Wie üblich behauptete Quark, die geschädigte Partei zu sein. Odo glaubte ihm nicht eine Sekunde lang.
Der Sicherheitsoffizier saß in Quarks Bar an einem Tisch, auf dem sich kein einziges Getränk befand, während Quark nervös um ihn herumwieselte, mit den Händen gestikulierte und sich nach Kräften bemühte, den zutiefst entrüsteten Ferengi zu spielen. »Ich glaube es einfach nicht!«, rief er und verspritzte Speicheltröpfchen durch seine Nagezähne. Quark trug eine lindgrüne Jacke über einer schreiend bunten Bluse, die aussah, als wäre sie von einer Horde hyperaktiver Zweijähriger mit Malstiften bearbeitet worden. »Ich wende mich an Sie, in meiner Eigenschaft als gesetzestreuer Bürger, als Vertreter einer Gemeinschaft, als Opfer eines Verbrechens, und Sie heben nicht einen Ihrer Gallertfinger, um Ihre Pflicht zu erfüllen! Es ist ein Frevel, ein Skandal! Haben Sie vergessen, was Ihr Job ist?«
»Mein Job besteht darin, ein wachsames Auge auf Sie zu haben«, antwortete Odo, während er sich leidenschaftslos in der Bar umblickte. Es widerstrebte ihm, in Quarks Richtung zu schauen. Je mehr Quark sich aufregte, desto desinteressierter wirkte Odo.
Zur Mittagszeit füllte sich die Bar allmählich. Odo entdeckte ungewöhnlich viele Fremde zwischen den regelmäßigen Gästen. Eine große Tellariten-Familie mit schweineartigen Gesichtern bediente sich ausgiebig an Quarks viel zu teurem Buffet. Der älteste Tellarit blinzelte mit typischer Kurzsichtigkeit auf einen Teller mit veganischen Trüffeln, bevor er zufrieden schnaufte und sich den ganzen Teller auf einmal in den Mund kippte. An einem anderen Tisch wehrten zwei haarlose Deltanerinnen geschickt die Annäherungsversuche einer ganzen Horde von argelianischen Männern ab. Eine kleine Gruppe von Betazoiden saß an der Theke, wo sie ein stummes telepathisches Gespräch führten, sehr zum Missfallen von Morn, dem stämmigen Alien, der dort für gewöhnlich ein oder zwei Plätze besetzt hielt. Als Odo sich im Raum umblickte, entdeckte er außerdem Klingonen, Caitianer, Tiburoner, P'alblaakis und viele andere Neuankömmlinge, die höchstwahrscheinlich durch die bevorstehende Annäherung des ›Verlorenen Sohnes‹ nach DS Nine gelockt worden waren. Odo erlaubte sich eine kurze wehmütige Erinnerung an die schlechten alten Zeiten der Besatzung. Die Cardassianer mochten Tyrannen und Schlächter gewesen sein, aber wenigstens hätten sie die Station niemals in eine Touristenfalle verwandelt.
Man sollte meinen, dachte er, Quarks kleines gieriges Herz wäre hocherfreut über diesen Ansturm. Statt dessen regte sich der Ferengi weiterhin über irgendeine angebliche Unannehmlichkeit auf.
»Im Gegensatz zu Ihrer irrigen Ansicht«, erklärte Quark, »pflege ich mich selbst nicht zu bestehlen.«
»Aber Sie würden es sofort tun, wenn Sie dadurch einen Vorteil hätten«, erwiderte Odo mit einem angewiderten Schnaufen.
