Die Fledermaushöhlen in Borneo sind wunderschöne Orte. Mächtige Naturschauspiele spielen sich dort ab. Die Erinnerungen an die unglaublichen Töne des Dschungels helfen mir noch heute bei Einschlafstörungen. Laute, faszinierende Geräusche, die sich in die Seele einbrennen — bis auf den Lärm der nervtötenden Moskitos natürlich, der einen die ganze Nacht am Schlafen hindert. Nach meiner Approbation tauchte ich ein in diese fremde Welt. Die lange Schutzkleidung klebte mir vierundzwanzig Stunden am Tag am Körper, die Haare am Kopf, und meist hatte sich irgendwo unter den Socken ein Blutegel eingeschlichen.
Einige Tage nach meinem Urlaub im prallen Leben mit der Natur saß ich entspannt in einem Büro in einer großen Klinik in Deutschland und wartete auf den Chefarzt der Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie. Ich hatte die Baumwollkleidung gegen eine saubere Hose und eine gebügelte Bluse getauscht. Meine Zeugnisse waren gut, meine Empfehlungsschreiben sehr gut. Noch einige andere Abteilungen hatten mich zum Vorstellungsgespräch als Ärztin in Weiterbildung eingeladen. Bei vielen freien Stellen und wenigen Bewerbern in meinem Fachgebiet hatte ich freie Auswahl.
Zunächst wollte ich mir bei einem Hospitationstag einen Eindruck von der Struktur verschaffen, bevor ich irgendwo zusagte. Da ich mein chirurgisches PJ-Tertial in der Schweiz absolviert hatte, hatte ich keine Erfahrungen in Deutschland gemacht. PJ ist das Praktische Jahr, das letzte Jahr des Medizinstudiums vor der Approbation. Es wird vollständig in einer Klinik absolviert, vier Monate Innere Medizin und vier Monate Chirurgie sind Pflichtfächer. Die letzten vier Monate darf man sich ein Wahlfach aussuchen. In der Schweiz hatte ich nach einer exzellenten Phase der Einarbeitung als Unterassistentin weitestgehend unabhängig gearbeitet. Am Ende führte ich die kleine Notaufnahme selbstständig, lediglich für Rückfragen stand ein Arzt zur Verfügung. Auch im OP hatte ich viele Eingriffe durchführen dürfen und fühlte mich bereit für den nächsten Schritt. Nun wollte ich Unfallchirurgin werden.
Meine Motivation bekam einen ersten Dämpfer, als der Chefarzt mit einer Stunde Verspätung das Zimmer betrat. Er ließ sich auf den Stuhl vor mir fallen und betrachtete mich. »Und Sie wollen jetzt Unfallchirurgin werden? Als Frau? Sind Sie vielleicht auch anderweitig an Frauen interessiert?« Ich war ratlos. Nicht einmal Verärgerung oder Wut hätte ich in diesem Moment empfinden können. Zu unvorbereitet und naiv, blieb ich erstarrt sitzen und bejahte schließlich, dass ich gerne Unfallchirurgin werden würde. Niemals hätte ich mit dieser Frage gerechnet. Nicht nur, dass es in einem Vorstellungsgespräch unzulässig ist, nach der sexuellen Orientierung zu fragen — juristisch gesehen muss man diese Art der Fragen nicht beantworten, oder zumindest nicht wahrheitsgemäß. Nein. Warum hätte ihn das interessieren sollen?
Bis heute weiß ich nicht, ob er mich nur testen wollte, die Fragen ernst meinte oder ob es ihn einfach interessierte. Wollte er mich nur unter Stress setzen, so war ihm das gelungen. Anstatt mir seine Abteilung zu zeigen und mir das Weiterbildungskonzept vorzustellen, reduzierte er mich auf meine Brüste. Mein Interesse verflog. Eine Stunde auf einen Chefarzt warten zu müssen, erschien mir angesichts seines vollen Tagesprogramms noch einleuchtend, eine solide Begrüßung hatte ich mir aber anders vorgestellt.
Vielleicht hätte ich gleich nachfragen sollen: »Was hat meine geschlechtliche Orientierung mit dem Job hier zu tun?« Oder schlicht: »Ich glaube nicht, dass diese Frage etwas mit der Arbeitsstelle zu tun hat.« Zumindest steht das in den üblichen Ratgebern für schwierige Jobinterviews. Hätte ich mir das bloß einmal vorher durchgelesen. Wobei ich diesen Job auch mit dem Wissen aus den Ratgebern niemals angenommen hätte.
Auf meine sexuelle Orientierung folgten die Fragen zu meiner Familienplanung. »Sie werden irgendwann Kinder bekommen wollen, oder? Wie haben Sie sich das denn vorgestellt? In der Weiterbildung, oder schieben Sie das auf? Vielleicht möchten Sie ja auch gar keine Kinder bekommen?«
Das ähnelte keinem Vorstellungsgespräch, sondern eher einem Speed-Dating-Interview. Leider fehlte die Klingel, die den Wechsel des Gegenübers ankündigte. Einen rettenden Anruf einer Freundin hatte ich nicht vorbereitet und für das vorzeitige, abrupte Verlassen des Gesprächs fehlte mir der Mut. Schon als Kind und Jugendliche hatte ich beigebracht bekommen, in solchen Situationen die emotionale Komponente beiseitezustellen und mich auf die Inhalte zu konzentrieren (es funktioniert bis heute eigentlich nie, schon gar nicht, Tränen zurückzuhalten …).
Zunächst versuchte ich also, die Fragen locker zu umgehen. »Ich denke, dass ich mich mit diesem Thema beschäftige, wenn es für mich eine Rolle spielt.« — »Wann spielt es denn eine Rolle für Sie?« Er gab sich nicht so einfach zufrieden.
In dieser Situation lernte ich zum ersten Mal einen Dinosaurier kennen; ich erzähle Ihnen noch mehr dazu in Kapitel vier und, warum ich so manchen Dinosaurier dennoch vermisse. Ein Dinosaurier ist eine erhabene, riesige Persönlichkeit, die selten die kleinen Tiere am Boden hören kann. Dazu schwebt sein Kopf zu weit über der Erde. Heutzutage gibt es nur noch Überbleibsel, die meisten sind längst ausgestorben. Dieser Chefarzt jedoch war einer. Hatte er sich ein Objekt ausgesucht, würde er nicht lockerlassen, bis er den Fraß genüsslich vernichten konnte. Er biss sich fest und hakte nach. »Können Sie sich eine Schwangerschaft in der Weiterbildungszeit vorstellen?«
Mit Abstand glaube ich, dass er zu diesem Zeitpunkt, persönlich betroffen war. Möglicherweise war eine seiner angestellten Ärztinnen in Weiterbildung schwanger, oder er hatte schlechte Erfahrungen gemacht. Im besten Falle wollte er mich für das Thema sensibilisieren oder meine Ziele in Erfahrung bringen. Ob ein Vorstellungsgespräch dafür der richtige Zeitpunkt ist, bezweifle ich.
