Als Kimball Waggon E erreichte, klingelte sein Handy. Das zeigte ihm an, dass er sich nun in Reichweite der Funktürme befand, und dass er eine Nachricht erhalten hatte.
Die Nachricht stammte von Pater Essex und Pater Auciello vom Servizio Informazione del Vaticano . Sie bestand aus einer Reihe von Dateien, Fotos und Informationen. Nach Antippen der ersten Datei erschien eine kurze biografische Zusammenfassung von Ásbjörn Bosshart auf dem Display, jenem Mann, den er in Waggon G gesehen hatte. Die zweite Datei umfasste spärliche Informationen über die Gruppierung an Bord des Zuges, eine militärische Spezialeinheit aus Nordkorea, die den Auftrag hatte, Bosshart sowie 448 Gramm Antimaterie aus dem CERN-Forschungslabor in ihre Gewalt zu bringen. Die dritte Datei enthielt einen unmissverständlichen Auftrag: Unter KEINEN Umständen darf Ásbjörn Bosshart diesen Zug verlassen oder die Partikel in den Besitz dieser Gruppe gelangen. SICHERN Sie die Person und NEUTRALISIEREN Sie die Situation.
»Ich denke, ich bin euch bereits einen Schritt voraus.«
Dann erhielt er eine weitere Datei, die kurz zuvor erst abgeschickt worden war.
Daraufhin piepte sein Handy dreimal kurz hintereinander. Sein Akku besaß nur noch 10 % Energie, also musste er sich beeilen. Er rief die Datei auf und studierte sie eingehend.
Es handelte sich um eine Reihe von Koordinaten, ein Areal, in dem man den Zug mit Raketen beschießen würde, falls die feindlichen Einheiten bis dahin immer noch die Kontrolle über den Zug haben würden.
Seine Akku-Laufzeit war auf 5 % geschrumpft.
Kimball kopierte die Koordinaten, rief eine Karten-Website auf, fügte die Koordinaten in das dortige Suchfeld ein und bestätigte den Suchauftrag. Die Markierung wanderte zu einem Punkt zwischen Mailand und Rom, etwa achtzig Kilometer südlich seiner derzeitigen Position. Ausgehend von ihrer Geschwindigkeit blieb Kimball damit noch etwas über eine Stunde Zeit, mit den zwei verbliebenen Terroristen an Bord fertig zu werden. Das war mehr als genug.
Dann untersuchte er seine Wunde. Tang hatte grandiose Arbeit geleistet, sie weiter aufplatzen zu lassen. Kimball verblutete.
Das Handy piepte ein letztes Mal, dann schaltete es sich aus.
Er steckte es sich wieder in die Tasche. Er wusste, dass er sich im Notfall ein Handy von einem der Passagiere würde borgen können. Aber im Moment hatte er anderes zu tun. Ihm blieb noch etwa eine Stunde, um die beiden Terroristen auszuschalten und den Zug in seine Gewalt zu bringen. Aber wenn er weiterhin so viel Blut verlor, würde ihm sehr viel weniger Zeit bleiben. Schlimmer noch, seine Fähigkeiten würden schwinden, wenn er schließlich auf seine Widersacher traf.
Er sah auf die Uhr und wusste, dass er sich beeilen musste.
Wie so oft war Zeit ein Luxus, den er sich nicht leisten konnte.