6. Kapitel
Applaus, Applaus
Als Johann aus dem Haus trat, war nichts mehr von seiner flüchtenden Schönheit zu sehen. So schnell, wie Jen fortgerannt war, hatte sie wahrscheinlich schon die Hälfte des Weges zur U-Bahnstation geschafft. Die Vorstellung, dass sie es – ganz unfreiwillig – mit nacktem Schoß unter dem Sommerkleid getan hatte, gefiel ihm sehr.
Er fuhr mit der Hand in die Tasche seines Jacketts. Dort hatte er das Höschen hingesteckt. Jetzt erkundeten seine Finger behutsam den weichen, anschmiegsamen Stoff, der vorher ihre intimsten Körperstellen umschlossen hatte.
Johann ging in Richtung Parkplatz zu seinem Wagen. Nach einigen Schritten kam die Stelle in sein Sichtfeld, an der Jen ihn vor zwei Wochen abgewiesen hatte. Verblüfft blieb er stehen. Dort neben dem Rosenstrauch stand eine Person. Groß und hager war sie. Das blau-gelbe Hemd, das sie trug, hatte viel zu kurze Ärmel. Sie reichten gerade mal bis zur Mitte der Unterarme. Ein absolut bizarrer Anblick. Vor allem, weil dadurch die Größe der Hände betont wurde. Sie waren riesig und sie hielten etwas umklammert. Johann schaute hoch in das Gesicht der Person und glaubte es zu erkennen. Dort stand Pelletier!
Plötzlich erging es ihm wie Jen oben im Fahrstuhl. Er wusste beim besten Willen nicht, ob er zu Tode erschrocken oder hellauf begeistert darüber war, seinen dämonischen Wohltäter wiederzusehen.
Im nächsten Augenblick lärmte plötzlich ganz in der Nähe ein Presslufthammer los. Unwillkürlich blickte Johann in die Richtung, aus der das Geräusch herüberdröhnte. Ein tiefbraun gebrannter Arbeiter an der Straßenbaustelle neben dem Haus hantierte fluchend mit dem Gerät herum. Er betätigte einen Schalter und schon herrschte wieder Ruhe. Johann schaute zurück zum Rosenstrauch und sah einen Postboten!
Alles stimmte. Er war groß und hager. Die blau-gelbe Post-Uniform hatte zu kurze Ärmel. Die Hände waren groß. Aber Pelletier war es trotzdem nicht. Es war der ganz normale, altbekannte Postbote. Ein schlaksiger, hochgeschossener junger Typ, der tagtäglich auch Johanns Wohnhaus auf seiner Route hatte.
Der Briefträger marschierte unterdessen auf ihn zu. Er hielt ein flaches Päckchen in Händen. „Hallo, Herr Gutenberg. Hab hier was für Sie“, hörte Johann ihn sagen.
Mechanisch nahm er das Päckchen entgegen, dann unterschrieb er auf dem MDE-Gerät des Postboten. Während der Mann an ihm vorbeieilte, um seine restliche Fracht für die Alsterdorfer Straße 479 loszuwerden, ging Johann immer noch verwirrt weiter zu seinem Auto. Verdammt noch mal, Mr. Spinnenfinger machte ihn langsam total verrückt. Jetzt sorgte er schon für Hirngespinste am helllichten Tag.
Er schaute auf das Päckchen. Ein kurzer Blick auf den Absender genügte, um zu ahnen, was er da in Händen hielt. Das schlichte Päckchen stammte von der Anwaltskanzlei, die Enno Gutenberg vertrat. Es enthielt wahrscheinlich das von Bernadette Segura angekündigte persönliche Schreiben seines Onkels. Allerdings musste noch irgendein Gegenstand beigefügt sein, sonst hätte ein Briefumschlag ausgereicht. Während er ging, drehte und wendete Johann das Päckchen in seinen Händen, als wäre es ebenso heiß wie das Frühstücksei, das er heute Morgen in den Eierbecher balanciert hatte. Eigentlich verspürte er wenig Lust, sich dieser Sendung anzunehmen, stellte er fest. Sie versprach ein schlechtes Gewissen und Schuldgefühle. Hatte er sich mit Derartigem nicht schon viel zu lange herumgequält?
