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Rettungseinsatz
»Nun, wir können den Folgen der Eruption entgehen, indem wir nach Outland hinüberwechseln«, sagte Matt.
»Wenn der Yellowstone dort nicht auch ausgebrochen ist«, erwiderte Bill. Einen Moment lang herrschte Schweigen, während alle diesen Gedanken sacken ließen. Schließlich drehten sich mehrere Köpfe zu Kevin um.
»Warum schauen immer alle mich an?«, fragte er genervt. »Öffnet das Portal!«
»Entschuldige, Kev«, sagte Richard. »Wir haben einen Generator, richtig, Bill?«
»Sicher, aber den müssen wir gar nicht auspacken. Zur Spannungsaufbereitung habe ich das Portal-Equipment permanent an eine unterbrechungsfreie Stromversorgung angeschlossen. Es wird ungefähr eine halbe Stunde lang funktionieren.«
»Woher wissen wir, ob es auf der anderen Seite auch passiert ist oder nicht?«, fragte Matt.
»Wir haben drüben einiges gestapelt und außerdem die halb fertige Hütte«, sagte Bill. »Ich glaube, wir werden auf den ersten Blick feststellen können, ob die Sachen durcheinandergepurzelt sind.«
Bill brauchte nur einen Moment, um das Portal zu aktivieren. Er und Matt gingen hindurch, schauten sich um und kehrten wieder auf die Erde zurück.
»Alles in Ordnung«, verkündete Bill. »Nichts ist kaputtgegangen. Und auch die Tiere wirken unbeeindruckt. «
»Okay, das ist sehr gut, aber es überrascht mich auch nicht«, sagte Erin. »Die frühere Eruption auf der anderen Seite hat die Synchronität zwischen der Erde und Outland vermutlich für alle Zeiten beendet.«
»Dann also noch mal zu dem, was ich vorhin angesprochen habe«, sagte Matt. »Wir können hinübergehen, um uns zu retten, aber wir können nicht eine ganze Stadt evakuieren. Von der Frage, was wir mit all den Flüchtlingen dort drüben anstellen sollten, mal ganz abgesehen, haben wir dafür gar nicht genügend Portale.«
»Und höchstens ein paar Stunden Zeit«, fügte Erin hinzu. »Ich glaube, in dieser Situation müssen wir uns auf das Wesentliche beschränken.« Sie sah die anderen an. »Was können wir mit dem tun, was wir haben?«
»Wo befinden sich in der Umgebung die meisten Menschen an einem Fleck?«, fragte Kevin.
»In der Uni«, antwortete Richard. »Im Sommersemester besuchen zwar nur wenige Studenten Seminare, aber ich bezweifle, dass sie nach dem Frühling alle den Campus verlassen haben.«
»Sollen wir alle drei Portale mitnehmen?«
Richard schüttelte den Kopf. »Wir müssen so schnell wie möglich unseren Lagerbestand hinüberschaffen. Dieses Zeug ist jetzt wichtig, wenn wir mehrere Tage oder Wochen auf Outland verbringen müssen. Ich glaube nicht, dass wir es wie Daniel Boone machen können.« Er vergewisserte sich mit einem Blick in die Runde, dass ihm niemand widersprach, und fuhr dann fort. »Kevin, Erin und ich werden mit dem Transporter zwei Portale mit allem dazugehörigen Equipment zum Campus bringen. Dann stellen wir an einer möglichst stark frequentierten Stelle ein Tor auf und fangen an, Leute hindurchzuschicken. Auf unserer zivilisierten Seite ist man von dort zu Fuß ungefähr fünfundvierzig Minuten bis hierher unterwegs. Also wird es auf Outland vielleicht ein paar Stunden dauern, wenn nicht irgendwelche tiefen Flüsse, von denen wir nichts wissen, den Weg versperren. Das zweite Tor stellen wir auf der anderen Seite auf. Dann schalten wir das erste aus und bringen es hindurch. Danach wandern wir mit allen Leuten, die wir zusammenfangen konnten, wieder hierher.« Richard breitete die Arme zu einer Geste aus, die den gesamten Inhalt des Lagers einschloss. »In der Zwischenzeit beschäftigen sich Bill, Monica und Matt damit, all das hier nach Outland zu verfrachten und dort aufzubauen. Ihr werdet etwas für die Flüchtlinge vorbereiten müssen, die wir mitbringen.«
»Wenn wir die Leute einfach so hinüberschicken, dienen sie auf der anderen Seite nur als großes mobiles Mittagsbuffet für die Raubtiere«, merkte Matt an. »Deswegen muss die Campus-Gruppe einen Haufen Waffen mitnehmen und jedem, der sagt, dass er damit umgehen kann, eine in die Hand drücken.«
»Ich will nicht unken«, warf Monica ein, »aber wissen wir überhaupt sicher, dass wir das Tor auch von Outland aus öffnen können? Und wenn es klappt, kommen wir dann auf unserer Erde oder an einem ganz anderen Ort heraus?«
Daraufhin herrschte Totenstille. Niemand wollte ein Tor zur Treibhauserde oder einem noch schlimmeren Ort öffnen.