Auf solch eine Frage ehrlich zu antworten, ist schwierig. War der Dinosaurier vor mir ein interessiertes Wesen, das seinen Kopf senkte, um mich besser kennenzulernen? Oder war er einer der Flugsaurier, die nur einen kurzen Blick nach unten warfen, um das Essbare vom Ungenießbaren zu unterscheiden? Die Erfahrungen meiner bisherigen universitären Ausbildung und mein Bauchgefühl vermittelten mir eher den Eindruck eines fleischfressenden Dinos.
Davon hatte ich schon einige während meiner klinischen Semester kennengelernt. Einer dieser Herren begrüßte nur die männlichen Medizinstudenten bei der Einführungsveranstaltung. Die Frauen könne er sich sparen, die würden sowieso nur Kinder bekommen, und seine kostbare Ausbildungszeit sei an sie vollkommen verschwendet. Ein anderer fragte unsere Gruppe Studentinnen bei einer chirurgischen Lehrveranstaltung, ob wir uns verirrt hätten, und erklärte uns den Weg zur Vorlesungsreihe der Lehramtsstudierenden. Tragen Lehrerinnen heutzutage etwa weiße Kittel und die chirurgischen Leitfäden unter dem Arm? Eben.
Meine ehrliche Antwort war: »Ich weiß es nicht.« Ich bin kein Mensch der langfristigen Pläne. Aber selbst wenn, meine Antwort wäre nicht anders ausgefallen. Die Familienplanung fällt in das Gebiet meines Herzens und nicht des Kopfes. Viele Medizinerinnen entscheiden sich gleich zu Beginn ihrer Weiterbildungszeit ganz bewusst dafür, die Familienplanung auf die Zeit nach dem Facharzt aufzuschieben. Die sechs Jahre der Weiterbildung in der Orthopädie und Unfallchirurgie werden in Vollzeit absolviert, Familienplanung ist kein Thema. Einige Ärztinnen haben sogar noch konkretere Vorstellungen und wissen schon zu Beginn ihrer Assistenzarztzeit, wo und wann sie in welcher Position sein möchten. Tatsächlich lernte ich Ärzte kennen, die auf DIN-A1-Blättern ihren Weg in unterschiedlichen Farben vorgezeichnet hatten und diese Zielvereinbarungen übers Bett hefteten. Ich habe selten etwas so Deprimierendes gesehen. Jedes Mal verspürte ich einen innerlichen Zwang, irgendwo eine Abzweigung einzuzeichnen.
Diese Lebensplanungen haben in unserem System aber ihre absolute Berechtigung. Sich in Vollzeit zu hundert Prozent auf den Beruf zu konzentrieren, ist ein Vorteil. Zumindest wenn man schnell und sicher auf einen Oberarztposten kommen möchte. Der Nachteil an Hundert-Stunden-Wochen: Am Ende dieser Phase musst du dich umsehen, ob du noch Privatleben übrig hast. Aber auch das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Meine Lebensplanung war völlig offen. Ich freute mich einfach auf den Job als Ärztin in Weiterbildung.
Meine Antwort gefiel dem Dinosaurier ganz und gar nicht. Er witterte das schnelle Opfer und setzte zum letzten Mal an: »Aber Sie wollen doch Kinder haben, oder nicht?«
Seit zehn Minuten saß ich jetzt also in einem Vorstellungsgespräch für eine Stelle als Ärztin im Fach Orthopädie und Unfallchirurgie, und bisher hatte der Chefarzt mir nur unzulässige Fragen gestellt.
»Warum? Wollen Sie der Vater der Kinder werden?«
Der Dinosaurier lief rot an, und ich suchte das Weite.
Zum jetzigen Zeitpunkt meiner Ausbildung kann ich seine Fragen nachvollziehen, halte aber ein Bewerbungsgespräch nach wie vor nicht für den geeigneten Rahmen. Vielleicht bei einem Abendessen mit guten Freunden? Oder bei einem Treffen mit einem beruflichen Mentor? Unterhalte ich mich heute mit Ärztinnen, die ihre Weiterbildung gerade erst beginnen, empfehle ich ihnen, sich frühzeitig damit auseinanderzusetzen, wohin sie wollen. Allerdings setzt das voraus, dass man sich selbst kennt und weiß, was man will. Diese Entscheidungen nur mit dem Kopf zu treffen, ist möglich. Aber es macht keinen Spaß. Entscheidungen hingegen mit dem Herzen zu treffen, macht glücklich. (Ja, auch dieses Buch ist eine Herzensentscheidung. Es macht mir Freude, und es macht mich glücklich. Auch wenn es bedeutet, dass ich noch weniger schlafe als sonst.) Niemals würde ich dazu raten, DIN-A1-Plakate zu malen, auf denen die nächsten dreißig Jahre eingezeichnet sind, die keine Umwege oder Abzweigungen möglich machen.
Ärzte in Weiterbildung kennen Sie übrigens vielleicht noch als Assistenzärzte. Diese veraltete Bezeichnung ist noch häufig anzutreffen. Arzt in Weiterbildung erklärt unseren Berufsstand aber besser. Wir sind Ärzte in der Weiterbildung zum Facharzt. Dieser kleine, aber feine Unterschied bietet häufig Anlass für Diskussionen. Entweder musste ich erklären, dass ich tatsächlich Ärztin bin und nicht nur die Assistentin des »richtigen« Arztes, oder ich wurde gleich zu einer schriftlichen Stellungnahme gezwungen, warum ich denn als Assistentin ärztliche Tätigkeiten ausführen durfte. Nicht nur muss ich als Frau ohnehin schon ständig meine Kompetenzen erklären, auf dem Weg zum Facharzt ging es dann eben auch häufig noch zusätzlich um meine Berufsbezeichnung.
Arzt ist man nach einem sechsjährigen Studium, früher zwei, heute drei, Staatsexamen und der ausgestellten Approbation. Die Weiterbildungszeit beträgt je nach Art des Facharztes fünf bis sechs Jahre in Vollzeit. Innerhalb dieser Zeit sollte man die Fertigkeiten eines Facharztes erworben haben. Es gibt Ärzte in Weiterbildung, die nach vier Jahren eigentlich schon facharztreif sind, weil sie optimal weitergebildet werden, talentiert und fleißig sind. Dann müssen sie natürlich trotzdem warten, bis die offizielle Weiterbildungszeit beendet ist, um in einer Prüfung bei der zuständigen Landesärztekammer die Qualifikation des Facharztes zu erwerben. Das ist zugegebenermaßen ein sehr kleiner Anteil der Ärzte in Weiterbildung. Andere wiederum sind nach sieben oder acht Jahren noch nicht facharztreif.
Ich kenne Ärzte, die ihr Leben lang ohne Facharztqualifikation in Kliniken arbeiten. Meist wechseln langjährige Ärzte in Weiterbildung mehrere Male die Fachrichtung, arbeiten in unterschiedlichen Fachabteilungen und verlieren irgendwann den Ehrgeiz, in einem Fach die Prüfung abzulegen. Manche scheuen sich auch vor der Verantwortung. Im Zuge der immer schlechter werdenden Weiterbildung ist das gar nicht so selten. Viele Ärzte in meinem Fachgebiet fühlen sich nach sechs Jahren nicht ausreichend vorbereitet, um als Facharzt zu arbeiten. Dann nämlich bist du selbst verantwortlich und kannst dich nicht auf die Verantwortlichkeit eines Oberarztes verlassen. Unter uns Ärzten in den chirurgischen Fächern heißt es umgangssprachlich ohnehin »Operieren lernst du erst als Facharzt«.
