»Okay, Leute.« David packte alles wieder zurück in seinen Rucksack. »Pix dürfte jeden Moment hier sein, darum müssen wir los. Uns verstecken.«
»Und wo?«, wollte Vi wissen.
»Im Schwimmbad«, antwortete er. »Hab ich alles schon abgecheckt. Da kommt man am leichtesten unbemerkt rein und außerdem ist es das erste Gebäude, das sie abschließen, und das letzte, in dem sie nach uns suchen werden. Wir gehen hintenrum, durch den Wald. Und dann bleiben wir da, bis alle weg sind. Los geht’s.«
»Jetzt sofort?«, fragte Nate.
»Jetzt sofort.«
»Und was mache ich?«, fragte Hunter und sah sich fragend um. »Ich dürfte ja sogar hierbleiben.«
»Du kannst machen, was du willst. Solange du uns nicht verpetzt.«
»Moment«, sagte Janelle. »Also, wenn wir uns schon hier einschneien lassen, dann wenigstens auf die sichere Tour. Jeder nimmt seine Taschenlampe mit und was Warmes zum Überziehen, Wasser, Energieriegel …«
»Für so ’nen Quatsch haben wir keine Zeit«, drängte David.
»Energieriegel«, wiederholte Janelle unbeirrt. »In der Küche ist eine Schachtel. Ich gehe sie holen.«
»Wozu denn überhaupt? Wir sind doch lange wieder zurück, bevor –«
»Wir brauchen« – Janelle warf ihm einen Blick zu, der ein Loch in die Wand hätte sprengen können – »Essen, Wasser, Taschenlampen und warme Kleidung.«
Alle schwärmten in ihre Zimmer aus, um innerhalb weniger Minuten das Nötigste zusammenzusuchen. Stevie stopfte hastig ihren Rucksack voll – Laptop, Teedose, Medikamente und ihre Ausgabe von Und dann gabs keines mehr. Warum sie das Buch mitnahm, hätte sie gar nicht genau sagen können, aber es musste mit, das stand außer Frage. Sie zog ihre Jacke an – die dicke, die sie sonst nie trug – und steckte Handschuhe in die Taschen. Janelle nebenan packte ebenfalls, wenn auch wesentlich systematischer. Sie sah bedächtig ihre Schals durch, legte einen Pullover in ihre Tasche, dann den Laptop und warf einen Blick aufs Handy. Vi wippte die ganze Zeit nervös auf und ab.
»Danke für die Unterstützung eben, Sommersprosse«, sagte David zu Hunter. »Wir sehen uns dann, wenn die Luft rein ist. Lenk Pix ein paar Minuten ab, okay?«
»Du hast mich jetzt nicht ernsthaft ›Sommersprosse‹ genannt, oder?«, erwiderte Hunter.
»Gebt mir eure Chipkarten«, fuhr David unbeeindruckt fort. »Die werden sonst von den Überwachungssensoren identifiziert, sobald ihr daran vorbeikommt. Besser, die tauchen nirgends auf, wenn ich das System wieder anstelle.«
Janelle zögerte erneut, aber jetzt gab es sowieso kein Zurück mehr. Alle reichten David ihre Karten, der damit in Janelles Zimmer ging und sie in ihren Duschkorb legte.
»Okay, dann fahre ich jetzt das Überwachungssystem herunter. Bereit? Drei, zwei, eins.«
Er steckte sein Handy in die hintere Hosentasche. Stevie musste zugeben, dass dieser neue Systemadministrator-David ziemlich sexy war.
»So, das war’s. Weiter geht’s.«
Sie stießen die Tür auf und traten hinaus in den sanft rieselnden Schnee. Der Himmel hatte eine unwirkliche Farbe angenommen, wie rosa Stahl. Es schneite seit nicht mal einer Stunde, aber schon jetzt lagen bereits fünf Zentimeter auf Boden und Bäumen, und dabei hatte der eigentliche Sturm noch nicht mal eingesetzt. Stevie hörte Busse vorfahren und die Stimmen ihrer Mitschüler, die sich weinend voneinander verabschiedeten.
