KAPITEL 23

DIE LIEBE ZUR ANSTRENGUNG

Die Formulierungen, mit denen die Magier der Märkte über das Trading sprechen, sind sehr aufschlussreich. Sehen Sie sich diese Beispiele an:

Was haben alle diese Zitate gemeinsam? Den Vergleich mit einem Spiel. Das sagt uns, dass das Trading für die Magier der Märkte keine Arbeit ist und dass es ihnen nicht darum geht, reich zu werden. Vielmehr ist das Trading etwas, das sie sehr gerne tun – eine Anstrengung, die sie unternehmen, weil ihnen die Herausforderung Spaß macht.

Als ich Bill Lipschutz interviewte, frappierte es mich, wie sehr das Trading sein Leben durchdringt. Ein sichtbarer Ausdruck der vollständigen Integration des Tradings in sein Alltagsleben waren die Kursmonitore in allen Zimmern – darunter auch einer neben dem Bett, sodass er sich bloß im Halbschlaf umdrehen muss, um die Kurse zu checken. Im Badezimmer hatte er einen Monitor in Stehhöhe – entweder ein selbstironisches Statement über seine Besessenheit von den Märkten oder eine Äußerung dieser Besessenheit, vielleicht aber auch beides.

Es geht nicht um Arbeit und es geht auch nicht darum, reich zu werden. Vielmehr ist das Trading etwas, das sie sehr gerne tun – eine Anstrengung, die sie unternehmen, weil ihnen die Herausforderung Spaß macht.

Ich fragte Lipschutz: „Wenn das Trading den größten Teil Ihres Tages einnimmt, von der Nacht ganz zu schweigen, macht es dann überhaupt noch Spaß?“

„Gewaltigen Spaß!“, erwiderte Lipschutz. „Das ist höllisch faszinierend, denn es ist jeden Tag anders. […] Ich würde das auch umsonst machen. Ich bin jetzt 36 Jahre alt und komme mir fast vor, als hätte ich noch nie gearbeitet. Manchmal kann ich es nicht fassen, dass ich dadurch Geld verdiene, dass ich im Grunde ein ausgefeiltes Spiel spiele.“

Da haben wir es, wieder ein Vergleich mit einem Spiel. Wenn man mit den Magiern der Märkte spricht, wird einem klar, dass sie sich zum Trading hingezogen fühlen, weil sie die Herausforderung lieben, bei etwas zu gewinnen, das in ihren Augen ein komplexes Spiel ist. Sie traden, weil sie das Trading lieben. Sie traden nicht, um irgendein anderes Ziel zu erreichen, etwa um reich zu werden – und das macht den Unterschied.

Auf meine Frage, was darüber entscheidet, wer ein erfolgreicher Trader wird, antwortete Colm O’Shea: „Ganz ehrlich, wenn man das nicht liebt, gibt es viel bessere Dinge, die man mit seinem Leben anfangen kann. […] Niemand, der wegen des Geldes tradet, wird gut darin. Wenn erfolgreiche Trader nur durch das Geld motiviert wären, würden sie nach fünf Jahren aufhören und die materiellen Dinge genießen. Das tun sie aber nicht. […] Jack Nicklaus hat eine Menge Geld. Warum hat er weiter Golf gespielt, bis er weit in den 60ern war? Wahrscheinlich weil er wirklich gerne Golf spielte.“

Ich bin sicher, wenn Sie sich Menschen in Ihrem Bekanntenkreis anschauen, die erfolgreich sind, dann werden Sie unabhängig von ihrem Beruf feststellen, dass sie eines gemeinsam haben: Sie lieben das, was sie tun. Das gilt für das Trading und das gilt für alle anderen Beschäftigungen. Die Liebe zum Trading mag zwar nicht den Erfolg garantieren, aber ihr Fehlen führt wahrscheinlich zum Misserfolg.