8. KAPITEL

Andrea trank einen Schluck Champagner und probierte dann etwas von dem appetitlich angerichteten Fisch, den ein Steward ihr mit einer Verbeugung serviert hatte. Sie saßen im Salon an einem langen Ebenholztisch, der mit Kristallgläsern und goldenen Bestecken gedeckt war. Überall standen wunderbar duftende Blumenbouquets, und von der Decke hing der größte Kronleuchter, den Andrea je gesehen hatte. Vier uniformierte Bedienstete warteten nur darauf, dass das frisch vermählte Ehepaar einen Wunsch äußerte.

„Möchtest du etwas anderes essen?“, fragte Nikos und brach damit das beinahe unerträgliche Schweigen.

„Nein danke, ich bin nur nicht hungrig“, erwiderte sie kurz angebunden. Eigentlich hatte sie nicht so unhöflich sein wollen, doch ihre Beine schmerzten von der Anstrengung und dem langen Sitzen. Ich sollte es ihm jetzt sagen, dachte sie, und diese Farce beenden. Dann könnte der Kapitän umdrehen und sie wieder nach Athen zurückbringen.

Nikos betrachtete seine Frau ungehalten. Sie hatte den Fisch kaum angerührt, und auch er hatte plötzlich keinen Hunger mehr. Er schob den Teller zur Seite und stand auf. Warum sollte er noch länger hier sitzen, während seine Braut ihm nur zu deutlich zeigte, wie sehr sie ihn verachtete. „Komm“, sagte er und hielt ihr die Hand hin.

Andrea zögerte kurz, doch dann ließ sie sich doch von ihm aus dem Salon führen. Wenn sie mit Nikos sprach, wollte sie allein sein, und sie würde sicher gleich Gelegenheit dazu haben. Die Stewards schlossen die Tür hinter ihnen, und Nikos öffnete gleich darauf eine Tür am Ende des mit einem dicken Teppich ausgelegten Gangs und ließ Andrea zuerst eintreten.

Die Eignerkabine war vom Boden bis zur Decke mit Mahagoni vertäfelt, und in der Mitte des Raumes stand ein riesiges Bett, das ganz in goldfarbene Seide getaucht zu sein schien. Andrea blickte schnell zur Seite. Jetzt oder nie, dachte sie. „Ich muss mit dir reden“, sagte sie, und ihre Stimme bebte.

„Was für ein Wunder!“, erwiderte er spöttisch. „Meine Braut hat ihre Sprache wiedergefunden!“

„Ich möchte dich nur darüber informieren, dass ich morgen nach England zurückkehren und dann in London die Scheidung einreichen werde.“

Nikos betrachtete sie mit zusammengekniffenen Augen. Sein kalter Blick war wie ein Schlag ins Gesicht, und Andrea ballte die Hände zu Fäusten. Ihre Beine schmerzten unerträglich, doch sie zeigte keine Schwäche.

„Wie kommst du darauf, dass ich dich gehen lassen werde?“, fragte er schließlich bedrohlich leise.

Sie wusste selbst nicht, wie sie den Mut aufbrachte, ihm weiter die Stirn zu bieten. „Das liegt doch auf der Hand. Du wolltest mich nur heiraten, damit du die Firma meines Großvaters übernehmen kannst. Das ist dir gelungen, und deshalb können wir uns jetzt wieder scheiden lassen.“

„Das ist eine interessante Schlussfolgerung, nur leider ist sie völlig falsch“, erwiderte er.

„Warum?“

„Weil“, sagte er, und seine sanfte Stimme erinnerte sie wieder an den Nikos Vassilis, der sie durch seine Küsse und Liebkosungen in den Wahnsinn treiben konnte, „du neben deinem Erbe noch andere Qualitäten besitzt, die ich auskosten möchte.“ Er kam auf sie zu, und in seinem Blick lag eine Begierde, die Andrea zutiefst erschreckte.

„Bleib stehen!“, befahl sie.

„Gib mir keine Befehle, pethi mou! Damit erreichst du gar nichts!“ Das war eine deutliche Warnung, aber Andrea dachte nicht daran, sich einschüchtern zu lassen.

„Wenn du Sex willst, ruf doch eine von deinen beiden Geliebten an!“, sagte sie spöttisch.