Ein Gedanke zuckte ihr durch den Kopf – so etwas hatte sich hier schon einmal abgespielt. Im April 1936, am Morgen nach der Entführung, als Albert Ellingham wegen der nächtlichen Ereignisse alle Schüler hatte nach Hause bringen lassen. Genau wie jetzt. Vielleicht hätte es diese Schule einfach nie geben dürfen. Vielleicht war sie von Anfang an ein Ort gewesen, den man besser schleunigst verließ, wenn einem das Leben lieb war.
»Wir nehmen einen Umweg«, bestimmte David und winkte das Grüppchen zu der Rückseite von Haus Minerva.
Sie ließen den Kreis mit den Steinköpfen hinter sich, dann die Jurte und gingen weiter auf die Bäume zu. Eine Weile hielten sie sich dicht am Waldrand und stapften über Stock und Stein. Irgendwann passierten sie eine weitere Statue – eine Männerfigur in klassischer Pose. Das war die Statue, die Ellie an Stevies erstem Abend hier angesprayt hatte, als sie auf dem Weg zur Party in der Jurte gewesen waren. »Das hier ist Kunst«, hatte sie quer über den Torso geschrieben. Zwar war der Stein inzwischen gereinigt worden, aber Stevie war sich sicher, dass sie, wenn sie ganz nah ranginge, noch die Umrisse der Buchstaben erkennen würde.
Jeder Kontakt hinterlässt Spuren.
David lief die ganze Zeit vorneweg. Vi und Janelle, die Stevie kaum je anders erlebt hatte als eng umschlungen und in irgendein Gespräch vertieft, trotteten schweigend nebeneinanderher. Janelle starrte unglücklich geradeaus, während Vi trotzig das Kinn vorreckte.
»Ich überlege gerade, ob das hier wohl das Dämlichste ist, was ich je gemacht habe«, sagte Nate, der zusammen mit Stevie das Schlusslicht bildete. »Ich glaube nicht und das bereitet mir erst recht Sorgen.«
»Glaube ich auch nicht, nein.«
»Ich meine, das mit den USB-Sticks ist doch irre. Ganz ehrlich, ich weiß gar nicht, ob ich da überhaupt reinschauen will.«
»Warum bist du denn dann geblieben?«, fragte sie.
»Weil« – Nate nickte in Davids Richtung – »es nun mal meistens übel für dich endet, wenn ihr zwei aufeinandertrefft.«
Stevie schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. Am liebsten hätte sie Nate kurz an sich gedrückt, aber davon wäre der vermutlich so begeistert gewesen, als wenn sie ihm eine Handvoll Spinnen überreicht hätte.
»Erzählst du ihm von dem Fall?«, fragte er. »Dass du ihn aufgeklärt hast?«
»Weiß ich nicht«, antwortete Stevie und ihr Atem schimmerte vor ihr in der Luft wie eine frostige Wolke. »Nein. Keine Ahnung. Vielleicht. Nein. Aber dadurch, dass ich hierbleibe, hab ich zumindest noch ein bisschen mehr Zeit, um alles aufzutreiben, was ich brauche – genug Indizien, um meine Argumentation zu untermauern.«
»Tja«, erwiderte Nate, »da wir hier anscheinend Shining nachspielen, würde ich mal sagen: nichts wie ran. Könnte deine letzte Chance sein.«
Pläne zu schmieden war eine Sache – sich abzuwenden und in den Wald abzuhauen, während hinter einem die Schulkameraden einander weinend in den Armen lagen und mit gepackten Taschen in Busse stiegen, etwas ganz anderes. Sie hatte im Gehen ein paar flüchtige Blicke auf das Treiben erhascht. Genauer gesagt auf Maris, die wie ein roter Blitz von Grüppchen zu Grüppchen gehuscht war, Dash in seinem langen Mantel immer im Schlepptau. Stevie hatte sie ein bisschen kennengelernt – vor Hayes’ Tod waren sie alle noch zusammen gewesen – und jetzt würde sie die beiden vermutlich nie wiedersehen. Auch Mudge war da und ließ sich mit seinem Gepäck helfen, den rechten Arm eingegipst und in einer Schlaufe vor der Brust. Alle reisten ab, während Stevie und ihre Freunde sich davonschlichen.
