Was zum Teufel ist los mit diesem Bastard?
Die Stadt huschte links und rechts an Eric vorbei wie ein Kaleidoskop an bunten Lichtern, Schaufenstern, Ampeln und Straßenlaternen. Nach dem, was heute alles passiert war, stellte diese Autoverfolgungsjagd für ihn eine riesengroße Herausforderung dar. Sein Gehirn war maßlos überfordert, er war müde, seine Hände zitterten, er war dehydriert, er war verletzt und seine Reflexe waren nicht mehr die besten.
Völlig mit sich selbst beschäftigt und bemüht, den Wagen auf der Straße zu halten, war er noch gar nicht dahintergekommen, dass sein Verfolger der Typ sein konnte, dem er im Treppenhaus begegnet war. Jemand klebte an seiner Stoßstange. Mehr wusste er zu diesem Zeitpunkt nicht. Und alles, was er versuchte, um diesen Typen loszuwerden, blieb erfolglos. Eric fluchte lautstark und fragte sich, warum er mit den rund 300 PS, die sein Mercedes unter der Haube hatte, diese alte Dreckskarre nicht loswerden konnte. Wer war der Typ? Vin Diesel?
„Was ist das für ein verdammter Scheißtag?“, brüllte Eric. Die Strapazen des heutigen Tages hatten merkliche Spuren hinterlassen. Die Bilder vor seinen Augen verschwammen zunehmend, er hatte einen unangenehmen Druck auf der Brust und er verlor gehörig an Blut. Das Taschentuch, das er um
seine Wunde gewickelt hatte, war komplett durchtränkt. Wieder schrammte er an einem parkenden Auto vorbei. Das zweite bereits. Auch Mülltonnen hatte er schon umgefahren. Es konnte nur mehr eine Frage der Zeit sein, bis sich dem blauen Hyundai auch noch Cops anschlossen. Dann war er erledigt. Die Achterbahn der Gefühle war zurück, wie schon so oft am heutigen Tag.
Ich brauche ein paar Minuten Pause, verdammt, nur ein paar Minuten. Zum Durchatmen, ohne dass irgendeine weitere Katastrophe über mich hereinbricht,
wünschte er sich, aber seine Wünsche wurden nicht erhört. Genau in diesem Augenblick rammte ihn der blaue Hyundai und Eric kam fast ins Schleudern.
Beschissener Heckantrieb. Können diese Deutschen nicht ordentliche Autos bauen?
, schoss es ihm durch den Kopf, während er verzweifelt versuchte, das ausgebrochene Heck seines Mercedes wieder auf Spur zu bekommen.
Waren zwei Morde noch nicht genug? Er hatte ein Haus angezündet, vermutlich würden dadurch noch mehr Leute draufgehen. Unzählige demolierte Autos gingen ebenfalls auf sein Konto. Und jetzt, zu allem Überfluss, hatte er einen Geisteskranken, Gott weiß warum, am Arsch kleben. Musste er diesen Idioten jetzt auch noch umbringen, um endlich seine wohlverdiente Ruhe zu bekommen? Zunehmend wurde die Lage aussichtsloser und Erics Verzweiflung übermannte ihn. Zum ersten Mal in seinem Leben musste er zugeben, dass er nichts, ja rein gar nichts mehr unter Kontrolle hatte. Er konnte sich gar nicht mehr erinnern, wann er das letzte Mal geweint hatte und warum. Aber jetzt geschah es. Seine Panik übermannte ihn. Seine Augen füllten sich mit Tränen und er konnte nichts dagegen unternehmen. Hastig wischte er die Tränen weg, die seine Augen endgültig getrübt hatten. Der verschwommene Blick führte dazu, dass er wieder einer Reihe parkender Autos viel zu nahe kam und mindestens ein Dutzend
Außenspiegel wegrasierte. Irgendwann hatte er mal von diesem Karma gehört, und dass alles Böse, was man tat, wieder auf einen zurückfiel. Aber so schnell, verdammt noch mal? Wenn es wirklich einen Teufel gab, dann bereitete dieser gerade für ihn ein warmes Plätzchen am Fegefeuer vor.
Der Hyundai war erneut gleichauf mit ihm. Mit einem entrückten Blick riss der Fahrer das Lenkrad herum, knallte in den Mercedes und drängte Erics Wagen auf den Bürgersteig.