12. Kapitel: Roastbeef mit Brennnesseln

12. Kapitel

Roastbeef mit Brennnesseln

 

„Möchtest du abbeißen?“, fragte Jen.

Er schüttelte den Kopf und sie machte sich alleine über das Roastbeef-Sandwich aus dem Picknickkorb her. Gerade eben hatte sie sich aus der Schale mit den Früchten die letzte Erdbeere gemopst.

„Seeluft lässt mich furchtbar hungrig werden. Wenn ich hier leben würde, wäre ich dick wie ein Walross und würde in einem Laden für Übergrößen verkaufen“, erklärte sie und biss herzhaft in das Sandwich.

Jen und Johann saßen am Fuße einer Düne. Ein kräftiger Wind hatte sie empfangen, als sie auf dem Strandparkplatz aus dem Cayenne gestiegen waren. Hier an dieser Stelle aber waren sie relativ geschützt vor den Böen. Vor ihnen lagen etwa 100 Meter Sandstrand, links und rechts erstreckte er sich so weit das Auge blicken konnte. Überraschend wenige Spaziergänger waren unterwegs. Dafür war die Ostsee umso belebter. Segler, Motorbote und große Containerschiffe in der Ferne kreuzten die blauschimmernde Weite.

Er dachte daran, dass hinter dem Horizont Städte wie Helsinki, Kopenhagen und Stockholm auf die Schiffe warteten. Das waren zivilisierte, moderne Metropolen. Nicht so wie das fremdartige Kinshasa im Kongo, wo die Zauberei regierte und wo Menschen herkamen, die es eigentlich gar nicht geben durfte.

Wie kam er jetzt schon wieder auf Pelletier? Natürlich: Als Jen ihm das Sandwich angeboten hatte, hatte er den Ring mit der sechfingrigen Hand an ihrem Finger gesehen. Schon vorher hatte er bemerkt, dass Jen unbewusst immer wieder versuchte, ihn abzustreifen. Aber dafür saß er viel zu fest. Schon morgen früh, so nahm er sich vor, würden sie einen Juwelier aufsuchen. Mit seinen feinmechanischen Werkzeugen würde dieser das unselige Schmuckstück sicherlich aufsägen können, ohne Jen zu verletzen.

Heute aber, so herrlich weit von Hamburg entfernt, wollte Johann alles ausblenden, was an Pelletier erinnerte. Ablenkung gab es genug. Das Wetter war trotz des Windes herrlich. Himmel und Meer veranstalteten einen aufwendigen Wettbewerb um die schönsten Blautöne. Die Schaumkronen der Wellen leuchteten in einem zarten Weiß dagegen an. Den Strand umschmeichelten sie so sanft, als wollten sie ihn pausenlos herzen und küssen. Und direkt neben ihm saß das süßeste Geschöpft von hier bis Helsinki. Noch dazu schien es total und restlos auf ihn abzufahren.

Jens Picknickkorb hatte sich als luxuriöses Behältnis feinster Köstlichkeiten erwiesen. Neben Roastbeef-Sandwiches hatte er Trüffelpasteten, Carpaccio, Austern, Datteln mit Speck und Dutzende andere Leckerbissen enthalten. Jen hatte sie Johann begeistert aufgezählt, als sie sich zum Essen niedergelassen hatten. Der Korb mitsamt seinem Inhalt stammte direkt aus Hamburgs feinstem Einkaufspalast, dem Alsterhaus. Jen hatte dort einen entsprechenden Gutschein eingelöst, den sie wiederum ihrer Chefin abgeluchst hatte. Zu Johanns Belustigung ahmte sie gekonnt die süßsaure Miene der Boutiquenbesitzerin nach, als diese den Gutschein herausgerückt hatte.

Jens Chefin wiederum hatte den Gutschein von der Handelskammer erhalten, nachdem sie als beste Einzelhändlerin des Jahres ausgezeichnet worden war. Was, wie Jen versicherte, ohnehin nur dem Einsatz ihrer Mädchen zu verdanken wäre, die sich trotz aller Schikanen immer für den Laden einsetzten und ihr Bestes gaben. Also habe sie „Madame“ überredet, ihr den Gutschein zu überlassen, wo es doch gelte, Johann Gutenberg, den viertgrößten Immobilienbesitzer der ganzen Stadt, angemessen zu beköstigen.

