Kapitel 22
Als sie sich dem Respawn-Kreis näherte, gab Danger Babe ein vielsagendes Knurren von sich. Denn in der Nähe des Pfahls hockte HedTeSdjo und glotzte mit dem gläsernen Blick eines gestrandeten Fisches in die Welt. Unweit von ihm stand Tang, unbeweglich und ohne jegliche Anzeichen von Aggression.
Ross erklärte:
„Wir haben ihn auf Level 10 zurechtgestutzt. Weiter runter geht es nicht. Er hat seinen Körper verlassen und schläft sich gerade draußen aus.“
„Das wird ein böses Erwachen für ihn. Er wird sich die Augen ausheulen“, stellte das Mädchen fest, ganz ohne Gehässigkeit, sogar eine Spur Mitleid schwang in seiner Stimme mit. „Ihr hättet ihm nicht so viel wegnehmen sollen. Er hatte seinen Charakter wahrscheinlich über Monate hochgelevelt.“
„Na ja, wir haben wohl ein bisschen über die Stränge geschlagen, im Überschwang der Gefühle. – Haben ihn abwechselnd gekillt. Vielleicht lernt er wenigstens was daraus.“
„Idioten wie der lernen nie was aus irgendwas. – Und, was machen wir jetzt?“
Ross reichte Babe das Kettenhemd:
„Anprobe.“
„Das hast du gemacht?“
„Mhm.“
„Genial! Superqualität! Und nicht so schwer. – Schade, dass meine Abwehr so schwach ist. Viel helfen wird es nicht.“
Abwehr war das primäre Hauptattribut, das die Schwere des erlittenen physischen Schadens – und in sehr geringem Maße auch des magischen Schadens – beeinflusste. Für sich genommen senkte sie ihn allerdings nicht wesentlich, sie war nur ein Koeffizient der Schutzboni der Ausrüstung, die man trug. War das Attribut auf niedriger Stufe, so war auch der Koeffizient verschwindend niedrig, und dann half selbst der coolste Item wenig.
„Babe, wie fändest du es, wenn du deine Attributverteilung ein bisschen aufmöbeln könntest? Ich meine deine primären Hauptattribute. Sagen wir, du könntest deine Abwehr und Ausdauer hochschrauben.“
„Das würde ich liebend gern tun. Mit dem Bogen habe ich meine Angriffskraft und Treffsicherheit schon am Anfang nicht schlecht entwickelt. Jetzt brauche ich ihn nicht mehr, aber meine Punkte umverteilen kann ich nicht. Die Geschicklichkeit nützt mir eigentlich auch nichts. Aber das zu ändern, ist äußerst schwierig – noch dazu hier. Da sehe ich schwarz.“
„Morgen könnte ich alle deine Attributpunkte wieder frei verteilbar machen.“
„Wie das?!“
„Ich habe ein kleines Geheimnis.“
„Eines? – Du hast eine ganze Wagenladung voller Geheimnisse!“
„Und heute geht es noch nicht?“, hakte Tang nach. „Ich könnte das auch gebrauchen.“
„Nein, erst morgen, und dann kann ich es auch nur bei einem Spieler machen.“
„Dann lieber bei Danger Babe.“
„Was ist jetzt, quasseln wir noch länger oder gehen wir vielleicht los?“, drängte das Mädchen.
„Ja, gehen wir. Hier, nimm ein paar Stück Fleisch. Es ist besser als gestern. Ross hat uns genug gegrillt, um eine Weile auszukommen, und in seiner Tasche verdirbt es nicht so schnell.“
„Aber was ist mit denen, die hier bleiben? Wie sollen sie ohne Nahrung auskommen?“
„Ich habe ihnen genug für fünf Tage dagelassen. Sie werden nicht sterben.“
„Na dann, was stehen wir hier noch rum?“
* * *
Als sie die Mine betraten, beschwor Ross sein Pet herauf.
„Babe, gib uns alle deine Buffs – ihm auch.“
„Dein Pet sieht aus, als wäre es dem krassesten Horrorfilm entsprungen.“
„Es kann mehr Schaden austeilen als wir alle zusammen. Also würde ich mir an deiner Stelle solche Respektlosigkeiten verkneifen. – Okay, diese ‚Gebärmutter der Skramms‘ ist die Erste auf unserer Liste. Sie ist laut Karte am schnellsten zu erreichen. Wenn alles glatt geht, sind wir in fünf oder sechs Stunden da. Wir müssen extravorsichtig sein. Du, Babe, wirfst dir beim kleinsten Anzeichen irgendeiner Gefahr einen Schild über und denkst dann erst an die anderen. Ich werde es genauso machen. Wenn einer von uns getötet wird, wiederbelebst du ihn sofort, sonst respawnt er und schafft es auf keinen Fall allein, wieder zu uns zu stoßen. Was bedeutet, wir müssten den ganzen Weg zurückgehen, um ihn zu holen, und würden viel Zeit verlieren. Ich werde so alle fünfzehn Minuten versuchen, eine Pause einzulegen und Erz abzubauen. Das Klopfen der Hacke lockt die Mobs an, und auf die Art werden wir leichter mit ihnen fertig, als wenn sie uns aus dem Hinterhalt überfallen. Aber es ist nicht gesagt, dass der Weg danach sicher ist. Seid die ganze Zeit auf der Hut. Alles klar? – Dann los.“
Die Freunde von Anfang an schon so einzuschüchtern, erwies sich als überflüssig: Die ersten Kilometer ihrer Route glichen einem Sonntagsspaziergang. Die Mobs zeigten sich während des Tages
ohnehin nicht besonders aktiv, und erst recht nicht, nachdem die Population in den letzten Tagen stark dezimiert worden war. Lediglich ein paar übrig gebliebene Mooskreucher kamen angerannt, aber Ross‘ getreuer Schattenschleicher mit seinem immensen Angriffsschaden zerriss sie förmlich in Sekundenschnelle. Die schlechte Nachricht war allerdings, dass Ross ihn danach heilen musste. So hervorragend er Schaden austeilen konnte, so massiv war auch sein eigener HP-Verlust. Als Tank machte er sich denkbar schlecht.