Er blieb starr stehen. „Meine was?“

„Du hast mich genau verstanden! Die ganze Welt weiß, dass du dir zwei Geliebte hältst, und wahrscheinlich hast du nebenbei noch einen ganzen Harem mit anderen Frauen! Geh zu ihnen, wenn du dich abreagieren willst, aber fass mich nicht an!“

„Wer hat dir das erzählt?“, fragte er heiser.

„Mein über alles geschätzter Großvater. Er hat mir kurz vor der Hochzeit einen Vortrag über meine Pflichten gehalten. Dazu gehört selbstverständlich auch, dass ich es zu akzeptieren habe, wenn mein Mann mir untreu ist. Geliebte gehören nun einmal dazu, und eine griechische Ehefrau hat das klaglos hinzunehmen.“

Jetzt verstand Nikos alles. Vielen Dank, alter Mann, dachte er spöttisch, das hast du gut gemacht! Yiorgos Coustakis hatte seine Ehe schon ruiniert, bevor sie überhaupt begonnen hatte!

„Lass uns eins klarstellen“, sagte er ruhig. „Ja, ich habe mit anderen Frauen geschlafen, aber zu der Zeit war ich ungebunden und hatte jedes Recht dazu. Aber ich kann dir versichern“, er hob die Hand, „dass ich keine andere angesehen habe, seitdem ich dich kenne.“

Andrea lachte höhnisch. „Toll! Du hast ihnen also einfach den Laufpass gegeben? Wie nett von dir!“

Nikos schloss kurz die Augen und atmete tief durch. „Meine Beziehungen zu meinen Geliebten sind immer … wie soll ich sagen … offen gewesen. Xanthe Palloupis hat mehrere andere reiche Männer an der Hand, die ihr ihren aufwendigen Lebensstil finanzieren, und Esme Vandersee …“

„Esme Vandersee?“, unterbrach Andrea ihn. „Das Topmodel?“

Nikos nickte. Ihm war ihr Tonfall nicht entgangen. Es klang beinahe so, als wäre sie eifersüchtig. „Auch Esme hat unzählige Bewunderer und wird mir sicher keine Träne nachweinen.“

Andrea wollte nichts mehr davon hören. Es war doch sowieso alles unwichtig. Sollte er doch an jedem Finger eine Geliebte haben! Ihr war es egal, denn schon morgen würde sie wieder in London sein.

„Jetzt verstehe ich auch, warum du die ganze Zeit so geschmollt hast“, sagte Nikos.

„Nein, das tust du nicht!“, rief Andrea aufgebracht. „Ich werde mich trotzdem scheiden lassen, und das hat nichts mit deinem Harem zu tun. Morgen fliege ich nach Hause, und du wirst mich nicht aufhalten.“

„Darf ich fragen, was du jetzt noch gegen unsere Hochzeit einzuwenden hast?“ Es war ihm anzumerken, dass er langsam die Geduld verlor.

Andrea bückte sich um. Ihre schäbige Wohnung würde allein in diese luxuriöse, riesige Kabine passen! Ich sollte ihm jetzt die Wahrheit über mein Leben erzählen, dachte sie, dann gibt er sicher sofort den Befehl, nach Athen zurückzufahren. „Wir kommen aus zwei ganz verschiedenen Welten“, sagte sie schließlich und schwieg erschrocken, als sie seine finstere Miene sah.

Natürlich! Er hatte es ja schon geahnt. Das Straßenkind und die verwöhnte Erbin! So leicht würde er sie aber nicht davonkommen lassen! „Trotzdem bist du meine Frau, Andrea, und da du keine Griechin bist, bin ich bereit, nachsichtig zu sein. Du solltest eins wissen: Wenn eine Braut ihren Mann direkt nach der Trauung verlässt, hat sich dieser für immer zum Narren gemacht. Es wird eine Hochzeitsnacht geben, Andrea, also finde dich lieber damit ab.“

Langsam kam er auf sie zu. In seinem Blick sah sie ganz deutlich, wie entschlossen er war. Einen Moment lang verspürte sie keine Angst, sondern nur Leidenschaft, mächtig und unwiderstehlich, doch sie unterdrückte sie schnell. Es gab kein Zurück mehr, und sie war bereit, bis zum bitteren Ende durchzuhalten … so schlimm würde es schon nicht werden …

Nikos ließ die Hand sanft erst über ihre Wange und dann über die nackte Schulter gleiten, die nur vom Spaghettiträger ihres langen Kleides bedeckt war. „Das letzte Mal hast du meine Umarmung sehr genossen“, flüsterte er heiser. Sanft strich er dann über ihre bebenden Lippen.