Alle wandten sich zu Kevin um.
»Erstens«, sagte Kevin, »sollte es auf jeder Erde funktionieren. An unserer ist nichts Besonderes. Sie ist nicht die Haupterde oder irgendetwas in der Art. Zweitens müssen wir, um von dort hierher zu gelangen, einfach nur die Parameter umdrehen.«
Also setzten sich alle ohne ein weiteres Wort in Bewegung und luden mehrere Kisten mit Waffen und Munition in den Transporter. Bill dachte einen Moment lang nach und griff dann nach ein paar Kartons mit der Aufschrift »Nachtsichtbrillen«, die er zusammen mit mehreren Handvoll Batteriepackungen ebenfalls im Transporter verstaute.
»Mehr Paranoia?«, fragte Richard.
Bill tippte sich grinsend an die Schläfe.
Matt nahm ein paar Funkgeräte und testete sie. Dann reichte er Erin einen Kompass und eine Reliefkarte von der Stadt. Als er ihr beschreiben wollte, wie sie auf der anderen Seite den Weg zum Lagerhaus finden konnte, unterbrach Erin ihn: »Hallo? Geologiestudentin. Exkursionen. Camping.«
»Richtig«, sagte Matt lächelnd und versuchte, nicht allzu besorgt auszusehen. »Sei einfach vorsichtig und komm zurück, okay?« Erin drückte seine Hand und küsste ihn.
»Ach ja«, fügte er hinzu. »Wenn ihr es nicht auf der Straße dorthin schafft, kommt ihr zurück, und wir versuchen es von der anderen Seite aus. Das wird zwar länger dauern, aber wir müssen nehmen, was kommt.«
Während Richard den Transporter zur Universität fuhr, hielt er nach unerwarteten Hindernissen wie umgestürzten Gebäuden oder breiten Rissen im Asphalt Ausschau. Dicker Staub hing in der Luft, aber Erin versicherte ihnen, dass er nur vom Erdbeben aufgewirbelt worden sei. Die Erschütterungen waren zwar nicht stark genug gewesen, um einen Spalt aufzureißen, der den Transporter verschlucken konnte, aber eine Unebenheit, die groß genug war, um die Stoßdämpfer zu zerstören, würde ihre Expedition genauso sicher vorzeitig beenden.
»Sure ist ausgestorben«, bemerkte Erin. »Äh, ich meine verlassen. «
»Sicher haben sich die meisten auf den Heimweg gemacht, um sich zu verbarrikadieren«, erwiderte Richard.
»Und es ist Sonntag«, ergänzte Kevin.
Richard schenkte ihm ein trostloses Lächeln. »Nun, damit hast du nicht unrecht.« Er verstummte und sah Erin eindringlich an. »Wie ernst hast du deine Hundert-Prozent-Prognose gemeint?«
»Für Tiere im Freien trifft sie auf jeden Fall zu. Menschen mit Atemmasken werden es überleben. Selbst Trockenbauermasken reichen. Und wer ein paar Wochen lang drinnen bleibt, wird es auch überstehen, solange er alle Lüftungssysteme abschaltet. Irgendwann geht das Wasser und das Essen aus. Die Trinkwasseraufbereitungsanlagen werden ziemlich früh den Geist aufgeben. Wenn es so weit ist, werden die Menschen nach draußen gehen, um Proviant oder Hilfe zu suchen. Wenn sie dabei zu viel Dreck einatmen, verkleben ihnen die Lungenbläschen. Und das ist tödlich.«
Richard nickte, antwortete jedoch nicht. Stattdessen konzentrierte er sich voll und ganz auf die vor ihm liegenden Straßen. Angesichts der immer zahlreicheren Risse und Bodenwellen hatte er das Gefühl, nicht in der Stadt, sondern durch offenes Gelände zu fahren. Er musste ein paar ungewöhnliche Routen wählen, bei denen mehr als eine Parkuhr zu Bruch ging, aber schließlich kamen sie an der Universität an. Sie hielten auf der Wiese neben dem Gesundheitszentrum, wo sich nach dem Beben vermutlich viele Studenten versammelt hatten. Da es mitten auf dem Campus stand, war es auf jeden Fall ein guter Ort, um das Tor in Betrieb zu nehmen. Sie öffneten den Transporter, holten das Portal-Equipment heraus und bauten es auf. Dann starteten sie den Generator, aktivierten aber noch nicht das Tor. Als es einsatzbereit war, hatten sich bereits ungefähr vierzig Menschen um sie herum versammelt.
