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Notfallpläne
Erin sah zu, wie Monica ihre eigenen Fußspuren betrachtete, die scheinbar aus dem Nichts auftauchten und zu der Stelle führten, wo das Feuergefecht stattgefunden hatte.
»Kein Tor.« Monica starrte wütend auf die leere Luft. »Da stimmt etwas nicht. Vielleicht haben Adam und seine widerlichen Freunde diese Gelegenheit zu einem Putsch genutzt.« Sie drehte sich zu Erin um. »Abgesehen von Kevin ist gerade niemand von uns in Bruchtal. Jetzt wäre der logische Zeitpunkt dafür.«
Erin betrachtete die Fußspuren und seufzte. »Jedes Mal, wenn ich glaube, dass deine und Bills Paranoia an Wahnsinn grenzt, beweist irgendjemand das Gegenteil. Und was jetzt?«
»Als Erstes sollten wir von hier verschwinden, falls sie uns verfolgen. Sie werden schon bald merken, dass sie nicht an die Waffensafes rankommen.« Damit machte Monica kehrt und marschierte schnurstracks um den Lagerhauskomplex herum.
Nach kurzem Zögern gingen Erin und Suzie hinter ihr her.
Erin beeilte sich, Monica einzuholen. »Du und Bill habt euch auf diese Situation vorbereitet, richtig?«
»Ja, obwohl ich nicht weiß, ob man es wirklich vorbereitet
nennen kann. Wir sind davon ausgegangen, dass sie irgendetwas planen, wussten aber nicht, was. Daher konnten wir nur ein paar grundsätzliche Vorkehrungen treffen.
«
»Wie zum Beispiel?«
»Zum Beispiel muss man kein Einstein sein, um sich auszurechnen, dass uns auf der Erdseite das Lagerhaus gehört, das direkt neben den Schuppen in Outland steht. Deswegen haben wir alles Wertvolle in ein Lager am anderen Ende der Anlage geschafft. Und dorthin gehen wir jetzt.«
»Aber sie haben trotzdem noch unsere Gewehre«, protestierte Erin.
Monica wandte sich um und sah sie durchdringend an. »Na klar, daran haben wir natürlich
nicht gedacht …«
»Ah … Was haben sie dann?«
»Steine. Viele Waffensafes, in denen viele Steine stecken. Das wird allmählich zu unserem Markenzeichen.« Monica grinste. »Ich hoffe, dass sie alle der Schlag trifft, wenn sie die Safes irgendwann aufbekommen.«
»Haben sie die Schlüssel?«, fragte Erin.
»Nein. Deswegen werden sie eine Weile brauchen, um entweder die Schlüssel zu finden oder sich zu überlegen, wie sie die Dinger knacken können. Wir haben übrigens auch sämtliche Werkzeuge weggeräumt, die sich für einen Einbruch eignen könnten. Jetzt müssen wir Richard und Matt kontaktieren. Und Bill – wenn sie ihn schon befreit haben.«
»Was ist mit Kevin?«
»Wenn ich mich nicht täusche, werden sie ihn brauchen, um die Tore zu betreiben. Oder sie müssen ihn gegen die Schlüssel eintauschen. Sie werden ihm nichts tun. Und ich habe extra in Hörweite von einem von Adams Freunden gesagt, dass Kevin keinen Zugriff auf die Waffen hat.«
Nach ein paar Minuten kamen sie beim anderen Lagerhaus an. Monica holte einen Schlüssel heraus und öffnete den Seiteneingang. Als sie drinnen einen Schalter betätigte,
erhellten dicht über dem Boden angebrachte LED-Lampen den Raum.
»Bill hat sie an Solarzellen und Autobatterien angeschlossen. Das ist nicht ideal, aber wir wussten nicht, ob und wann der Ernstfall eintreten würde und ob die Luft dann für einen Generator sauber genug wäre. Außerdem hielten wir es nicht für klug, mit dem Motorenlärm auf uns aufmerksam zu machen.«
Monica nahm ein Funkgerät mit einem roten Etikett und schaltete es an. Sie hielt es sich vor den Mund und drückte die Senden-
Taste. »Richard, bitte melden. Wir haben ein Problem.« Sie ließ den Knopf los und wartete.