Quark ignorierte seinen Spott. »Innerhalb der letzten zwei Stunden sind drei Teller, fünf Becher und ein ganzer Stuhl aus meinen Räumlichkeiten verschwunden. Glauben Sie, diese Dinge hätten sich einfach in Luft aufgelöst?«
»Ich glaube, die Ferengi praktizieren gelegentlich immer noch ein archaisches Vergehen, das als ›Versicherungsbetrug‹ bekannt ist. Sind Sie versichert, Quark?«
»Hören Sie mal zu«, sagte Quark und senkte dann seine Stimme. »Wir beide wissen genau, dass ich nicht nur ein paar Teller verschwinden lassen würde, wenn ich meine Versicherung beschwindeln wollte. Hierbei handelt es sich um geringfügigen Diebstahl, und damit gebe ich mich nicht ab.«
Obwohl Odo es nur ungern zugab, hatte Quark ausnahmsweise völlig recht. »Ich schätze«, sagte er langsam, während er zum ersten Mal seit ihrem heutigen Zusammentreffen Blickkontakt mit Quark aufnahm, »es gibt keinen Grund, warum ein Schwerverbrecher nicht das Opfer eines weniger schweren Verbrechens werden kann.«
»Genau!«, krähte Quark. »Natürlich nur hypothetisch. Sie werden also nach diesem Dieb fahnden?«
»Eigentlich«, meinte Odo, »würde ich mir wünschen, dieser Räuber wäre etwas ehrgeiziger. Das wäre eine große Genugtuung für mein Gerechtigkeitsempfinden.«
Der Ferengi wollte protestieren, wurde jedoch durch das Signal von Odos Insignienkommunikator unterbrochen. Als Odo den Anruf entgegennahm, erkannte er sofort den dringlichen Unterton in Siskos Stimme und kehrte Quark den Rücken zu, damit er Sisko ungestört zuhören konnte. Doch dann stellte er fest, dass Quarks riesige Lauschohren immer noch viel zu nahe waren. In diesem Fall …
Odos untere Körperhälfte – von der Hüfte bis zu den Füßen – löste sich zu einer durchscheinenden orangefarbenen Gallerte auf, die nach oben floss und einen schalldichten Kegel über Odos Kopf und Oberkörper bildete. Als er sich über die Schulter umblickte, sah er Quark, der sich enttäuscht auf die Unterlippe biss. Odo erlaubte sich ein dünnes Lächeln, doch sein Ausdruck wurde wieder ernst, als Sisko ihn über Ttans Entführung informierte. Eine unangenehme Situation, schlussfolgerte Odo, die zu einer Bedrohung der Sicherheit der Station werden konnte, falls die Angreifer zurückkehrten, um sich die übrigen Hortas zu holen.
»Verstanden«, beendete er das Gespräch. Nachdem er sich wieder in humanoide Gestalt zurückverwandelt hatte, stand er von seinem Stuhl auf und ging nach draußen auf die Promenade. Er musste sein Sicherheitsteam einweisen und die Leute auf die Möglichkeit eines cardassianischen Angriffs vorbereiten. Und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wo die Besucherscharen auf der Promenade ohnehin auf ein unvernünftiges Maß angestiegen waren. Quark rief ihm vom Eingang seiner Bar zu: »Warten Sie! Was ist mit meinen Tellern?«
»Suchen Sie selbst danach«, erwiderte Odo schroff. »Ich habe jetzt wichtigere Dinge zu tun.«
»Ich habe noch einen Stuhl«, flüsterte Nog. Unter den vorgewölbten Augenbrauen huschten Nogs Augen hektisch hin und her, während er den Stuhl durch den Lagerraum an Stapeln mit – hauptsächlich geschmuggelten – Waren vorbeizerrte. Jake, der auf der Gitterstruktur des verätzten Metallbodens kniete, sah zu, wie sich sein Freund näherte.
»Ich glaube, in nächster Zeit werden Stühle nicht mehr ausreichen«, sagte er bedrückt. Quarks defekte Kühleinheit war vom Horta innerhalb weniger Minuten absorbiert worden. »Wir brauchen mindestens ein paar Tische.«
Vom ersten Stuhl war tatsächlich nicht mehr übrig als ein glänzendes blaues Bein, das sich in diesem Augenblick unter den Fransen des Hortas auflöste. Das gestohlene Fremdwesen wuchs mit besorgniserregender Geschwindigkeit – und damit gleichzeitig auch sein Appetit. Es war schon zweimal so groß wie nach dem Schlüpfen und sah längst nicht mehr so empfindlich wie rohes Fleisch aus. Die mineralischen Einschlüsse in der roten Haut, mit denen das Wesen geboren worden war, hatten sich zu einer dunklen Panzerschicht aus steinigem Material ausgewachsen. Nur noch durch adergleiche Risse im Panzer war etwas Rot zu erkennen, wie Ströme aus geschmolzener Lava, die durch die Oberfläche eines Planeten brach.
