Schweiz
Nahe der österreichischen Grenze
Emily Bosshart war wach und völlig frei von Sedativen, aber in ihrem Quartier gefangen, bei dem es sich um ein gut bewachtes und spartanisch eingerichtetes Wohnmodul handelte. Darin befanden sich nicht mehr als eine Pritsche, ein kleiner Tisch, ein Klappstuhl und zwei Decken. Auf dem Tisch stand ein kleiner Behälter mit drei Flaschen Wasser und einem Paket aus sechs Power-Riegeln.
Als sie versuchte, zwischen den teilweise heruntergelassenen Lamellen vor dem Fenster etwas zu erkennen, erblickte sie zwei Soldaten, die an der Vorderseite mit Sturmgewehren Wache hielten. Ausgehend von dem, was sie sich zusammenreimen konnte – auch wenn sie keine Ahnung hatte, wo genau sie sich befand – wurde sie in einer Art mobilem Einsatzzentrum gefangengehalten. Sie sah Lastwagen, einige von ihnen mit offenen Seiten, die den Blick auf die darin befindlichen Module freigaben, die als GPS- bzw. BGAN-Stationen dienten. Allerdings hatte sie keine Ahnung, worum es sich dabei handelte und wozu sie gut waren. Außerdem bemerkte sie zahlreiche Techniker und Soldaten, die sich in dem Lager tummelten. Die Soldaten trugen volle Kampfmontur.
In der Ferne sah sie Bergketten, mit nichts als Wäldern dazwischen. Wo immer sie sich befanden, es musste weit von irgendwelchen Dörfern oder Städten entfernt sein. Tatsächlich lag das Lager völlig isoliert.
Einen Moment später erschien die Mündung eines Gewehrlaufs vor ihr, ein gefährlich aussehendes Auge, welches großes Unheil versprach. Dann bellte der Soldat, der die Waffe in der Hand hielt, etwas in einer Sprache, die sie nicht verstand, aber die Botschaft war eindeutig.
Sie zog sich von dem Fenster wieder in ihr Quartier zurück.
Aber zwei Dinge wusste Emily nun genau: Der Mann, der die Waffe gehalten hatte, war ein Asiat. Und es schien keine Hoffnung auf ein Entkommen zu geben.
Wo immer sie waren und wer auch immer sie gefangen hielt – sie war ihrer Gnade ausgeliefert.