6. KAPITEL

Am Samstagvormittag gegen zehn Uhr rief Laceys Bruder Ian sie an. „Hey, ich bin am Trainingszentrum vorbeigefahren, aber du warst nicht da.“

„Stimmt“, betätigte Lacey mit einem Anflug von Panik. „Hat Dad dich hingeschickt, um nach mir zu sehen?“

„Nein.“

„Ich bin zu Hause und erledige Papierkram. Wir hatten keine gute Woche, das weiß er. Es hätte sich nicht gerechnet, die Bauarbeiter am Wochenende kommen zu lassen, wenn es so gut wie nichts zu tun gibt, deshalb …“

„Ehrlich, Lacey, ich bin nicht Dads Spion“, unterbrach Ian sie. „Ich habe nur seit der Hochzeit nichts von dir gehört. Jenna und ich besuchen am Wochenende eine Freundin in Billings, und da wollte ich fragen, ob du noch etwas brauchst.“

„Ihr bleibt das ganze Wochenende weg?“, fragte Lacey. Mit Ian in Billings, Hutch noch auf Hochzeitsreise und ihrem Vater auf einer Tagung konnte sie sich unbesorgt zwei freie Tage gönnen.

„Wir kommen erst am Montag wieder.“

Sie lächelte. „Danke, ich brauche nichts“, erwiderte sie, ohne sich die Erleichterung anmerken zu lassen.

„Wie wohnt es sich denn auf der Camden-Ranch?“

„Mehr als ein Ort zum Übernachten ist es nicht.“

„Klar“, sagte Ian, als hätte er nichts anderes erwartet. „Wusstest du, dass Seth Camden es fertiggebracht hat, Dad zu sagen, er sei kein Footballfan?“

Sollte das eine Warnung sein? Ahnte Ian, dass zwischen ihr und Seth etwas lief? „Ja, ich war dabei.“

„Stimmt es?“

„Das nehme ich an.“

„Ich mag Seth trotzdem. Ich habe mehrmals mit ihm gesprochen, und er scheint in Ordnung zu sein.“

„Das ist er.“

„Siehst du ihn häufiger?“

„Selten.“ Sie wechselte das Thema. „Wann kommen Hutch, Issa und Ash aus den Flitterwochen zurück?“

„Am Montag, glaube ich. Wie ich höre, findet deine Kollektion reißenden Absatz. Schaffst du beides, die Mode und das Trainingszentrum?“

„Es ist nicht einfach, aber ja, ich komme klar.“

„Dann will ich dich nicht länger von der Arbeit abhalten.“

Lacey widersprach nicht. „Ich wünsche euch eine gute Reise.“

„Wir sehen uns, wenn ich zurück bin.“

„Bis dann.“ Sie legte auf.

Warum hatte ihr Bruder erwähnt, dass Seth kein Footballfan war? Wollte er Lacey daran erinnern, dass sie und Seth nicht zueinanderpassten? Falls ja, hätte er sich die Mühe sparen können, denn das war ihr längst klar. Ein lässiger Cowboy, der das Leben genoss, und eine ehrgeizige Frau, die fast rund um die Uhr arbeitete? Unmöglich!

Das solltest du nicht vergessen!

Am Samstagnachmittag paradierten viele Einwohner von Northbridge in historischen Kostümen durch die Stadt, zu Fuß, in Oldtimern oder Kutschen. Außerdem gab es Marschkapellen und Bilder der Gründerväter und anderer Menschen, die in der Geschichte des Ortes eine wichtige Rolle gespielt hatten. Als ein Porträt von H. J. Camden vorbeigetragen wurde, buhten einige Zuschauer.

Lacey warf Seth einen forschenden Blick zu, aber er schien es nicht gehört zu haben.

Nach der Parade schlenderten sie zum Pavillon im kleinen Park, wo die Miss Northbridge gekrönt wurde, eine Kindergruppe tanzte, der Kirchenchor sang und der Bürgermeister eine Ansprache hielt. Sie aßen mit einigen von Seths Freunden und spazierten anschließend zum College, um sich die Bilder der Prominenten anzusehen.

Jemand hatte ein schwarzes Tuch über das Bild von Seths Urgroßvater gehängt.

