Kapitel Zwanzig
Brenda wartete in der Starbucks-Filiale, in der sich die beiden kennengelernt hatten. Das Café hatte offiziell schon geschlossen und es brannte auch kein Licht. Aber Eric sah schemenhaft, dass Brenda an einem Tisch im Dunkeln saß. Ein komisches Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit. Er hätte sich nie mit diesem Freak einlassen sollen. Was hatte sie vor? Wollte sie ihn erpressen oder war sie gar zu mehr fähig? Er musste das schnell in den Griff bekommen. Dieses Problem musste ein für alle Mal aus der Welt geschafft werden. Für den Moment beschloss er jedoch, einfach einmal gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Er sah sich um und mit einem verkrampften Lächeln im Gesicht betrat er den Coffeeshop.
Brenda sprang auf und eilte auf Eric zu. Sie sah ihn mit leuchtenden Augen an.
„Steve, sorry, ich meine Eric!“ Sie lächelte wie eine liebevolle Freundin. „Daran muss ich mich erst gewöhnen, du kleiner Schlingel du.“
Erwartungsvoll schloss sie ihre Augen. Geduldig wartete sie ein paar Sekunden, aber nichts geschah. Sie öffnete ihre Augen wieder und funkelte Eric an.
„Was? Kein Kuss? Man könnte fast glauben, dass du nicht froh bist, mich zu sehen.“
Erics künstliches Lächeln war in seinem Gesicht förmlich eingefroren. Nach einem Kuss bettelnd, war sie nur Zentimeter von ihm entfernt und er musste sich sehr zusammennehmen, das Problem nicht gleich hier und jetzt buchstäblich aus der Welt zu schaffen. Nein, er würde zuerst einen Plan brauchen. Brenda war nicht dumm. Er musste sich eine sehr überzeugende Strategie überlegen, wie er diese Erpressung abwenden konnte und Brenda keinen Grund mehr hatte, bei Daphne zu petzen.
„Warum zum Teufel sollte ich froh sein? Du terrorisierst mich mit Anrufen und Textnachrichten und rufst sogar bei mir zu Hause an, während ich mit meiner Frau beim Abendessen sitze, versuchst, mich zu erpressen, und zitierst mich mitten in der Nacht in einen geschlossenen Coffeeshop. Was hast du erwartet? Dass ich einen Strauß Rosen mitbringe? Brenda, dir muss klar werden, dass es mit uns vorbei ist.“
„Noohohohoho“, kicherte Brenda, bevor ihre Stimme urplötzlich eiskalt wurde.
„Das denkst du. Ich habe dieser Trennung nicht zugestimmt, Schatz. Ich bin nämlich anderer Meinung. Wir waren ein gutes Paar, Eric, du weißt, dass wir es waren. Ich habe dich doch glücklich gemacht und werde das weiterhin. Glücklicher als die Langweilerin, mit der du zusammen bist.“
„Lass Daphne aus dem Spiel, sie ist keine Langweilerin, sie liebt mich.“
„Und sie wäre am Boden zerstört, wenn sie wüsste, mit was für einem Arschloch sie wirklich verheiratet ist“, ergänzte Brenda.
Eric rang nach Atem. Er sah sich um. Die Wände schienen auf ihn zuzukommen. Er fühlte sich eingesperrt. Üblicherweise hatte er immer unzählige Optionen, wusste stets, wie er reagieren musste, und hatte immer die passende Antwort. Aber hier nicht. Er war hilflos. Brenda hatte bei ihm einen Nerv getroffen. Deshalb hatte er sich von ihr getrennt. Instinktiv wusste sie, wo seine Knöpfe waren, und drückte mit diebischem Vergnügen darauf herum. Hass kroch in ihm hoch. Brenda gab ihm das Gefühl, wie ein wildes, verwundetes Tier in die Ecke gedrängt zu werden.
„Ich mag es nicht, sie zu betrügen“, antwortete er und bemühte sich dabei, ruhig zu wirken. Diesen Anflug von Ehrlichkeit hat sie eigentlich gar nicht verdient, dachte er.
„Ach, hör doch auf damit!“ Brenda streckte die Hand aus und griff nach der seinen.
„Du und ich, wir wissen beide, dass du mich liebst und brauchst“, hauchte Brenda, sah Eric triumphierend an und presste seine Hand gegen ihre Brust.
„Offensichtlich ist sie nicht genug für dich“, fuhr sie etwas harscher fort. „Warum eigentlich? Ist sie zu langweilig im Bett? Nicht abenteuerlustig genug? Lässt sie sich nicht fesseln? Darfst du sie nicht bei offener Balkontür in den Arsch ficken, weil sie Angst hat, man könnte euch dabei sehen?“
Brenda lachte laut auf. Eric erschrak ein wenig. Der Lacher klang kehlig, fast ein wenig entrückt. Er bereute es immer mehr, dass er sich diese Verrückte in sein Bett geholt hatte.
„Ich weiß, was es ist. Sie ist klüger als du. Und hie und da, ohne dass sie es beabsichtigt, lässt sie es dich spüren. Und du willst es ihr einfach heimzahlen, stimmt’s?“
Erics Gesicht lief rot an. Er war außer sich vor Wut. Aber gleichzeitig auch verdammt erregt. Auch wenn er es vermeiden wollte, es kam ein Gefühl der Anziehung in ihm auf. Er hasste Brenda in diesem Augenblick, aber er erinnerte sich auch gleichzeitig an die heißen Nächte mit ihr. Ja, sie war ein Freak. Aber eines stand fest. Verrückte Frauen waren geil im Bett.