Keine Unterhose? Bemerkenswert.«
»Die Bewertung dieser Tatsache überlasse ich getrost Ihnen. Es fiel mir nur auf, als ich die Temperatur der Leiche gemessen habe. Ich dachte mir aber schon, dass Sie das interessiert.«
Dr. Enno Kinneberg, der Gerichtsmediziner, stand mit dem Leichenthermometer in der Hand neben Kriminaloberkommissarin Pia Korittki. Sie wusste, er meinte das weder anzüglich noch sonst irgendwie tendenziös. Es war seine spezielle Art, mit der Polizei zu kommunizieren.
»Na und«, meinte Kriminalhauptkommissar Heinz Broders. Er hatte die Bemerkung des Gerichtsmediziners ebenfalls gehört. »Ich habe das damals auch so gemacht: mit 14, als in der Bravo stand, dass die Bay City Rollers es so halten. Das Gefühl war aber nicht so klasse.«
»Deine Gefühle in Ehren, Broders, kannst du dich nicht mal um die Leute da hinten kümmern, die gleich unsere Absperrung niedertrampeln?«, fragte Pia Korittki. Sie hatte beobachtet, wie die Schaulustigen die Hälse reckten und sich unaufhaltsam vorwärtsschoben, wohl um besser beobachten zu können, wie der Gerichtsmediziner seine Arbeit tat.
Der Grund für die ungewöhnliche Betriebsamkeit am Strand von Pelzerhaken war eine Wasserleiche. Sie war vor einer knappen Stunde von drei Wanderern bei einem Ostseespaziergang gesichtet worden. Die Entdeckung eines menschlichen Körpers, der mit dem Gesicht nach unten im Wasser trieb, sich längere Zeit über nicht selbsttätig bewegte, und das bei Wassertemperaturen, die um die neun Grad herum lagen, hatte die drei dazu veranlasst, ihren Fund der Polizei zu melden.
Zuerst war die Schutzpolizei am Strand von Pelzerhaken eingetroffen, um sich davon zu überzeugen, keinem Scherz oder Irrtum zum Opfer gefallen zu sein. Danach hatten sie die Mordkommission der Bezirkskriminalinspektion in Lübeck informiert, ein Spurensicherungsteam angefordert und auch die Wasserschutzpolizei benachrichtigt, die im nahe gelegenen Neustadt über ein Boot verfügte. Das Hafenboot der Polizei, die Habicht, lag jetzt etwa fünf Meter vor dem Strand vor Anker, die Besatzung war mit dem mitgeführten Schlauchboot an Land gekommen.
Die Mitarbeiter der Mordkommission hatten sich inzwischen fast vollzählig am Strand eingefunden. Sie waren alle aus ihren Sonntagnachmittagsbeschäftigungen gerissen worden. Pia Korittki und Heinz Broders, die als Erste zugegen gewesen waren, hatten bereits alle relevanten Fakten vom Fundort der Leiche notiert und auch skizziert. Alles Weitere in dieser Richtung war Aufgabe der Kriminaltechniker.
Pia Korittki klappte ihr Notizbuch zu und verstaute es zum Schutz gegen die Feuchtigkeit in ihrer Tasche. Sie sah sich um.
Feiner Sprühregen hüllte alles in grauen Dunst. Die Luft war so kalt, als wäre es noch März und nicht Mitte Mai. Die unvermeidlichen Schaulustigen standen jetzt, nachdem Broders sie zurechtgewiesen hatte, duldsam im feuchten Wind wie eine Schar Kühe auf der Weide. Mit beunruhigender Intensität starrten sie auf das Schauspiel, das eine angetriebene Wasserleiche und ein Tatortteam der Polizei ihnen bieten konnte. Sie warteten darauf, dass noch irgendetwas Dramatisches passierte.
Bisher war nur zu sehen gewesen, wie der Tote mit einem Leichensegel aus der Ostsee geborgen worden war. Die Wasserschutzpolizei hatte es für solche Zwecke an Bord, um bei der heiklen Arbeit an einer Wasserleiche diese nicht grob berühren zu müssen.
