Kimball Hayden stieg die Sprossen hinunter, eine der MP7 auf den Rücken geschlungen, die andere in der Hand nach unten auf die Plattform zielend, falls dort unvermittelt Ziele auftauchen sollten. Als Kimball auf der Plattform angekommen war, spähte er in den Waggon G, um sich einen Überblick über die aktuelle Lage zu verschaffen. Drei Gegner waren noch geblieben, von denen einer damit beschäftigt schien, darüber nachzudenken, was sie nun tun sollten, einen alternativen Plan schmiedete. Kimball vermutete, dass es sich bei ihm um den Anführer handeln musste. Der Kommandant, der Bosshart fest bei den Schultern gepackt hatte, zerrte diesen auf die Beine und sprach aufgeregt mit seinen Teamkameraden. Das zeigte Kimball, dass der Mann die Kontrolle zu verlieren begann.
»Du hast es vermasselt, oder?«, sagte Kimball leise zu sich selbst. Du hast die Ereignisse falsch vorhergesagt, hast die Geschwindigkeit des Zuges und den Zeitpunkt, wann er in den Tunnel einfahren würde, falsch vorhergesagt. Der Zug war bergan sehr viel schneller vorangekommen, als du es erwartet hattest, und hat damit deine Berechnungen durcheinandergebracht.
Aber Kimball wusste, dass der Zug den Tunnel bald wieder auf der anderen Seite verlassen würde und sie zumindest noch ein weiterer Hubschrauber verfolgte. Der Mil Mi-24 musste nur den Berg umrunden und sich auf der anderen Seite wieder mit ihnen treffen. Ich werde auf dich warten, dachte er. Dann also weiter mit Plan B.
Er blickte zu Bosshart und sah die Angst, die wie eine Tätowierung in seiner Mimik lag, so wie sich gewisse Momente und Schicksalsschläge als Falten für immer in das Gesicht eines Menschen eingruben.
Dann wich Kimball, in dessen Kopf sich bereits ein Plan formte, zurück. Wie jeder gute Soldat war er darauf bedacht, das bislang unausgewogene Kräfteverhältnis auszugleichen. Langsam zog er sich in Waggon H zurück, blieb außer Sichtweite der Soldaten. Dann öffnete er die Tür zu seinem Abteil, glitt hinein, schloss die Tür mit einem kaum hörbaren Klicken und wandte sich Frederik Becher zu, der schweigsam auf seiner Bank saß.
Kimball zeigte dem alten Mann die beiden Waffen, die er erbeutet hatte.
Becher setzte ein schiefes Lächeln auf und nickte anerkennend. »Sehr gut«, sagte er. »Wie ich sehe, waren Sie shoppen.«
Kimball erwiderte das Grinsen.