Und – voilà! – hier stehe der Picknickkorb. Während sie erzählte, hatte Jen Johann so begeistert angestrahlt, dass er gar nicht anders konnte, als jeden Leckerbissen ausgiebig zu bewundern. Dann begannen sie mit dem Essen und seine Begleiterin fragte immer wieder und fast schüchtern, ob es ihm auch wirklich schmeckte. Sie selbst wäre ebenfalls eine passable Köchin, fügte sie hinzu. Gerne würde sie auch einmal in seiner tollen Küche für ihn zaubern.

„Nicht nur einmal, ganz oft. Morgens, abends, mittags“, sprudelte es im nächsten Augenblick aus ihr heraus und sie wurde plötzlich sehr verlegen, als sie erkannte, dass sie gerade ziemlich direkt von einem festen Zusammenleben als Paar gesprochen hatte. Tief beugte sie sich über den Picknickkorb und begann geflissentlich, Teller, Gläser, Sandwichboxen und leere Dosen zu sortieren.

Johanns Blick glitt über die feingeschwungenen, zarten Linien ihres Nackens hinweg. Wie verletzlich und schutzbedürftig sie aussehen konnte, stellte er fest.

„Wenn du versprichst, dass ich dann nicht auch bald aussehe wie ein Walross, könnte ich mich eventuell entscheiden, dir den Job zu geben“, antwortete er.

Immer noch blieb sie über den Korb gebeugt, aber seltsamerweise spürte er trotzdem genau, dass sie gerade lächelte. Im nächsten Augenblick hatte sie dann das letzte Roastbeef-Sandwich entdeckt, von dem nun, einige Minuten später, der letzte Bissen in ihrem Mund verschwand.

Jen schnippte sich ein paar Brotkrümel von ihrem Shirt und blickte ihn an: „Vielleicht hättest du doch probieren sollen. Du siehst plötzlich wieder sehr hungrig aus“, stellte sie fest.

„Vielleicht möchte ich ja dich aufessen“, antwortete er und musste im nächsten Augenblick über ihren entsetzten Blick lachen. Er sagte: „Du traust mir mittlerweile wohl alles zu. Das gefällt mir. Aber wenn ich dich verspeise, habe ich ja nie wieder etwas von dir. Das wäre ein zweifelhaftes Vergnügen.“

Er beugte sich zu ihr herüber.

„Aber vielleicht koste ich wenigstens mal einen Bissen“, erklärte er und begann, an ihrer hellbraunen Schulter, direkt neben der Halsbeuge, zu knabbern. Ein paar Sandkörner klebten auf der zarten Haut. Er pustete sie weg, dann biss er fester zu, so dass sie spielerisch aufkreischte. Im Nu war sie hochgesprungen und rannte davon. Johann nahm die Verfolgung auf. Sie war überraschend schnell, aber natürlich konnte sie seinen trainierten Beinen nicht davonlaufen. Er machte sich einen Spaß daraus, sie immer wieder beinahe zu erwischen und dann im letzten Augenblick entkommen zu lassen. Wenn seine Hände dabei kurz über ihren Körper glitten, stieß sie jedes Mal einen Schrei aus, in dem, so fand er, nicht nur Vergnügen, sondern auch ein bisschen echtes Erschrecken mitklang. Das gefiel ihm.

Jen raste unterdessen in ihrer wilden Flucht eine der Dünen hinter ihnen hinauf. Johann folgte. Als das Mädchen oben auf dem Kamm kurz zögerte, packte er sie von hinten. Sie kreischte auf. Im nächsten Augenblick rollten sie zusammen auf der anderen Seite den weichen Sand hinunter und landeten in einer Gruppe hartstengliger, hochgewachsener Pflanzen.

Brennnesseln! Jen schrie auf und rollte sich fort.