Gelassen nahm Seth das Tuch ab und warf es in einen Abfallkorb. „Es gibt immer zwei Lager“, erklärte er ruhig. „Die, die finden, dass H. J. der Stadt Gutes gebracht hat, und diejenigen, die behaupten, dass er seinen Reichtum auf dem Rücken anderer Leute erworben hat.“

„Selbst hier? In seiner Heimatstadt?“

„Natürlich. Hier hat H. J. angefangen. Auf dem Land, auf dem du das Trainingszentrum baust, waren die Farm und das Sägewerk seiner Familie.“

„H. J.s Wurzeln.“

„Genau. Sobald er alt genug war, hat er jeden Penny gespart und Waldgebiete außerhalb von Northbridge gekauft. Darauf befand sich eine stillgelegte Mine …“

„In der er auf Gold gestoßen ist.“

„Nicht viel, aber genug, um Land zu erwerben, auf dem es Erzvorkommen gab. Angeblich wusste er davon und hat es dem Vorbesitzer, der nichts davon wusste, billig abgekauft. Andere Leute wiederum finden, dass er damit viele Arbeitsplätze geschaffen und Northbridge am Leben erhalten hat. Wie gesagt, zwei Lager.“

„Danach hat er Northbridge verlassen?“

„Ja, aber er hat das Land hier behalten und sogar noch mehr gekauft. Meistens von Leuten, die kurz davor waren, ihre Farm zu verlieren. Seine Kritiker sind überzeugt, dass er Politiker bestochen und die Notlage der Farmer ausgenutzt hat.“

„Ist das wahr?“

Seth zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nur, dass mein Urgroßvater, Großvater, Vater und Onkel versucht haben, einiges wiedergutzumachen. Und ich kann dir versichern, dass meine Geschwister und Cousins keinerlei unsaubere Geschäfte dulden.“

„Erfolg bringt immer Neider mit sich, das war bei meinem Vater genauso.“

„H. J. war immer gut zu mir, und ich habe ihn geliebt.“ Seth tippte sich mit zwei Fingern gegen die Stirn und salutierte dem Bild, bevor er sich zu ihr umdrehte. „Was hältst du davon, wenn wir jetzt tanzen gehen?“

„Du tanzt also?“

„Ja“, bestätigte er lächelnd. „Ich bin nicht gerade ein Turniertänzer, aber ich kann es. Es ist Samstagabend, ich höre Musik, und wir sind hier, da sollten wir es versuchen. Es sei denn, du tanzt nicht gern. Auf der Hochzeit deines Bruders warst du nicht besonders scharf darauf.“

„Ich tanze gern, komme aber selten dazu. Leider bin ich heute nicht richtig angezogen.“ Lacey trug enge Jeans, ein weites Top aus weißem Chiffon und Sandalen.

Er schaute auf seine Cowboystiefel. „Ich verspreche, dir nicht auf die Zehen zu treten.“

Nach kurzem Zögern beschloss sie, ihre ungewohnte Freiheit zu genießen. „Okay, ich bin dabei.“

Seth ergriff ihre Hand und legte sie in seine Armbeuge. Sie schmiegte sich an seine Seite und freute sich plötzlich riesig darauf, mit ihm zu tanzen. Ausnahmsweise wollte sie mal etwas leichtsinnig und wagemutig sein.

Nur heute Abend.

Eins musste Lacey der kleinen Stadt lassen – Northbridge wusste, wie man Feste feierte. Auf der Tanzfläche vor dem Pavillon drängten sich Menschen jeden Alters, und fast jeder war so leger gekleidet wie Seth und sie. Die Stimmung war fröhlich und entspannt, und Lacey ließ sich gern davon anstecken.

Sie versäumten so gut wie keinen Tanz. Seth trat Lacey kein einziges Mal auf die Zehen, und sie genoss seine Nähe so sehr, dass sie gar nicht merkte, wie spät es wurde, und überrascht war, als der letzte Tanz angekündigt wurde.

Zum Glück war es ein langsamer, und Seth zog sie sofort an sich.

„Du hast untertrieben“, sagte sie, als er die Hände an ihrem Nacken verschränkte. „Du bist ein hervorragender Tänzer.“

„Oder meine Partnerin lässt mich gut aussehen. Auch wenn du die Tanzstunden gehasst hast, sie haben sich gelohnt.“

„Was ist mit dir? Hattest du auch Unterricht?“

„Auf der Highschool. Meine Freunde und ich dachten uns, leichter bekommt man keine gute Zensuren. Außerdem war es ideal, um Mädchen näher kennenzulernen.“

„Aha.“ Sie lachte. „Und hast du?“

„Oh ja!“

Er legte das Kinn auf ihren Kopf, und Reden war überflüssig. Es war herrlich, sich zur Musik zu bewegen. Mit Seth. Seine Arme um sich zu fühlen. Lacey staunte, wie harmonisch sie tanzten, wie perfekt sie zueinanderpassten …

Als der letzte Tanz endete, ließ Seth sie nicht sofort los. Erst als alle anderen der Band applaudierten, holte er tief Luft, seufzte in ihr Haar und hob den Kopf. Dass er auf dem Weg zum Wagen ihre Hand hielt, linderte den Trennungsschmerz ein bisschen.

