Wie reagiert man, wenn sich unversehens der riesige, anklagende Schaumgummizeigefinger der Gerechtigkeit auf einen richtet?
In Büchern fängt der Beschuldigte meistens an zu lachen, stößt wüste Beschimpfungen aus oder wirft seinen Stuhl um und flüchtet. So war es auch bei Ellie gewesen, obwohl sie gar nichts gemacht hatte. Charles dagegen betrachtete Stevie mit einem Ausdruck, als wäre soeben ein wunderschöner bunter Schmetterling auf ihrer Nase gelandet. Er wirkte regelrecht erfreut über diese Wendung der Ereignisse, was mehr als seltsam war und Stevie dazu veranlasste, nervös auf den Fußballen auf und ab zu wippen.
»Ich hab die Kiste gesehen«, sagte Stevie zu ihm. »Sie haben sie mir ja selbst gezeigt, als wir das erste Mal oben auf dem Dachboden waren. Sie hatten alte Zeitungen reingelegt.«
»Stimmt, ich habe dir eine Kiste mit alten Zeitungen gezeigt«, erwiderte Charles lächelnd und nickte. »Genau.«
Stevie trat ans Fenster und sah hinunter auf den nun verschneiten, versunkenen Garten. Keine Panik. Mach einfach weiter.
»Die Crew hat die Kiste aus dem Tunnel geholt und zu Ihnen gebracht«, sagte Stevie und fuhr mit dem Finger über die mit Eisblumen bedeckte Scheibe. »Die müssen da unten alles Mögliche gefunden haben – jede Menge Müll, den die Bauarbeiter damals reingeworfen haben. Sie haben vermutlich gar nichts Besonderes erwartet, als Sie die Kiste aufgemacht haben, und plötzlich lag eine Leiche vor ihnen. Alt und klein und in ziemlich schlechtem Zustand. Sie wussten, dass das nur eine Person sein konnte – Alice Ellingham.«
»In der Kiste waren bloß Zeitungen«, widersprach Charles, »aber okay.«
»Vielleicht hatten Sie ja vorher nie viel über den Ellingham-Fall nachgedacht«, sagte sie. »Vielleicht hatten Sie zunächst auch wirklich nur das Wohl der Schule im Sinn. Schließlich konnte die Ellingham Academy das Erbe gut gebrauchen. Streng genommen hatten aber natürlich die Arbeiter die Leiche gefunden, darum hätte die Belohnung eigentlich an sie gehen müssen und die Schule hätte sich den Ausbau nicht mehr leisten können. Also wollten Sie die Leiche vielleicht anfangs bloß verstecken, sie irgendwo begraben und buchstäblich Gras über die Sache wachsen lassen. Sie haben die Leiche aus der Kiste geholt und alte Zeitungen hineingepackt. Jetzt mussten Sie sie nur noch irgendwo verschwinden lassen, um in Ruhe überlegen zu können, was Sie als Nächstes unternehmen. Aber …«
Stevie fing an, im Zimmer auf und ab zu laufen, wobei sie darauf achtete, nicht slapstickmäßig über den Leopardenkopf zu stolpern.
»… das viele Geld. Was macht man, wenn man auf einmal die Chance auf siebzig Millionen Dollar hat? Leider war der Testamentsnachtrag eindeutig – Sie durften die Belohnung nicht einstreichen. Aber was wenn Sie sich einen Partner ins Boot holen würden, jemanden, der die Leiche offiziell entdecken und sich das Geld auszahlen lassen könnte? Dann könnten sie die Beute teilen. Sie brauchten jemanden, bei dem sich niemand wundern würde, wenn er etwas auf dem Schuldgelände ausbuddelte, jemanden, den Sie beeinflussen konnten. Und genau so jemanden haben Sie gefunden: Dr. Irene Fenton, die besessen vom Ellingham-Fall war. Die ein Alkoholproblem hatte. Sie würden es so einrichten, dass sie die Leiche fand. Das Geld würde an sie gehen und sie würde es mit Ihnen teilen. Hunter, du hast erzählt, deine Tante hätte mit irgendjemandem hier an der Ellingham zu tun, aber du wüsstest nicht, mit wem.«
»Stimmt«, bestätigte Hunter. »Sie wollte nie darüber reden.«
»Wir kommen später noch mal auf Fenton zurück. Jetzt kümmern wir uns erst mal um Hayes.«
Stevie blieb am Kaminsims stehen.