Noch hielt sie seinen Liebkosungen stand, aber es würde nicht mehr lange dauern, bis er sie für sich gewonnen hatte. Wenn sie endlich zusammen im Bett lagen, sollte sie ruhig an die verschiedenen Welten denken, aus denen sie kamen … oder daran, wie sie das Geld ihres Großvaters am besten anlegte – wenn sie dann noch konnte!

Spöttisch lächelnd wandte er sich ab und ging zum Schrank. Er durchsuchte die sorgsam in einer Reihe aufgehängten Kleidungsstücke, nahm schließlich einen Hauch von Seide vom Bügel und warf ihn Andrea zu. „Hier, zieh das an“, befahl er und zeigte auf das Badezimmer.

Sie wusste sofort, was es war: das Negligé, das er ihr in dem eleganten Geschäft in der Athener Innenstadt gekauft hatte. Schweigend ging sie in das angrenzende Bad, zog sich aus und schlüpfte in das teure Teil. Er würde daran sowieso keine Freude haben.

Inzwischen hatte Nikos nach dem Steward geklingelt und eine Flasche Champagner bringen lassen. Dann ging er in das zweite Badezimmer, streifte sich seine Sachen ab und zog einen Morgenmantel über.

Endlich würde er seine Frau verführen! Seine Frau!

Entschlossen betrat er die Eignerkabine mit dem großen Bett, auf dem er gleich sehr viel Spaß haben wollte. Seine Frau lag schon unter der Decke, und ihr wundervolles, langes rotes Haar fiel wie ein Wasserfall auf das Kissen. „Du bist so schön“, flüsterte Nikos atemlos.

Andrea hätte beinahe laut gelacht. „Bin ich das?“, fragte sie spöttisch.

Nikos nickte nur und setzte sich neben Andrea. Er konnte es kaum erwarten, sie endlich zu berühren – diese umwerfende Eva, die in seinem Bett lag und plötzlich aktiv die Rolle der Verführerin übernahm, denn sie richtete sich auf und ließ die Hände durch ihre Haare gleiten. Die Decke rutschte hinunter, und Nikos konnte ihre vollen Brüste unter dem dünnen Stoff des Negligés erkennen.

„Was ist, Nikos? Bin ich wirklich so wunderschön?“, fragte sie, lächelte betörend und zog die Decke noch etwas herunter. „Kann ich mit deinen Geliebten konkurrieren?“

Er war nicht bereit, länger zu warten, denn er konnte ihr nicht widerstehen. Nur ein Heiliger hätte es gekonnt! Was war aus der englischen Eisprinzessin geworden? Eine verführerische Aphrodite, die nur darauf wartete, endlich geliebt zu werden und einem Mann Freude zu bereiten. „Zeig mir deinen Körper, Andrea“, sagte er mit rauer Stimme.

Ganz langsam schlug sie die Decke beiseite, schob das Negligé hoch und sah ihn dann schweigend an.

Du meine Güte … Nikos glaubte, seinen Augen nicht trauen zu können. Gebannt betrachtete er die Narben, die Andreas Haut vom Knöchel bis hin zur Hüfte wie ein Netz überzogen.

Andrea sah das Entsetzen in seinem Blick und wusste, dass sie gewonnen hatte. Nikos Vassilis war genauso wie alle anderen Männer. Es hatte noch niemanden gegeben, der bei diesem Anblick nicht sofort die Flucht ergriffen hatte! Sie zog die Decke wieder über sich und wandte sich dann Nikos zu. „Das war’s dann“, sagte sie ausdruckslos. „Ich werde in einer anderen Kabine schlafen. Wenn wir morgen früh wieder in Athen sind, werde ich mir ein Taxi zum Flughafen nehmen.“

Als sie aufstehen wollte, packte er ihren Arm und hielt sie zurück.

„Lass mich bitte los, Nikos. Es tut mir leid, dass es so weit kommen musste, aber du warst ja nicht bereit, einer Scheidung zuzustimmen. Dir meine Beine zu zeigen war die einzige Möglichkeit, dich zu überzeugen“, erklärte sie zitternd. Es war Andrea anzumerken, wie schwer ihr das Ganze fiel.

Nikos dachte nicht daran, sie gehen zu lassen, sondern nahm ihre Hand. „Was ist geschehen, Andrea?“

Irgendetwas stimmt nicht, dachte sie. Warum lief er nicht wie alle anderen davon? Stattdessen berührte er sie, und das machte sie nervös.