Als sie tiefer in den Berg vordrangen, betraten sie das Territorium der Skramms. Und nach den ersten Schlägen der Spitzhacke stürmte auch schon das erste Rudel herbei. Die Drei wusste schon, dass der langsame Anführer als Letzter ankommen würde, und räumte deshalb so schnell wie nur möglich mit den kleineren Exemplaren auf. Als sie gerade die letzten beiden in die Mangel nahmen, erschien der Riese am Eingang zur Halle. Ross und Babe nagelten ihn abwechselnd fest, und Tang sorgte mit seinen Skills dafür, dass er ihn angriff, während der Schattenschleicher den Rücken des Monsters zerpflügte. So machten sie kurzen Prozess.
Dank diesem Skrammhäuptling stieg Ross ein Level auf.
Auf ihrem weiteren Weg machten sie viel Lärm, denn sie hielten bei fast jeder Goldader und allen anderen wertvollen Erzen an. Mit Klopfgeräuschen oder lauten Schreien lockten sie Skramms von fern an und zogen so ihre Formation auseinander: Die „Burschen“ preschten weit voraus und ließen dem Trio in der Regel genügend Zeit, mit ihnen aufzuräumen, bevor der Häuptling auf dem Schlachtfeld erschien – und der allein stellte nicht das geringste Problem dar. Das einzig Lästige war seine Vorliebe dafür, ihre Buffs
kaputtzumachen und ihnen seinen Blindheitseffekt entgegenzuschleudern. Überdies beherrschte er beide Tricks auf Distanz.
Ross, der seine Aufmerksamkeit größtenteils den abbaubaren Ressourcen widmete, bemerkte als Erster die schleichende Veränderung:
„Seltsam. Es gibt überhaupt kein Kupfer mehr. Zinn genauso wenig. Und Blei habe ich auch schon eine ganze Weile nicht mehr gefunden. Dafür sind die Wände jetzt voller Quecksilber, was ich noch nie vorher gesehen habe.“
„Ist es wertvoll?“, fragte Babe.
„Nicht besonders. Eigentlich wird es nur von Alchemisten zum Gold einschmelzen und Vergolden verwendet.“
Tang zeigte auf das Gewölbe der Höhle:
„Ist euch das Moos aufgefallen? – Je weiter wir kommen, desto röter wird es. Und auch die Felsen haben rote Flecken.“
„Vielleicht kommt das vom Quecksilber. Babe, fällt dir nichts Negatives auf?“
„Was meinst du?“
„In Quecksilberminen verlieren Arbeiter Gesundheitspunkte. Manchmal bekommen sie auch Debuffs. Zumindest habe ich das gehört. Du als Flaiting kannst vielleicht die Bedrohung fühlen, dachte ich.“
„Meine Stufe ist zu niedrig, nicht mal hundert. Bisher kommt mir nichts verdächtig vor.“
„Lasst uns Rast machen. Meine Vitalität ist aufgebraucht“, schlug Tang vor. „Irgendwie habe ich das Gefühl, es könnte bald unangenehm werden. Und dann sollten wir volle Kraftreserven haben.“
Ross machte es sich auf einem bemoosten Stein bequem und experimentierte weiter mit seinen Schmuckhandwerks- und Verzauberungsskills. Babe fragte, neugierig wie immer:
„Na, und? Ist was Gutes dabei?“
„Anscheinend hat mich das Glück nach deinem Kettenhemd verlassen.“
„Echt blöd.“
„Mich wundert es auch. Mit einem so hohen Glückswert müsste ich eigentlich bei jedem zweiten Versuch einen legendären Item schaffen. Aber – nein. Alles, was bei den zwei Tonnen Erz, die ich schon verprasst habe, herausgekommen ist, ist ein hervorragender und ein paar gute Items.“
„Das wollte ich dich übrigens schon lange mal fragen: Wie hoch ist dein Glück?“, klinkte sich der Norder ins Gespräch ein. „Dauernd prahlst du damit herum, aber konkrete Zahlen hast du noch nicht genannt. Oder ist es ein Geheimnis?“
„Ist es nicht. Sechsundneunzig.“
„Wie bitte?!“ riefen Babe und Tang im Duett.