Ohne Oberarzt am OP-Tisch zu stehen, ohne Back-up und ohne jemanden zu operieren, der schon alles wieder richten wird, ist eine ganz andere Sache, als als Arzt in Weiterbildung zu operieren. Als Arzt in Weiterbildung hat man mindestens sechs Jahre eine helfende Hand, einen Facharzt, der zwischendurch eingreift oder Operationsschritte übernimmt, mitdenkt oder sogar die Operation leitet. Als Facharzt ist man der Verantwortliche und muss selbst die helfende Hand sein. Man muss anleiten und leiten, wissen und sicher sein. Gut operieren kann man nur, wenn man viel operiert und eigene Erfahrungen macht. Hilft einem in jeder Situation ein erfahrener Facharzt am OP-Tisch, ist das sicherlich schneller und angenehm. Aber ab einem gewissen Zeitpunkt muss man selbst schwimmen lernen.
Im Prinzip ist dieser Schritt gar nicht anders als der vom Medizinstudent zum Arzt. Als Studentin im praktischen Jahr, dem letzten Abschnitt des Studiums, ging es mir ähnlich wie in der Zeit kurz vor dem Facharzt. Irgendwann wollte ich nicht immer einen Arzt um die Bestätigung meiner Diagnose bitten und rückfragen müssen, ob mein Therapievorschlag passt. Als Ärztin in Weiterbildung kurz vor der Facharztprüfung möchte ich nicht für jede Indikationsstellung einer OP einen Facharzt hinzuziehen. Als Kind hatte ich Angst vor Wasser. Es war mir etwas unheimlich, dorthin zu gehen, wo ich nicht mehr stehen konnte, aber mit den Schwimmflügeln ging es ganz gut. Aber den Schwimmring unter Wasser konnte ich erst dann holen, als ich die Schwimmflügel auszog und schwimmen lernte.
Dieses erste Vorstellungsgespräch veränderte mich. Es holte mich von meiner medizinischen Euphorie — und Motivationswolke zurück auf den Boden der menschlichen Tatsachen.
61 Prozent der Medizinstudierenden sind Frauen. Nur 23 Prozent der Ärztinnen in Weiterbildung in der Unfallchirurgie sind Frauen. Bei den ausgebildeten Fachärztinnen sind es nur noch 14 Prozent. Ich stand bis heute noch nie mit einer unfallchirurgischen Oberärztin am OP-Tisch. Es war also unmöglich zu ignorieren, dass ich als Frau in diesem Fachgebiet in der Minderheit war.
Auf dem Heimweg des Vorstellungsgesprächs betrachtete ich mich im Autospiegel. Meine Wangen waren vor Wut rot angelaufen. Ansonsten sah ich aus wie immer. Ich bin durchschnittlich hübsch, habe eine durchschnittlich gute Figur und durchschnittlich große Brüste, die ganz unspektakulär hauptsächlich aus Fett bestehen und meist gut eingepackt sind. Ich habe sie meinen X-Chromosomen zu verdanken. Natürlich kannte ich die großen Ausschnitte einiger Kommilitoninnen bei den Prüfungen an der Uni. An ein Anatomietestat erinnere ich mich noch, als ob es gestern gewesen wäre. Der Blick des Anatomiedozenten versenkte sich während der Stunde unwiederbringlich im Ausschnitt der Kommilitonin. Ihre Antworten waren alle »fast« richtig und führten zu einer »notwendigen« Nachholstunde unter vier Augen. Während der Famulaturen hatte ich immer wieder Ärztinnen in Weiterbildung getroffen, die ihre Weiblichkeit offen für ein berufliches Vorankommen einsetzten. Mit Weiblichkeit meine ich allerdings die Brüste und nicht die hervorragenden Kompetenzen von Frauen in der Medizinerwelt. Aber das sollte ich erst in ein paar Jahren lernen (mehr dazu im Epilog).
Nach diesem Vorstellungsgespräch war klar für mich: Damit musste ich in einem Männerberuf umgehen lernen, wenn ich meinen Traum der Unfallchirurgie verwirklichen wollte. War es mir möglich, über solche Fragen hinwegzusehen? Konnte ich die Sprüche ertragen? Musste ich nun meine Weiblichkeit verstecken und männliches Verhalten imitieren? Oder vorgeben, lesbisch zu sein? Bis heute habe ich noch keinen Kollegen kennengelernt, der jemals in einem Vorstellungsgespräch gefragt wurde, ob er einmal Kinder haben möchte. Aber meine weibliche Seite gehört nun mal zu mir, und heute weiß ich, dass ich daraus eine große Stärke ziehe.
Für das nächste Vorstellungsgespräch bereitete ich mich besser vor. Die Frage nach meiner Familienplanung kam nicht auf. Auch sonst war es ein angenehmer Gesprächsrahmen. In der Abteilung waren ein Chefarzt, vier Oberärzte, zwei Funktionsoberärzte — die haben die gleichen Aufgaben wie Oberärzte, aber keine Planstellen — und vierzehn Ärzte in Weiterbildung angestellt. Immerhin sollte ich auch zwei Kolleginnen haben.
Während des Hospitationstags lernte ich Kollegin Schönauge kennen. Eine sympathische, freundliche Frau, die nur wenige Jahre älter als ich war. Sie begrüßte mich erfreut und zeigte mir die Räumlichkeiten. Gleich fühlte ich mich aufgehoben und nicht mehr ganz so allein in diesem männerdominierten Fach. Außerdem erzählte sie mir, vor welchem Oberarzt ich mich in Acht nehmen musste: Oberarzt Superwichtig. Nichts geht ohne ihn. Gar nichts. Schon allein der Gedanke daran, dass er etwas nicht kontrollieren könnte, verursacht bei ihm Juckreiz und Bluthochdruck. Am besten bewegt man sich unter seinem Radar, was ich natürlich praktisch nie schaffe, weil er gerne ausflippte. Und welchem Kollegen ich auf die Finger klopfen musste: Kollege McSexy, dessen Gehirn meist in der Hose und nicht im Kopf zu finden war.
Tatsächlich hatte ich in meiner Anfangszeit mit Kollege McSexy meine Probleme. Da es keine getrennten Personalumkleiden gab, zogen wir uns morgens alle im Arztzimmer um. McSexy konnte sich seine Kommentare zu meiner Unterwäsche selten verkneifen. Egal in welcher Farbe hatte er einen passenden Spruch parat (»Hast du heute noch etwas vor? Das Schwarz steht dir.« — »Blümchen? Bist du unter die Romantikerinnen gegangen?« — »Weiß heute? Wirklich? Bist du so unschuldig, oder tust du nur so?«).