»Tische!«, rief Nog. »Wie soll ich unbemerkt Tische aus der Bar holen? Mein Onkel ist bereits misstrauisch geworden. Wenn er nicht wegen der vielen Mondsüchtigen alle Hände voll zu tun hätte, wäre er uns schon längst auf die Schliche gekommen!« Er reichte Jake den neuen Stuhl, der ihn auf den gefräßigen Horta zuschob. Jake achtete darauf, ihm mit den Händen nicht zu nahe zu kommen, doch bisher schien das kleine Monstrum mehr an Metall als an Fleisch interessiert zu sein. Jake wollte es trotzdem nicht darauf ankommen lassen. Seine Hand schmerzte immer noch an der Stelle, wo das Ei ihn verbrannt hatte.
»Nog, ich glaube, es ist langsam an der Zeit, meinem Vater davon zu erzählen.«
»Nein!«, sagte Nog. »Mein Onkel würde mich umbringen. Außerdem gehört es uns beiden. Wir haben es auf ehrliche Weise geborgt.« Er versuchte, Jake mit einem zuversichtlichen Gesichtsausdruck zu beruhigen, was ihm jedoch nicht gelang. »Sieh mal, solange wir es weiter füttern, wird es nicht ausreißen. Du bleibst hier und ich … ich werde jetzt schnell nach einem Käufer suchen.«
»He, warte mal!«, beschwerte sich Jake, als Nog zurückkroch, sich dann umdrehte und fortlief. Ich lasse mich auf keinen Fall ausschließen, dachte Jake, kam auf die Beine und setzte seinem Freund nach. Der Horta hatte mit dem neuen Stuhl vorerst genügend zu essen. Damit würde das Wesen eine Weile beschäftigt sein, sagte er sich. Zumindest hoffte er es.
Plötzlich kam keine neue Nahrung mehr. Die Horta verzehrte den letzten Rest des Stuhls und wartete darauf, dass es etwas Neues zu essen gab. Aber nichts geschah, und sogar die nach Kohlenstoff riechenden Geschöpfe, die sich um sie gekümmert hatten, waren auf einmal verschwunden.
Sie stieß einen knirschenden Schrei aus, erhielt aber keine Antwort. Sie fühlte sich einsam und hungrig. Die Stühle und Becher und anderen Häppchen waren zwar schmackhaft gewesen, hatten aber nicht ihren Hunger gestillt. Mit den äußersten Enden ihrer Fühler spürte sie noch etwas anderes, eine Aussicht auf Nahrung und Sättigung, genau das, was sie brauchte. Und es war ganz in der Nähe.
Sie bewegte sich schnuppernd über den Boden des Lagerraums, bis sie an eine solide Wand aus Rhodinium kam und damit begann, sich einen Weg hindurchzubrennen. Die Lichter im Lagerraum erloschen und sprangen wieder an, als unterbrochene Schaltkreise durch Sicherheitssysteme ersetzt wurden.
Die Horta ließ einen rauchenden Tunnel zurück, als sie tiefer in unbekanntes Gebiet vordrang. Die Nahrung, nach der sie verlangte, wartete auf sie. Sie musste nur danach suchen.
Vielleicht hier entlang …?
Die vulkanische Priesterin war in ein durchscheinendes weißes Gewand gekleidet, das kaum den verführerischen weiblichen Körper verbarg, als sie leise das Quartier des jungen Mannes betrat. Fähnrich Marc Tomson richtete sich in seiner Koje kerzengerade auf, während er mit klopfendem Herzen zusah, wie die wunderschöne Vulkanierin sich näherte. Nur die kleine Leselampe über dem Kopfende seines Bettes erhellte den Raum und drang durch den hauchdünnen Schleier, der sich straff über die Brüste der Frau spannte. Marc rückte unruhig in seiner Koje hin und her. Er war völlig nackt unter der dünnen Decke.
»T'Leena?«, fragte er atemlos. »Was machst du hier … Ich meine, wie bist du hier hereingekommen …?«
Verdammt, dachte er. Ich stelle mich an wie ein Idiot. »Computer, Programm anhalten!«
Die Arme in seine Richtung ausgestreckt, die Lippen feucht schimmernd, wurde T'Leenas Gestalt plötzlich so reglos wie eine Marmorstatue. Ohne zu atmen oder zu blinzeln, war sie erstarrt, als wäre für sie die Zeit angehalten worden. Marc holte tief Luft und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Was soll's?, dachte er. Das Tolle an Holokammern war, dass man seine Phantasien immer wieder von neuem durchspielen konnte, bis alles stimmte. Und an den Feinheiten dieses speziellen Programms hatte er in den Monaten seit dem Ende seiner Dienstzeit auf Vulkan laufend gearbeitet. All die unwiderstehlichen und unnahbaren vulkanischen Frauen …! Doch auch DS Nine hatte seine Reize, vor allem Quarks Holokammern.