„Sechsundneunzig. Das ist viel, ich weiß, aber viel Nutzen bringt es offenbar nicht.“
„Ross! Wie um alles in der Welt hast du ein sekundäres Attribut auf so einen Wert gebracht?!“
„Hauptsächlich über die Achievements. Es gab so eine Zeit, da konnte ich jeden Tag viele Stufen aufsteigen, und das wurde mit Glückspunkten belohnt.“
„Da sollte eigentlich jeder Mob bei dir einen legendären Item abwerfen!“
„Genauso hat ein alter Freund von mir es einmal formuliert.“
„Lasst mich mal schnell etwas im Forum nachschauen“, sagte Tang, und sein Blick wurde gläsern.
Babe ließ nicht locker:
„Irgendwas ist faul mit deinem Glück. Einmal war ich in einem Team mit einem Typen, der es mit allen Ausrüstungsboni auf sechsundzwanzig Einheiten brachte, und dadurch habe ich in weniger als einem Tag mehr verdient als in einer ganzen Woche in anderen Einheiten. Es fiel reichlich Loot heraus, und nicht selten wertvoller. Wir haben ihn nach dem Prinzip ‚jeder nimmt, was er findet‘ aufgeteilt. Ich würde nicht sagen, dass ich mehr gefunden habe als andere, und trotzdem habe ich einen schönen Batzen mit nach Hause genommen.“
„Bei mir fallen auch nicht wenige Trophäen heraus.“
„Aber weißt du, ich sehe keinen großen Unterschied zu dem Typen. – Und du hast fast viermal so viel Glück wie er. Außerdem verdankte er den hohen Wert nur seinem Equipment, im Gegensatz zu dir. Ich habe doch Recht, oder?“
„Ja, das stimmt. Aber wo findet man denn Items mit Glücksboni?“
„Wie wär‘s, wenn du selbst welche verzauberst?“
„Dafür bräuchte ich einen Seelenkristall mit diesem Stat. Das Verhältnis ist einfach: 77,5 % der Seelenkristallstats sind primäre. Ungefähr 0,4% sind sekundäre. 0,1% gehen auf Zusatzattribute, wobei nur die zählen, die bei demjenigen, der den Kristall erbeutet hat, aktiv sind. Die übrigen 21,5% verteilen sich normalerweise auf irgendeinen Kram von geringem Wert. – Manche Spieler haben persönliche Statistiken veröffentlicht, dazu gibt es einen ganzen Thread im Forum, mit allen Daten. Viele clevere Nekromanten entwickeln ein oder zwei der wertvollsten Zusatzattribute, töten tausende von Low-Level-Mobs, um nur einen oder zwei Kristalle zu bekommen. Aber es lohnt sich, denn selbst wenn das Attribut wegen der niedrigen Stufe der Mobs nur um ein oder zwei Punkte ansteigt, werden für solche Kristalle Unsummen bezahlt. Und alles, was ich in den fünf Tagen in dieser Mine bis jetzt erbeutet habe, waren Kristalle mit primären Attributen und allem möglichen Müll...“
„Ich bin wieder da,“ verkündete Tang. „Also, Folgendes habe ich herausgefunden: Bis heute weiß man von ein paar hundert Spielern, die die Marke von fünfzig Einheiten bei einem sekundären
Attribut geknackt haben. Den Rekord hält ein chinesischer Spieler, was mich nicht überrascht. Er hat angeblich einundneunzig. Und das Interessanteste ist, dass fast alle es mithilfe irgendeiner Schattenkunst so weit gebracht haben, die die Tarnung verstärkt. Die ist ihnen wirklich wichtig. Also steigern sie sie auf jede erdenkliche Art und Weise. Außerdem lässt sie sich einfacher leveln als die anderen Stats. Jedenfalls hat niemand es je geschafft, etwas anderes als Tarnung derartig hochzufrisieren. Und du
hast fast hundert Einheiten Glück. Du hast sogar diesen Chinesen überholt – und der ist sich schon sicher, dass er als Erster einen dreistelligen Wert erreicht. Eine Schande, dass dir nur noch so wenig fehlt. Es heißt nämlich, dass einem mit Erreichen der hundertsten Stufe ein unglaublicher Bonus winkt, aber das Attribut sich ziemlich eigensinnig verhält, bis man so weit ist. Viele sind der Ansicht, es betrifft das Intervall von etwa fünfundsiebzig bis neunundneunzig. Darunter funktioniert es einwandfrei, und darüber sollen wahre Wunder geschehen. Zugegeben, nichts davon ist bewiesen. Alles im Bereich von Spekulation und Hörensagen. Du hast dich beschwert, dass dein Glück nicht deinem tatsächlichen Stat entspricht. – Könnte es nicht daran liegen?“
Ross zuckte die Schultern:
„Ich weiß nicht, aber mit meinem Glück stimmt definitiv was nicht. Es hat einen Spitzenwert, und doch fühlt es sich an, als läge er nicht höher als bei zwanzig oder dreißig. Eigentlich habe ich noch achtzehn Punkte zu verteilen. Vielleicht sollte ich vier da hineinstecken, um auf hundert zu kommen?“
„Du hast noch unverteilte Punkte?“, fragte Babe nach.