Stand ich den ganzen Tag im Operationssaal zog ich mir an manchen Tagen Stützstrümpfe gegen die Krampfadern an, wie übrigens viele Kollegen. Selbst die braune Farbe hinderte ihn nicht daran, lustvoll im Hintergrund zu stöhnen. Die anderen Frauen in meiner Abteilung rollten stets mit den Augen und ignorierten die Kommentare. Es brachte auch nichts, ihn auf seine Unterwäsche anzusprechen. Allein Kollege Oberfeldwebel, der mal Soldat war, sorgte mit »Lass den Scheiß« oder »Halt die Klappe« meist für ein schnelles Ende dieser einseitigen Unterhaltungen. Als eines Morgens Oberarzt Superwichtig in das Arztzimmer stürmte, verstörte ihn der Anblick zweier halb angezogener Ärztinnen so sehr, dass es urplötzlich doch noch einen Raum im Krankenhaus gab, der ab sofort uns Frauen zur Verfügung gestellt wurde. Nicht, dass wir nicht bereits Telefonate, E-Mails und Briefe geschrieben hätten. Tonnenweise.
McSexy erlebte seine verstörende Epiphanie übrigens erst einige Jahre später. Die neue Damenumkleide war gleichzeitig das Dienstzimmer für die Rufbereitschaft, die dort entweder im Anschluss schlafen konnte — oder ohnehin, weil die Person zu weit weg vom Krankenhaus wohnte. Als ich mich dort eines Morgens umzog, in der 30. Woche schwanger mit mütterlichem Vorbau, der die 70 C weit übertraf, und einer riesigen Schwangerschaftskugel, öffnete McSexy die Tür. Er erstarrte, lief rot an und suchte schleunigst das Weite.
Auch ansonsten mühten sich meine Kollegen ab, meine Brüste zu thematisieren. In meinen ersten Vierundzwanzig-Stunden-Diensten hatte ich leider häufiger mit einem Kollegen der Allgemeinchirurgie Dienst, der anscheinend schon länger keinen sexy Spaß mehr gehabt hatte. Nach Hundert-Stunden-Wochen ist es tatsächlich sehr wahrscheinlich, dass er einzig mit sich selbst Spaß hatte, aber das ist ein anderes Thema. Innerhalb der ersten Wochen wurde ich überzufällig häufig zu Patienten gerufen, die einen »Unfall« gehabt hatten. Wer auf einen Dildo, eine mit Kondom überzogene Karotte oder Aubergine stürzt, hat zumeist kein unfallchirurgisches Problem. Es ist ganz typischerweise ein Fall für die Proktologie oder Allgemeinchirurgie, sofern der Fremdkörper sich nicht einfach wieder entfernen lässt. Die Anamnese ist allerdings gar nicht so einfach. Viele Patienten können nicht mehr richtig laufen und scheinen ihre Sprache verloren zu haben. Manche finden ihre Sprache auch erst dann wieder, wenn man die Angehörigen aus dem Untersuchungszimmer herauskomplimentiert. Andere Patienten finden es in dieser Situation noch unangenehmer, sich einer Frau offenbaren zu müssen als einem männlichen Arzt. Nicht selten führt das zu allerlei überflüssiger Diagnostik, bis wir die Ursache gefunden haben. Nachdem ich zum dritten Mal zu einem solchen »Unfall« gerufen wurde und der Allgemeinchirurg zusammen mit dem Gefäßchirurgen feixend in der Ecke der Notaufnahme herumlungerte, suchte ich mir eine Packung Vaseline und marschierte auf die Herren zu.
»Du scheinst ja einen außerordentlich großen Spaß daran zu haben, mich mit Herren bekannt zu machen, die ein Sexspielzeug in ihren Körperöffnungen vergessen haben. Hast du vielleicht selbst Interesse daran? Ich hätte hier eine große Packung Vaseline. Dann rutscht es leichter. Nicht, dass du nachher noch meine Hilfe brauchst, nicht wahr? Aber du kannst dir gerne ein paar Tipps von dem Herren in Kabine eins holen.« Es kam nicht wieder vor.
Das Eintreffen einer neuen Unfallchirurgin scheint bei einigen Kollegen einfach den Jagdinstinkt auszulösen. Nach wenigen Wochen fing ich bei jeder Gelegenheit an, die Fotos meines groß gewachsenen Freundes zu präsentieren. Überraschenderweise wurde ich bald deutlich weniger in der Cafeteria angequatscht. Schnell stellte ich fest, dass dieser arbeitswütige Haufen Ärzte, tatsächlich wenig Berührung mit der Außenwelt hatte. »Berührung« im wahrsten Sinne des Wortes, da sie fast die ganze Zeit arbeiteten. Die Liebschaften innerhalb des Krankenhauses waren zahlreich. Sie wechselten so schnell, dass ich gar nicht mehr hinterherkam. McSexy stellte natürlich alle in den Schatten. Keine Frau schien vor ihm sicher zu sein.
Nicht selten unterhielten sich die männlichen Kollegen im Arztzimmer über die Sexpraktiken der Liebschaften der Nacht zuvor (vermutlich hauptsächlich Wunschvorstellungen, aber was weiß ich schon), tauschten die widerlichsten Pornovideos und die besten Anmachsprüche aus. Liebe Frauen, ich sage es nur ungern. Aber diese »Ich bin Arzt«-Masche, sie ist tatsächlich langjährig trainiert. Bitte beachten Sie das bei den abendlichen Bekanntschaften. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber deren erster Satz ist meist nicht »Ich bin Arzt. Hättest du Lust auf eine kostenlose Untersuchung?«.
Als ich mich nach einiger Zeit von meinem Nicht-Mediziner-Freund trennte (wie lange denken Sie, dass eine Beziehung hält, die eigentlich nur noch am Telefon stattfindet? Ähm. Ja, genau.), verbreitete sich die Information wie ein Lauffeuer. Die einzige Möglichkeit, die ich nach ganzen vier Tagen sah, war, mir einen neuen Freund zuzulegen. Martin, erfolgreicher Banker mit einem Hang zum Kraftsport — und natürlich erfunden. Entschuldigt bitte, lieben Kollegen, aber dachtet ihr ernsthaft, ich hätte mehr Zeit gehabt für die Partnersuche als ihr? Die permanenten Annäherungsversuche waren unerträglich, die Versuche der Partnervermittlung noch viel anstrengender. Manchmal wünschte ich mir tatsächlich, lesbisch zu sein. Nach Martin wurde es richtiggehend angenehm. Die Anmachsprüche der Kollegen wurden mit der Zeit zu liebevollen Frotzeleien, und sie integrierten mich in ihr Team. Wir Frauen formierten uns als Freundinnen zum Pferdestehlen und legten uns ein Repertoire an lustigen Antwortmöglichkeiten für schlüpfrige Wortspielereien zu. Wir Frauen durften nicht alle anzüglichen Wortspielereien auf die Goldwaage legen, und die Männer mussten lernen, ihre Pornovideos nur untereinander auszutauschen. Manche Bilder kann ich leider bis heute nicht vergessen.
In meinem Arbeitsalltag sollte ich nie vergessen, dass ich als Frau in der Unfallchirurgie arbeitete. Selbst mit weißem Kittel bekleidet stellt es für viele Patienten eine riesige Herausforderung dar, eine Unfallchirurgin über die Folie des kräftig gebauten, Hammer schwingenden, weißbärtigen, älteren Arztes zu legen. Es kann also vorkommen, dass ich wild wedelnd im Schockraum stehe, um darauf aufmerksam zu machen, dass ich die Leiterin des Notfallteams bin. Vielleicht sollte ich mir einfach einen Bart ankleben.