„Das hat Spaß gemacht“, gab sie zu. „Seit der Highschool habe ich kaum getanzt.“

„Keine Dates mit passionierten Tänzern?“

„Nein. Wenn ich mal ausgegangen bin, was selten vorkam, stand Tanzen nicht auf dem Programm.“

„Lass mich raten – du hast mehr gearbeitet als dich amüsiert.“

„Stimmt.“

„Aber es gab einen Verlobten?“

„Ja, den gab es.“ Das hatte sie ihm am Abend nach dem ersten Spatenstich erzählt, und natürlich hatte er es nicht vergessen.

„Wie hast du es geschafft, dich zu verloben, wenn du keine Dates hattest?“

„Ein paar hatte ich, aber nichts Ernstes oder Längeres. Bis Dominic kam.“

„Erzähl mir von ihm. Oder ist das Thema tabu?“

Es war keins, über das sie gern sprach. Aber ihr gefiel, dass Seth ganz offen damit umging und nicht versuchte, ihr auf Umwegen etwas zu entlocken. „Nein, ist es nicht. Er heißt Dominic Salvadi und ist ein renommierter Strafverteidiger.“

„Ich habe von ihm gehört. Er wird oft in den Nachrichten erwähnt. Offenbar vertritt er fast jeden Prominenten, der in Montana vor Gericht steht. Wie hast du ihn kennengelernt? Oder ist mir entgangen, dass du ein Verbrechen begangen hast?“

„Ich schwöre, ich habe meinen letzten Vermieter nicht ermordet und weiß auch nicht, wer es getan hat“, sagte sie theatralisch.

Lachend bog er vom Highway zu seiner Ranch ab. „Das beruhigt diesen Vermieter.“

„Ich bin Dominic auf der Party eines gemeinsamen Freunds begegnet.“

„Liebe auf den ersten Blick?“

„Nein, wir waren uns nur auf Anhieb sympathisch. Er hat mich zum Essen eingeladen, später dann zu einem Konzert. Nach einem Jahr sind wir zusammengezogen, haben zwei Jahre zusammengelebt und waren die letzten sechs Monate verlobt.“

„Aber nicht verheiratet. Was ist passiert?“

Lacey zuckte mit den Schultern. „Ich habe mich von ihm getrennt.“

„Einfach so? Keine große Sache?“

Hatte es sich so angehört?

„Es war eine große Sache. Wir lebten zusammen, wollten heiraten, hatten Zukunftspläne. Aber ich habe ihn nicht mit einer anderen im Bett erwischt. Es waren … andere Gründe.“

„Andere Gründe“, wiederholte er, als sie nicht weitersprach.

„Hauptsächlich zwei Gründe.“ Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, ihn wissen zu lassen, welche Gründe sie gehabt hatte. „Dominic hatte absolut kein Interesse an Football. Er hatte keine Ahnung davon, und es hat ihn nicht im Geringsten gestört.“

„Und das war ein Problem?“

„Für mich nicht. Im Gegenteil, ich war froh, manchmal nichts von Football zu hören. Aber mein Vater ist die Kincaid Corporation. Er isst, schläft, atmet, lebt und stirbt für den Sport. Deshalb wäre es schön gewesen, wenn Dominic wenigstens einen Hauch von Interesse gezeigt hätte.“

„Aber das hat er nicht?“

„Nein. Er war überhaupt nicht daran interessiert. Punkt. Obwohl sich in meiner Familie alles um Football dreht.“

„Hast du ihn umzustimmen versucht?“

„Ja, weil es wichtig für mich war. Aus beruflichen und privaten Gründen.“

„Und er hat sich geweigert.“

„Strikt“, bestätigte sie. „Was mir das Leben mit meinem Vater, der zufällig auch mein Chef war, schwerer als ohnehin schon gemacht hat.“

„Du hattest das Gefühl, dass er dir beruflich schadet.“

„Für ihn wäre es doch nur ein kleines Opfer gewesen. Und das war erst der Anfang. Je länger wir zusammen waren, desto klarer wurde mir, wie ähnlich er meinem Vater war.“

