalton atmete bei diesen Worten hörbar aus, verblüfft von der unglaublichen Überheblichkeit seiner Worte. Es waren die Worte eines Mannes, der bereit war, Milliarden von unschuldigen Menschenleben zu opfern, ohne Reue oder Zögern, der fest an die Richtigkeit seiner Sache glaubte und sich durch nichts und niemanden davon abbringen ließ.

»Nein«, sagte sie schlicht und einfach.

Dieses Wort brachte ihr einen kurzen, verwirrten Blick ein. »Was?«

»Es ist gelogen, nicht wahr?«, sagte Dalton. »Alles. Die ganze idealistische Märtyrer-Nummer. So sind Sie nicht, Cayden. So waren Sie noch nie.«

»Ein Mann kann sich ändern.«

»Nicht ein Mann wie Sie«, widersprach sie. »Sie sind kein Märtyrer. Sie sind ein Überlebenskünstler. Ein Mann, der die meiste Zeit seines Lebens für Geld gekämpft hat, nicht für die Sache. Oh, verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin sicher, Sie konnten Ihre Handlanger überzeugen und sie dazu bringen, die Drecksarbeit für Sie zu machen. Aber am Ende geht es Ihnen nur um sich selbst.«

In seinen Augen flackerte Zorn auf. »Ich habe keine Angst vor dem Tod.«

Jetzt zuckte Dalton mit den Schultern. »Gut. Dann müssen Sie sich vor dem hier ja nicht fürchten.«

Sie griff nach unten, öffnete den Koffer, den sie mitgebracht hatte, nahm ein Paar Gummihandschuhe heraus und streifte sie mit der geübten Geschicklichkeit einer ausgebildeten medizinischen Fachkraft über.

»Was soll das werden?«, wollte Vorster wissen, als sie mit fast ängstlicher Vorsicht eine Injektionsspritze aus der Schaumstoffhalterung nahm. »Was ist das?«

»Das?«, fragte sie unschuldig, während sie den Zündmechanismus der Spritze untersuchte. In dem Glaskolben befand sich eine blassrote Flüssigkeit. »Das, Mr. Vorster, ist eine Originalprobe des Djatlow-Virus. Ein kleines Geschenk von unseren Freunden vom FSB

»Was haben Sie damit vor?«

Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass die Spritze bereit war, blickte sie den Gefangenen an und lächelte. »Ich bin mir sicher, dass ein Mann wie Sie die Ironie zu schätzen weiß, von seiner eigenen Waffe getötet zu werden.«

Er warf einen Blick auf die Spritze, dann wieder auf die Frau, die sie in der Hand hielt. »Das … das werden Sie nicht tun.«

»Ach nein? Und warum nicht?«

»Weil Sie Ärztin sind. Sie haben einen Eid geschworen, Menschen nicht zu schaden.«

»Aber das hier wird Ihnen ja nicht schaden«, erwiderte sie.

»Das verstehe ich nicht.«

»Sie sind doch geschützt, nicht wahr, Cayden? Deshalb haben Sie Becker einen Ausweg angeboten. Sie und Ihre Männer haben einen Impfstoff bekommen, der Sie vor dem Virus schützt.«

Er schwieg ein paar Sekunden lang, vielleicht um abzuwägen, wie viel sie wirklich wusste und wie viel sie vermutet hatte. Dann entspannte er sich ein wenig, legte den Kopf schief und nickte.

»Sehr gut, Doktor«, bestätigte er. »Es ist schade, dass Sie so weit hinterherhinken. Wir hätten jemanden wie Sie gut gebrauchen können.«

»Lassen Sie mich raten«, fuhr Dalton fort. »Ihr Plan sieht vor, das Virus weltweit freizusetzen und eine Massenpanik und einen wirtschaftlichen Zusammenbruch auszulösen, wenn die Symptome sich zu manifestieren beginnen. Die Regierungen der Welt wären so verzweifelt, sie würden alles tun, um es zu verhindern. Und jeder, der zu einem solchen Zeitpunkt Zugang zu einem Gegenmittel hätte … nun, er hätte die ganze Welt in der Hand, nicht wahr?«

»Fahren Sie fort«, forderte Vorster sie auf, offenbar amüsiert über ihre Vermutungen.