„Ich hasse Brennnesseln“, japste sie immer noch atemlos von der vorherigen Verfolgungsjagd. Eilig begutachtete sie ihre nackten Arme. Immer noch schaudernd erklärte sie: „Ich bin als kleines Kind in ein großes Feld hineingeraten. Ich habe nicht wieder hinausgefunden. Es hat gebrannt und gebrannt. Es war schrecklich. Dann hat mich irgendwann mein Bruder gefunden und herausgetragen.“

Sie gab die Untersuchung ihres Körpers auf. Anscheinend hatten die Brennnesseln sie diesmal verschont.

„Haben sie dich erwischt?“, wollte sie von Johann wissen.

Er schüttelte den Kopf.

„Aber verdient hättest du es. Du Quälgeist, du.“

Spielerisch drohte sie ihm mit dem Zeigefinger und dann wurde ihr anscheinend erst bewusst, an was für einem ungewöhnlichen Ort sie sich befanden. Erstaunt schaute sie sich um. Es war eine Senke, die auf allen Seiten von hohen Dünen umgeben war. Dadurch waren sie von der Außenwelt praktisch vollkommen abgeschottet. Dieser verborgene Ort mochte etwa so groß sein wie sein Wohnzimmer, schätzte Johann. Nur etwa ein Viertel war von Brennnesseln bedeckt, der Rest bestand aus weichem Sandboden. Angenehm warm war es hier, denn die Sandwälle hielten den Wind ab. Und selbst die Geräusche vom Strand her schienen sich an den Dünen zu brechen. Es herrschte eine fast unnatürliche Stille. Von einer Sekunde auf die andere schien es hier auf Erden nur noch ihn und Jen zu geben.

Und Jen wollte spielen. Sie drohte ihm noch einmal mit dem Zeigefinger. „Böser Johann, du hast mich mitten in die Brennnesseln gejagt. Es wird Zeit, dass ich dir zeige, wer hier wirklich der Stärkere ist.“

Mit diesen Worten stürzte sie sich auf ihn. Sie rollten im weichen Sand hin und her. Mal war er oben, mal sie. Er fand sie überraschend kräftig und er genoss es, sich spielerisch von ihr überwältigen zu lassen. So lag er schließlich auf dem Rücken, während sie auf seinem Bauch saß. Ihre beiden Beine hatte sie links und rechts von ihm angewinkelt. Sie hatte sich vorgebeugt und drückte seine Hände mit den ihren links und rechts neben seinem Kopf zu Boden. Ihr Gesicht war nur wenige Zentimeter von seinem entfernt. Sie duftete herrlich, und im Vergleich zu ihren Schmetterlingsaugen schien selbst der tiefblaue Himmel über ihnen farblos und flach.

„Das hättest du wohl nicht gedacht, Johann Pascha, dass deine Haremssklavin mit dir macht, was sie will“, giggelte sie.

„Haremssklavin“, wiederholte sie noch einmal und er spürte zu seinem Entzücken, wie sie ihren Unterkörper dabei leicht hin und her bewegte. Das Wort schien sie anzumachen.

„Sklavin“, sagte er da und ließ seine Stimme hart und herablassend klingen.

Sie bewegte sich noch schneller.

„Möchtet du meine Haremssklavin sein?“, fragte er.

In gespielter Genervtheit verdrehte sie die Augen und warf verachtungsvoll den Kopf zurück. Dann blickte sie ihn frech an: „Wie dumm du bist, Johann Pascha. Haremssklavinnen werden doch nicht gefragt. Man nimmt sie sich, und wenn sie es wagen, ihren Herren zu beleidigen, werden sie streng bestraft – zum Beispiel, wenn sie behaupten, dass er dumm sei.“

Sie schaute ihn herausfordernd an, und dann musste sie lachen. „Mit einem Flogger versohlt man ihnen den Popo oder mit einem Paddel oder mit einer Rute“, erklärte sie immer noch giggelnd.