„Ja.“
„Der Hammer! Woher?!“
„Ach, die habe ich für verschiedenes Sachen bekommen, meistens für Heldentaten. – Ich werde wirklich versuchen, es weiter anzuheben. Vier Punkte sind nicht viel, und ich weiß sowieso nicht, auf welche sekundären Stats ich mich konzentrieren soll.“
„Moment! Du kannst doch alle deine Punkte neu verteilen, oder? Das hätte ich schon lange gemacht – alles Unnötige weggenommen.“
„Das geht leider nicht. Ich kann nur die primären Attributpunkte umverteilen, obwohl die Beschreibung der Skill Unbeschriebenes Blatt
besagt, dass es mit den sekundären genauso funktionieren sollte.“
„Vielleicht hat sich einfach jemand vertippt. Diese Beschreibungen wimmeln von Fehlern. Man kann sich auf nichts verlassen.“
„Ist mir auch schon aufgefallen.“
Ross ging ins Interface, in den Bereich Attributpunkteverteilung
. Ohne mit der Wimper zu zucken, zog er vier Punkte hinüber auf seinen Glücksstat.
„Achtung! Dein Glück beträgt jetzt 100 Einheiten! Du hast einen Bonuswert erreicht! Du erhältst einen Bonus. Die Wahrscheinlichkeit negativer Ereignisse reduziert sich um 55% des Basiswerts. Die Wahrscheinlichkeit positiver Ereignisse steigt um 55% des Basiswertes. Die Wahrscheinlichkeit, einen kritischen
Schaden zu erleiden, reduziert sich um weitere 25%. Die Wahrscheinlichkeit, einen kritischen Schaden zu verursachen, steigt um weitere 25%. Die Wahrscheinlichkeit, maximalen Schaden zu erleiden, reduziert sich um 25%. Die Wahrscheinlichkeit, maximalen Schaden zu verursachen, steigt um 25%. Glückwunsch! Dies ist dein erstes sekundäres Attribut, das einen Bonuswert erreicht hat. Du hast dir eine Anerkennung verdient: Jeglicher Schaden, der dir zugefügt wird, wird um 3% abgeschwächt. Achtung! Du bist der erste lebende Mensch, dem es gelungen ist, ein sekundäres Attribut auf einen Bonuswert anzuheben! Du erhältst einen Heldenbonus: den Titel König des Glücks
. Rangbonus: +4 Einheiten auf allen primären Attribute, +2 Einheiten auf alle sekundären Attribute, +10% Erfahrung; die Wirksamkeit aller positiven Effekte, mit denen du gestärkt wirst, steigt um 12% und hält 20% länger an; die Anzahl der mit Heal-Effekten regenerierten Gesundheitspunkte steigt um 20%. Die Hälfte dieses Bonus erhält die Gilde, die Einheit oder der Raid, der bzw. dem du angehörst. Der Bonus gilt auf Ewig oder bis zur Aufgabe des Rangs. Glückwunsch! Im Augenblick bist du der größte Held aller Zeiten! Mache weiter so! Die Götter beobachten dich! Die Götter glauben an dich! Die Götter vertrauen auf dich! Die Götter schenken dir einen Bonus: +4 Einheiten auf Zusatzattribute deiner Wahl; die Cooldown-Zeit der Skill Unbeschriebenes Blatt
beträgt ab sofort nur noch fünf Tage; für dich wird die Zusatzoption Stufenaufstiegsperre
freigeschaltet; du erhältst je 2 Einheiten Charisma und Anführer.“
„Abgefahren!“, platzte Babe heraus, und zwar auf Russisch – was ihr nur im Zustand absoluter Ekstase passierte.
Als er die Nachricht in leuchtend roten Lettern erblickte, die durch den weltweiten Chat zog, hätte Ross fast seinen Gefühlen mit
wesentlich kräftigeren Ausdrücken Luft gemacht. Doch er konnte sich zurückhalten.
Tangs grinste über das ganze Gesicht und spöttelte:
„Sag mal, wieso versteckst du dich eigentlich die ganze Zeit, wenn du dann doch regelmäßig deine Taten in die Welt hinausposaunst?“
„Hast du etwa gewusst, dass das passiert, wenn ich meinen Glücksstat auf 100 erhöhe?! Und mir trotzdem dazu geraten?!“ Ross war so entrüstet, dass er Tang fast anschrie.