Dann stand er vor seinem Auto. Er öffnete die Fahrertür – und blickte auf ein zweites Päckchen! Es lag mitten auf dem Fahrersitz: Etwa so groß wie ein Fußball, quadratisch geformt und kunstvoll verpackt. Um dunkelgrünes Geschenkpapier wand sich ein breites Band in einem dunklen Goldton. Obenauf war es zu einer perfekten Schleife gebunden. Unter der Schleife steckte ein weißer Briefumschlag. Johann warf Ennos Päckchen auf die Rückbank. Dann wandte er sich der anderen Sendung zu. Auf den Briefumschlag hatte jemand den Umriss einer Hand skizziert. Sie hatte sechs Finger! Diese Nettigkeit in Grün und Gold kam also von Pelletier, und wie es sich für einen Zauberkundigen gehörte, hatte er sie in Johanns verschlossenem Wagen deponiert.
Die Alarmanlage im Porsche gehörte zum Besten, was deutsche Sicherheitstechnik zu bieten hatte. Das wusste Johann. Dass sie für Pelletier kein Hindernis darstellte, war einerseits nicht überraschend, dennoch war es eine deutliche Erinnerung daran, mit wem Johann einen höchst unheimlichen Umgang pflegte. Vor diesem Hintergrund wirkte auch die Pelletier-Fata-Morgana am Rosenstrauch ziemlich real, wenn auch auf eine Art, über die man lieber nicht so genau nachdachte.
Johann nahm Pelletiers Päckchen und legte es auf den Beifahrersitz. Dann ließ er sich in den Fahrersitz gleiten. Er wollte losfahren, startete den Motor und überlegte es sich im nächsten Augenblick anders. Immer noch fühlte er sich wie betäubt von dem, was in den letzten Minuten passiert war: Die betörende Begegnung mit Jen im Fahrstuhl, die verstörende Verwechslung unten am Rosenstrauch, und jetzt das Päckchen in seinem verschlossenen Auto.
Johann lehnte sich in seinem Sitz zurück und atmete tief durch. In der Ferne sah er Pulitza neben seinem BMW stehen. Der Hausmeister unterhielt sich mit einem älteren Mann in Handwerker-Montur. Das durfte Pulitzas Treppenhaus-Gesprächspartner sein, vermutete Johann. Dafür, dass die beiden eine heiße Sex-Nummer noch zusätzlich angetörnt hätte, sahen sie jetzt sehr bieder aus, befand Johann und grinste unwillkürlich beim Gedanken an das, was eben im Fahrstuhl passiert war.
Er schielte zum Beifahrersitz hinüber. Ennos Schreiben konnte warten, aber wenn er Pelletiers Sendung erst am Abend öffnete, würde er den ganzen Tag über dessen Inhalt rätseln. Johann angelte sich den Brief unter der Schleife hervor und öffnete ihn.
Er war handgeschrieben. Verwirrende Schnörkel und kühne Bögen leuchteten ihm in rotbrauner Tinte entgegen. Unmöglich, diese Schrift jemals zu entziffern, dachte er. Dann wanderte sein Blick hinein ins rotbraune Buchstaben-Chaos und plötzlich erschlossen sich ihm die Worte. Fast schien es, als würde die wohlbekannte Saxophon-Stimme selbst ihm Satz für Satz zu Gehör bringen:
Hamburg im September
Mon cher Johann,
…oder muss ich jetzt auch „Herr Gutenberg“ sagen? Wo Du doch ein so bedeutender Firmenlenker geworden bist. Herzlichen Glückwunsch dazu und zu all den anderen Erfolgen der letzten Tage. Fühlt es sich nicht wunderbar an? Ein Dauer-Abonnement auf dem Erfolg, eine Flatrate zum Sieg. Und das nach all den trüben Jahren.