Sie gingen hinter dem Kunstschuppen entlang und weiter ins Dickicht auf der anderen Seite des Wirtschaftswegs, vorbei am Eingang des Tunnels, durch den man ins Observatorium gelangte. Von dort aus winkte David sie einen Hang hinunter, der durch Baumwurzeln und laubgefüllte Senken unbekannter Tiefe schwierig zu begehen war. Schlitternd und stolpernd erreichten sie den Fluss, der zwar gerade nicht viel Wasser führte, aber trotzdem schnell rauschte. Durch die kahlen Bäume war die Spitze des Bibliotheksturms auf der Anhöhe zu sehen sowie Teile von Artemis und Dionysos, ihrem Ziel. Soeben passierten drei Busse die Eingangssphinxen und hielten im Rondell.
»Hier lang.« David führte sie zu der Rückseite des Gebäudes, wo ein Fenster offen stand. Der Reihe nach kletterten sie hindurch, wobei Stevie zunächst mit dem Bein am Sims hängen blieb und gleich darauf mit ihrem Rucksack am Rahmen. Keiner von ihnen stellte sich sonderlich elegant an, aber immerhin waren sie drinnen.
»System läuft wieder«, vermeldete David einen Moment später.
»Und jetzt?«, fragte Janelle.
»Jetzt richten wir uns hier gemütlich ein. Ich kann den Geräteraum neben dem Schwimmbad empfehlen, da hab ich letzte Nacht schon gepennt. Sehr ruhig gelegen. Jede Menge Handtücher. Und Poolnudeln. Wusstet ihr, dass es hier Poolnudeln gibt?«
Stevie war noch nicht oft in Dionysos gewesen. Nur am ersten Schultag bei der Führung und später noch ein paarmal oben im Kostümfundus. Es war ein seltsames Gebäude. Auch das winzige Theater der Ellingham, dessen Außenfassade so bemalt war, dass sie wie ein griechischer Tempel aussah, war darin untergebracht. Außerdem gab es ein Fitnesscenter mit modernsten Geräten, Gummimatten auf dem Boden und ein paar Umkleiden. Und über allem lag der Geruch von Chlor.
»Wir gehen nach oben«, verkündete Vi. Die Botschaft war eindeutig – sie und Janelle wollten sich offensichtlich unter vier Augen unterhalten.
»Wir sind dann am Pool«, sagte David. »Haut nicht ohne uns ab, ja? Und nicht die Handys benutzen.«
Nate, David und Stevie betraten die Schwimmhalle, die den größten Teil des Erdgeschosses einnahm. Den Eingang bildete eine wunderschöne alte Holztür, auf der noch in goldenen Lettern die Originalbeschriftung prangte: SWIMMING POOL. Die Wände waren leuchtend weiß-blau gekachelt und von Flachreliefs lächelten ihnen die Gesichter von Göttern und Göttinnen entgegen – oder vielleicht war es auch bloß eine Ansammlung irgendwelcher x-beliebiger Römer und Griechen, die hier stumm Bademeister spielten. In den Winkeln des prachtvollen gewölbten Glasdachs sammelte sich bereits der Schnee. Vom Boden des Schwimmbeckens starrte Neptun persönlich in Mosaikform zu ihnen herauf.
»Hier rein.« Davids Stimme hallte von den Kacheln wider.
In der Abstellkammer lagerten, genau wie er gesagt hatte, stapelweise blaue Handtücher, Wäschekörbe, Kanister mit Poolchemikalien, Rettungsringe und allerlei anderes Zeug. An einer der Wände hatte David sich aus seinem Schlafsack und ein paar Handtüchern als Kissen ein Nest gebaut. Daneben lag eine Tüte mit Essen beziehungsweise dem, was davon übrig war – Sandwichverpackungen, Chips, eine Schachtel Cupcakes und etwas, das aussah wie Vorratsdosen aus dem Speisesaal.
»Wie lange campst du denn schon hier?«, staunte Nate.
»Erst seit gestern Abend. Tja, fühlt euch wie zu Hause. Die Handtücher sind wirklich flauschig.«
Stevie und Nate schnappten sich ein paar und suchten sich Plätze auf dem Boden.
»So, haben’s alle bequem?«, fragte David. »Okay.«
Er schaltete das Licht aus.