„Ah, du hast dich im Internet schlau gemacht“, stellte er fest. „Erzähl, was hast du herausgefunden?“

Sie ließ ihn los und setzte sich auf. Ihre Hände lagen jetzt federleicht auf seiner Brust. Um es etwas bequemer zu haben, bettete er seinen Kopf auf seine Hände und blinzelte zu ihr hoch. Das Sonnenlicht brach sich in ihren blonden Haarsträhnen. Er sah, dass sie nun ernst schaute.

„Du bist ein Dom und ich eine Sub“, antworte sie auf seine Frage.

„Was noch?“

„Ich muss leiden, damit du deinen Spaß hast.“

„Aber du hast ebenfalls deinen Spaß. Es macht dich an. Es erregt dich.“

Trotz des blendenden Sonnenlichts sah er, dass sie errötete. Sie rollte sich von ihm herunter und setzte sich neben ihm hin. Ohne ihn anzuschauen, sprach sie weiter: „Das ganze beruht aber auf gegenseitigem Einverständnis. Safe, sane und consensual soll es sein, habe ich gelesen. Das heißt sicher, mit gesundem Menschenverstand und einvernehmlich. Das Ganze ist eigentlich nur ein Spiel.“

„Glaubst du wirklich an meinen gesunden Menschenverstand? Ich bin ein Freak. Hast du das schon vergessen? Außerdem bin ich Johann Pascha und du bist ein albernes Ding, wenn du glaubst, dass ich meine Haremssklavin nach ihrem Einverständnis frage. Ich tue mit ihr, was ich will. Genau das hast du dir eben selbst gewünscht.“

„Aber es ist nur ein Spiel“, beharrte sie.

„Es ist mein Spiel und es sind meine Regeln“, antwortete er und fragte sich einen Augenblick lang, wie viel Wahrheit wirklich in dieser Aussage lag. War es nicht Pelletiers Spiel? Waren es nicht dessen Regeln, nach denen hier gestraft, gelitten und gevögelt wurde? Und wenn schon, dachte er dann trotzig. Er war Jens Dom und niemand anderes. So arrogant und überheblich grinsend, wie er nur konnte, sagte er: „Und du, du bist die Beute in diesem Spiel.“

Einen Augenblick lang schien sie nicht zu wissen, ob sie über seine Antwort lachen oder in Wut geraten sollte. Dann kicherte sie. „Ja, großer Meister, und du machst aus mir ein Pony und dann darf ich nur noch wiehern, oder ein Schulmädchen, das kurze Röckchen tragen muss, oder ein Hausmädchen im Bikini, oder du fesselst mich wie einen Schnürpaket. Bondage heißt das. Und wenn ich nicht spure, muss ich über den Bock oder mir wird ein dicker Butt-Plug in den Hintern geschoben.“

Beim Aussprechen des Unaussprechlichen wurde Jen knallrot, aber die Namen und Begriffe sprudelten jetzt einfach aus ihr heraus. Sie schien einfach nicht mehr aufhören zu können. Vielleicht war es ihre Art, dem Ganzen seinen Schrecken zu nehmen, wenn sie darüber lachte.

„Butt-Plug, Butt-Plug. Sub-Club, Sub-Club“, stieß sie immer wieder hervor. Sie kicherte und kicherte. Ihre Schultern bebten und Johann fielen zum ersten Mal die kleinen Fältchen auf, die ihre Nase kräuselten, wenn sie lachte – süße, alberne Jen. Trotzdem wurde es Zeit, sie in ihre Schranken zu weisen.

„Als Sub schreist du gerade ziemlich nach Strafe?“, erklärte er.

„Womit denn, hier am Meer? Mit einem Paddel? Und vorher fesselst du mich mit Seemannsknoten?“

Sie wollte sich schütteln vor Lachen.

„Nein, mit Brennnesseln“, erklärte er ruhig.

Es dauerte zwei, drei Sekunden bis sie verstand, dann verebbte das Lachen. Unsicher fiel ihr Blick auf das Pflanzen-Dickicht zu ihrer Linken. Zu der Stelle, von der sie eben in hellem Schrecken geflüchtet war. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. „So etwas wirst selbst du nicht tun“, sagte sie.

„Stöckchen“, befahl er.