»Stellen Sie sich vor, Sie nehmen an einer Auktion teil, bei der es um das Überleben Ihres ganzen Landes geht. Ich denke, eine solche Möglichkeit wäre Milliarden, Hunderte von Milliarden Dollar wert. Ich meine, Sie würden über Nacht der reichste Mann der Welt.«

Daraufhin verwandelte sich Vorsters amüsiertes Lächeln in ein sardonisches Lachen. »Sie glauben, es ging um Geld?«

»Was ist einem Mann wie Ihnen denn sonst wichtig?«

»Macht. Warum den Reichtum der Welt besitzen, wenn man die Welt selbst besitzen kann? Warum sollte man mit Regierungen Geschäfte machen, wenn man sie dazu bringen kann, seinen Befehlen zu folgen? Wenn das Virus außer Kontrolle gerät und die Menschen auf den Straßen verrecken, werden Ihre Regierungen alles daransetzen, mich hier herauszuholen, wenn sie dafür das Gegenmittel bekommen. Und dann, Doktor … dann werden wir uns schon einig.«

»Netter Plan«, räumte Dalton ein. »Das Problem ist, dass es kein Gegenmittel für Djatlow-12 gibt.«

»Glauben Sie das wirklich?«

»Das muss ich nicht. Ich weiß es.«

»Sie wissen gar nichts«, sagte er voller Verachtung.

»Warum, glauben Sie, haben die Sowjets ihre Forschungen vor all den Jahren eingestellt?«, fragte sie. »Ihre besten Wissenschaftler haben vierzig Jahre lang nach einer Lösung gesucht und konnten keine finden. Selbst sie wussten, dass Djatlow-12 zu gefährlich war, um jemals eingesetzt zu werden, also vernichteten sie all ihre Forschungsunterlagen und gaben das Programm für immer auf. Sie wussten, dass sie ein Monster geschaffen hatten, das sie nicht kontrollieren konnten. Und jetzt sind Sie dabei, es in der ganzen Welt zu verbreiten, ohne zu wissen, was Sie damit in Gang setzen.«

Er lächelte selbstsicher. Ein Zuschauer, der glaubt, er habe einen Zaubertrick durchschaut. Doch da war noch etwas anderes hinter diesem zuversichtlichen Lächeln. Eine Spur von Zweifel. Eine Schwachstelle in seiner Rüstung. »Netter Versuch. Aber da müssen Sie sich schon mehr anstrengen.«

»Das kann ich«, sagte sie und deutete mit einem Nicken auf die Spritze in ihrer Hand.

»Noch eine Drohung?«

»Nur ein Test«, erklärte Dalton. »Wenn Sie recht haben und Ihnen wirklich ein Impfstoff verabreicht wurde, wird Ihr Körper dem Virus widerstehen, und wir können aus Ihrem Blut ein eigenes Gegenmittel herstellen. Wenn Sie sich irren … nun, ich denke, Sie wissen, was dann passiert. Wie auch immer, wir sollten es innerhalb weniger Stunden wissen.«

»Sie werden den Impfstoff niemals rechtzeitig replizieren können.«

»Wir haben Zugang zu den besten Wissenschaftlern und zu sämtlichen medizinischen Ressourcen der Welt«, erinnerte sie ihn. »Sie würden sich wundern, was wir alles können. Das setzt natürlich voraus, dass Sie recht haben und der Impfstoff überhaupt existiert. Denn wenn nicht, werden die nächsten vierundzwanzig Stunden sehr unangenehm für Sie werden.«

Sein Blick fiel wieder auf die Spritze und den winzigen Flüssigkeitstropfen, der an ihrem Ende hing. »Sie verschwenden Ihre Zeit.«

»Soweit ich weiß, wirkt es zuerst auf das zentrale Nervensystem. Schwindel, Übelkeit, beeinträchtigte Reaktionen. Dann wird es ernster. Erbrechen, Koordinationsverlust, Krampfanfälle, dann subdermale Blutungen hinter den Augen. Schließlich fallen Sie ins Koma, weil das Virus Ihre höheren Hirnfunktionen ausschaltet, und wenn Sie dann wieder aufwachen, sind Sie etwas ganz … anderes.«

Sie beugte sich vor und zielte mit der Spritze auf seinen Hals. Sie sah, wie sich Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten, auch wenn er darum kämpfte, nicht zurückzuweichen. Er glaubte, dass sie bluffte. »Halten Sie jetzt still«, ermahnte sie ihn, als die Nadel seine Haut berührte. »Ich möchte Ihnen nicht wehtun.«

»Stopp!«, fuhr er sie plötzlich an. »Sofort aufhören.«

Dalton zog die Spritze zurück, aber nur ein wenig, damit er sie und ihren unheimlichen, widerlichen roten Inhalt genau sehen konnte. Sie enthielt in Wirklichkeit nur gewöhnliches medizinisches Jod, das mit Wasser vermischt war, aber das würde er nicht erfahren.