„Entschuldige, aber ich konnte wirklich nicht ahnen, dass das so weithin sichtbare Folgen haben würde. Und du hättest selbst darauf kommen können, dass du dich nicht gut genug versteckt hast. Wenn sogar wir, die dich überhaupt nicht kannten, erraten haben, wer du bist.“
„Ja, du hast Recht... Ich war selbst so überrumpelt. Tut mir leid, dass ich ein bisschen... ausgerastet bin.“
„Was ist denn los mit dir, Ross?“, fragte Babe überrascht. „Du musst einen Berg von Boni bekommen haben. Bei mir haben einige Stats einen Sprung gemacht. Und bei Tang auch: Ich kann‘s an seiner Lebensskala sehen.“
„Jetzt wird ein Run auf mich losbrennen wie an Silvester auf die Lachsschnittchen mit Kaviar. Gott sei Dank funktionieren die Chats hier nicht, sonst wäre meiner schon wegen Überfüllung geschlossen.“
„Missbrauche bitte nicht den Namen des Herrn“, ermahnte Tang sachte.
„Sie funktionieren übrigens, aber nur innerhalb der Grenzen dieses Landes“, fügte Babe hinzu.
„Sie werden trotzdem nicht lange brauchen, um zu erraten, wo ich bin. Sie werden ihre Leute herschicken, um mich aufzuspüren. Ich will keinen Rummel um mich, und mir steht überhaupt nicht der Sinn nach irgendwelchen Verflechtungen mit seriösen Clans. Das habe ich euch schon gesagt.“
„Du hast die Wahl. Wenn du nicht willst, musst du nicht. Blockiere den Erhalt von Privatchatnachrichten, und fertig. Oder setze sie auf die schwarze Liste. Dann bekommst du keine Nachrichten von ihnen.“
„Da bekomme ich graue Haare, bis ich die alle gesperrt habe...“
„Ross? Willst du nicht versuchen, etwas herzustellen?“, fragte Tang.
„Um mein neues Glück zu testen?“
„Natürlich. Bist du nicht gespannt, was passiert?“
Ross seufzte und machte sich an die Arbeit. Nachdem er vier Ringe geschaffen hatte, fällte er sein Urteil:
„Müll. Nichts unter der gehobenen Kategorie, aber auch nichts Herausragendes.“
„Schade. Lass uns weitergehen. Schauen wir mal, wie es mit den Mobs klappt.“
In diesem Moment ertönte ein dumpfes Grollen. Es kam von oben. Die Höhlenwände erbebten, und durch die Gewölbedecke ging ein gewaltiges Krachen.
„Rennt!“, schrie Ross und sprang auf. „Die Höhle stürzt ein!“
Er rannte bereits um die Ecke, als sein Gesicht sich vor Schmerz verzerrte. Ein schwerer Felsbrocken war auf seinen Rücken niedergegangen. Und dann sah er mit Entsetzen, wie ein riesenhafter Schattenschleicher im Sturzflug direkt auf Babes Kopf zuhielt, eineinhalb Mal so groß wie der, den er als Pet benutzt hatte. Er hob seinen Stab und wusste im selben Moment, dass er mit seinem noob‘schen Schild das Mädchen nicht retten konnte.
Und da geschah ein Wunder.
„Babe! Zur Wand!“
Das Mädchen hörte ihn, trotz des Donners hinter ihnen, und sie gehorchte sogar.
„Über dir!“
Babe blickte in die Richtung, in die Ross zeigte, und schrie vor Schreck auf. Und dazu hatte sie jeden Grund. Ross war selbst geschockt. – So etwas hatte er noch nie im Leben zu Gesicht bekommen.
Alle Sleep-Zauber wirkten auf gleiche Weise: Der Mob oder Spieler erstarrte genau an der Stelle, an der ihn der Effekt traf. Der gigantische Schattenschleicher wurde im Anflug auf sein Opfer getroffen – und blieb in der Luft hängen wie auf einem eigentümlichen Naturgemälde. Sein flacher Körper sah aus wie eine ausgebreitete Wolldecke, seine Pranken mit den ausgefahrenen Krallen reckten sich dem Mädchen entgegen. Der in einer flachen Quaste endende Schwanz krümmte sich nervös, um die Flugbahn zu korrigieren.
„Sobald er fällt, brumm‘ ihm Sleep auf! Ich schicke ihm Erdwurzeln! Irgendetwas muss durchgehen.“
Babes Skill verpuffte wirkungslos, aber Ross mit seiner astronomischen Intelligenz hatte wieder einmal Glück: Der Mob erstarrte, kaum dass er den Boden berührt hatte. Fauchend wie eine wütende Katze versuchte er, seine festgezurrten Beine von den zu Wurzeln zu befreien, die aus dem Nichts aufgetaucht waren.
In der nächsten Sekunde schmetterte das Pet in den Bösewicht, glücklicherweise direkt in seinen Rücken. Durch den tiefen Schnitt begann er heftig zu bluten. Nun verlor der Mob just das Interesse an Babe. Er drehte sich um und begann, seinen wiedererweckten Artgenossen zu zerfurchen. Alles, was Ross tun konnte, war, seinem Pet regelmäßig Heals zu senden und mit Chaos-Pfeilen zu helfen.
