Holzfällen ist die Geschichte einer »Erregung«, die Geschichte eines »künstlerischen Abendessens« in Wien, in der Gentzgasse – und hat 1984 auch eine große Erregung hervorgerufen. Der Ich-Erzähler, ein Schriftsteller, sitzt auf dem Ohrensessel und beobachtet die Gesellschaft, die auf den Schauspieler des Burgtheaters wartet, der versprochen hatte, gegen halb zwölf zu diesem Essen zu kommen. Während seiner Beobachtungen beschwört er die Erinnerung an Joana, sein Leben mit ihr, und damit wird er mit jenen Menschen konfrontiert, mit denen er in den fünfziger Jahren Umgang pflegte. Es entspricht der erzählerischen Dramaturgie wie der musikalischen Wortfügung Bernhards, daß in der Mitte der Erzählung der Burgschauspieler endlich auftritt. Der Schauspieler setzt der Abendgesellschaft die Botschaft des Natürlichen entgegen: »Wald, Hochwald, Holzfällen.« Für den Erzähler dauert diese philosophische Haltung, die ihn für den Schauspieler einnimmt, jedoch nur Augenblicke. Ihn selbst erfaßt eine immer größere Erregung. Er verläßt das Haus, rennt in die Innere Stadt Wiens hinein, diese Stadt, die er haßt und die doch für ihn die beste Stadt ist, deren Menschen er haßt und die doch für ihn die besten Menschen sind.
Thomas Bernhard, geboren 1931, starb 1989 in Oberösterreich.