Kapitel Ein­und­fünfzig
Seine Zuversicht war beim Teufel. War das Jerrys Ernst? Einfach gehen? Wollte er sich wirklich auf den Ratschlag eines korrupten Ex-Cops und die Fähigkeit dieser beiden wahrscheinlich noch korrupteren Cops verlassen und sein Leben in deren Hände legen? Da kam er nur vom Regen in die Traufe. So viel konnte er den beiden nicht bezahlen, dass sie ihn nicht sein Leben lang damit erpressen würden. Nein, sicher nicht. Nicht mit ihm.
„Eric, du bekommst auch das alleine hin. Du hast noch nie Hilfe gebraucht, du brauchst auch jetzt keine. Du bist der Closer“, redete er sich immer wieder ein. Wobei er alles andere als sicher war.
Er stand auf, ging aus dem Zimmer und blickte den Flur entlang in Richtung Badezimmer. Eilig packte er die Ecken des langen Teppichs, der im Flur lag, und schleppte ihn in Brendas Schlafzimmer. Er zog das Messer aus ihrem Oberkörper, wischte es ab und steckte es zurück in seine Scheide. Während er ihre Leiche auf den Teppich hievte, stieg ihm erneut der metallische Geruch des frischen Blutes vermischt mit seiner Kotze in die Nase. Übelkeit stieg wieder hoch, aber dieses Mal gewann er den Kampf gegen die natürlichen Reflexe.
Er ging um den Teppich herum, packte die Enden bei Brendas Kopf und schleifte ihn samt ihr Richtung Badezimmer. Dabei hinterließ er eine fette Blutspur quer durch den Flur.
Mit Leichtigkeit wuchtete er Brendas Leiche in die Badewanne. Zum ersten Mal machte sich dieses verfickt teure Fitnessstudio bezahlt. Danach durchforstete er sämtliche Schränke und stieß auf diverse Putzmittel, antibakterielle Tücher und Müllsäcke. In der Küche fand er eine Megapackung Küchenrollen und begann, sich der ganzen Sauerei im Flur und Brendas Zimmer zu widmen.
Zuerst war das Blut dran, die Küchenrollen reichten Gott sei Dank aus. Nachdem er auch mit den Putzmitteln das Vorzimmer ordentlich gewischt hatte, wurde alles nach und nach das Klo hinuntergespült. Klar würden seine Bemühungen einem richtigen forensischen Team nicht standhalten. Sie würden noch immer genug Beweise finden, aber so weit musste es erst einmal kommen. Keine Leiche, kein Mord. Kein Mord, keine Ermittlung. So einfach war das. Zumindest in Erics Kopf. Als Nächstes holte er sich die antibakteriellen Tücher und widmete sich dem Thema Fingerabdrücke: das Bücherregal, die Türgriffe, der Pokal, der Messergriff, die Bierflasche und alles, was ihm sonst noch so einfiel, das er in den letzten Stunden angefasst hatte. Wie ein Besessener rannte Eric durch das Apartment und putzte, als würde sein Leben davon abhängen. Was es auch tatsächlich tat. Er hatte alles, was man nicht sauber machen oder die Toilette hinunterspülen konnte, in Müllsäcke gepackt. Auch sein Shirt, das Brenda mit Blut angespuckt hatte und eigentlich auch noch immer Spuren des Kokses aufwies, packte er ebenfalls in den Sack. Danach durchstöberte er Cynthias Zimmer, fand ein Hemd ihres Freundes und schlüpfte hinein.
Alles gar nicht so schwer , dachte er. Jetzt musste er nur noch die Chemikalien aus dem Auto holen. Gott sei Dank war es beim Einkaufen mit ihm durchgegangen und er hatte einen Teil im Auto gelassen. Wenn hier alles erledigt war, bräuchte er nur noch in die Hütte fahren und dort alles abbauen. Ein Kinderspiel.
Die Müllsäcke würde er gleich dort in den Everglades entsorgen.
Cynthia würde erst in ein paar Tagen wieder nach Hause kommen. Und so wie er sie einschätzte, nach all den Erzählungen von Brenda würde sie sich einen Scheiß darum scheren, wo ihre Mitbewohnerin abgeblieben war. Vermutlich würde sie sich noch darüber freuen. Somit würde es Tage dauern, bis sie jemand als vermisst melden würde.
Ein Lichtschein am Ende des Tunnels war zu bemerken und Eric dachte zum ersten Mal daran, dass er schadlos aus der ganzen Misere herauskommen würde.