Gestatte mir, ein wenig stolz auf meine Mitwirkung dabei zu sein. Du weißt ja, „an der Wirklichkeit schrauben“ und so weiter. Bei Dir tue ich es übrigens besonders gerne. Wie sagt man hierzulande? Ich habe einen Narren an Dir gefressen.
Aber ich denke, dass Dich derzeit Anderes mehr beschäftigt. Du wirst Dich fragen, ob das plötzliche Ableben deines Onkels auch auf meine Bemühungen zurückzuführen ist. Aber das ist die falsche Frage, Johann. Du solltest dich stattdessen dafür interessieren, was Dein Onkel eigentlich für ein Mensch war.
Sicher, Du hast ihn als ehrenwertes Familienmitglied kennengelernt. Vielleicht hat er Dir jetzt sogar einen sentimentalen und geschwätzigen Brief hinterlassen. Halbwahrheiten und schwächliches Zeug wirst Du darin lesen.
Aber frage Dich doch einmal, weshalb Du ihn nie mit einem Mädchen gesehen hast. Und – falls er homosexuell war – noch nicht einmal mit einem Typen. Zwei weitere Fragen: Warum hat er all diese „wohltätigen“ Stiftungen eingerichtet? Und was zog ihn immer wieder in den Urlaub nach Thailand?
Du weißt ja, es ist das Land der blutjungen Loverboys. Mit schmiegsamen Gliedern und unschuldigen Kinderaugen tun sie alles, um sich und ihre bettelarmen Familien über die Runden zu bringen. Manche sind noch nicht einmal sechs Jahre alt. Ist das nicht widerlich? WIDERLICH!
Nun zu seinen Stiftungen für Kinder und Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen: Seltsam, nicht, dass er ausschließlich Jungen half? Denk doch nur einmal an diese armen Seelen. Dankbar und empfänglich wenden sie sich ihrem „Wohltäter“ zu. Wie leicht werden sie glauben, dass alles, was er ihren kindlichen Körpern antut, nur zu ihrem Besten ist.
Wenn Du Dich umhörst, wirst Du schnell auf böse Gerüchte um Enno Gutenberg stoßen. Und wenn Du noch intensiver nachforschst, wirst Du entdecken, dass sie wahr sind. Ja, es ist richtig. Er war ein Kinderficker. Ist das nicht zum Kotzen? Mir wird schlecht davon.
Also lass uns schnell das Thema wechseln. Abschließend nur noch eines: Ich hoffe, dass unsere Beziehung in keiner Weise von diesem misslichen Todesfall getrübt wird. Es wäre doch schade, wenn Deine süße Nachbarin wieder in ihre schauderhafte „Du-bist-nicht-mein-Typ-Haltung“ zurückfallen würde. Was macht übrigens Dein Sprachfehler? Ja, ich meine das Stottern. Was? Du kannst dich kaum noch daran erinnern? Sei achtsam, Johann. Es kö… kö… könnte schnell zurückkehren.
Und da fällt mir auch sofort wieder ein, wie gemein sich Jennifer Wagner über Deine Behinderung lustig gemacht hat. Ich werde immer noch wütend, wenn ich nur daran denke. Dafür muss sie zahlen. Tausendmal soll sie büßen, was sie Dir angetan hat! Und wie gern ich Dir dabei zur Seite stehe. Glaub mir, selten bin ich meinen Tätigkeiten mit größerem Vergnügen nachgegangen.
Wie läuft es denn derzeit zwischen euch? Verzeih, wenn ich mir die Antwort gleich selber gebe. Als Spielleiter in unserem vergnüglichen Schaustück habe ich schließlich einen gewissen Überblick. Ich weiß, dass es „fantastique“ läuft. Die Vögel zwitschern es von den Dächern. Liebe liegt in der Luft. Ja, die Kleine entwickelt gerade zarte Gefühle für Dich. Plötzlich hat sie entdeckt, was für ein bemerkenswerter, geradezu unwiderstehlicher Prinz ihr Nachbar ist.