»Hayes war unzufrieden«, sagte Stevie. »Immer wieder hat er sich darüber beschwert, dass er nicht nach Hollywood fahren durfte, dass die Schule ihn nicht kommen und gehen ließ, wie er wollte, und ihm das Ganze auch noch auf seine Fächer anrechnete. Aber dann war er plötzlich wie ausgewechselt, überglücklich. Und das lag daran, dass Sie ihm einen flexiblen Stundenplan versprochen hatten und ihn nach Kalifornien fliegen lassen wollten, wenn er dafür ein Projekt über die Ellingham-Entführung auf die Beine stellen würde. Wieso haben Sie es sich anders überlegt?«
»Weil er mich in den Wahnsinn getrieben hat«, erklärte Charles. »Ständig stand er bei mir im Büro und hatte was zu meckern.«
Stevie wirbelte zu ihm herum.
»Ich tippe ja eher drauf, dass Hayes etwas gesehen oder gehört hat, wovon er nichts hätte mitkriegen dürfen. Na ja, jedenfalls haben Sie einen Deal mit ihm gemacht. Er musste ein Projekt abliefern und durfte dafür nach Hollywood abzischen. Aber das hat ihm nicht gereicht. Hat er Sie bedroht? Zu viel herumgeschnüffelt? Egal, was es war, es hat Sie zu dem Entschluss gebracht, dass er sterben musste. Also haben Sie ihm Zugang zum Tunnel verschafft.«
»Dass er irgendwie da reingelangt ist, werde ich mir nie verzeihen.«
»Ungefähr so muss es sich abgespielt haben«, spann Stevie ihre Geschichte weiter. »In der Woche, als wir mit den Dreharbeiten für das Projekt beschäftigt waren, haben Sie den ersten Schritt unternommen. Sie wussten, dass Janelles Chipkarte für die Werkstatt freigeschaltet war. Während wir beim Yoga waren, sind Sie in den Kunstschuppen gekommen und haben die Karte aus ihrer Tasche genommen. Sie wussten, dass niemand Ihnen große Beachtung schenken würde und Sie schon gar nicht verdächtigen würde, irgendwelche Chipkarten zu klauen. Als Nächstes mussten Sie dafür sorgen, dass Hayes die Karte anfasst. Vielleicht haben Sie ihn zu sich ins Büro gerufen, sie ihm kurz zusammen mit irgendwas anderem untergejubelt – egal. Hauptsache, seine Fingerabdrücke waren drauf. Abends sind Sie dann mit der Chipkarte in die Werkstatt gegangen, haben das Trockeneis geholt und es in die Alkoholkammer am Ende des Tunnels gebracht. Das Trockeneis ist sublimiert und hat den Raum mit so viel Kohlendioxid gefüllt, dass jeder, der ihn betrat, innerhalb von einer Minute bewusstlos werden würde. Die Falle stand bereit. Jetzt brauchten Sie nur noch einen Köder.«
Stevies Gedanken wanderten zurück zu jenem Abend, als die Projektgruppe sich auf den Weg zum Essen gemacht hatte und Hayes plötzlich umgekehrt und allein zurück in Richtung des versunkenen Gartens gelaufen war.
»Als wir an dem Tag fertig mit Filmen waren«, redete Stevie weiter, »hat Hayes behauptet, er hätte was vergessen. Was aber gar nicht stimmte, er wollte sich nur ungestört mit Ihnen treffen. Er ist in den Tunnel gegangen und dort gestorben. Sie haben es so aussehen lassen, als wäre Hayes aus eigener Dummheit umgekommen. Alle dachten, es wäre ein Unfall gewesen, außer mir. Aber auch damit hatten Sie gerechnet.«
»Freut mich, dass du offenbar immerhin der Meinung bist, ich hätte meine Sache gut gemacht. Wenn man schon der Bösewicht in einem Krimi ist, will man seine Fans ja nicht enttäuschen.«
Doch sein Lächeln wirkte mit einem Mal gequält, brüchig.
