Kapitel Vier­und­dreißig
Eric schnappte sich drei verschiedene Hämmer, eine Nagelpistole und eine elektrische Handsäge und warf alles sorglos in seinen Einkaufswagen. Darüber hinaus fügte er mehrere Schachteln Nägel hinzu und eilte weiter in die Chemie-Abteilung. Als Erstes griff er zu Unkrautvernichter und Rattengift und warf es zu dem anderen Zeug in seinen Wagen. Auf seinem Gesicht machte sich ein fettes Grinsen breit, als er auf die Flaschen Bleichmittel und Abflussreiniger starrte. Die bunten Warnhinweise auf den Verpackungen machten klar, dass er kein Kinderspielzeug ausgesucht hatte. Auch sie fanden ihren Weg in den Einkaufswagen. Dicke, säureresistente Handschuhe, eine chemische Gesichtsmaske, ein Visier und einer dieser weißen Ganzkörperoveralls mit Kapuze durften auch nicht fehlen. Eine dicke schwarze Kunststoffschürze vervollständigte diese Auswahl.
„Hey, dieser Baumarkt macht Spaß“, sagte Eric in seinem Kaufrausch. Ein altes Ehepaar, das gerade vor den Holzlacken stand und über die richtige Farbe für den Gartenzaun diskutierte, sah ihn entgeistert an.
Sein Wagen wurde immer voller und schwerer. Er hatte jetzt schon Mühe, ihn zu lenken. Nachdem Eric auch noch unzählige Rollen mit Plastikfolie aufgeladen hatte, durfte nur eines nicht fehlen. Gaffaband, jede Menge Gaffa.
Zum Abschluss war das Gartencenter dran. Er fuhr fast ein paar Ficus-Bäume mit seinem überfüllten, schwerfälligen Wagen über den Haufen. Als er Heckenschere und Schaufel dazu packte, sah er es. Ein wunderschönes, riesengroßes Jagdmesser, dessen alleiniger Anblick respekteinflößend war.
„DAS ist ein Messer“, flüsterte er. Rein damit!
Auf dem Weg zur Kasse wurde Eric eines klar.
Sein Einkaufswagen erinnerte frappant an den Kofferrauminhalt von Dexter. Um das Ganze harmloser wirken zu lassen, nahm er noch zwei Rollen Raufasertapete, drei Meter Sockelleisten und zwei Fotorahmen mit. Jetzt sah es wenigstens auf den ersten Blick nicht nach einem Black-Friday-Trip eines Serienkillers aus.
Nur langsam schritt die Schlange voran. Nachdem er sich ein wenig von seinem Kaufrausch erholt hatte, wurde Eric bewusst, dass er nervös mit dem Fuß wippte und sich Schweißperlen auf seiner Stirn gebildet hatten. Sein Blick fiel auf seine Einkäufe und ihm wurde schlagartig klar, warum er so nervös war. Was hatte er sich dabei gedacht? Warum hatte er all diesen Scheiß gekauft? Er wollte doch einfach nur, dass Brenda aus seinem Leben verschwand. Musste aber dennoch zugeben, dass sich in seinem Einkaufswagen einiges an Lösungsmöglichkeiten befand. Oder sollte er doch Jerry, seinem Fixer, die Möglichkeit geben, das Problem zu beseitigen? Nein, es reichte ihm, er musste die Sache selbst in die Hand nehmen. Keine Mitwisser.
Die Kassiererin hob sichtlich erstaunt die Augenbraue, als sie Erics Wagen und dessen Inhalt erblickte. Sie war jung und sehr hübsch, und wenn Eric im Moment nicht so verkatert gewesen wäre, hätte er vielleicht mit ihr geflirtet.
„Da haben Sie einiges vor, nicht wahr?“, fragte sie, als sie begann, das Sortiment an Werkzeugen und Chemikalien zu scannen.
„So etwas in der Art …“
Eric murmelte und beobachtete, wie jeder Gegenstand mit einem lauten Piepton den Preis nach oben trieb. Seine Nervosität wuchs mit jedem Piepsen. Nicht nur, weil der Ton jedes Mal seinen Kopfschmerz vervielfachte. Gleich würde man ihn durchschauen und erkennen, was er wirklich im Schilde führte.
„Das macht 2.127 Dollar und 30 Cent inklusive Steuern, möchten Sie bar oder mit Karte bezahlen?“
„American Ex… “, fing Eric an, änderte aber dann seine Meinung. „Cash. Ich will mit Bargeld bezahlen.“
Die junge Kassiererin blinzelte verstört, dann lächelte sie Eric noch freundlicher an, als sie sah, wie er eine Handvoll großer Scheine aus seiner Hosentasche fischte und auffaltete.
„Muss schön sein, so viel Geld zur Hand zu haben.“
„Äh, ja, ich renoviere alte Häuser und verkaufe sie dann teuer, da brauche ich das alles … und es springt auch eine Menge dabei raus.“
Nachdem er das Wechselgeld in seine Tasche gestopft hatte, plapperte er nervös weiter. „Und ich brauche immer viel Bargeld für die ganzen Handwerker, die ich beschäftigen muss.“
Halt deine Fresse, Eric. Du machst dich nur verdächtig. Raus hier , schrie er sich im Geiste an.
„Klingt nach Spaß“, sagte das Mädchen und ihr Augenaufschlag signalisierte ihm, dass sie bereit wäre, auch Spaß mit ihm zu haben.
„Wenig Spaß, mehr harte Arbeit“, sagte Eric kühl. „Bis dann.“