Aus der Entfernung sah der Tote wie ein beliebiges dunkles Bündel aus, das das Meer ausgespuckt hatte. Treibgut. Pia Korittki, die durch ihre Tatortarbeit in unmittelbare Nähe der Leiche gelangt war, hatte sich den Mann jedoch genauer angesehen: Er war mittelgroß, normalgewichtig und bis auf die fehlende Unterhose gut und teuer gekleidet. Für die Temperaturen vielleicht etwas zu sommerlich, denn er trug nur ein Sporthemd über seiner Markenjeans, keine wettertaugliche Jacke. Seine Füße waren nackt, aber das besagte nicht viel, denn Schuhe konnten leicht von der Strömung im Wasser fortgerissen worden sein. Aber die fehlende Unterhose?
Der Tote mochte so Mitte 40 sein, leicht gebräunt und mit sich am Hinterkopf lichtendem blondem Haar. Er konnte noch nicht allzu lange im Wasser gelegen haben, denn seine Gesichtszüge waren noch gut zu erkennen. An den Händen und Füßen zeigte die Leiche die typischen Schrumpfungserscheinungen in weißgrauer Färbung.
Die Kriminaltechniker neben ihr debattierten gerade, wer von ihnen in das kippelige Schlauchboot steigen durfte, um eventuell vorhandene Spuren an der Buhne zu sichern. Die drei Wanderer, die den Toten als Erste entdeckt hatten, waren inzwischen zu einer Befragung hoch zum Parkplatz geführt worden, wo ihre Aussagen in einem der Polizeibusse aufgenommen wurden.
Horst-Egon Gabler, der Leiter der Mordkommission und Pias direkter Vorgesetzter, traf als einer der Letzten am Strand ein. Mit auf dem Rücken verschränkten Händen und gesenktem Blick, um nicht vom vorgegebenen Trampelpfad abzuweichen, schritt er auf den Fundort der Leiche zu. Es ist fast so, als ob wir alle immer wieder die gleiche Filmszene aufführen, dachte Pia bei seinem Anblick, nur die Szenenbilder wechseln.
Inzwischen hatte auch der Gerichtsmediziner seine erste Untersuchung abgeschlossen. Er trat aus der Absperrung heraus und kam auf Pia Korittki und Horst-Egon Gabler zu. Dabei machte er ein für seine Verhältnisse recht zufriedenes Gesicht.
Pia kannte Enno Kinneberg schon von früheren Fällen her. Man vergaß ihn nicht so schnell, wenn man ihn einmal in Aktion erlebt hatte. Außerdem hätte sie schwören mögen, dass er wieder in demselben Aufzug erschienen war wie damals in Grevendorf, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Die schwarze Baskenmütze saß fest auf seinem fast kahlen Schädel, und seine spitze Nase zuckte, als er die Untersuchungsinstrumente wieder in seiner Arzttasche verstaute.
»Noch nicht lange tot, wie es aussieht«, bemerkte er gleichmütig. »Bei den herrschenden Wasser- und Lufttemperaturen kühlt ein Körper schnell aus. Dadurch verlangsamt sich der Eintritt der Leichenstarre … Sie wollen natürlich mal wieder eine genaue Todeszeitbestimmung, aber die unbekannte Verweildauer des Toten im Wasser erschwert die Interpretation der Totenflecken. Trotzdem denke ich, dass der Mann noch nicht viel länger als 72 Stunden tot ist. Eher 48 würde ich schätzen, aber das ist nur eine erste Vermutung.«
»Ist die Todesursache Ertrinken?«, wollte Kriminalrat Gabler wissen. Er trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Seine schicken Schuhe mit den dünnen Ledersohlen waren sicher nicht für Strandausflüge im Regen gemacht.