„Bitte, Johann, das kannst du doch nicht ernst meinen.“

„Wenn du nicht folgst, machst du alles nur noch schlimmer“, antwortete er und stand auf. Jen sprang ebenfalls hoch und trat rasch einige Schritte von ihm weg.

„Am Strand sind Leute. Wir können das hier nicht machen.“

Sie klang ebenso ängstlich wie zornig. Abwehrend hielt sie die Hände vor ihren angespannten Körper. Sie wirkte, als wüsste sie partout nicht, ob sie fortrennen sollte oder sich auf ihn stürzen, um ihn den spöttischen Ausdruck aus den Augen zu kratzen.

Gelassen schaute er sie an. „Entscheide selbst. Strafe oder Rauswurf? Wie wichtig ist dir der Job bei Johann Gutenberg?“

Das Wort „Job“ hatte er spöttisch betont, in Anspielung auf das, was sie eben beim Picknick besprochen hatten. Keine Strafe, kein Paar – so einfach war das. Und falls sie glaubte, dass er seine Drohung nicht ernst meinen würde, dann… ja, dann hatte sie vielleicht sogar recht. Aber das gestand sich nur ein kleiner Teil von Johann ein, und Jen selbst schien seine Worte ohnehin nicht anzuzweifeln. Sie starrte ihn mit großen Augen an. Immer wieder befeuchtete sie nervös ihre Lippen.

„Im Übrigen hast du es mehr als verdient. Du hast die Figuren zerstört“, fügte er hinzu.

Jen rührte sich immer noch nicht. Nur ihre Augen wanderten jetzt hektisch nach oben zum Rand der Dünen. Aber es war klar, dass sie von ihrer beider Position aus nur dann jemanden sehen könnten, wenn er bereits viel zu nah wäre und seinerseits alles beobachten könnte, was in der Mulde geschah. Stimmen waren von jenseits der Dünenwände nicht zu hören, nur hin und wieder schrie eine Möwe, die über ihnen ihre Kreise zog.

„Sei nicht albern, Jen. Ich werde nur drei Blätter benutzen. Und Brennnesseln sind sogar gesund. Man kann Tee daraus kochen und sogar Salat aus ihnen machen. Das weißt du doch bestimmt als große Köchin. Was sind schon drei Blätter?“

Da gab sie plötzlich nach und ging in die geforderte Position. Jetzt war rasches Handeln wichtig, bevor tatsächlich jemand Ungebetenes kam. Johann trat zu ihr hin, löste den Gürtel ihrer Jeans, öffnete den Reißverschluss und zog die Hose mitsamt Slip bis zu den Knöcheln hinunter. Jen keuchte erschrocken auf, als er ihren Unterkörper so vollständig entblößte. Aber sie wagte nicht, sich zu rühren. Nur ihre Augen huschten – voll ängstlicher Wachsamkeit – immer wieder über den Dünenrand hinweg. Als die Möwe noch einmal schrie, zuckte sie zusammen. Aber das sah Johann nur aus den Augenwinkeln, denn sobald er sie so weit entkleidet hatte, wie er es für nötig hielt, wandte er sich dem Brennnesselfeld zu. Rasch pflückte er einige Blätter ab. Da er sich bemühte, nur die Unterseite zu berühren, blieb er von den Nesseln weitgehend verschont. Ein paarmal streifte die Oberseite eines Blatts seine Hand, aber Johann genoss das schmerzhafte Brennen. Es war genau das, was Jen spüren würde, und zwar an einer Stelle, die ungleich empfindlicher war als seine Hand.

Bevor er sein Vorhaben weiter ausführte, spurtete er aber noch eine der Dünen hoch. Er wollte schauen, ob sich jemand ihrem Versteck näherte. Auf dem Dünenkamm zerzauste ihm sofort der Seewind die Haare. Es war auch merklich kühler.