»Sie sind – zu Recht – davon ausgegangen, dass mich die Sache nicht loslassen würde. Klar. Ich bin ja auch die Detektivin. Ich interessiere mich für alles, was mit Kriminalität zu tun hat. Und da ist Ihnen der erste große Fehler unterlaufen. Sie haben sich vor mein Fenster geschlichen und etwas an meine Wand projiziert, einen Text im Stil des Briefs vom Wahrhaftigen Lügner. Wenn ich der Polizei mit irgendeinem wirren Zeugs über nächtliche Botschaften an meiner Wand gekommen wäre, hätten alle gedacht, ich würde mir den ganzen Quatsch ausdenken, um im Mittelpunkt zu stehen, oder mich vielleicht sogar für komplett übergeschnappt gehalten. Nachdem Sie die Sache mit Hayes dann über die Bühne gebracht hatten, konnten Sie sich wieder auf die Entdeckung von Alice’ Leiche konzentrieren. Aber dann tat sich das nächste Problem auf – am Abend der Silent Party, als ich Ellie auf Das Ende von allem angesprochen habe. Damals haben wir uns auch alle in diesem Zimmer versammelt. Ellie saß da drüben …«
Sie deutete auf den niedrigen Ledersessel, der momentan von Hunter besetzt war.
»Hatten Sie eine Ahnung davon, dass Hayes seine Serie nicht selbst geschrieben hatte?«, fragte sie Charles. »Waren Sie schockiert, als Ellie plötzlich angefangen hat, zu weinen und Sachen zu sagen wie …«
Doch Ellies genaue Worte wollten ihr einfach nicht einfallen.
»Warum hab ich mich bloß darauf eingelassen?«, half David ihr schließlich auf die Sprünge. »Das hat sie gesagt. Hayes und seine hirnverbrannten Ideen. Die haben ihn nämlich das Leben gekostet.«
»Da müssen Sie ja ganz schön Bammel gekriegt haben«, redete Stevie weiter. »Dass Hayes Ellie womöglich irgendwas erzählt hatte. Dass Ellie alles ausplaudern könnte. Sie mussten schnell handeln. Aber zum Glück kam Ihnen da unwissentlich Dr. Quinn zu Hilfe, die das Ganze erst mal unterbrechen und einen Anwalt einschalten wollte. Natürlich haben Sie sofort zugestimmt. Das wirkte ja auch so schön anständig und verantwortungsvoll. Was haben Sie Ellie zugeflüstert, als wir alle rausgegangen sind? Dass es eine Geheimtür gibt? Dass sie im Keller warten soll und von dort aus würden Sie ihr weiterhelfen? Sie war außer sich vor Angst, also ist sie geflüchtet. Runter in den Keller, in den Tunnel. Alles, was Sie tun mussten, war, dafür zu sorgen, dass sie nicht mehr herauskam. Mal wieder. Nüchtern, eiskalt. Bloß ein weiterer tragischer Unfall. Wahrscheinlich hätte nicht mal Ellie selbst erklären können, was passiert war.«
»Stevie.« Charles schüttelte den Kopf. »Du liest eindeutig zu viele Krimis.«
Sein Lächeln war ihm mittlerweile völlig entglitten. Sosehr er sich auch bemühte, es unter Kontrolle zu halten, es schien, als hinge es nur noch an zwei Nägeln, von denen einer nahe dran war, sich zu lösen.
»Zwei Schüler waren also tot«, fuhr Stevie fort, »und obendrein waren Sie auch noch mich los! Meine Eltern hatten mich nämlich von der Schule genommen. Aber egal, wie sorgfältig man alles vorbereitet, manchmal hat das Leben einfach andere Pläne. Jemand spaziert in einem ungünstigen Moment ins Zimmer. Man lässt irgendwo etwas liegen. Jeder Kontakt hinterlässt Spuren. Und in diesem Fall war es Edward King, der Ihnen in die Quere kam. Er war genervt, weil David sich mal wieder wie ein anmaßendes Arschloch benommen hatte, und wollte, dass ich ein bisschen auf ihn aufpasse. Einen Edward King interessiert es nicht, dass Sie hier an der Schule das Sagen haben. Der ist nämlich noch ein viel anmaßenderes Arschloch.«
»Amen«, sagte David.
