Kapitel Zwölf
Die Zeit zog sich unendlich, bis Brenda ihre Schicht beenden konnte. Ihre Nachmittagsvorlesung musste sie heute sausen lassen, aber wenn das mit Steve etwas wurde, hatte sich das Opfer auf jeden Fall gelohnt. Als sie endlich zu Hause ankam, fand sie Cynthia schnarchend auf dem Sofa.
Wenigstens ist sie nicht tot, dachte Brenda. Denn sie hatte hie und da schon daran gedacht, ihre ehemalige beste Freundin und jetzt nur mehr nervende, nichtsnutzige Mitbewohnerin selbst ins Jenseits zu befördern. Doch das musste warten.
Sie schlüpfte schnell aus ihren nach Kaffee stinkenden Klamotten, schon wieder, und ging unter die Dusche. Da sie es auf einen bestimmten Ausgang des Abends anlegte, widmete sie sich den Bereichen ihres Körpers besonders, die bei einer Single-Frau wie ihr nicht jeden Tag Zuwendung fanden. Sie war so nervös, dass sie sich beim Rasieren der Beine sogar einmal schnitt.
Na, hoffentlich ist Mr. Right diese ganze Mühe auch wert, sagte sie sich, während sie in ihre roten Dessous schlüpfte.
Brenda atmete tief durch, bevor sie rund eine Stunde später aus dem Uber stieg, der sie zum Surf Club gefahren hatte. Steve stand direkt vor dem Eingang des schicken Restaurants. Er sah aus wie eine Million Dollar. Steuerfrei. Sein Outfit war offenbar nach Maß, denn so gut konnte kein Anzug von der Stange sitzen.
Verdammt, dachte sie und lächelte kopfschüttelnd. Als das Wort Stange durch ihren Kopf ging, wanderte ihr Blick an Steves Körper nach unten. Alles war bei ihm dort, wo es hingehörte. Sie war ihm verfallen. Er war einfach perfekt.
Der gesamte Abend war es auch. Vom fast schüchternen Begrüßungskuss auf die Wange über das Entrecôte Café de Paris bis hin zum lauwarmen Schokoladenkuchen der genauso viele Sünden wert war wie Steve.
„Du hast da etwas …“, sagte er, während er sanft den Schokoladentropfen von ihrem Mundwinkel wischte und ihr dann seinen Finger hinhielt. Anfänglich zaghaft, doch dann leckte sie langsam die Schokolade ab. Danach ergriff er wie selbstverständlich ihre Hand und hielt sie für den Rest des Abends in der seinen. Dennoch musste der Abend irgendwann zu Ende gehen. Brenda war aufgeregt, gelinde gesagt. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals.
„Ich will nicht, dass du denkst, ich erwarte heute Abend mehr von dir, Brenda, aber ich möchte dich nach Hause bringen“, sagte Steve, während er ihr die Tür zu seiner silbernen Mercedes C-Klasse aufhielt.
„Schade eigentlich“, platzte es spontan aus ihr heraus.
Er schmunzelte über ihre Ehrlichkeit.
„So sind sie eben die Frauen. Denken immer nur an das eine.“
Er hob scherzhaft zweimal die Augenbrauen.
Brenda schluckte. Hatte er sie jetzt mit den eigenen Waffen geschlagen? War das nicht der Satz, den üblicherweise die Frauen den Männern vorwarfen?
Steves Blick wanderte an ihrem Körper hinab, als sie in sein Auto stieg. Seine Intension war eindeutig. Als er die Tür schloss, lehnte sie sich zurück und ihre Hände glitten über die geschmeidigen Ledersitze. Nicht ganz ein Aston Martin, aber definitiv ein Schritt in die richtige Richtung , dachte Brenda. Sie beobachtete Steve, als er um die Motorhaube herumschlenderte und ebenfalls einstieg. Er sah ihr tief in die Augen, während er den Zündknopf drückte.
„Also, wohin?“, fragte er. Bevor sie antworten konnte, fügte er hinzu: „Zu mir oder zu dir?“