Mittlerweile bin ich dazu übergegangen, meinen weißen Kittel nicht nur anzuziehen, sondern auch lästigerweise zuzuknöpfen, sollte ich in ein wichtiges Gespräch gehen — und ja, verdammt, diese Kittel sind einfach nur unpraktisch, unhygienisch, und es ist heiß darunter. Ansonsten platziere ich mein Namensschild mit dem Doktortitel auf meiner Kitteltasche auf Brusthöhe und erwähne ihn penibel bei der Vorstellung. Zur Not zeige ich auch noch auf mein Namensschild, um Missverständnissen vorzubeugen. Das ist allerdings selten notwendig. Die meisten Menschen im Krankenhaus suchen ohnehin die ganze Zeit den Kittel mit den Augen ab, um den zuständigen Ansprechpartner zu finden. Grundsätzlich erntet man gehobene Augenbrauen und überraschte Gesichter. Ich nehme an, dass das mit zunehmendem Alter weiter abnehmen wird, und freue mich über ein paar Falten im Gesicht. Es erleichtert mir die Arbeit ungemein.
»Sie sind die Ärztin?« — »Oha, können Sie denn auch operieren?« — »Also, so mit Skalpell und Hammer?«: Klassiker.
Während der Visite stelle ich mich ebenfalls förmlich vor. Ja. Es nervt. Vierzig Patienten zu erklären, dass die Visite heute aus mehreren Frauen besteht und der Operateur ebenfalls die Frau war, das dauert. Aber sich diese Zeit zu nehmen, erspart einem einige schriftliche Stellungnahmen bei der Verwaltung. Sie werden nicht glauben, wie viele Briefe ich in meinen ersten Jahren schreiben musste zum Thema »Die ganze Woche war kein einziger Arzt da«. Oder: »Während meines stationären Aufenthaltes habe ich nie einen Arzt gesehen.«
Tja. Das stimmte meistens. Denn der Arzt war eine Frau. Die Anekdoten zum Thema Ärztinnen in der Medizin sind zahlreich. Sie könnten selbst ein ganzes Buch füllen. Böse bin ich den Patienten deshalb übrigens nicht. Meist spiele ich mit diesen Stereotypen, das macht unheimlich Spaß. Viele machen halt zum ersten Mal diese Erfahrung. Die Patienten, die häufiger im Krankenhaus sind, haben sich daran gewöhnt.
Immerhin bleibt als letzter Ansprechpartner ja noch der Oberarzt oder der Chefarzt übrig. Das ist dann auch meistens ein Mann. Wie gesagt, in meiner Laufbahn hatte ich noch nie eine Frau als Oberärztin oder als Chefärztin.
Bei vielen Patienten hilft aber alles Erklären nichts. Sich von einer Unfallchirurgin behandeln zu lassen, passt bei manchen einfach nicht ins Gesamtbild.
Ganz genau erinnere ich mich noch an Herrn R. Er lag mit einem gebrochenen Sprunggelenk auf meiner Station. Seine Frau, ein zartes Geschöpf, brachte ihm jeden Tag den Kuchen, das Abendbier und die Zeitung vorbei. Sein Sprunggelenk musste bis zur Operation abschwellen. Also: hochlagern und kühlen. Herr R. war allerdings zu beschäftigt dafür. Denn er musste circa zwanzigmal am Tag »frische Luft schnappen« und pünktlich zum Mittagsbierchen in die Cafeteria, dann verließen die hübschen, jungen Krankenschwestern das Krankenhaus.
Von Visite zu Visite wurde er ungehaltener.
»Nein, Herr R., wir können heute nicht operieren, die Haut über ihrem Sprunggelenk geht auf wie eine Wurstpelle. Nur eben nicht wieder zu.«
»Nein, Herr R., Sie dürfen nicht zum Rauchen gefahren werden, ihr Nikotinkonsum schadet massiv der Durchblutung.«
»Ich weiß, dass Sie keine Schmerzen haben, wie war denn Ihr Zucker heute Morgen?« (Menschen mit Diabetes haben häufig ein herabgesetztes Schmerzempfinden.)
Generell fand Herr R. alles doof.
Nach jeder Visite war sein Blutdruck noch ein bisschen höher, während der Gespräche konnte man an seiner Gesichtsfarbe ablesen, wie viele Sekunden es noch dauerte, bis er explodierte. Das Krankenhausessen war nicht genießbar, die Abendruhe viel zu früh und die Morgenvisite viel zu spät. Außerdem habe er ja nicht mal einen richtigen Arzt zu Gesicht bekommen.
»Entschuldigen Sie, Frau Doktor, ich meine so einen richtigen Arzt.« Ja, nee, klar. Also schickte ich den Kollegen Oberfeldwebel. Er war groß und breitschultrig in seinem schneeweißen Arztkittel mit den schicken Schuhen. Er erklärte Herrn R. erneut, dass es mit der OP nichts würde, solange die Schwellung so stark war.
Herr R. ließ anschließend nach mir klingeln. Er habe den Herrn Doktor nun verstanden, aber er habe ja nicht einmal erzählen können, wie unmöglich ihn die Nachtschwester behandelt habe.
Als ich ihn für die OP vorbereitete, fragte er, wann denn der Doktor komme, der ihn operieren würde. Ich sagte: »Das bin ich.« Er lachte. Der richtige Doktor, der mit dem Messer. Mein Augenrollen konnte ich zwar nicht unterdrücken, aber ich holte unseren Oberarzt Graubart hinzu: groß, weißbärtig, Schultern wie ein Ochse. Herr R. war zufrieden.
Im OP hatte der Oberarzt kein einziges Mal das Skalpell in der Hand. Er überwachte mein Tun. Das Sprunggelenk von Herrn R. operierte nämlich die Frau Doktor.
Herrn R. hatte kein Sexismusproblem. Es kostete ihn einfach etwas Zeit, sich an die veränderten Gegebenheiten anzupassen. Am Ende seiner Krankenhausbehandlung bedankte er sich bei mir und versprach, das mit dem messerwedelnden Chirurgen noch einmal zu überdenken. Eine große Überraschung für mich.
Aber natürlich gibt es auch Patienten, die ein richtiges Problem mit Frauen in der Medizin haben. Wahrscheinlich auch generell ein Problem mit Frauen.
Herr A. zum Beispiel. Für ihn entsprangen alle Frauen im Krankenhaus einer pornografischen Episode mit leicht bekleideten Krankenschwestern. Er verpackte seinen Sexismus in Witze über erigierte Penisse oder erzählte frauenverachtende Anekdoten. Je mehr Kontrolle über seine Erkrankung er an mich abgeben musste, desto aggressiver wurde er. Sich auf meine Expertise einzulassen, war ihm faktisch unmöglich. Er hatte sich seinen Unterschenkel gebrochen. Der Unterschenkel wurde mit einem Fixateur externe zunächst ruhiggestellt, da die Weichteile stark beschädigt waren. Googeln Sie einfach. Sie werden lauter erschreckende Bilder von Gestellen außerhalb der Haut finden. Drähte und Nägel halten die gebrochenen Knochen an der richtigen Stelle, verlängern sich aus der Haut und werden außerhalb der Extremität an einem Gestell fixiert. Unzählige operative Eingriffe folgten, um die Wunden und Weichteile zu säubern. Nur so hatte er eine Chance auf Heilung. Wochenlang befand sich A. auf meiner Station. Wenn ein Mann mit ihm auf dem Zimmer lag, geriet das Wechseln des Verbands zur Tortur. Er versuchte sich regelrecht mit den Mitpatienten zu verbrüdern, haute einen sexistischen Witz nach dem anderen raus.