»Tja, King hat Ihnen also diesen letzten Ramsch von Überwachungssystem angedreht und mich mit seinem Privatflugzeug hergeflogen. Und zack, hatten Sie mich wieder an der Backe. Na schön. Als Nächstes haben Sie mir den Aushilfsjob bei Dr. Fenton besorgt. Die hat mich immer sehr spezielle Sachen überprüfen lassen – zum Beispiel sollte ich nach einem Tunnel unterhalb von Minerva suchen. Hab ich gemacht. Und Ellie dort gefunden. Das müssen Sie genau so beabsichtigt haben …«
All diese Details fügten sich erst während des Redens in Stevies Kopf zusammen. Sie gestikulierte wie wild, als wollte sie ein Bild der Situation in die Luft zeichnen.
»Ihnen war klar geworden«, machte sie weiter, »dass es besser wäre, wenn jemand Ellies Leiche entdeckte. Es sollte so wirken, als wäre an der Ellingham niemand mehr sicher. Wenn die Schule erst mal dichtmachen müsste, wäre alles leichter und Ihnen wären nicht mehr ständig Schüler im Weg. Dann könnten Sie Alice ganz in Ruhe irgendwo verstecken, ohne dass zufällig jemand über sie stolperte. Bloß hat die Schule im letzten Moment doch noch die Kurve gekriegt. Mensch, da lief aber auch nichts nach Plan, erst recht nicht, nachdem ich etwas gefunden hatte, was Dr. Fentons Interesse geweckt hat. Ich hab ihr nämlich das hier gezeigt.«
Stevie öffnete ihren Rucksack und nahm die Teedose heraus.
»Tee?«, höhnte Charles.
»Hier drin ist der Beweis dafür, wer den Brief des Wahrhaftigen Lügners verfasst hat –«
»Stevie, wie viele Geschichten willst du –«
»Es gibt nur eine einzige Geschichte«, schnitt Stevie ihm das Wort ab und stellte überrascht fest, wie selbstbewusst sie klang. »Damals ging es um Geld und heute ganz genauso. 1936 hat jemand Alice gekidnappt, um an Geld zu kommen. Und nachdem Sie ihre Leiche in die Finger gekriegt hatten, haben Sie auch versucht, sich das Vermögen zu sichern, das Albert Ellingham seiner Tochter hinterlassen hat. Fast hätte es sogar geklappt. Sie haben Dr. Fenton von Alice erzählt, aber die hat es irgendwann nicht mehr ausgehalten und sich geweigert, weiter mitzuspielen. Und da haben Sie wie gewohnt alles so arrangiert, dass sich die Dinge von selbst erledigten. Sie haben einfach den Herd aufgedreht und sind gegangen. Irgendwann war die Küche so voller Gas, dass alles in Flammen aufging, als Fenton sich eine Zigarette anzünden wollte. Das war clever. Und wieder mussten Sie sich kein bisschen die Hände schmutzig machen. Eigentlich war es nicht mal wirklich Ihre Schuld – schließlich hat Fenton selbst zum Feuerzeug gegriffen, stimmt’s? So wurde jeder, der Ihren Plan zu vereiteln drohte, aus dem Weg geräumt. Vielleicht wurde es ja auch von Mal zu Mal leichter, je öfter Sie davonkamen? Egal, irgendwann steckten Sie so tief drin, dass Ihnen gar nichts anderes übrig blieb, als die Sache zu Ende zu bringen. Und Germaine hat mich darauf gebracht, was der letzte Schritt war.«
»Ich?« Germaine sah verdutzt von ihrem Notizbuch hoch.