„Babe! Vergiss die Heals für das Pet! Schlag den verdammten Bettvorleger!“
„Wieso?!“
„Du kannst ihm ohnehin nicht viele HP wiedergeben, und Flaitinge kriegen Strafen, wenn sie Geschöpfe der Finsternis heilen! Überlass mir das! Schlag ihn, los, los!“
„Ich zwicke ihm doch nur ins Fell!“
„Dann zwick‘ ihn eben, egal! Und pass auf, dass dein Schild hält. Und gib dir selbst Regens! Wenn er frei kommt, macht er dich in weniger als zwei Sekunden kalt!“
„Hol dir seinen Seelenkristall! Er wird ein Superpet!“
Als er merkte, dass seine Gesundheit zur Neige ging, wurde der Schattenschleicher nervös. Plötzlich sendete er einen flächendeckenden Sleep,
der alle traf. Ross sah hilflos mit an, wie sein Pet starb, ohne etwas tun zu können. Doch nachdem er sich des Feindes entledigt hatte, machte der Riese einen großen Fehler: Er griff anstelle von Babe Ross an. Ein Schlag – und ein Drittel seiner Lebenspunkte war dahin. Ross kam schnell zur Besinnung, schickte dem Biest einen Sleep, rannte davon, heilte sich selbst und entfernte den negativen Effekt von Babe.
„Shield und Regen auf mich, und dann Heal,
immer weiter Heal! Ich mache ihn fertig. Ein Pet wiederzubeleben, dauert zu lange!“
Stehen zu bleiben und die Schläge eines Mobs dieser Größenordnung auf sich niederprasseln zu fühlen, war schier unerträglich. Doch Ross hielt durch. Zum Glück musste er die Tortur nur kurz ertragen. Wäre sein Root nicht danebengegangen, hätte er überhaupt keine Schwierigkeiten gehabt, die Kreatur zu töten.
„Du hast den Moosschattenschleicher Maximus getötet. Verdiente Erfahrungspunkte: 13898. Zum Erreichen der nächsten Stufe fehlen dir: 401523. Achtung! Du hast eine Kreatur entdeckt, die im Bestiarium der Welt nicht vorkommt! Du hast dir eine Anerkennung verdient: +1 Stärke. Um eine Auszeichnung für die Entdeckung der neuen Kreatur zu erhalten, wende dich an die Magische Akademie. Dein Ausdauerlevel hat sich um eine Einheit erhöht. Dein Beschwörungslevel hat sich um eine Einheit erhöht. Du hast die Fähigkeit Schlaf der Massen
gestohlen. Die Fähigkeit Schlaf der Massen wurde dem Buch der Fähigkeiten deines Pets hinzugefügt.“
„Was ist mit Tang?!“, rief Babe. „Sein Icon ist nicht grau, aber er ist weg!“
„Nicht so laut, sonst bekommen wir noch mehr Überraschungsbesuch! – Tang ist verschüttet worden. Er ist langsam, deswegen ist er nicht rechtzeitig rausgekommen. Aber wie es scheint, hat er nicht viel Schaden abbekommen, seine Lebenspunkte sind nicht mal zu einem Drittel verschwunden. Ich schreibe ihm eine Chatnachricht... Ah, er sagt, er lebt noch. Du kannst selbst sehen, dass er im Gruppenchat antwortet, oder? Ich versuche, ihn auszugraben.
„Ich helfe dir.“
„Halte mir lieber den Rücken frei. Ich lasse ein neues Pet auferstehen. Aber du solltest lieber keine allzu großen Hoffnungen in es setzen. Schattenschleicher greifen immer aus dem Hinterhalt an, und immer von oben.“
„Lass den hier auferstehen. Er ist eine echte Killermaschine! Echt grausam, wie er zuschlägt...“
„Alle Schattenschleicher haben enormen Angriffsschaden, und das Level von dem hier ist sehr hoch. Deswegen hat er mehr ausgeteilt als alle vorherigen. Du buffst das Pet, und ich mache mich ans Graben.“
Geschlagene eineinhalb Stunden dauerte es, bis Ross endlich Tangs Fuß sehen konnte. Aber ehe er den Norder schließlich freigeschaufelt hatte, verging fast noch einmal so viel Zeit.
Tang bot einen mitleiderregenden Anblick: Sein Helm und Harnisch waren völlig verbeult und sein linker Arm an zwei Stellen gebrochen. Mitfühlend begann Babe, ihn zu heilen, und Tang brummte finster:
„Ich frage mich, wie lange ich noch ohne euch unter den Brocken herumgelegen hätte...“
„Man überlebt höchstens zwei bis drei Stunden, nachdem man verschüttet wurde. Dann sind die HP aufgebraucht. So haben es mir die Minenarbeiter zumindest erzählt“, beantwortete Ross die Frage.