Er streckte sich wieder in der Koje aus und legte den Kopf auf das Kissen. »Computer, das Programm noch einmal von vorne starten!«
T'Leena verschwand und materialisierte wieder am Eingang zu seinem Quartier. Hinter ihr schloss sich lautlos die Tür, so dass er ganz allein mit ihr war. Sie schob sich durch die Dunkelheit auf ihn zu, bis sie das enthüllende Licht seiner Leselampe erreicht hatte.
Marc schluckte und räusperte sich. »T'Leena«, versuchte er es noch einmal. »Was machst du denn hier?« (So ist es besser, dachte er. Diesmal klang seine Stimme tiefer und selbstsicherer.)
»Ich weiß es nicht. Ich verstehe es nicht.« Sie ging neben der Koje in die Knie und legte ihre warme Hand auf Marcs Wange. Ihr Haar, das schwärzer als der Weltraum war und geheimnisvoll schimmerte, floss um ihre nackten Schultern. »Das ist unlogisch. Das hier ist nicht Vulkan.«
»Aber …«, drängte Marc sie.
»Du lässt mein kühles grünes Blut glühen wie einen Strom aus brennenden Smaragden, Marc Tomson. Meine Zeit wird erst in vielen Jahren kommen, aber wenn ich dich ansehe, spüre ich die Leidenschaft des Pon Farr.« Sie blickte ihn mit uneingeschränkter vulkanischer Aufrichtigkeit an, verwirrt, aber ohne Scham über ihre seltsamen Sehnsüchte. Mein Gott, sie war einfach großartig! Obwohl Marc selbst ihren Text ausgearbeitet hatte, überwältigte es ihn dennoch, wie die Worte über ihre Lippen kamen.
»Was … was willst du von mir?« (Immer mit der Ruhe!, dachte er. Überstürze es nicht. Wir haben es ja fast geschafft.)
T'Leena erhob sich und griff hinter ihren Kopf, um dort die Schleife zu lösen, die ihr Gewand zusammenhielt. Der hauchdünne, durchsichtige Stoff glitt über ihren Körper und fiel mit quälender Langsamkeit zu Boden. »Ich will mit dir verschmelzen, Marc Tomson. Ich will unendliche Freuden in unendlichen Kombinationen erkunden. Ich will dir die uralten Geheimnisse der vulkanischen Liebe beibringen …«
»Ja!«, platzte es aus Marc heraus. Er konnte es nicht länger hinauszögern. Schweiß lief ihm den Rücken hinunter. Seine Koje schien von Sekunde zu Sekunde heißer zu werden. Er packte den Saum seiner Decke, riss sie beiseite und enthüllte …
… eine dampfende, sich windende Masse aus braunrotem Gestein, die sich zwischen seinen Beinen durch die Matratze nach oben brannte.
Marc schrie entsetzt auf. Er purzelte aus dem Bett und stieß mit T'Leena zusammen. Ihre nackten Gliedmaßen verhedderten sich ineinander, so dass sie auf den harten Kachelboden stürzten. Die holographische Vulkanierin war darauf programmiert, in unvorhergesehenen Situationen zu improvisieren, und versuchte Marc zu umarmen, während sie ihre Liebeserklärung fortsetzte.
»Nur alle sieben Jahre ist nicht genug, nicht für dich …«
Marc hörte ihr kaum zu. All seine Phantasien und Leidenschaften hatten sich urplötzlich verflüchtigt, als dieses entsetzliche Ding in seinem Bett aufgetaucht war. Er verspürte nur noch einen instinktiven Drang zur Flucht. Ach du Scheiße!, dachte er. Ich bin völlig schutzlos. Seine Uniform mit dem Kommunikator lag auf der anderen Seite des Raumes. Seinen Phaser hatte er in seinem echten Wohnquartier zurückgelassen. Constable Odo erlaubte keine Waffen auf der Promenade.