»Als es hieß, Hunter würde vorübergehend hier einziehen, hat Germaine sich gewundert, warum jemand, der kein Schüler war, hier aufgenommen werden sollte, und ich habe gesagt, die Schule hätte eben Mitleid. Aber Germaine hatte recht mit ihrer Skepsis. Da war kein Mitleid im Spiel. Sie brauchten bloß jemand Neues, der das Geld für Sie kassieren konnte. Diesmal wollten Sie aber wirklich jegliche Störfaktoren eliminieren, das heißt, die Schule musste in jedem Fall dichtmachen. Und wer durfte wieder herhalten? Die arme Janelle. Sie haben den Druck an ihrer Paintball-Kartusche erhöht, sodass sie während ihrer Vorführung in die Luft gegangen ist. Völlig egal, ob dabei jemand verletzt wurde, solange nur irgendwas passierte. Ein schöner, großer Unfall. Genau, wie Sie’s gernhaben. Und dann kam Ihnen sogar noch der Schneesturm zu Hilfe. Die Schule wurde evakuiert. Nur Hunter durfte bleiben.«
»Aber ich hab gar nichts …«, fing Hunter an, sich zu verteidigen.
»Nein«, unterbrach ihn Stevie. »Weil er erst mal abwarten musste, bis alle weg waren. Und dann hätte er sich wahrscheinlich genauso an dich herangemacht wie vorher an deine Tante. Er hätte deine Interessen ausgenutzt, vielleicht anklingen lassen, wie viel du mit dem Geld doch für den Umweltschutz tun könntest –«
»Stevie«, schaltete sich nun Dr. Quinn ein. »Wenn dir diese Geschichte jemand glauben soll, dann musst du sie langsam mal mit ein paar Fakten untermauern. Hast du irgendwelche Beweise?«
»Klar, wie wär’s hiermit? Diese E-Mail über den Testamentsnachtrag, die haben wir Ihnen geschickt.«
»Die aus Edward Kings Wahlkampfbüro?«, fragte Dr. Quinn.
»Die von Jim Malloy«, bestätigte Stevie. »Auf die Sie mit Nein geantwortet haben. Danach ist Jim ein bisschen nachdrücklicher geworden, woraufhin Charles ihm den Nachtrag geschickt hat. Die Sache ist nur …«
Sie wandte sich wieder Charles zu.
»Sie haben im Wahlkampfbüro angerufen und erfahren, dass es dort keinen Jim Malloy gibt. Und trotzdem haben Sie zurückgeschrieben – nach dem Anruf. David, könntest du das bitte mal kurz überprüfen? Von wann genau war die Mail von deinem Dad?«
David zog sein Handy aus der Tasche und fing an, durch seine Nachrichten zu scrollen. Es wurde still im Raum.
»Um vierzehn Uhr vierundzwanzig.«
»Also war um kurz vor halb drei schon klar, dass Jim Malloy nicht existiert. Und der Nachtrag wurde verschickt um …?«
David sah nach.
»Fünfzehn Uhr siebenundvierzig«, antwortete er verwirrt.
»Sie lagen goldrichtig mit Ihrer Vermutung, wer Jim Malloy ist«, sagte Stevie. »Und Sie wollten, dass ich den Teil des Testaments zu sehen bekomme, in dem steht, dass Lehrer und Schulangestellte vom Erbe ausgenommen sind.«
»Jetzt spinnst du dir aber ganz schön was zusammen«, protestierte Charles. »Ich habe lediglich auf eine E-Mail von jemandem geantwortet, den ich für einen Angestellten von Edward King hielt. Bist du dann fertig? Ich denke nämlich, wir sollten langsam –«
»Was haben Sie mit Alice gemacht?«, unterbrach sie ihn.
»Stevie …« Nennt-mich-ruhig-Charles lächelte. Mit einer Gesichtshälfte. Die andere bot einen überaus unschönen Anblick. »So unterhaltsam dieser Vortrag auch ist – alle Achtung, so etwas Fantasievolles habe ich lange nicht mehr gehört –, fürchte ich, die letzten Tage waren vielleicht einfach ein bisschen viel für dich. Keine Sorge, ich nehm’s dir nicht –«
»Ich will wissen«, fuhr Stevie abermals dazwischen und unterdrückte das Zittern in ihrer Stimme, »was Sie mit Alice gemacht haben.«
In diesem Moment öffnete sich die Arbeitszimmertür und ein kalter Luftzug wehte herein.
»Möglicherweise kann ich da weiterhelfen«, sagte Larry und hob das Wandortungsgerät.