Applaus, Applaus, Johann. Du machst das ganz großartig. Jetzt allerdings musst Du sie fest bei ihren kleinen Titten packen. Zeig ihr, wohin die Reise geht. Lass Dich nicht weichkochen. Sie wird es versuchen, denn sie hält sich für sehr schlau und einfach unwiderstehlich.
Sie wird alles daran setzen, Dich zu manipulieren, um Dich in einen allzeit braven und harmlosen Verehrer verwandeln. Gib ihr nicht nach, denn in ihrem Inneren würde sie Dich dafür nur verachten.
Und hüte Dich vor dem Kuss! Das Luder wird Dir immer wieder auch ihre Lippen darbieten. Meide sie! Der Kuss macht Dich schwach und sie stark. Ihr Mund ist okay, wenn Du Deinen Schwanz hineinschiebst, aber lass Deine Lippen nicht den ihren begegnen. Auch das ist Magie. Es ist ihre Magie.
Du musst ihr mit Stärke begegnen. Zeige ihr, was für ein harter und strenger Dom Du bist. Du wirst sehen, je gemeiner Du zu ihr bist, desto mehr wird sie Dich anbeten. So ist sie nun einmal. So sind sie alle. Diejenigen, die als Sklavennaturen geboren werden. Diejenigen, die unsere eigenen stolzen und dominanten Neigungen auf so köstliche Weise ergänzen.
Wie gesagt, Du machst das alles sehr gut. Dein Vater wäre stolz auf Dich. Ach ja, Dein Vater! Ich kannte ihn sehr gut und habe viel über ihn zu erzählen. Ich kann mir vorstellen, dass Du in dieser Hinsicht ein wenig neugierig bist.
Darf ich Deine Neugier aber zunächst auf etwas anderes lenken? Unsere allseits beliebten Porzellan-Figuren aus der Devotmacher-Reihe habe ich Dir bei unserem Treffen versprochen. Voilà, hier sind sie, und sie sind speziell für Dich und Jen angefertigt. Stöckchen, Stachel und Motte habe ich sie in diesem Falle genannt. Ihre jeweilige Bezeichnung erkennst Du an dem kleinen Symbol, das auf ihren Sockeln eingraviert ist.
Ja, betrachte sie genau. Befühle sie. Sind sie nicht wunderschön? Wie zart und weiß die Porzellan-Haut schimmert. Wie sich die Kurven und Formen der Figürchen an Deine Hand schmiegen. Mir gefällt Stachel am besten. Stöckchen und Motte sind natürlich auch überaus reizvoll. Ach, sie sind schlichtweg alle magisch.
Das sind sie übrigens tatsächlich. Der reinste Voodoo! Ich sag’s Dir, und wenn Du jetzt hier wärest, in meinem inzwischen urgemütlichen Heim an der Elbe, würdest Du mich lüstern grinsen sehen. Es gibt da nämlich einen gewissen Nachahmungseffekt. Die drei kleinen Grazien flüstern, schmeicheln und locken, es ihnen nachzutun, sobald sie auf eine Freundin im Geiste treffen. So eine wie Jen. Aber lass sie die Figuren ausgiebig befühlen. Das ist wichtig.
Für mich sind unsere Porzellan-Mesdemoiselles übrigens wahre Feministinnen. Sie befreien unsere süßen, devoten Engel von all den Konventionen, Dogmen und Anstandsregeln, die euer Zeitgeist, eure Political Correctness ihnen auferlegt haben. Sie helfen ihnen, sich zu öffnen und ihr wahres Wesen zu offenbaren.
Aber versteh mich nicht falsch, Johann. Ich liebe dieses ganze Getue um „Gleichberechtigung“ und Feminismus. Da haben euch die Frauen richtig am Schlafittchen. Ich finde es einfach köstlich, zu sehen, wie sie genau das tun, was sie schon immer getan haben, wenn man sie gelassen hat. Sich so viel Macht und Vorteile auf Kosten der Männer zu sichern, wie es nur irgend geht. Und wie raffiniert sie es heutzutage anstellen. Sie reden euch die tollsten Dinge ein und ihr glaubt es auch noch. Ihr lasst euch willig überzeugen, dass ihr das zweitklassige Geschlecht seid, während es sich die Frauen in all dem, was ihr erfunden, erbaut und geschaffen habt, gemütlich machen.