„Gott, erbarme dich! Alle Dämonen der Hölle lecken sich ganz bestimmt die Finger nach denen, die dieses Spiels entwickelt haben! Eine Stunde länger, und ich wäre verrückt geworden, ganz zu schweigen von zwei oder drei! Ich konnte kaum atmen. Habt ihr denn keine Brocken abbekommen? Ich habe gesehen, wie deine Lebensskala abgesackt ist, Ross...“
„Nein, uns hat ein Schattenschleicher angegriffen. Er liegt da
drüben, um die Ecke. Ein richtiges Monster. Ein Riese, wie ich noch nie einen gesehen habe. Hast du es denn nicht in den Logs gelesen?“
„Mir war, ehrlich gesagt, nicht danach, unter dem Haufen irgendwelche Logs zu lesen. Mir war speiübel.“
„Zieh erst mal den Harnisch und den Helm aus. Ich muss sie reparieren.“
Tang gehorchte, lehnte sich an die Wand und beschwerte sich:
„Wir wären fast draufgegangen. Und dabei sind wir noch nicht mal bis zum Boss vorgedrungen.“
„So ein Einsturz lässt sich nicht vorhersagen“, sagte Ross.
„Das ist wahr. Aber wenn Babe während des Kampfes mit dem Schattenschleicher offline gegangen wäre, hätte ich stundenlang verschüttet herumliegen müssen. Ermutigende Aussichten...“
Schuldbewusst schlug das Mädchen die Augen nieder:
„Bitte entschuldigt, falls ich wieder plötzlich verschwinde. Ich kann nichts dafür.“
„Ist es so schlimm?“, hakte Tang nach.
„Ja, ich kann es nie vorher wissen. – Ich habe einen Promo-Account. Die ersten drei Monate sind kostenlos, danach muss ich zahlen. Zwei davon sind schon abgelaufen, und als ich hier gelandet bin, habe ich geflennt wie ein Walross, weil ich dachte, ich würde den dritten auch noch verlieren, ohne dass ich irgendetwas davon habe. Am Anfang dachte ich, ich könnte in der Zweiten Welt
Geld
verdienen. Um von meiner Stiefmutter wegzukommen. Die Mutter von einer Klassenkameradin hat eine Wohnung, die ich günstig mieten könnte. Wegen des Spiels habe ich sogar fast die Schule geschmissen, hätte um ein Haar die Aufnahmeprüfung für die Fachhochschule versiebt! – Im Moment läuft der Unterricht noch nicht, also kann ich spielen, so viel ich will. Mein Plan war, bis dahin das nötige Geld zu verdienen. Aber daraus ist nichts geworden. In unserer Stadt einen realen Job zu finden, ist zwar möglich, aber wenn das meine Zukunftsaussichten sein sollen, dann besorge ich mir lieber gleich ‘nen Strick, ehrlich. Wenn ich alles, was ich hier besitze, verkaufe, reicht es gerade für zwei Monatsmieten, aber nie im Leben, um auch noch den Account zu bezahlen. Und was soll ich danach machen? – Normale Verwandte habe ich nicht, auch keine Freunde, die mir helfen könnten. Und was meinen Freund betrifft – das war gelogen. Soll ich vielleicht auf www.schau-zu.ru erotische Gymnastik vorführen? Kurz: Ich stecke in der totalen Sackgasse. Ich und habe keine Ahnung, wie ich wieder rauskommen soll. Wie schon gesagt, es tut mir leid. Die Einzelheiten erspar‘ ich euch. Nur so viel: Ich habe wenig Kontrolle darüber, wann ich mich auslogge. – Ich weiß, euer Flaiting bringt euch mehr Ärger als Nutzen.“
Tang räusperte sich. Dann sagte er wie beiläufig:
„Ich habe ein bisschen was auf meinem Spieler-Konto deponiert, bevor ich mein Leben hierher verlegt habe. Es dürfte reichen, um das Account-Abo für mehrere Jahre zu bezahlen, und wenn mein Tank erst einmal ordentlich entwickelt ist, werde ich hier garantiert nicht arbeitslos herumsitzen, das ist sicher. Also, Babe, machen wir es so: Ich überweise dir ein bisschen Geld, damit du sofort ausziehen kannst. Und dann... Nun, an sich haben wir noch nicht vereinbart, wie wir die Beute von unseren Raids aufteilen, aber Ross scheint mir kein Mensch zu sein, der alles allein einstreicht.
Übrigens sollten wir dafür eine Abmachung finden, denn bisher werfen wir alles wahllos in irgendwelche Taschen, auch den wertvollen Loot.“
Ross zuckte die Schultern:
„Wenn‘s nach mir geht, kommen wir ohne aufwändige Buchhaltung aus. Teilen wir einfach alles durch drei.“
„Das ist nicht gerecht, finde ich, weil du den Löwenanteil verdienst“.