»Im Ernst jetzt?«, fragte Nate.
»Nur falls sie doch das Gebäude absuchen oder zumindest durchs Fenster gucken.«
David schlich im Dunkeln durch den Raum und streifte im Vorbeigehen versehentlich Stevies Bein.
»Und?«, fragte er. »Wie geht’s euch so?«
»Ich finde das alles hier so was von zum Kotzen«, sagte Nate.
»Na, das ist ja mal ganz was Neues. Wie läuft’s mit dem Schreiben?«
»Mir reicht’s, ich gehe.«
»Nate …«, versuchte Stevie, ihn zu beschwichtigen.
»Hier muss es ja wohl noch ein anderes Versteck geben. Meinetwegen einen Müllraum oder so.«
»Nichts, wo es auch nur annähernd so nett ist«, erwiderte David. »Bleib hier. Da müssen wir jetzt einfach durch. Ich bin ganz brav, versprochen.«
Schweigen.
»Und du, Stevie?«, erkundigte sich David.
»Hatte viel zu tun«, murmelte sie.
Nate seufzte geräuschvoll.
»Warum erzählst du nicht lieber, was du so gemacht hast?«, schlug Stevie vor. »Das scheint mir wesentlich interessanter.«
»Von mir aus«, antwortete David. »Also, nach der Prügelei hat ein Kumpel mich nach Harrisburg gefahren, da hab ich im Gartenschuppen unserer Nachbarn übernachtet. Hab mich einmal kurz ins Haus geschlichen, mir geschnappt, was ich brauchte, und bin wieder hierhergekommen. Bin durch den Wald gestromert wie so ’n Trapper, hab hier in der Abstellkammer gepennt und dann auf euch gewartet. Das war’s.«
»Und was ist mit diesen Tablets?«, wollte Nate wissen.
»Die sammle ich schon seit einer ganzen Weile. Eine Operation dieser Größenordnung will gründlich vorbereitet sein. Eigentlich hätte ich noch ein bisschen mehr Zeit gebrauchen können, aber dann hab ich gestern von dem Unfall gehört und dass es einen Schneesturm geben soll. Und da war mir klar, dass die Kacke hier am Dampfen ist. Also musste ich improvisieren.«
»Aber deinen Vortrag eben, den hast du nicht improvisiert«, merkte Stevie an. »Wie lange hast du daran gefeilt?«
»Ein, zwei Tage. Das meiste hab ich mir aus The West Wing zusammengeklaut. Das war die einzige Serie, die ich als Kind nicht gucken durfte, darum mag ich sie heute so. Wer wohl Vizepräsident unter meinem Dad wird, falls er ins Weiße Haus einzieht? Also, ich fänd’s ja cool, wenn ihn einfach immer ein Schwarm Fledermäuse umflattern würde. Was meinst du, Stevie? Du kennst ihn besser als ich.«
»Ich nehme wirklich alles«, flehte Nate. »Gibt’s hier vielleicht ’nen Heizungskeller? Oder irgendwas, was mit der Kanalisation verbunden ist?«
Nach ungefähr einer halben Stunde stießen Vi und Janelle wieder zu ihnen. Was auch immer sie da oben gemacht hatten, es schien nichts zwischen ihnen geklärt zu haben. Als sie in die winzige Abstellkammer kamen, setzte Janelle sich zu Stevie, während Vi sich neben Nate quetschte. Janelle bestand darauf, dass das Licht eingeschaltet wurde, was Stevie kurzzeitig erblinden ließ.
»Schön, dass ihr wieder da seid«, sagte David und hielt sich die Augen zu.
»Hier.« Janelle verteilte Energieriegel und kleine, zusammengefaltete Päckchen.
»Warum gibst du uns Alufolie?«, fragte Nate.
»Das sind Rettungsdecken«, antwortete sie. »So welche, die sie den Leuten immer nach einem Marathon umhängen.«
»Warum hast du so was?«, wollte Nate wissen.