»Was geben Sie mir, wenn ich aufhöre?«

»Informationen«, sagte er, sichtlich erschüttert. »Alles, was Sie wissen wollen.«

»Dann reden Sie, und ich überlege mir, ob ich das hier benutze oder nicht.«

Vorster kaute auf seiner Unterlippe und dachte über ihre Drohung nach. Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie die Absicht hatte, sie wahr zu machen.

»Es war nicht mein Plan. Ich wurde nur engagiert, um ihn umzusetzen«, gab er schließlich zu.

»Wer hat Sie engagiert?«

Daraufhin schüttelte Vorster den Kopf. »Ich weiß es nicht.« Die Spritze näherte sich wieder seinem Hals.

»Ich habe ihn nie persönlich getroffen«, fuhr Vorster hastig fort. »Er hat seine Identität geheim gehalten, aus Sicherheitsgründen, wie er sagte. Ich kenne nur seinen Codenamen – Prophet.«

»Fahren Sie fort.«

»Ich habe keine Ahnung, wer er ist, aber er ist verdammt gut vernetzt. Er hat uns mit allem versorgt, was wir brauchten. Waffen, Geld, Ausrüstung … alles. Wir sollten die Seuche verbreiten, und wenn die Zeit reif war, wollte er das Gegenmittel liefern. Angebot und Nachfrage.«

Dalton hob das Kinn. »Ihr Prophet hat Sie angelogen«, sagte sie eisig. »Selbst wenn es ein Gegenmittel gäbe, hätten Sie und Ihre Männer es nicht mehr erlebt. Sie sind genauso entbehrlich wie alle anderen.«

Er sagte nichts, aber sein Gesichtsausdruck sprach für sich. Er hatte selbst ähnliche Zweifel gehegt, hatte sich sogar eingeredet, dass er der wahre Manipulator war, der sich nahm, was er brauchte, bis die Zeit reif war, um sich gegen seinen Auftraggeber zu wenden.

»Hören Sie mir jetzt genau zu, Cayden«, sagte sie und ließ ihn nicht aus den Augen. »Millionen, Milliarden von Leben stehen auf dem Spiel. Wir können das immer noch verhindern, aber nur, wenn Sie uns helfen.«

Als er ihrem Blick diesmal begegnete, lagen die Mauern seines arroganten Selbstbewusstseins, die er um sich herum aufgebaut hatte, in Trümmern. Endlich sah er seinen Auftraggeber als das, was er wirklich war, und erkannte das Ausmaß seiner eigenen Torheit.

Er nickte zustimmend, und Dalton atmete tief durch. »Wie viele Angriffe sind geplant?«

»Vier. Es sind alles internationale Flughäfen, um eine maximale Streuung zu erreichen.«

Natürlich, dachte sie, beeindruckt von der klinischen Effizienz des Plans. Da der internationale Flugverkehr inzwischen global war, würde die Freisetzung des Virus an ein paar wichtigen Verkehrsknotenpunkten praktisch eine weltweite Verbreitung innerhalb weniger Stunden garantieren.

»Welche Flughäfen?«

»Washington, Dubai, Peking und London.«

Was bedeutete, alle großen Kontinente der Erde waren betroffen. Vier Flughäfen, die das Ende der Menschheit einläuten könnten.

»Befehlen Sie Ihren Männern, sich zurückzuziehen«, wies Dalton ihn an.

Er schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht. Meine Agenten sind darauf trainiert worden, unterzutauchen und ihre Handys zu zerstören, sobald sie den Befehl zum Einsatz erhalten. Es gibt jetzt kein Zurück mehr.«

Dalton spürte, wie sich ihr Magen verkrampfte. Dies war der schlimmste wahr gewordene Albtraum.

»Dann müssen wir sie aufhalten, bevor sie das Virus freisetzen.« Sie beugte sich näher vor und sah ihm fest in die Augen. »Sagen Sie mir alles, was Sie wissen, jetzt sofort. Und beten Sie, dass wir das noch rechtzeitig verhindern können.«