„Ich sage doch: Ich bin kein Erbsenzähler.“
„Na schön. Aber alle Items, die du fertigst, gehören dir. Genauso wie alles, was du abbaust.“
„Ach, Tang, du bist ulkig. Es ist ja nicht gerade so, als hätten wir bergeweise Schätze zusammengetragen, über die wir uns jetzt streiten müssten.“
„Du bist schlecht im Rechnen, mein lieber Ross. Nach meinen bescheidensten Schätzungen kommt alles, was wir bisher haben – Items, Erze, Metallbarren und der restliche Pipapo – auf zwei- bis dreitausend in Gold. Mag sein, dass das für dich nicht viel ist, aber für Babe ist ein Drittel davon schon eine ernstzunehmende Summe, denke ich.“
Das Mädchen nickte:
„Schon. Alle Ausrüstung, die mein Charakter hat, ist viel weniger wert. Aber, wie auch immer, Ross: Ich würde gerne weiter in deinem Team bleiben, wenn du nichts dagegen hast. Ich werde dein
persönlicher Flaiting, wenn du mich nimmst. Du hast mich spielen sehen. Ich bin nicht so schlecht. Wenn du wirklich den Stufenaufstieg entsperren kannst, müsste ich nur für einen billigen Account mit einer Sperre bei hundert aufkommen. Das wäre nicht so teuer. Du bringst es sogar hier in Gefangenschaft fertig, ein Vermögen zu scheffeln – mit unserer bescheidenen Hilfe. Aber das heißt doch, dass wir unter normalen Umständen noch mehr verdienen könnten. Und ich brauche nicht viel. Fünfhundert Golddublonen im Monat – das wäre ein Traum! Wenn es für Miete und Account reicht, bin ich schon glücklich. Etwa vierhundert insgesamt. Das kommt mir realistisch vor, wenn alles so weiterläuft wie bisher.“
„Du brauchst auch Essen und Kleidung, vergiss das nicht. Du musst Rechnungen bezahlen-“, begann Tang aufzuzählen, unterbrach sich jedoch. Dann fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu: „Obwohl – wenn dein Charakter ein Ebenbild seiner Besitzerin ist, dürfte Essen wohl kein sehr großer Kostenpunkt für dich sein. – Also, Babe: Ich überweise dir tausend in Gold. Damit solltest du zwei Monate auskommen, wenn mich nicht alles täuscht. Gib mir deine Kontoverbindung.“
Ross hob die Hand:
„Stopp, Tang. Ich kann mir vorstellen, dass auf deinem Konto nicht allzu viel Geld ist. Ich habe auch etwas gespart.“
„Ihr zwei seid echt merkwürdige Typen“, sagte Babe argwöhnisch. Seid beide total heiß darauf, mir Geld zu geben...“
„Ich möchte nicht, dass du mitten im Gefecht plötzlich rausfliegst und ich ohne Heilerin dastehe“, antwortete Tang.
„Ich auch nicht“, bekräftigte Ross.
„Und das ist alles?“
„Na ja... Über unsere weitere Zusammenarbeit können wir ja noch reden. Du bist unsere Bufferin und Healerin, Tang ist unser Tank, und ich bin unser Damager. Dann wäre da noch einen Freund von mir, der gerne handelt. – Ihn könnten wir auch gut gebrauchen. Wir haben ein kleines, aber feines Team, inklusive einem Partner da draußen, der sich ums Geschäftliche kümmert. Ich bin zwar ein Held, aber als Einzelkämpfer komme ich hier auch nicht weit. Und jetzt lasst uns weitergehen. Wir verlieren wertvolle Zeit.“
„Hat dieser Schattenschleicher denn wenigstens guten Loot abgeworfen?“, fragte Tang unterwegs.
„Nicht besonders. Den üblichen Nippes.“
„Vielleicht solltest du die übrigen verfügbaren Einheiten auch noch in dein Glück stecken?“
„Klar doch, sobald ich die nächsten hundert beisammen habe, mach‘ ich das sofort. Es ist schon verdammt lange her, dass mein Name den weltweiten Chat auf den Kopf gestellt hat...“
* * *
„Nicht am Telefon. Kommen Sie hierher.“
„Vielleicht könnten Sie wenigstens eine Andeutung machen? Ich habe eigentlich gleich ein wichtiges Meeting.“
„Erinnern Sie sich an den Strolch, der die Aura aus dem Gleichgewicht gebracht hat, Aaron? – Diese kleine Kanaille, deren Drahtzieher wir nicht kennen?“
„Meinen sie den, an den ich auch denke?“
„Ja.“
„Natürlich.“
„Er hat wieder von sich hören lassen.“
„Ist das ganz sicher?“
„So sicher wie das Amen in der Kirche. Die ganze Welt hat die Neuigkeiten über ihn lesen können.“
„Schon wieder?! So wie beim ersten Mal?“
„Etwas bescheidener, aber es definitiv seine Handschrift. Schauen Sie mal ins Forum, da ist ein Sturm losgebrochen: Er hat bei irgendeinem sekundären Attribut hundert Punkte erreicht und den Chinesen überholt.“
„Ich bin in einer Stunde da. Und rufen Sie Coleman an. Es ist Zeit, ernsthafte Maßnahmen zu ergreifen.“
„Das habe ich schon. Er hat gesagt, er mobilisiert alle, die er
erreichen kann – und auch alle, die er nicht erreichen kann. Es muss was getan werden...“