Rasch blickte er sich um. Da schlenderte tatsächlich ein älteres Pärchen in ihre Richtung, aber sie waren so weit entfernt, dass genug Zeit bleiben würde. Dahinter auf dem Parkplatz, auf dem auch ihr Wagen stand, entdeckte er eine Schulklasse, die gerade aus einem Bus stieg. Eine Lehrerin versuchte, Ordnung in die wilde Kinderschar zu bringen. Die Hände in die Hüfte gestemmt, gab sie anscheinend Anweisungen. Der Wind trug ihre Stimme davon, so dass Johann ihre Rufe nicht verstehen konnte. Aber das war einerlei. Er entschied, dass die Kinder keine Gefahr darstellten und kletterte wieder zu Jen hinunter.

Zufrieden stellte er fest, dass sie sich trotz ihrer misslichen Lage nicht gerührt hatte. Nur ihre Augen waren unablässig in Bewegung und suchten den Kamm der Dünen nach unwillkommenen Zeugen ihrer Bestrafung ab. Sie schaute wieder einmal wunderbar verlegen und verwirrt, fand er. Halbentblößt, wie sie war, mit einer heruntergelassenen Hose zwischen den Knöcheln, musste das Gefühl der Nacktheit besonders beschämend sein.

„Da kommen Leute, aber wenn du dich nicht anstellst, haben wir genug Zeit“, erklärte er ihr. Dann kniete er sich vor ihr hin. Er platzierte die drei Blätter großzügig im Schritt ihres Slips. Da sie links und rechts überstanden, bog er sie vorsichtig um und schob die Enden unter den Stoff. Das gab den Blättern Halt, so dass sie nicht so schnell verrutschen würden. Wieder spürte er dabei selbst das schmerzhafte Brennen, wieder genoss er es als Vorgeschmack dessen, was Jen erwarten würde.

Er schaute kurz nach oben. Sie spähte immer noch zum Rand des Hügels hin und schien fast vergessen zu haben, was Johann in gleichen Augenblick da unten tat. Als er dann Hose und Slip hochzog, stieß sie sogar einen erleichterten Seufzer aus. Er zog den Reißverschluss der Jeans hoch, knöpfte den Bund zu und griff nach dem Gürtel, um ihn als Nächstes zu verschließen. In diesem Augenblick keuchte Jen auf. Ihre Hände fuhren nach vorne und begannen, hektisch am Bund der Jeans herumzunesteln. Gleichzeitig spreizte sie ihre Beine fast obszön weit auseinander, um sie dann wieder krampfhaft zusammenzupressen.

„Es breeeennt, es breeeeeennt, Johann“, stieß sie hervor – und dann erstarrte sie so abrupt, als hätte eine arktische Frostwelle sie binnen Sekundenbruchteilen in eine Eisskulptur verwandelt. Eine Woge aus Kinderlärm brandete zu ihnen herunter. Im nächsten Augenblick füllte sich ihre Mulde mit Dutzenden Jungen und Mädchen, die den sandigen Abhang zu ihnen herunterliefen. Als sie das fremde Paar sahen, zuckten sie kurz zurück, dann rannten sie jubelnd und lachend weiter in Richtung Ostsee. Ihre kleinen Körper stapften mit kindlicher Entschlossenheit den Hang auf der anderen Seite ihrer Mulde wieder hoch.

Natürlich waren es die Kinder, die Johann vorhin auf dem Parkplatz gesehen hatte. Sie hatten wahrscheinlich stundenlang im Bus gesessen und nun lockten das Meer und der Strand. Kein Wunder, dass sie viel schneller, als Johann vermutet hatte, in ihre intime Abgeschiedenheit hereingeplatzt waren. Er hatte Jen gerade noch rechtzeitig wieder in einen vorzeigbaren Zustand gebracht.

Jetzt tauchte oben am Kamm der Düne auch die Lehrerin auf. Kurz danach kam eine weitere Erwachsene ins Blickfeld. Anscheinend gab es mindestens zwei Aufsichtspersonen für die Schülergruppe. Die zweite Frau war deutlich jünger und unter ihrer betont praktischen Funktionskleidung in grau-braunen Farbtönen verbarg sich ein ansehnlicher Körper, befand Johann.