Erin trat vor und rief so laut sie konnte: »Darf ich um eure Aufmerksamkeit bitten? Wie ihr wahrscheinlich bereits alle gehört habt, ist der Yellowstone ausgebrochen.«
Sie hätte sich keinen besseren Zeitpunkt für ihre Ansprache aussuchen können, denn genau in diesem Moment rollte der Lärm der Eruption über Lincoln hinweg. Die Explosion des Krakatau hatte man noch in fünftausend Kilometer Entfernung vernehmen können. Dies hier war um ein Vielfaches stärker. Die Umstehenden fielen auf die Knie und hielten sich die Ohren zu. Fenster splitterten und zerbarsten. Nachdem das Geräusch verklungen war, dauerte es noch ein paar Minuten, bis alle wieder hören konnten. Das ängstliche Stöhnen legte sich. Stattdessen erklangen gemurmelte Kommentare und schließlich laut durcheinandergerufene Fragen.
Erin schrie, um sie zu übertönen: »Also … der Yellowstone ist ausgebrochen. Ich glaube, das ist euch allen bewusst.«
Das Stimmengewirr ließ nach. Stattdessen war vereinzelt abschätziges Lachen zu hören. Jemand rief: »Vielen Dank, Captain Offensichtlich!« Ein anderer: »Woran hast du das denn erkannt?«
Erin ignorierte den Spott und fuhr fort. »In ein paar Stunden wird die Asche herabregnen. Wenn ihr keine Möglichkeit findet, innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden fünfhundert Kilometer weit von hier wegzukommen, werdet ihr in zwei oder drei Wochen alle tot sein.« Auf diese Worte folgte drückende Stille. »Wenn man die Asche einatmet, bekommt man schwere Lungenkrankheiten, und sie zerstört mechanische Geräte. Wahrscheinlich wird die Stadt eine ganze Weile nicht mehr mit Essen beliefert werden. Wahrscheinlich wird die Stromversorgung noch lange gekappt sein. Wahrscheinlich wird in ein paar Tagen die Wasserversorgung zusammenbrechen. Die Nationalgarde und die FEMA könnten vielleicht helfen, aber die müssen sich um den ganzen Staat kümmern. Langfristig kommen wir möglicherweise wieder auf die Beine. In absehbarer Zeit wird es alles andere als angenehm. Aber wir haben einen Ausweg – und der führt hier durch.« Sie zeigte auf das Tor. »Auf der anderen Seite dieses Portals wartet eine Version von Nebraska, in der es keine Menschen gibt. Im Moment ist aber vor allem wichtig, dass dort keine Eruption stattgefunden hat. Ich weiß, das klingt verrückt, aber wir haben keine Zeit für Diskussionen. Im Moment müsst ihr uns das einfach glauben. Da es auf der andren Seite nicht zivilisiert zugeht, werden wir ein paar Waffen aus dem Transporter holen, bevor wir das Tor öffnen. Lasst euch davon bitte nicht verunsichern.«
Die Studenten sahen einander mit erhobenen Augenbrauen an. Ein paar lachten nervös, als Richard und Kevin mit den Gewehren hinter dem Transporter hervorkamen.
Richard lud seine Pumpgun mit einem lauten Klickklack durch und sah zu Erin hinüber. Sie hielt das Tablet in die Höhe und drückte auf »OK«.
Das Tor ging an, und in seiner Mitte erschienen Bäume, eine Wiese sowie ein sehr großer und äußerst verstört wirkender Elch, der ein erschrockenes Röhren ausstieß und sich eilig aus dem Staub machte. Mehrere Studenten sahen aus, als wollten sie seinem Beispiel folgen.