Bis heute bin ich überzeugt, dass er Angst vor mir hatte. In meine Hand zu legen, ob er seinen Unterschenkel behalten würde oder nicht, machte ihn wahnsinnig. Einer Frau zu vertrauen, unmöglich. Meine Hilfe anzunehmen, stellte ihn vor ein riesiges Dilemma. Erlitten wir in der Therapie einen Rückschritt, mussten wir die Wunde noch einmal ein Stück öffnen und erneute einen Schwamm einlegen, um sie im nächsten Schritt stückweise verschließen zu können, war die Schuldige schnell gefunden. Nichts anderes konnte man von einer Frau erwarten. Ständig zitierte ich Kollege Oberfeldwebel oder Oberarzt Graubart zu ihm. Einmal sprach ich ihn direkt darauf an. Seine Angst vor dem Verlust des Beines verstand ich. Seine Männlichkeitsdemonstration und die permanenten sexistischen Kommentare jedoch konnte ich nicht tolerieren. Auf seine Angst und Hilfsbedürftigkeit angesprochen, reagierte er peinlich berührt.
Die Gesundheits- und Krankenpflegerinnen feierten ein Fest, als er mit heilenden Wunden und heilendem Unterschenkelknochen die Station verließ. Sie hatten ihm auch mehrfach auf seine grapschenden Finger schlagen müssen.
Heute fällt mir der Umgang mit diesen sexistischen Verhaltensweisen einfacher. Besteht kein Vertrauensverhältnis, kann ich die Behandlung nicht durchführen. Sollte ein Patient nicht in der Lage sein, sich von einer Frau behandeln zu lassen, hat er die freie Arztwahl. Manchmal genügt es aber auch, die Angst und Hilfsbedürftigkeit als Problem anzusprechen. Ängste zuzulassen und darüber zu reden, scheint bei vielen Männern immer noch ein großes Tabu zu sein.
Und dann gab es da zum Beispiel Herrn J. Er hatte sich eine Einblutung an der Leiste zugezogen — der Fahrradlenker, die übliche Anamnese. Wir mussten ihm einen Verband um die Hüfte anlegen, da sich bereits ein großer Bluterguss gebildet hatte, den wir in den nächsten Tagen entfernen mussten.
Die Anlage ist lästig, sie dauert ein paar Minuten und ist für den Patienten nicht immer angenehm. Der Verband wird um die Hüften, Leisten und den betroffenen Oberschenkel gewickelt. Die Unterhose musste runter. Um nicht wegen Belästigung angeklagt zu werden, erklärte ich dem Patienten mein Vorgehen.
Bis zur OP blieb der Patient bei uns auf der Station, bekam Schmerzmittel und eine Thromboseprophylaxe. Ich bot ihm an, einen männlichen Kollegen zu holen, der die Aufgabe übernimmt, aber er winkte ab: »Ach, nein. Das ist kein Problem. Ich war bloß nicht darauf vorbereitet. Sie sind schließlich die Ärztin, und auf der Station werden auch viele weitere Frauen sein. Sie werden wohl schon häufiger einen Mann gesehen haben.«
Ein Schmunzeln konnte ich mir beim Anblick seines hochroten Kopfes dennoch nicht verkneifen. Distanz und Distanzlosigkeit, Scham und Schamlosigkeit liegen manchmal nah beieinander. Zwei Wochen später fand ich auf meinem Schreibtisch eine Packung Ferrero Küsschen wieder: »Vielen Dank für die gute Behandlung. Falls Sie mich mal wieder ausziehen möchten: Hier ist meine Handynummer.« Ich musste grinsen. Entschuldigen Sie, Herr J., dass ich nie zurückgerufen habe. Die Ferrero Küsschen waren wirklich lecker.
Was ich bei all diesen Erlebnissen nicht verstehe, ist, warum wird mir als Frau zunächst die Kompetenz als Ärztin abgesprochen? Bis die Patienten verstanden haben, dass wir Ärztinnen in der Unfallchirurgie vertrauenswürdig sind, dauert es noch lange. Meine männlichen Kollegen lachen immer, wenn sie mich mal wieder dabei erleben, wie ich einem Patienten erklären muss, dass ich seine Knieprothese implantiert habe. »Ja, tatsächlich. Und ja, ich kann das.« Bei ganz penetranten Patienten wähle ich allerdings auch: »Es hat wirklich sehr gut geklappt, auch wenn es das erste Mal für mich war.«
Die Kommentare der männlichen Kollegen lauten meist: »Ach, da stehst du doch drüber.« Interessante Sichtweise. Ich stehe also über der Tatsache, dass meine Brüste ein Thema in Bezug auf meine Kompetenz sind. Allerdings müssen die meisten Männer in meinem Beruf auch nie ihre Kompetenz vor den Patienten unter Beweis stellen.
An eine Situation erinnere ich mich deshalb noch mit großer Schadenfreude. Kollege Oberfeldwebel (»Ach, da stehst du doch drüber«) geriet in genau eine solche Lage.
Frau S. war um drei Uhr nachts gestürzt und zog sich eine Oberschenkelfraktur zu. Kollege Oberfeldwebel und ich hatten in dieser Vierundzwanzig-Stunden-Schicht bereits ein unglaubliches Pensum an Arbeit hinter uns. Als Frau S. um vier Uhr bei uns eintraf, hatte es sich der Kollege gerade auf seinem Stuhl bequem gemacht. Sein Kopf lag auf den Armen auf dem Schreibtisch, er schnarchte sanft. Ich musste ihn also wecken, damit er mit dem Oberarzt in den OP marschierte, während ich die Ambulanz betreute.
Frau S. hingegen war von dem verschlafenen Kollegen überhaupt nicht begeistert. »Wer sind Sie denn? Sind Sie gerade aufgestanden? Ihre Kleidung sieht aus wie ein Schlafanzug, alles ist verknittert. Wann haben Sie sich denn das letzte Mal gekämmt? Und haben Sie kein Wasser hier, um Ihr Gesicht zu waschen? Sagen Sie mal, junge Frau, das soll jetzt der Chirurg sein, der mich operiert? Nein, nein, bringen Sie mir bitte einen richtigen Arzt.« Fassungslosigkeit und Verärgerung waren ihr ins Gesicht geschrieben.
Kollege Oberfeldwebel stand sprachlos daneben und wusste nicht, wie ihm geschieht. Am nächsten Morgen beschwerte er sich bei den Kollegen über diese maßlose Frechheit. Unabhängig davon, dass Frau S. recht hatte (unsere Kasacks in Grün ähneln Schlafanzügen, und nach zwanzig Stunden sieht man öfter aus wie ein Zombie), lachte ich mich halb schief. Betraf die Kompetenzfrage nämlich plötzlich ihn selbst, konnte er nicht mehr so einfach »darüberstehen«.