Beide Personen schauten allerdings gleichermaßen streng und beinahe vorwurfsvoll zu ihnen herunter. Vielleicht war es einfach ihr gewöhnlicher Lehrerinnenblick. Vielleicht ahnten sie aber auch, dass an diesem Ort etwas vorging, was sie sich allenfalls in ihren geheimen Fantasien ausmalen mochten. Johann grinste herausfordernd zu ihnen hoch. Für einen kurzen Augenblick hatte er den verrückten Einfall, sie herunterzuwinken und ihnen in allen Einzelheiten zu erläutern, was er soeben mit seinem Mädchen angestellt hatte. Natürlich tat er es nicht, aber diese Idee ließ ihn noch breiter nach oben hinaufgrinsen.

Die ältere Frau wandte sich brüsk ab. Wohl, um an der Seite der Mulde vorbeizugehen. In diesen Sündenpfuhl mochte sie ihre Gesundheitsschuhe nicht setzen. Die jüngere Lehrerin tat es ihr fast augenblicklich nach, allerdings nicht ohne Jen und Johann einen weichen, fast sehnsüchtigen Blick zuzuwerfen. „Schätzchen, ich glaube, du bist eine von uns“, dachte Johann amüsiert. „Komm herunter, ich will auch dein Höschen zum Brennen bringen.“ Aber die Lehrerin hatte sich abgewandt und war ihrer älteren Kollegin nachgeeilt.

Johann wandte sich nun wieder Jen zu. Ihre Gesichtsfarbe pendelte zwischen erschrockener Blässe und schamhafter Röte. Immer noch war sie wie erstarrt. Ihren Po hatte sie dabei unnatürlich weit nach hinten herausgestreckt. Als ein Junge sie im Vorbeilaufen aus Versehen anrempelte, stöhnte sie auf. Angesichts der Kinder schien sie das, was sie peinigte, dennoch ergeben hinzunehmen. So nutzte Johann den Augenblick. Rasch zog er den Gürtel aus ihrer Jeans, trat hinter sie und fädelte ihn von dort wieder durch die Gürtelschlaufen. Jetzt befand sich die Schnalle an ihrem Rücken. Er zog den Gürtel stramm und schob das überstehende Ende durch mehrere Schlaufen. Nun würde es Jen einige Mühe kosten, die Schnalle zu öffnen und sich von ihrer Jeans zu befreien, stellte er zufrieden fest.

Dann packte er sie am Arm und stampfte mit ihr zusammen den letzten Kindern hinterher. Sie kletterten die Düne in Richtung Meer hoch. Er ließ sie nicht los, bis sie auf der anderen Seite wieder unten waren. Immer noch stand ihr Picknickkorb dort, wo sie ihn hatten stehen lassen. Johann drückte ihn Jen in beide Hände und wies sie an, in Richtung Auto zu gehen.

Anscheinend hatte sie sich ihrem Schicksal gefügt. Die Wirkung der Nesseln schien trotzdem ungebrochen. Im Versuch, die Wirkung irgendwie zu lindern, ging sie mal möglichst breitbeinig, mal streckte sie ihren Po nach hinten heraus. Einmal versuchte sie es auch mit winzigen trippelnden Schritten, was Johann besonders erregend fand.

Je näher sie dem Auto kamen, desto mehr Menschen begegneten ihnen. Jen bemühte sich nun trotz ihrer misslichen Lage geradezu heroisch, keine peinliche Aufmerksamkeit zu erregen. Nur manchmal, wenn sie glaubte, dass niemand hinsah, schüttelte sie hektisch ihren Unterleib, als würde sie hoffen, so einige der Blätter loszuwerden. Aber Johann wusste, dass er sie gut und sicher in ihrem Höschen verstaut hatte.

Die Augen hatte Jen dabei die ganze Zeit starr auf das Auto in der Mitte des Parkplatzes gerichtet, so als würde der Cayenne sie im Nu aus ihrem Schlamassel davontragen. „Kleine Zaubermaus, du hast ja keine Ahnung“, dachte er amüsiert.