»Ich ziehe doch nicht ohne anständige Ausrüstung auf einen Berg«, schnaubte sie. »Außerdem sind die Dinger spottbillig und nehmen gerade mal so viel Platz weg wie eine Packung Taschentücher. Die werden wir brauchen, wenn hier Strom und Heizung ausfallen, was vermutlich bald der Fall sein wird.«
Manchmal war es fast schon besorgniserregend, mit welcher Sorgfalt Janelle sich für sämtliche Widrigkeiten des Lebens wappnete.
»Ich hab noch ein paar Fragen«, wandte sie sich dann an David. »Zum Beispiel, wofür war es bitte gut gewesen, dich zusammenschlagen zu lassen? Hat sich dein Dad da nicht erst recht auf die Suche nach dir gemacht?«
»Das wäre vielleicht in deiner Familie der Fall«, erwiderte David. »Bei uns läuft so was ein bisschen anders. Mein Dad erwartet sowieso immer das Schlimmste von mir, also hab ich ihm genau das geliefert. Ich hab die Schule geschmissen, ’ne Schlägerei angezettelt und das Video davon online gestellt, damit er sieht, was für ein wandelndes Pulverfass ich bin. Und dann hab ich mich in Luft aufgelöst, oder, wenn man ihn fragt, vielleicht eher in eine Wolke Cannabisqualm. Ich hab mich quasi radioaktiv verseucht, damit er sich von mir fernhält, zumindest für ein paar Tage.«
Das passte in der Tat haargenau zu dem, was David ihr über seine Eltern erzählt hatte.
»Danke übrigens, dass du so schön mitgespielt hast, Stevie.«
»Was?«, platzte es aus ihr heraus.
»Glaubst du etwa, du bist zufällig an meiner kleinen Show vorbeispaziert?«, fragte er. »Ich hab extra dafür gesorgt, dass du es siehst. Bin dir nach Burlington gefolgt und hab den Typen Geld gegeben. Dann haben wir uns so postiert, dass du es auf jeden Fall mitkriegst, und genau im richtigen Moment losgelegt. Sodass du schön herumerzählen würdest, dass ich mich nicht einfach nur geprügelt hab und abgehauen bin, sondern auch noch dafür geblecht und das Video online gestellt hab. Quasi die doppelte Portion Durchgeknalltheit, damit alle möglichst viel zu spekulieren haben und abgelenkt sind. Damit sie denken, ich wäre ein bisschen …«
Er ließ die Hände neben seinem Kopf flattern.
»Und warum bist du so überzeugt davon, dass wir auf diesen USB-Sticks was finden?«, fragte Janelle.
»Ich habe meine Quellen«, antwortete er. »Okay, also, wer will ein Tablet? Wir müssen langsam mal in die Gänge kommen.«
»Ich«, meldete sich Vi mit Nachdruck.
David reichte ihr eins und dazu einen USB-Adapter, damit sie den Stick anschließen konnte.
»Nate?«
»Erst mal nicht, danke«, sagte der. »Immer schön eine Gesetzesübertretung nach der anderen.«
David quittierte das mit einem übertriebenen »Wenn du meinst«-Schulterzucken.
»Janelle, ich tippe mal stark auf Nein …?«
»Da tippst du richtig«, fauchte Janelle mit einem Blick auf Vi, die bereits fleißig scrollte.
»Na schön. Dann wollen wir mal.«
»Was ist denn mit mir?«, meldete sich Stevie.
»Ach, du willst auch eins?«, fragte David. Er nahm ein Tablet und hielt es Stevie hin, aber als sie danach greifen wollte, zog er es zurück.
»Hm, nee, lieber doch nicht«, sagte er.
Er steckte das Tablet zurück in seinen Rucksack. Nate duckte sich so tief hinter seinen Laptop, als versuchte er, darin zu verschwinden. Janelle schüttelte den Kopf.
»Sei froh«, wandte sie sich an Stevie.
Und so herrschte geschäftiges Schweigen in dem Abstellräumchen neben dem Schwimmbad, während draußen der Schnee fiel und der Wind heulte und die Ellingham sich langsam, aber sicher leerte. Stevie holte Und dann gabs keines mehr aus ihrem Rucksack, die Geschichte von zehn Fremden, die sich auf einer Insel trafen und einer nach dem anderen ermordet wurden.
Allerdings war das im Moment vielleicht sogar ein bisschen zu nah an der Realität.