»Ich werde nicht mit euch darüber debattieren, ob das sein kann oder nicht«, sagte Erin. »Dafür ist jetzt keine Zeit, und wir haben Dringenderes zu tun. Tretet hindurch, wenn ihr herausfinden wollt, ob es echt ist oder nicht. Aber ihr müsst wissen, dass ein paar der Wildtiere dort drüben euch fressen wollen. Wenn ihr euch uns nicht anschließen möchtet, verstehen wir das. Wir leben in einem freien Land. Ihr könnt alles versuchen, was ihr für richtig haltet, um euer Leben zu retten. Aber ihr wisst sicher bereits, dass es nicht leicht werden wird. Da ihr noch hier seid, habt ihr vermutlich kein Fahrzeug, mit dem ihr von hier wegkommen könnt, aber euch bleibt gar nichts anderes übrig, als die Stadt weit hinter euch zu lassen. Auf der anderen Seite haben wir einen Ort mit Vorräten eingerichtet. Und wir haben Waffen im Transporter. Wir bieten euch keine Garantie, aber eine Chance, lebend aus dieser Sache herauszukommen. Wenn ihr daran interessiert seid, bleibt bitte hier. Alle anderen sollten besser schnell ihre eigenen Pläne umsetzen.«
Die Studenten wirkten nervös und wechselten unsichere Blicke. Ein paar von ihnen gingen, doch die meisten blieben.
»Wir wollen so viele retten, wie es geht«, fuhr Erin schließlich fort. »Daher brauche ich möglichst viele Freiwillige, die den Campus nach weiteren Personen absuchen und sie hierherschicken. Haltet euch nicht mit langen Erklärungen auf. Erzählt ihnen nur, dass jemand eine Rettungsaktion organisiert. Und wenn ihr von irgendwelchen Geräten, Lebensmitteln oder Waffen wisst, die leicht zugänglich sind und nützlich sein könnten, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, sie zu holen.«
Die Studenten bildeten mehrere Gruppen und diskutierten, wie sie vorgehen sollten, bevor sie allein oder paarweise aufbrachen.
Die Studenten, die beim Portal blieben, stellten Fragen, und einige spähten durch die Öffnung, um sich davon zu überzeugen, dass sie echt war. Ein paar von ihnen durften zusammen mit Richard durch das Tor gehen. Sie traten hindurch, sahen sich ein oder zwei Minuten lang um und kehrten dann sichtlich aufgewühlt wieder zurück. »Total abgefahren!«, meinte einer.
Zwei erklärten, dass sie mit Schusswaffen umgehen könnten. Richard stellte ihnen ein paar Fragen und händigte ihnen dann jeweils eine Pumpgun und ein Sturmgewehr aus.
»Oh, wow«, sagte einer der beiden. »Ihr macht wirklich ernst.«
»Warte ab, bis du deinem ersten Smilodon begegnest. Glaub mir, dann wirst du froh sein, dieses Teil bei dir zu haben.« Damit drehte er sich zu den Übrigen um. »Okay, alle mal herhören. Wir müssen ein paar Dinge aus dem Transporter laden und durch das Tor auf die andere Seite bringen. Diese Jungs« – er deutete auf die beiden frisch bewaffneten Rekruten – »werden Wache halten. Könnten bitte ein paar von euch mit anpacken?«
Die Wartenden waren froh, etwas zu tun zu haben, selbst wenn es eine ziemliche Plackerei darstellte. An Freiwilligen herrschte kein Mangel, und so hatten sie die Waffen und den Proviant schon bald hinübergeschafft.
Nach und nach kamen immer mehr Leute herbei. Viele von ihnen waren verletzt und mussten von anderen gestützt werden. Offensichtlich fanden die Suchtrupps viele Studenten auf dem Campus. Einer der wenigen Vorteile des Erdbebens bestand darin, dass es den meisten Leuten den Kopf zurechtgerückt hatte. Daher waren sie bereit, ruhig zuzuhören, wenn ihnen jemand Hilfe, Essen und einen Unterschlupf anbot.
Mittlerweile war bereits so oft erklärt worden, was es mit dem Tor auf sich hatte, dass Erin und Richard es nicht mehr länger selbst tun mussten. Alle Neuzugänge wurden von den anderen – wenn auch nicht immer ganz korrekt – darüber aufgeklärt, wozu das Tor und die Waffen dienten. Nachdem sie die Lage kurz miteinander besprochen hatten, liefen sofort wieder ein oder zwei Studenten los. Gleichzeitig kehrten permanent Suchtrupps mit Vorräten zurück.
»Medizin«, bemerkte Richard anerkennend. »Die haben wir bislang vernachlässigt.«
»Das liegt nur daran, dass Captain Zitat den Anblick von Blut nicht ertragen kann«, erwiderte Erin.
Kevin machte indessen das zweite Portal auf der anderen Seite betriebsfertig. Plötzlich hielt er entsetzt inne. »Oh Scheiße. Was für eine beschissene Oberscheiße.«
Erin sah Kevin wegen dieses für ihn völlig untypischen Ausbruchs überrascht an. »Was ist?«
»Wir haben zwei Portale und einen Generator.«
Richard sah erst das Tor, dann den Generator und schließlich Kevin an. »Oh Scheiße trifft es genau.«
»Warte mal. Ein Wechselrichter! Ich glaube, in dem Transporter gibt es einen.« Kevin lief eilig zum Fahrzeug hinüber. »Jaaaa!«, rief er aus dem Führerhaus.