„Willst du das wirklich wissen?“, fragte sie leise und spürte, wie Tränen ihr in die Augen stiegen. Energisch drängte sie sie zurück und suchte verzweifelt nach den richtigen Worten. „Ich hatte mit fünfzehn Jahren einen Autounfall“, sagte sie schließlich. „Der ältere Bruder meiner Freundin hat am Steuer gesessen, und wir waren auf dem Weg ins Kino. Ich kann mich nicht mehr an viel erinnern … nur an einen Knall, als ein Reifen geplatzt ist, und die erschrockenen Schreie, als der Fahrer versuchte, die Kontrolle über den schleudernden Wagen zu behalten. Gleich darauf habe ich das Bewusstsein verloren und bin erst im Krankenhaus wieder aufgewacht. Die Feuerwehr musste mich aus dem Wrack schneiden, und meine Beine waren sehr schwer verletzt. Die Ärzte wollten …“, sie schluckte und rang um Fassung, „… sie amputieren.“

Andrea war so gefangen in ihren Erinnerungen, dass sie nicht bemerkte, wie der Mann neben ihr tief durchatmete und ihre Hand fester umklammerte.

„Meine Mutter hat es nicht zugelassen. Sie war sich sicher, dass wir es auch so schaffen würden – und sie hatte recht! Nach vielen Wochen durfte ich im Rollstuhl durch die Krankenhausflure fahren und bin dann später in eine Rehabilitationsklinik gekommen. Die Ärzte haben gesagt, dass ich nie wieder laufen könnte, doch auch da haben sie sich geirrt. Noch im Krankenhaus hat meine Mutter unermüdlich mit mir geübt, und ich wollte sie nicht enttäuschen. Es hat lange gedauert, bis ich wieder gehen konnte, und selbst dann musste ich mich noch einigen Operationen unterziehen, die mich immer wieder zurückgeworfen haben. Doch meine Mum hat nie aufgegeben und mich immer wieder ermuntert. Ohne sie säße ich heute noch im Rollstuhl.“

Sie machte kurz die Augen zu und dachte an die furchtbarste Zeit ihres Lebens. „Deshalb kann ich auch nicht tanzen oder lange stehen. Die Muskeln verspannen sich dann, und der Schmerz ist unerträglich. Schwimmen tut mir gut, denn es entlastet die Beine, doch ich gehe immer nur sehr frühmorgens, damit mich niemand sieht.“

Wieder kamen ihr die Tränen. „Ich habe Glück gehabt“, flüsterte sie, „denn in der Rehaklinik gab es noch viel schlimmere Fälle. Wenn ich mich nicht überanstrenge, ist alles in Ordnung. Und ich werde niemals heiraten, damit habe ich mich schon abgefunden. Welcher Mann würde mich auch schon wollen – entstellt, wie ich bin?“

Bevor sie etwas dagegen tun konnte, hatte Nikos die Bettdecke zur Seite geschoben. Als er sanft die Hände über ihre Beine gleiten ließ, wollte Andrea ihn wegstoßen, doch er ließ es nicht zu und liebkoste sie weiter. Ganz langsam strich er über die Narben, an den Knien vorbei bis hinunter zu den Knöcheln. Dann senkte er den Kopf und berührte sie mit seinen Lippen.

Andrea saß fassungslos da. Wie konnte er sie berühren und dabei nicht angewidert sein?

„Nikos …“, sagte sie flehend, „bitte nicht …“

Er hob den Kopf und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. „Genieß es, agape mou“, flüsterte er und liebkoste sie weiter. Schließlich brachte er sie dazu, zurück auf die Kissen zu sinken, und legte sich neben sie. Als sie protestieren wollte, schüttelte er nur den Kopf. „Jetzt ist keine Zeit zum Reden“, sagte er heiser.

Es kam ihm vor, als bewegte er sich auf Messers Schneide. Jede Geste und Berührung waren von äußerster Bedeutung. Ich muss mich beherrschen, nahm Nikos sich vor. Es ging hier nur um sie und nicht um ihn …

Ganz sanft presste er die Lippen auf ihre und liebkoste sie so zärtlich, bis sie unwillkürlich den Mund öffnete und ihn willkommen hieß. Irgendwann zuvor hatte sie die Augen geschlossen, er wusste nicht mehr, wann, aber das spielte auch keine Rolle. Wichtig war, dass sie beschlossen hatte, sich ihm hinzugeben und nur noch die Flammen der Leidenschaft zu spüren, die langsam, aber sicher immer heißer zu lodern begannen.