»Das kann man erst bei der Sektion zweifelsfrei feststellen. Ich habe bei der äußeren Besichtigung der Leiche keinerlei Spuren von Gewaltanwendung feststellen können. Der Tote hatte keinen Schaumpilz vor dem Mund, wie er bei Ertrinkenden manchmal zu beobachten ist, auch keine punktförmigen Blutungen in der Bindehaut. Aber das Fehlen dieser Merkmale schließt einen Tod durch Ertrinken noch nicht sicher aus. Der Tote hat Schlamm- und Sandablagerungen in der Mundhöhle. Sie müssen das Ergebnis der inneren Leichenschau abwarten.«
Horst-Egon Gabler wechselte einen bedeutsamen Blick mit einem Kollegen von der Wasserschutzpolizei, der sich in seinem Windschatten aufhielt. »Was kommt denn Ihrer Meinung nach sonst noch als Todesursache in Frage?«
»Ein Herzinfarkt zum Beispiel. Oder wir haben es hier mit dem so genannten Badetod zu tun. Das ist ein Reflextod, der eintreten kann, wenn zum Beispiel kaltes Wasser in den Kehlkopf eindringt.«
»Wann wissen wir Genaueres?«
»Wenn ich heute noch ein Team zusammentrommeln kann, haben Sie zu den Spätnachrichten erste Ergebnisse vorliegen«, antwortete Kinneberg.
Gabler nickte. Aus Erfahrung wusste er, dass es zwecklos war, Kinneberg zu irgendetwas zu drängen. Die Umstehenden beobachteten fasziniert, wie sich der Gerichtsmediziner der bestehenden Wetterverhältnisse zum Trotz mit großem Geschick einen Zigarillo anzündete. Der ausgeblasene Rauch wurde von den Windböen sofort davongetragen.
»Mein einziges Laster«, bemerkte Kinneberg lakonisch, als er registrierte, dass man ihn beobachtete. »Bier, Schnaps und Frauen habe ich schon aufgegeben.« Er rauchte nur wenige Züge und drückte die Glut am Absatz seines Schuhs wieder aus. Den halb aufgerauchten Stummel verstaute er in der Schachtel. Eine Leiche, ein Zigarillo, dachte Pia, der das alles makaber und gleichzeitig vertraut vorkam. Aus den Augenwinkeln heraus sah sie, dass der Leiter, Horst-Egon Gabler, und der Kollege von der Wasserschutzpolizei einander erneut ansahen. Da war etwas im Busch.
»Ich tippe, wir sind umsonst hierher gekommen«, raunte Heidmüller ihr zu und unterbrach so ihre Überlegungen. Oswald Heidmüller war ebenfalls einer von Pias Kollegen im Kommissariat 1 und seit ein paar Monaten auch Pias Zimmerkollege.
»Sieht mir mehr nach einem Unfall aus. Der Typ ist wahrscheinlich ins Wasser gefallen und ertrunken. Wäre ja nicht das erste Mal, dass so etwas vorkommt.«
»Zieh lieber keine voreiligen Schlüsse.« Der neue Fall weckte auf eine ganz besondere Art und Weise Pias Interesse. Fast bedauerte sie, dass sie ab Anfang der nächsten Woche Urlaub eingereicht hatte. Eigentlich waren die freien Tage dazu gedacht, ihre Wohnung neu zu streichen. Je näher der Termin jedoch rückte, desto weniger Lust verspürte sie, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Und das Wetter in Schleswig-Holstein sah bisher auch nicht gerade nach Urlaub aus. Als Pia heute Nachmittag der Anruf erreicht hatte, sie solle zum Dienst erscheinen, hatte sie sofort darauf spekuliert, einen guten Grund dafür geliefert zu bekommen, ihren Urlaub verschieben zu können. Diese Wasserleiche sah ihr nicht nach einem herkömmlichen Unfall aus, egal ob mit Unterwäsche oder ohne.
»Habt ihr schon die Einsatzleitstelle befragt, was an neuen Vermisstenmeldungen gekommen ist?«, fragte sie Heidmüller deshalb, ihren Blick nicht von dem Toten im Sand abwendend.
