Wie angewurzelt stand sie in der Tür zum Badezimmer. Ihr darauf folgender Gesichtsausdruck wechselte innerhalb von Sekundenbruchteilen von Neugier zu Überraschung, zu Verwirrung, zu Entsetzen und dann zu panischer Angst. Der albtraumhafte Anblick schien ihr alle Sinne zu rauben. Auch Erics Augen weiteten sich, denn Brenda war tatsächlich noch nicht tot. Ihr Stöhnen und Ächzen belegten dies auf überzeugende Weise.
Sogar beim Sterben macht die Schlampe noch Probleme,
war der erste Gedanke, der Eric in den Sinn kam. Gleichzeitig mit der Wut. Noch stärker und übermächtiger als je zuvor. Alles in Eric schrie: Lasst mich doch alle in Ruhe
. Er sehnte sich nach Stille und nach Normalität. Seinen Alltag wollte er zurück. Einen Alltag, den er perfekt im Griff hatte, im Unterschied zu diesem Wahnsinn, der hier ablief.
„Brenda?“, entfuhr es Cynthia. Dann wandte sie sich um. Eric stand plötzlich hinter ihr. Panisch wich sie zurück.
„Was hast du getan, du krankes Schwein?“, schrie sie Eric an. Sein Blick fiel auf den Pokal, der noch immer neben der Badezimmertür auf dem Boden stand.
„Das brauche ich dir doch nicht zu sagen“, bedächtig hob er den Pokal auf und Cynthia erkannte, was er meinte, und ihre Angst wuchs.
Für einen Moment stand Eric einfach nur so da und wog den Pokal in seinen Händen. Wenn Cynthia nicht Koks in diesem Ding versteckt hätte, wäre alles wie am Schnürchen gelaufen. Eric und Brenda wären auf dem Weg ins Strandhaus und er hätte in Ruhe seinen perfekten Plan umsetzen können. Stattdessen stand er jetzt hier vor den Trümmern seines Lebens. Und dieses blonde Miststück war an allem schuld.
Mr. Hyde übernahm das Ruder. Er machte zwei schnelle Schritte auf Cynthia zu und schlug wie ein Berserker auf sie ein. Die ersten Schläge konnte sie abwehren. Dann das Zerbrechen von Knochen, das jedem durch Mark und Bein fahren würde. Die Hektoliter Adrenalin, die gerade durch seinen Körper gepumpt wurden, ließen ihn das aber kaum wahrnehmen.
Erst bei Cynthias Schrei hielt Eric inne. Er hatte sie nicht richtig getroffen. Sie hatte nur eine Platzwunde an der Schläfe, war aber nicht bewusstlos und bereit, den Kampf aufzunehmen. Eric ließ den Pokal fallen, griff nach hinten in seine Hose, wo er wieder das Messer eingesteckt hatte. Cynthia entfuhr ein Schrei des blanken Entsetzens, als sie die mächtige Klinge sah. In Todesangst und von unermesslichem Überlebenswillen getrieben, raffte sie sich auf, stürmte auf Eric zu, stieß ihn in dem schmalen Bad zur Seite und rannte im Flur Richtung Ausgang.
Eric war von der Heftigkeit von Cynthias Reaktion überrumpelt worden, kippte nach hinten, das Messer fiel ihm aus der Hand und er schlug hart mit dem Hinterkopf auf dem Boden auf. Mit seiner freien Hand griff er nach Cynthias Fuß, den er gerade noch zu fassen bekam. Sie stolperte, knallte der Länge nach hin und stöhnte abermals laut auf. Erics andere Hand tastete fieberhaft nach dem Messer. Dann sah er es.
Aber auch Cynthia hatte es gesehen und robbte darauf zu. Sie erreichte das Messer einen Sekundenbruchteil früher, ergriff es und stieß, ohne einen Augenblick zu zögern, zu. Eric
schrie auf, als sich das Messer durch seinen Handrücken in den Boden bohrte. Mit der anderen Hand stieß er Cynthia zur Seite, packte den Griff des Messers und zog es, ohne zu zögern, aus seiner Hand. Er ignorierte den brennenden Schmerz. In seiner animalischen Rage brachte er es sogar zustande, Cynthia mit der verletzten Hand an den Haaren zu packen. Er zog sie zu sich und sie knallte auf den Boden. Den ersten Stich in den Rücken spürte sie noch, heiß wie glühende Kohle schob sich die Klinge in ihre Lunge. Rittlings saß Eric auf Cynthia und das Messer, mit beiden Händen umklammert, sauste immer und immer wieder auf sie herab. Den zweiten, dritten und alle weiteren Stiche, die Eric ihr zufügte, spürte sie nicht mehr. Erst als Cynthias gurgelnde Laute verstummten, hörte Eric auf und kippte erschöpft zur Seite. Heftig atmend saß er inmitten der gewaltigen Blutlache.
Aber er war noch nicht fertig. Er blickte zum Badezimmer, denn da gab es noch einen weiteren Job zu erledigen.