Auch für ihn ging es nur darum, das Hier und Jetzt zu genießen. Um die Kontrolle zu behalten, musste er alle Gefühle verdrängen, die ihn beschäftigten … und zwar ganz besonders die, über die er nicht lange nachdenken wollte …

Er ließ die Lippen über ihren Hals gleiten und zog eine Spur von Küssen bis hinunter zu ihren nackten Schultern. Geschickt öffnete er dann ihr Negligé und widmete sich ihren vollen Brüsten. Die Spitzen waren aufgerichtet, und er umschloss sie aufreizend mit seinem Mund.

Sie stöhnte leise auf und bewegte sich unter ihm, als die Begierde in ihr übermächtig wurde. Nikos spürte, wie sein Körper reagierte. Nein, dachte er verzweifelt, noch nicht! Das war für sie und nicht für ihn! Mit einer enormen Kraftanstrengung hielt er sich zurück und liebkoste ihre Brüste weiter, bis Andrea es vor Lust kaum noch aushielt.

Ungeduldig öffnete sie den Gürtel seines Morgenmantels und flehte Nikos atemlos an, weiterzumachen.

Doch Nikos hatte etwas anderes vor. Er küsste sie leidenschaftlich und ließ gleichzeitig die Finger nach unten gleiten … über ihren flachen Bauch und dann tiefer, bis er ihre empfindsamste Stelle erreicht hatte. Sanft begann er, sie dort zu streicheln.

Andrea stöhnte leise auf. Alles um sie her war plötzlich unwichtig geworden. Es gab nur noch sie und diese betörenden Gefühle, die Nikos in ihr hervorrief.

Plötzlich hielt Nikos inne und schob sanft ihre Beine auseinander.

Zuerst verspannte sie sich und wollte sich wehren, doch dann streichelte Nikos die Innenseite ihrer Schenkel so aufreizend, dass sie alle Bedenken über Bord warf. Zärtlich beugte er sich hinunter und küsste ihre empfindsamste Stelle. Andrea bog sich ihm entgegen. Unwillkürlich wusste sie, dass ihre Begierde noch nicht vollständig gestillt war. Es gab noch mehr …

Nikos war nur zu gern dazu bereit. Er liebkoste sie weiter, und sie flehte ihn an, nicht aufzuhören. Die Wellen der Leidenschaft schlugen immer höher, der Sog wurde immer stärker, und Andrea spürte, wie die Flammen der Begierde von ihrem Körper Besitz ergriffen. Noch nie im Leben hatte sie so etwas Wundervolles empfunden. Sie gab sich ganz diesem unbeschreiblichen Gefühl hin, das Nikos mit seinen Liebkosungen in ihr auslöste. So hätte sie es sich nicht vorgestellt … so atemberaubend und unbeschreiblich schön.

Als sie dann den höchsten Gipfel der Lust erklommen hatte und in den wirbelnden Sog der Ekstase gerissen wurde, schrie sie leise auf und klammerte sich hilflos an Nikos.

Es dauerte einen Moment, bis sie danach wieder in die Wirklichkeit zurückfand. Die Leidenschaft ebbte langsam ab, und Andrea spürte eine tiefe Befriedigung und Erschöpfung zugleich. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie in Nikos’ Armen lag, und sie fühlte sich zum ersten Mal seit langer Zeit geborgen.

Nikos hielt sie schweigend fest. Sie war ganz ruhig, entspannt, und er wusste genau, dass er das Richtige getan hatte. Unwillkürlich hatte er erkannt, wie er ihr am besten Freude bereiten konnte. Indem er sie auf eine atemberaubende, sinnliche Reise mitgenommen hatte, die all ihre Ängste in nichts aufgelöst hatte, war es ihm gelungen, die Geister der Vergangenheit zu vertreiben. Sie würde nie mehr denken, dass sie nicht begehrenswert war. Nachdenklich betrachtete er ihre Beine und dachte wieder an ihre Worte: „Die Ärzte wollten sie amputieren.“ Was für ein furchtbares Schicksal war ihr erspart geblieben!

„Andrea mou …“, flüsterte er ihr ins Ohr und küsste sie auf das Haar. Gebannt beobachtete er, wie ihr die Augen zufielen und sie in einen tiefen Schlaf sank. Auch er merkte plötzlich, wie müde er war, entspannte sich und ließ die Dunkelheit kommen.