Weißt Du was? Ein bisschen ist es, als ob all diese eifrigen „Gleichberechtigungs“-Kämpferinnen dies eigens für mich tun. Nichts ist reizvoller als so ein Persönchen, mit seinen verdrehten Ansichten und all seiner Überheblichkeit, ihrer wahren Bestimmung zuzuführen. Schon dafür hat es sich gelohnt, zu euch in den Westen zu kommen.
Du möchtest jetzt sicherlich wissen, wann und wie Du Jen die drei Porzellan-Ladys am besten präsentierst? Lass Dich einfach von den Gegebenheiten leiten. Vertrau einfach Deiner Intuition. Wie gesagt, Johann, Du machst bislang alles sehr gut. Daher beiliegend noch ein weiteres Präsent. Nur eine kleine Aufmerksamkeit in Eisen und Gold für die Gespielin meines Freundes. Auszeichnen soll es Dich, zeichnen wird es Jen. Was ich damit meine? Lass Dich überraschen!
Man sieht sich
Luc Pelletier, allzeit Dein Freund und Hexenmeister
Ein Hexenmeister also. Das war die Berufsbezeichnung, unter der Mr. Spinnenfinger tätig war. Irgendwie tat es gut, ihn einordnen zu können, auch wenn es noch so bizarr war.
Johann schaute vom Brief auf und blickte tief in Gedanken versunken durch die Frontscheibe seines Wagens. Pulitza stieg gerade in sein Auto. Von seinem Handwerker-Besuch war nichts mehr zu sehen. Der Hausmeister ließ den Wagen an. Der tiefe, aggressive Motorenklang des getunten BMW dröhnte bis zu ihm herüber.
Er schaute wieder auf das rotbraune Buchstaben-Chaos in seiner Hand. Bei näherer Betrachtung war nichts daran chaotisch. Es war ein wohlkalkuliertes Schreiben. Eine Machtdemonstration, denn Pelletier führte sein detailliertes Wissen über die Ereignisse der letzte Tage vor. Hinzu kamen Drohungen, Versprechungen und dunkle Andeutungen. In einem Punkt aber war der Brief sehr deutlich: Pelletier beschuldigte Johanns Onkel, pädophil gewesen zu sein. Das war abstoßend. Falls es stimmte, änderte es aber tatsächlich fast alles. Dann war das Schicksal von Enno Gutenberg so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit.
Der Motorensound wurde lauter. Johann blickte wieder hoch. Auf dem Weg vom Parkplatz zur Straße fuhr der Hausmeister am Stellplatz des Cayenne vorbei. Pulitza sah Johann in seinem Wagen sitzen und grüßte mit übertriebener, fast schon unterwürfiger Geste. Er wedelte so sehr mit seiner Hand herum, dass die kleine Südstaatenflagge, die unter dem Rückspiegel des BMW befestigt war, ebenfalls ausgelassen hin und herschwang. Unwillkürlich stellte sich Johann vor, wie Pulitza Pelletiers Brief kommentieren würde.
„Der Typ hat Sie mächtig bei den Eiern“, würde er wohl sagen und damit die Sache einhundertprozentig treffen. Was der einfachen Gefühlswelt eines Pulitza wohl schwerer zu erklären war: Johann wusste nicht, ob er sich unter diesem Griff vor Lust oder Schmerz winden sollte.
Voller Neugier blickte er auf Pelletiers Päckchen, in dem sich die drei Porzellan-Figuren befinden würden. Im nächsten Augenblick hatte er es in der Hand und begann die Verpackung aufzureißen. Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals zuvor eine Erektion beim Auspacken eines Päckchens gehabt zu haben.