Es dauerte einen Moment, ein paar Studenten davon zu überzeugen, dass sie nicht auf der anderen Seite ausgesetzt werden würden. Doch schon bald hatten sie es geschafft, das erste Tor abzuschalten und es an den Wechselrichter anzuschließen. Dann trugen sie den Generator durch das erneut aktivierte Tor und starteten damit das zweite Portal auf der anderen Seite. Alle waren erleichtert, als sich neben dem ersten Tor auf der irdischen Seite noch ein zweites auftat.
Ein Student, der gerade zu der Gruppe zurückkehrte, ging auf Richard zu und sagte: »He, hör mal. Im Veterinärinstitut sind ein paar Tiere. Können wir denen irgendwie helfen? «
Richard sah zu Erin hinüber, die seinen Blick bestürzt erwiderte. »Diese Tore sind nicht groß genug, um Kühe hindurchzuschieben. Selbst wenn sie kooperieren, was ich sehr bezweifle. Wahrscheinlich würden sie sich wehren und dabei das Tor beschädigen. Für Pferde gilt das Gleiche. Hühner wären kein Problem. Schweine gingen vielleicht auch durch, wenn wir sie einölen.« Sie versuchte sich an einem Lächeln, brachte aber erneut keines zustande.
»Okay, Erin. Wir brauchen das Vieh und werden es nicht hier zurücklassen. Die Menschen gehen natürlich vor, aber sobald wir alle sicher rübergebracht haben, kommen wir zurück und holen die Tiere. Werden ihnen zwei Tage in einem Stall schaden?«
»Wenn das Gebäude zusammenbricht, ja.«
»Ach verdammt. Na gut.« Richard drehte sich zu dem Mann um, der ihn angesprochen hatte. Er hieß ebenfalls Richard.
»Nenn mich ruhig Dick«, sagte er.
»Lieber dich als mich«, antwortete Richard. »Okay, Dick, wie viele Leute wären deiner Meinung nach nötig, um alle Tiere ein paar Kilometer weit durch die Wildnis zu treiben?«
»Die Hühner und die Schweine würden wir dabei sofort verlieren. Aber die Rinder, die Schafe und die Pferde könnten wir zusammenhalten, solange jemand auf den Pferden reitet. Ich glaube, im Moment haben wir acht Pferde hier. Also bräuchten wir mindestens acht Leute.«
»Okay.« Richard drehte sich wieder zu Erin um. »Wir führen alle durch das Portal, dann kommen wir mit dem Truck-Tor zurück und tun, was wir können. Passt das für dich?«
»Wir haben gar keine andere Wahl. Wir müssen einfach improvisieren. «
Richard übertrug Dick die Aufgabe, den Rettungstrupp zu organisieren. Als Dick sie verließ, rief er sofort nach ein paar anderen und begann, mit ihnen die Einzelheiten zu besprechen.
Richard sah Erin an. »Dir ist bewusst, dass es in der Uni wahrscheinlich noch viele andere Dinge gibt, nach denen wir jetzt noch suchen sollten. Samen aus dem Botanischen Institut, Werkzeuge und Geräte von den Maschinenbauern und wer weiß was sonst noch. Vieles davon wird uns erst einfallen, wenn es zu spät ist.« Er sah sich den Trubel um sie herum an. »Obwohl wir wahrscheinlich eh keine Zeit haben werden, uns mit diesen Dingen zu beschäftigen.«
Erin nickte wortlos. Sie schaute sich ebenfalls um, warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und dachte einen Moment lang nach. Dann machte sie ein paar Studenten in der Nähe auf sich aufmerksam. »Hey, Leute, das dauert viel länger, als ich erwartet hatte. Deswegen werden wir es nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit in unser Vorratslager zurückschaffen und müssen heute Nacht campieren. Wir brauchen etwas, um Feuer anzuzünden. Könnt ihr einen Trupp zusammenstellen, der Holz sammelt? Möbel, Bücherregale, was auch immer. Es muss genug sein, um mehrere kleine Lagerfeuer die ganze Nacht durch brennen zu lassen.«
Die Studenten sprachen sich mit anderen in der Nähe ab, und einen Moment später schwärmten rund zwanzig von ihnen aus.
Erin stieß einen müden Seufzer aus. Unglaublich. Bill muss mir gelegentlich mal erklären, warum diese Dinge in Filmen immer so leicht aussehen.