Auch im Alltag müssen wir Frauen oft unsere Kompetenz unter Beweis stellen. Die Vorstellung, wir hätten nicht die notwendige Muskelkraft für die Orthopädie und Unfallchirurgie, ist nach wie vor weitverbreitet. Zum Beispiel beim Einrenken von Gelenken.
Herr S. kam mit dem Rettungsdienst zu mir in die Notaufnahme. Seit zwei Jahren war er mit seiner künstlichen Hüfte glücklich, er spielte Tennis, ging Ski fahren und hatte einen Halbmarathon absolviert. Beim Krafttraining hatte er sich bei einer tiefen Kniebeuge die Hüfte ausgekugelt. Er sah aus wie ein Kraftpaket. Bereits bei seinem Anblick war mir klar, dass die Reposition (das Wiedereinrenken) kein Kinderspielt wird. Ich rief meinen Oberarzt an, ob ich gleich die Anästhesie dazu holen durfte, um dem Patienten in Vollnarkose ein Muskelrelaxans (ein Mittel, das die Muskeln erschlaffen lässt) verabreichen zu können. Allein unter Analgosedierung (ein kurzer Dämmerschlaf) würde die Reposition sehr wahrscheinlich nicht funktionieren.
Er antwortete mir: »Nein, Frau Müller, da streichen die uns glatt wieder einen Punkt aus dem OP-Saal, wenn Sie jetzt die Anästhesisten brauchen. Nein, nein, das geht sicherlich ganz gut mit Schmerz und Beruhigungsmittel. Ist ja wohl Ehrensache.«
Auf Hochdeutsch: Der Oberarzt hatte Angst, dass die notwendige Anästhesie dann aus seinem OP-Saal abgezogen wurde und er seine OP stoppen musste, bis die Anästhesie wieder verfügbar war. Die Rettungsdienstcrew sah mich feixend an. Das sollte Frauensache sein! Ich hatte genug.
Ich rief meinen Oberarzt Orthopäde (mit schickem Sportwagen und Tendenz zu rein geplanten operativen Eingriffen) hinzu. Sollte er doch selbst reponieren. Als er Herrn S. erblickte, runzelte er die Stirn. »Wissen Sie, die Hüftreposition ist in reiner Analgosedierung häufig schwierig. Aber ich mache das mal, ist schließlich Männersache!«
Ihm standen die Schweißperlen auf der Stirn, wir zerrten zu dritt an Herrn S., und die Hüfte bewegte sich nicht annähernd in Richtung Hüftgelenkspfanne. Ich sagte: »Wissen Sie, die Hüftreposition in Analgosedierung ist häufig schwierig.« Und rief die Kollegin aus der Anästhesie hinzu. »Wissen Sie«, sagte sie zu Oberarzt Orthopäde, »die Hüftreposition mit den Anästhesisten ist immer möglich.«
Wir Frauen haben oftmals weniger Muskelkraft als die Männer in der Orthopädie und Unfallchirurgie. Ob das ein Nachteil ist? Nein. Oftmals ist es sogar ein großartiger Vorteil. Wir müssen bei allen Manövern die richtige Technik erlernen. Den Weg des kleinstmöglichen Widerstands herausfinden. Dann geht jede Reposition spielend leicht. Man lernt es nur durch Probieren oder von Ärzten, die sich besonders um die Lehre bemühen. Viele männliche Kollegen setzen sich einfach nie mit der richtigen Technik auseinander. Sie haben genug Muskelkraft, das Gelenk auch entgegen seinem ursprünglichen Weg wieder in die richtige Position zu zerren. Das kann Schäden an Weichteilen, Sehnen und Nerven hervorrufen.
Wenn ich männlichen Kollegen die Tatsache mit der richtigen Technik zu erläutern versuche, misslingt mir das häufig. Für eine Reposition braucht es häufig zwei oder drei Ärzte. Wenn sich ein Gelenk nicht einrenken lassen sollte, ist entweder die Technik falsch, oder es geht einfach nicht ohne OP, weil zum Beispiel die Weichteile eingeschlagen sind.
Natürlich gehen manche Dinge mit körperlicher Kraft besser. Ob das zwingend sein muss, ist eine andere Frage. Ich erinnere mich daran, wie ein seit Jahren eingewachsener Marknagel (ein Nagel innerhalb eines Knochens) aus einem Unterschenkelknochen entfernt werden sollte. Die Operation mutierte zu einer Wiederholung der Sage um König Artus und Excalibur. Jeder wollte mutig als Erster den Nagel entfernen. Schlussendlich dauerte das Ganze fast vier Stunden, acht Ärzte waren verschlissen und drei Operationen waren ausgefallen. Manche Sachen sollte man einfach besser lassen.
Übrigens gelangen viele Chirurgen mit zunehmendem Alter zu selbigen Erkenntnissen. Oberarzt Graubart zum Beispiel holt sich bereits nach dem ersten misslungenen Versuch der Reposition Unterstützung. Er möchte das Beste für seine Patienten. Sich beweisen zu müssen, liegt ihm fern. Außerdem schätzt er die Arbeit mit uns Frauen in der Abteilung.
In der Frakturversorgung ist es ähnlich. Natürlich kann man mit brachialer Gewalt an einem Oberschenkel herumzerren, bis die Knochenstücke aufeinanderliegen. Meist ist dann aber irgendwo ein weiteres Knochenstück abgesprungen. Muss man sich die mechanischen Gegebenheiten überlegen, weil man nicht genug Kraft dafür hat, beugt man vielleicht einfach das Knie und die Frakturenden stellen sich automatisch ein. Ohne weitere Verletzungen.
Bei meinen vielen Versuchen mache ich immer wieder neue fantastische Entdeckungen, wie man noch schonender arbeiten kann. Diese Erfahrungen versuche ich, anderen Kollegen weiterzuvermitteln. Allerdings gelange ich hiermit häufig an die Grenze meiner zugegebenermaßen ausbaufähigen Geduld. Viele Männer wählen gerade deshalb die Unfallchirurgie, weil sie sich beweisen wollen. Die handwerkliche Arbeit macht ungemein Spaß und befriedigt die Sucht nach Bestätigung.
Ein Paradebeispiel dafür bietet das Legen von Thoraxdrainagen. Das sind Schläuche, die in den Bereich zwischen Brustkorb und Lunge gelegt werden, wenn sich in diesem Spalt fälschlicherweise Luft oder Blut befindet. Das kann zum Beispiel bei Verletzungen traumatisch geschehen, aber auch spontan ohne Gewalteinwirkung. Dazu muss der behandelnde Arzt die Haut und Weichteilschicht durchtrennen und zwischen den Rippen hindurch den Schlauch richtig im Brustkorb positionieren (keine Angst, man bekommt eine örtliche Betäubung und auf Wunsch auch einen kurzen Dämmerschlaf). Die meisten Anfänger wenden dabei Gewalt an — und einige scharfe Gegenstände. Leider musste ich danach schon häufiger lebensgefährliche Komplikationen behandeln. Entschließt man sich bei diesem Verfahren aber zum Weg des geringsten Widerstands, geht das meist sanft vonstatten. Aber es zerstört das eigene Bild von den messerwedelnden Chirurgen. Sie können sich freuen, wenn Sie von einer Unfallchirurgin behandelt werden. Es tut weniger weh.