Hektisch versuchte er sich aus der Umklammerung der liebestollen vulkanischen Priesterin zu befreien. Säuredämpfe drangen ihm in die Nase, und er wollte sich umblicken und nachsehen, was das unbekannte Wesen tat, doch T'Leena hielt sein Ohr mit ihren Zähnen fest. Ein dumpfes Poltern hinter ihm deutete darauf hin, dass das Ding von der Koje auf den Boden gefallen war. Vielleicht schob es sich gerade näher an ihn heran.
»Computer!«, rief er. »Programm beenden!« Er schaffte es gerade noch, die Worte herauszubringen, bevor T'Leena ihre Zunge in seinen Mund schob.
Die Zunge, T'Leena und der dunkle Raum verschwanden von einem Augenblick auf den anderen, so dass Marc plötzlich allein auf dem Boden der Holokammer lag. Er blinzelte im helleren Licht und hörte in seiner Nähe ein schweres rumpelndes Geräusch. Erst als er sich mindestens einen Meter weiter entfernt hatte, blickte er sich zu der leeren Stelle um, wo noch vor wenigen Herzschlägen eine simulierte Koje gestanden hatte.
Seine Phantasie war entmaterialisiert, aber nicht das Monstrum. Vorsichtig wie ein Neugeborenes, das noch laufen lernte, bewegte es sich im Zickzack über den Boden, wobei es eine Spur aus versengten, zischenden Kacheln hinterließ. Ein schrilles Kreischen wie von rostigen Metallplatten, die gegeneinanderschrammten, kam von diesem Geschöpf und schmerzte in Marcs Ohren. Der Hunger und die zerstörerische Wirkung dieses Wesens waren unverkennbar.
Er blickte sich schnell zu seiner Kleidung um und fragte sich, ob er sie vielleicht noch rechtzeitig erreichen konnte. Dann änderte das Wesen seinen Kurs – vermutlich wegen der plötzlichen Veränderung im Aussehen der Holokammer – und machte einen Satz auf das einzige noch existierende Objekt in diesem Raum zu, nämlich Marc.
Der junge Fähnrich flüchtete aus der Kammer, und zwar so schnell, wie seine Füße es ihm ermöglichten. O Gott!, dachte er. Wie soll ich das jemals meinem Commander erklären?
Kreischendes Gelächter brach in der Bar aus. Quark, der hinter der Theke stand, blickte gerade noch rechtzeitig auf, um den splitternackten menschlichen Mann zu sehen, der über die Treppe von den oberen Stockwerken nach unten hastete. Mit knallrotem Gesicht – wie die Haut eines dumesischen Riesenhummers – kämpfte sich der Mann durch die Bar und lief hinaus auf die Promenade. Obwohl der junge Mann es so eilig hatte, erkannte Quark ihn als den Fähnrich, der die Holokammer fünf gemietet hatte.
Menschen! Quark schüttelte den Kopf. Vermutlich würde es ihm nie gelingen, die sexuellen Verhaltensweisen des Homo sapiens zu begreifen. Kein Ferengi würde jemals aus einer Holokammer flüchten, solange er kein profitableres Geschäft witterte. Jedenfalls bestätigte dieser Zwischenfall wieder einmal die Richtigkeit einer der ältesten und heiligsten Regeln des Erwerbs:
Lass dich immer im Voraus bezahlen!
Das Horta-Baby war völlig verwirrt. Dieser Raum hatte anfänglich einen sehr interessanten Eindruck gemacht. Hier hatte es weitere Kohlenstoffwesen gegeben, ähnlich wie die zwei kleineren, die es bis vor einer Weile gefüttert hatten, und dazu feste Gebilde, die aussahen und rochen, als wären sie real. Doch dann waren die appetitlichen Häppchen verschwunden, genauso wie das Geschöpf, das nach Kupfer roch. Und das andere Kohlenstoffwesen, das Natriumchlorid in wässriger Lösung abgesondert hatte, war fortgelaufen, so wie ihre zwei Ernährer.
Die Horta heulte verzweifelt und hungrig auf. Wo war Mutter? Wo war die Nahrung, die sie brauchte?
Trotz ihrer Rufe spürte sie nicht das geringste Anzeichen für die Anwesenheit ihrer Mutter. Allerdings witterte sie Nahrung, irgendwo in dieser seltsamen, beunruhigenden Welt, in der sie erwacht war. Tiefer, erkannte sie, sie befand sich irgendwo unter ihr.
Sie verließ die Holokammer, indem sie sich in den Boden sinken ließ.