»Die haben nichts, das passen könnte. Nur eine verwirrte Alte, die ihrer Familie ausgebüxt ist«, antwortete der und starrte desinteressiert über das graugrüne Wasser in Richtung Scharbeutz.
»Korittki, dich muss das doch gar nicht mehr interessieren. Wo du ab morgen bereits Urlaub hast …«
Heinz Broders hatte sich zu ihnen gestellt. Er scharrte mit den Füßen im Sand und sah Pia eindringlich an. Er war einer der dienstältesten Mitarbeiter im Kommissariat 1.
»Ja, ab morgen. Spricht doch nichts dagegen, wenn ich heute noch arbeite.«
»Sieht ja nun nicht mehr so aus, als ob du deinen Urlaub verschieben müsstest. Zuerst dachte ich, der Kerl hätte Messer und Gabel im Rücken, als ich ihn da draußen treiben sah. Das wäre unerfreulich gewesen.«
»Wenn der Fall es erforderlich macht, habe ich kein Problem damit, zu verschieben. Wir werden ja sehen …«, sagte Pia, nicht weiter auf seine Bemerkung über den Toten eingehend. Galgenhumor war oft das Einzige, was einen Tag mit einem Leichenfund erträglich machte.
»Du hast also keinen Flug in den sonnigen Süden gebucht. Ich dachte, ich bekäme eine Ansichtskarte mit ein paar Palmen und blauem Himmel darauf. Ich meine, ich könnte ein bisschen Aufmunterung vertragen, bei dem Wetter hier. Ich hatte auf Teneriffa getippt.«
»Falsch getippt. Ich wollte meine Wohnung streichen«, antwortete sie.
Broders tat einen Schritt auf sie zu. »Das ist aber bedauerlich. Keine Sonne?«
»Sehe ich aus wie jemand, der sich in die Sonne legt?«, konterte Pia, nicht bereit, einen Millimeter vor ihm zurückzuweichen.
»Könnte ja nicht schaden …«
»Hey, könnt ihr euch nicht wenigstens in Gegenwart von Toten mal zurückhalten?«, mischte sich Heidmüller ein.
»Wir unterhalten uns nur über unsere Urlaubspläne«, antwortete Pia. Broders bleckte die Zähne.
Heidmüller winkte sie ein Stück zur Seite. »Lass das doch. Der hat mal wieder eine Scheißlaune. Das habe ich schon bemerkt, als ich vorhin hier eingetroffen bin«, sagte er halblaut.
»Und was hast du auf dem Herzen?« Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Broders sie mit hochgezogenen Schultern anstarrte und sich dann in Richtung Parkplatz verzog. Pia folgte Oswald Heidmüller, bis sie im Windschatten von Dünengras und Heckenrosen standen.
»Nichts Besonderes.« Heidmüller griente. »Ich dachte nur, ich gehe dazwischen, bevor ihr euch schlagt. Du willst deinen Urlaub doch nicht wirklich verschieben, oder?«
»In Anbetracht der neuen Lage könnte es vielleicht ganz angeraten sein …« Sie blickte zum Strand hinunter, wo sich die Menschenansammlung langsam auflöste.
Heidmüller sah sie prüfend von der Seite an. »Wann hattest du denn eigentlich das letzte Mal Urlaub, Pia? Das muss lange her sein, denn in unserer Abteilung hattest du noch keinen.«
»Schon gut, schon gut. Wenn der Mann tatsächlich ertrunken ist, habt ihr ja Ruhe vor mir. Hast du die Blicke gesehen, die Gabler mit dem Kollegen von der Wasserschutzpolizei gewechselt hat?«
»Ich habe vorhin gehört, wie sie sich über eine Jacht unterhalten haben, die gestern mit einer Fähre zusammengestoßen sein soll.«
»Ein Schiffsunglück? Dann ist es wohl doch eher ein Unfall gewesen.« Sie war fast enttäuscht. »Der Tote kann natürlich von Bord dieser Jacht gefallen und ertrunken sein. Wir haben in der Ostsee jedes Jahr ein paar solcher Unfälle.«
»Es gibt da aber noch ein kleines, aber nicht unbedeutendes Problem mit dieser verunglückten Jacht.«
»Und zwar?«
»Die Leiche kann nicht innerhalb von 24 Stunden vom Ort der Havarie bis hierher getrieben sein, sagen die von der Wasserschutzpolizei. Physikalisch unmöglich.«
Pia fühlte, wie der rätselhafte Todesfall sie mehr und mehr in seinen Bann zog. »Aber in den Klamotten, die der Tote anhat, geht doch auch kein Mensch angeln und fällt dann ins Wasser. Wie ist der Mann ums Leben gekommen?«
»Pia. Es ist nicht dein Fall. Machst du dir Sorgen, dass du während deines Urlaubs zu viel in der Abteilung verpasst?«, fragte Heidmüller hellsichtig.