„Und das gefiel dir nicht?“

„Ich gehöre nicht zu den Frauen, die ihren Vater vergöttern, aber ich will eine wichtige Rolle im Familienunternehmen spielen. Ich habe hart dafür gearbeitet und will mir nur die Position verdienen, die meine Brüder auf einem Silbertablett serviert bekommen haben.“

„Und inwiefern hat dieser Dominic dich an deinen Vater erinnert?“

„Er wollte nicht, dass ich nach der Heirat berufstätig bin“, erzählte sie betrübt. „Er wollte für mich sorgen, damit ich zu Hause bleiben und mich um seine Häuser und seine Kinder kümmern kann. Und meine kleine Modekollektion war in seinen Augen nicht mehr als ein Hobby, auf das ich leicht verzichten konnte.“

„Du hasst es, wenn dein Vater dich kleines Mädchen nennt. Ich habe gesehen, wie du zusammengezuckt bist. Und Dominic scheint genauso zu sein.“

„Ja.“ Seths Beobachtungsgabe beeindruckte sie. „Er war ein typischer Macho. Dauernd hat seine Art mich an das Machtgehabe meines Vaters erinnert. Irgendwann habe ich es nicht mehr ertragen. Ich wollte niemanden heiraten, der glaubt, dass Männer Frauen von Natur aus überlegen sind.“

„Dagegen hattest du dich schon viel zu lange gewehrt“, sprach er aus, was sie dachte.

„Es ging einfach nicht mehr“, sagte sie leise. „Ich habe ihn geliebt, und es fiel mir nicht leicht, Schluss zu machen. Es ist schlimm genug, so einen Vater zu haben. Ich wollte nicht auch noch einen Ehemann, der seine frauenfeindliche Einstellung an unsere Kinder weitergibt.“

Seth fuhr ums Haupthaus herum und in die Garage. „Ich glaube, das war eine kluge Entscheidung.“

„Ob ich klug bin, weiß ich nicht. Starrköpfig, ja, so hat man mich schon mal genannt, aber klug nicht.“

„Immerhin hast du noch nie einen Vermieter umgebracht.“ Lachend stellte er den Motor ab.

Schweigend gingen sie zum Gästehaus. Lacey öffnete die Tür und drehte sich zu Seth um.

„Sooo … du hast es geschafft. Ein ganzer Nachmittag und Abend ohne Arbeit“, lobte er lächelnd.

„Und sie hat mir nicht mal gefehlt. Vielleicht steckt in diesem Körper doch eine faule Seite.“

Er ließ den Blick an ihr hinabwandern. „Ich finde, über deinen Körper lässt sich absolut nichts Negatives sagen.“

Sie ignorierte die Bemerkung. „Es war ein schöner Tag.“

„Einer bleibt uns noch.“

Lacey zog eine Grimasse. „Stimmt. Können wir es morgen so machen wie heute? Dann kann ich am Vormittag wieder Papierkram erledigen. Ich bin nicht fertig geworden.“

„Kein Problem.“ Er stützte sich mit einem Arm am Türrahmen ab. „Ich fand es auch schön“, fügte er mit leiser, intimer Stimme hinzu.

Ihre Blicke verschmolzen, bis es für Lacey nur noch sie beide gab. Sie hatte eng mit ihm getanzt, sich an ihn geschmiegt, und danach sehnte sie sich auch jetzt, da sie beide endlich allein waren.

Sie nahm ihren Mut zusammen und berührte seine Wange.

Seth legte seine Hand auf ihre, zog sie behutsam nach unten, auf seine breite Brust, beugte sich vor und küsste sie auf den Mund.

Sie schloss die Augen und genoss es sogar noch mehr als zuvor.

Zwischen ihnen herrschte jetzt eine Vertrautheit, die keinen Raum für Zurückhaltung ließ. Lacey öffnete die Lippen, fühlte seine Zunge und neigte den Kopf zur Seite, damit er den Kuss vertiefen konnte.

Seth legte einen Arm um sie und zog sie so entschlossen an sich, wie er es auf der Tanzfläche getan hatte.

Lacey zog die Hand unter seiner hervor und schmiegte sich mit den Brüsten so fest an ihn, wie sie es den ganzen Abend ersehnt hatte.

Sie fragte sich, ob er ihre längst harten Brustwarzen fühlen konnte. Sein Hemd war dünn – und ihr Chiffontop kein Hindernis, auch wenn ihr der integrierte BH in diesem Moment wie eine Rüstung vorkam.