Hilfebedürftig ist man also als Frau in der Unfallchirurgie sicherlich nicht. Außer man hat es mit Herrn A. zu tun. Aber bei ihm hat es wohl jede Frau nicht besonders einfach.
Für meinen Chef und die Verwaltung war es übrigens eine grandiose Sache, mehr Frauen in der Abteilung zu haben. Wir drei Frauen wurden bei den Abteilungsfotos neben den Oberärzten platziert und zu sämtlichen Abendveranstaltungen eingeladen. Einige meiner männlichen Kollegen empfanden das als Vorteil. Natürlich hätten wir diese Vorzüge eben deshalb, weil wir noch verborgene Fähigkeiten besäßen. Zu solchen Sätzen gab es noch obszöne Gesten, die mir vermitteln sollten, dass ich mir meinen beruflichen Erfolg mit Sex erkaufte. Auf abendlichen Veranstaltungen mit Oberärzten und Chefärzten zu sitzen, Sektgläser lächelnd in der Hand zu halten und über die folgenden Kongress— oder Seminartage zu reden ist nicht wirklich entspannend. Und wir Frauen fielen auch nur deshalb auf, da der Hauptteil der Teilnehmer selbstverständlich Männer waren. Mit der Zeit lernt man, mit anzüglichen Kommentaren umzugehen, sie nicht persönlich zu nehmen und entsprechende Antworten zu geben. »Oh wow, zum Vortrag kommst du im Kleid? Klasse! Du weißt aber wirklich, wie man den Chef beeindrucken kann« beantwortete ich zum Beispiel mit: »Ja. Mein Vortrag allein reicht da wohl nicht, oder?« Überwindet man einmal diese Voreingenommenheit können diese Veranstaltungen tatsächlich zu sinnvollen und unterhaltsamen Abenden werden.
Nach meinem Arbeitsbeginn wurde ich sehr schnell an Vorträge bei Fortbildungen oder Seminaren herangeführt. Wie wichtig dafür war, dass ich meine Sache gut machte, kann ich nicht beurteilen. Mein Chefarzt hatte durchaus Freude daran, die Ärztinnen seiner Abteilung zu fördern. Wir waren engagiert, verantwortungsbewusst, übernahmen die Aufgaben zuverlässig. Dieselbe Förderung erhielten engagierte Kollegen (zumindest hatte ich den Eindruck, dass dies der Fall war). Aber trotzdem musste ich mich häufig dafür rechtfertigen. Ob ein Anteil der Förderung dadurch bedingt war, dass er sich als Chefarzt mit kompetenten, hübschen Ärztinnen schmücken wollte, kann ich nicht beurteilen. Das müsste ich ihn tatsächlich einmal fragen.
Einen wirklichen Vorteil meiner Brüste, erlebte ich in meiner Weiterbildung aber anderweitig. Stand ich mit einem meiner Oberärzte im OP-Saal, erklärte er mir meist bereitwillig und gerne alle Schritte und ging auf Nachfragen ein. Stand ein weiterer ärztlicher Kollege mit am Tisch und stellte dieselben Fragen, war das oft anders. Natürlich gibt es Begabungen, Interessen und persönliche Sympathien, aber überaus häufig erlebte ich es doch, dass sich die Oberärzte einigen männlichen Kollegen gegenüber reserviert verhielten.
Selten hatte ich das Gefühl, als mögliche Konkurrentin wahrgenommen zu werden. In meiner Weiterbildung wurde ich außerordentlich häufig bei schwierigen Operationen als Assistenz eingesetzt. Es schien fast so, dass es den Oberärzten angenehmer war, von einer Frau unterstützt zu werden als von einem Mann. Schnell lernte ich, dass es bei diesen Eingriffen hauptsächlich darauf ankam, Mut zu machen und lobend zu unterstützen. Und nein, damit meine ich natürlich keine Arschkriecherei, sondern in brenzligen Situationen die Ruhe zu bewahren und dem Oberarzt gut zuzusprechen. Außerdem konnte ich mit zunehmendem Alter mehrere Dinge gleichzeitig tun.
Bei männlichen Weiterbildungsassistenten hingegen, wurden durchaus schneller die Grenzen abgesteckt. Befand ich mich mit zwei männlichen Ärzten am OP-Tisch, geriet ich schnell in eine Art Hahnenkampf. In diesen Situationen wünschte ich mir tatsächlich häufig eine Komplikation, sodass alle wieder gezwungen waren, zusammenzuarbeiten, anstatt sich gegenseitig zu beweisen, wer besser operieren konnte.
Vielleicht lag die Förderung meiner Weiterbildung aber auch an meinem Kuchenback-Talent. In der Orthopädie und Unfallchirurgie ist es in vielen Häusern üblich, nach dem ersten eigenen Eingriff einen Kuchen oder etwas zu essen mitzubringen. Das lässt sich beliebig erweitern. Es gibt die generell erste Operation als Operateurin. Es gibt aber auch die erste Hüfte, das erste Knie, das erste Handgelenk und so weiter. Wir haben sehr, sehr viele Knochen und sehr, sehr viele unterschiedliche Eingriffe.
In einem Beruf zu arbeiten, bei dem man hauptsächlich mit männlichen Kollegen zu tun hat, hat seine Vor- und Nachteile. Abgesehen davon, dass man sich häufig gegenüber den Patienten erklären und sexistische Sprüche ignorieren muss, ist das Hauptproblem der Mangel an weiblichen Vorbildern. Seinen Weg als Ärztin in der Orthopädie und Unfallchirurgie zu finden, seine Kompetenzen einzusetzen und daran zu wachsen, ist nicht immer einfach. Gäbe es mehr Frauen in diesen Positionen, hätte ich mir vielleicht Verhaltensweisen abschauen können.
Als Unfallchirurgin werde ich immer wieder in die Situation geraten, von einem betrunkenen Patienten, den ich behandeln muss, angegrabscht zu werden. Ich habe gelernt, demjenigen auf die Finger zu schlagen und mich lauthals zu wehren. Ärzte nehmen immer eine Gesundheits- und Krankenpflegerin mit in ihre Behandlungsräume. So haben sie einen Zeugen, wenn sie sich dem Vorwurf der sexuellen Belästigung gegenübersehen. Ärztinnen nehmen jemanden mit, um selbst nicht belästigt zu werden.
Die Frage nach der Kompetenz ist nicht an das Geschlecht gebunden. Sich zu behaupten und selbstbewusst aufzutreten, ist in meiner Fachrichtung nicht ganz einfach. Vielleicht ist das aber auch gar nicht notwendig.
Ich führte zu diesem Thema einmal eine Onlinebefragung in einem Social-Media-Kanal durch. Ich fragte 160 Teilnehmer*innen auf Twitter, ob sie sich sicherer fühlten, von einem Mann oder von einer Frau operiert zu werden. Neun Prozent wollten sich von Frauen, sieben Prozent von Männern operieren lassen, 84 Prozent war es einfach egal.
Bis heute liebe ich das Spiel mit den Stereotypen und habe gelernt, mich und meine Brüste nicht mehr so wichtig zu nehmen. Sollte es doch einmal zum Thema werden, habe ich selbstbewusst meist die Lacher auf meiner Seite.