Als sie den Wagen erreichten, öffnete er die Beifahrertür und ließ Jen Platz nehmen. Um jeden Versuch zu unterbinden, sich der Brennnesseln zu entledigen, befahl er ihr, die Hände unter die Oberschenkel zu schieben. Sollte er sie während der Fahrt auch nur einmal sehen, würde sie die halbe Nacht mit den Brennnesseln im Höschen auf dem Spanischen Reiter verbringen, drohte er. Dann stieg Johann selbst ein und eine Minuten später rollten sie schon auf die Autobahnzufahrt Richtung Hamburg.

Ihre Rückfahrt? Zweifelsohne ein erregendes Vergnügen für Johann. Und für Jen? Lange saß sie stocksteif und kerzengerade in ihrem Sitz. Sie schien tief in sich hineinzulauschen und alles andere auszublenden. Jede etwas schwungvoller genommene Kurve entlockte ihr einen dünnen Schmerzenslaut. Wieder erspähte Johann jenen faszinierenden Schwung um ihre Mundwinkel, den der Schmerz dort hinzauberte. Dann, fast unmerklich, änderte sich ihr Verhalten. Sie begann, verstohlen auf ihrem Sitz hin und her zu rutschen. Nun entlockten ihr plötzliche Spurwechsel des Autos auch hin und wieder einen ihrer süßen Vogellaute.

Johann befahl ihr, ihm zu beschreiben, wie sich die Blätter zwischen ihren Beinen auswirkten. Böse sah sie ihn an. „Es brennt einfach. Es bringt mich um den Verstand“, stieß sie unwillig hervor.

Aber er war nicht zufrieden. „Etwas genauer, Mädchen. Wie geht’s deiner Möse und deinem Arsch, deinen Schenkeln und deiner kleinen Perle da unten?“, wollte er wissen. „Und wenn du jetzt antwortest, tust du es in ganzen Sätzen. Denk an den Spanischen Reiter. Er wartet auf dich.“

Sie starrte ihn an, offensichtlich fassungslos über solche Gemeinheit, aber seine Drohung ließ sie folgsam werden. „Mein Po brennt und glüht, als hättest du ihn wieder mit der schreckliche Peitsche bearbeitet“, fing sie an. Zögerlich und verlegen berichtete sie weiter: „Meine… Meine Möse fühlt sich geschwollen und irgendwie riesengroß an.“

„Wie groß?“

„Einfach groß wie… wie der Grand Canyon“, stieß sie hervor und schwieg dann verschämt.

„Weiter“, forderte er.

„Sie ist feucht und auch erregt, aber gleichzeitig juckt und brennt es wie die Hölle.“

„Und deine kleine Perle unten – was macht die?“

„Sie pocht und glüht. Sie schmerzt und macht mich doch so… so furchtbar geil. Ich… Ich… würde mich so gerne berühren, aber ich darf ja nicht.“

Sie machte eine kurze Pause.

„Und ich muss immer an den Stuhl in dem Zimmer denken“, stieß sie schließlich hervor.

„Welchen Stuhl?“, fragte er mit unschuldigster Miene. Natürlich wusste er, welches bizarre Möbelstück ihr da durch den Sinn ging.

„Der mit dem riesigen Ding in der Mitte. Das einen aufspießt, ausfüllt, Erleichterung verschafft.“

„Du fandest ihn doch schrecklich. Gilt das nicht mehr?“

„Doch, nein, ja“, hauchte sie atemlos.

Johann sah, dass sie unwillkürlich ihre Beine gespreizt hatte und ihren Unterkörper erregt vor- und zurückfahren ließ. Im nächsten Augenblick erstarrte sie allerdings und stöhnte auf. Ein Schild mit Kilometerangaben bis zu den nächsten großen Städten war vorbeigerauscht. Noch 136 Kilometer hatte es bis Hamburg angezeigt. Mit Brennnesseln im Höschen war das anscheinend selbst in einem Cayenne eine Entfernung, die bei Schmetterlingsmädchen für Missmut sorgte.

„Keine Bange, wir werden uns die Zeit bestens vertreiben“, versicherte Johann seiner Beifahrerin und schenkte ihr ein Grinsen, das anscheinend so schmutzig ausfiel, dass es sie noch ein zweites Mal zum Aufstöhnen brachte.