Seth schien zu ahnen, wie sehr sie ihn begehrte, denn er schob sich mit ihr zusammen weiter ins Gästehaus hinein. Er küsste sie immer leidenschaftlicher, bevor er sie herumwirbelte, als wären sie noch auf der Tanzfläche.

Lacey fühlte die Wand neben der Tür an ihrem Rücken und war auf aufregende Weise zwischen ihr und Seth gefangen.

Er legte eine Hand an ihren Hals und zerzauste ihr Haar.

Sie krallte die Finger in sein Hemd, und als es wie von selbst aus den Jeans glitt, erschien es ihr wie eine Einladung, die sie nicht ablehnen durfte. Sie tastete sich unter den Stoff und hielt den Atem an, als sie zum ersten Mal die warme weiche Haut berührte. Sie spreizte die Finger an seinen athletischen Schultern und streichelte seine Brust.

Er schien es zu mögen, denn der Kuss wurde immer heißer, wilder und fordernder.

Sie fühlte, wie er die Hand aus ihrem Haar nahm und an ihr hinabwandern ließ. Die Hoffnung durchströmte sie.

Mach weiter … weiter … weiter …

Er tat es. Vom Hals zur Schulter. Von der Schulter zum Oberarm. Vom Oberarm zur Taille.

Zu weit!

Ungeduldig vertiefte sie den Kuss, und er lächelte. Und dann legte er die Hand auf eine ihrer Brüste.

Lacey drückte die Schultern durch und zeigte Seth damit deutlich, was sie wollte.

Endlich schob er die Hand ganz nach vorn, bis die Brustwarze sich zwischen seine Finger schmiegen konnte.

Es fühlte sich herrlich an. Schade nur, dass ihr Top im Weg war.

Einen Moment lang genoss sie es, wie seine durchtrainierten Muskeln sich unter ihren Fingerspitzen spannten, bevor sie über seinen flachen Bauch strich. Sie war kurz davor, sich mit den Fingerspitzen nach unten vorzuwagen, in die Jeans, hinter den Reißverschluss …

Doch sie beherrschte sich und begnügte sich damit, das Hemd mit einem Ruck ganz herauszuziehen und hastig aufzuknöpfen. Sie fühlte sein leises Lachen mehr, als dass sie es hörte.

Seth verstand, was sie von ihm erwartete, schob eine Hand in den BH und umschloss eine Brust.

Der Mann konnte tanzen.

Er küsste, wie noch niemand sie jemals geküsst hatte.

Und er berührte sie so, wie sie es wollte. Behutsam und zärtlich oder rauer und leidenschaftlicher, immer so, wie sie es gerade brauchte, bis das Verlangen überall von ihrem Körper Besitz ergriff.

Sie lehnte den Kopf an die Wand, bog sich Seth entgegen, streifte eine Sandale ab und strich mit dem Fuß an seiner Wade hinauf. Und dann hielt sie sich an seinen Schultern fest, spreizte die Beine und umschloss mit den Schenkeln seine Taille …

Erst jetzt wurde ihr bewusst, was sie tat. Sie hatte dieses Wochenende nutzen wollen, um abzuschalten und mal nicht an die Arbeit zu denken, mehr nicht. Seth hatte ihr dabei helfen sollen, mehr nicht.

Das hier war mehr. Viel mehr.

So viel mehr, dass sie erstarrte.

„Wir müssen aufhören“, flüsterte sie atemlos.

„Müssen wir?“, entgegnete er heiser.

„Ja“, beharrte sie, bevor die Versuchung zu groß wurde.

Seth gab nicht so schnell auf. Er küsste sie noch einmal und streichelte ihre Brust, aber Lacey schob ihn behutsam von sich. „Wir müssen aufhören“, wiederholte sie eindringlich.

Als er die Hand unter ihrem Top hervorzog, stöhnte sie enttäuscht auf.

„Willst du das wirklich?“, fragte er und schaute dorthin, wo ihre Beine ihn noch immer umschlossen.

Sie lachte gequält. „Ja, das will ich“, antwortete sie und löste sich von ihm.

Als er die Hände auf ihren Po legte, um ihr zu helfen, atmete sie tief durch, um nicht schwach zu werden.

Er küsste sie ein letztes Mal. „Dann sehen wir uns morgen?“

Lacey brachte nur ein Nicken zustande.

Er ging hinaus und um den Pool herum. Sie sah ihm nach, bis er im Haupthaus verschwand, und schloss die Tür fester als nötig.