»Unsinn«, wich sie aus.
»Broders wurmt es, glaube ich immer noch, dass du vor der Zeit befördert wurdest.«
»Weil ich jetzt Kriminaloberkommissarin bin? Ich wäre eh irgendwann dran gewesen. Durch die Freitagsserie ist es nur etwas früher passiert als erwartet.«
Heidmüller zuckte mit seinen massigen Schultern. Er hatte leicht reden, denn irgendwie gelang es ihm, sich stets aus allen abteilungsinternen Differenzen herauszuhalten. Er ließ Sticheleien und Provokationen einfach nicht an sich heran. Vielleicht stellte die Speckschicht, die er sich im Laufe der Jahre mit Fastfood und Schokoriegeln angefuttert hatte, eine Art Abwehrmechanismus für ihn dar. Während sie noch darüber nachdachte, begann ihr Mobiltelefon, in der Jackentasche zu vibrieren. Sie zog es hervor und sah prüfend auf das Display – ihre Mutter?
»Ja, Pia hier. Hallo, Anna!«
Heidmüller winkte ihr noch kurz zu und verzog sich in Richtung der anderen Kollegen. Pia erinnerte sich, dass Heidmüller am Freitag im Büro mitbekommen hatte, dass Pias Mutter, Anna Liebig, kurzfristig ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Sie hatte angedeutet, dass ihr eine Operation bevorstand, deren Ergebnis weitreichende Folgen haben konnte. Pia presste den Lautsprecher des Mobiltelefons an ihr Ohr.
»Pia, wo bist du denn gerade? Ich verstehe dich so schlecht.«
»In Pelzerhaken, direkt am Strand. Was so rauscht, ist der Wind«, gab sie die gewünschte Auskunft.
»Gehst du spazieren?«
»Nein, ich arbeite.«
»Ach so. Ich dachte, du könntest heute Abend noch kurz hier vorbeikommen. Es ist wichtig. Aber wenn du arbeiten musst …«
Ihre Mutter konnte mit der Art und Weise, wie Pia ihren Lebensunterhalt verdiente, nicht viel anfangen. Ihr Verständnis für die unregelmäßigen Arbeitszeiten ging dementsprechend gegen null.
»Ich kann auf dem Nachhauseweg bei dir im Krankenhaus vorbeischauen. Willst du mir nicht wenigstens sagen, worum es geht?« Pia lauschte angestrengt. Die Verbindung war miserabel.
»Mach dir keine Sorgen, mir geht es gut – ich brauche nur bei etwas Wichtigem deine Hilfe. Alles Weitere besprechen wir dann …«
»Also schön. Ich kann so gegen halb acht Uhr bei dir sein. Reicht das?«
»Ich freue mich auf dich.« Die Verbindung wurde unterbrochen.
Der Anruf verwunderte und beunruhigte sie. Ihre Mutter brauchte ihre Hilfe, aber es ging nicht um sie? Kam ihr Stiefvater nicht mit der neuen Situation zurecht? Während ihr Verstand noch nach möglichen Erklärungen für den unerwarteten Hilferuf ihrer Mutter suchte, folgten ihre Augen den Männern, die den Leichensack mit dem unbekannten Toten durch den nassen Sand davontrugen.