»Machst du dir keine Sorgen, dass Adam und seine Freunde mithören könnten?«, fragte Erin.
»Nein, so klug bin ich nicht. Daher verwende ich auch nicht das verschlüsselte Walkie-Talkie, das ich extra für diese Situation mit einem roten Schild gekennzeichnet habe.«
»Wow, bist du gereizt.«
»Tut mir leid, Erin. Ich bin immer noch wütend wegen dieser Gangster. Ich werde mich bemühen, dir nicht den Kopf abzureißen.« Sie wedelte mit dem Funkgerät. »Das haben Richard und ich uns ausgedacht. Sein Walkie-Talkie und das von Matt haben dieselbe Programmierung. Er wird jeden Moment antworten …«
Die beiden Frauen beobachteten das Funkgerät, das jedoch keinen Ton von sich gab.
»Hmm, sie sind nicht auf der Erdseite. Warte einen Moment.« Monica nahm ein Tablet und schaltete es ein.
Erin schaute ihr über die Schulter. »Das ist die Portal-Software. Aber die Gangster haben eines der Tore mit einem Schuss zerstört, und Adams Gruppe hat das andere. Was …?
«
»Richard hatte so viele Ersatzteile eingelagert, dass Bill noch eine Portal-Box daraus bauen konnte. Und wir haben auch noch das Ein-Meter-Tor, das niemand vermissen wird, da es für alle normalen Tätigkeiten so gut wie unbrauchbar ist.«
Erin hob beide Hände. »Okay, ich gebe auf. Ihr habt euch offensichtlich viele Gedanken gemacht. Ich werde mich einfach an euch dranhängen.«
Monica lächelte ihre Freundin an, dann erklomm sie eine Leiter, die zu einer über der Küchenecke eingezogenen Zwischendecke führte. »Andererseits habe ich mit dem Ein-Meter-Tor nichts als schlechte Erfahrungen gemacht«, rief sie zu Erin hinunter. »Deswegen werde ich es nicht auf dem Boden öffnen.«
Erin lachte, verstummte aber gleich wieder, als Monica erneut einen Funkruf absetzte.
Einen Moment später vernahm sie Richards Stimme, die blechern aus dem Funkgerät drang. »Was für ein Problem? Da fallen mir einige Möglichkeiten ein …«
»Plan 9«, entgegnete Monica. »Glaube ich zumindest. Bislang ist das noch nicht bestätigt. Ruf mich zurück, wenn du auf dieser Seite bist.« Sie stieg hastig die Leiter wieder runter und schaltete das Portal mit dem Tablet aus.
»Plan 9?«, fragte Suzie. Erin und Monica drehten sich erstaunt zu ihr um. Suzie hatte nach der Schießerei außer ihrem Namen kein Wort gesagt, und Erin war davon ausgegangen, dass sie einen Schock erlitten hatte.
Monica zuckte die Achseln. »Das ist eine Filmanspielung. Einer von Bills Scherzen. Es überrascht mich, dass Richard sich darauf eingelassen hat. Bis wir mehr wissen, bleibt uns nicht viel zu tun. Richard, Matt und Charlie werden mit den Funkgeräten auf die Erdseite hinüberwechseln. Sobald wir ungehindert miteinander kommunizieren
können, überlegen wir uns einen besseren Plan. Bis dahin werden wir uns hier verkriechen, für den Fall, dass Adam und seine Leute dahinterkommen, wo wir sind.«
Das Funkgerät knackste, und Richards Stimme erklang. »Monica?«
»Ja, hier.«
»Wir haben Bill aufgespürt, aber er will nicht von dort weg. Sie haben einige Zivilisten in ihrer Obhut, und denen scheint es nicht sehr gut zu gehen. Bill glaubt, dass er vielleicht die Garde rekrutieren und diesen Leuten helfen kann. Im Moment seid ihr also auf euch allein gestellt.«
»Na, wunderbar«, flüsterte Monica. Dann drückte sie den Senden-
Knopf. »Verstanden. Hör mal, Richard, wir brauchen auf jeden Fall mehr Informationen. Wir wissen nicht, wie viele Leute mit Adam zusammenarbeiten, wenn er überhaupt dahintersteckt. Im Moment kann ich nur spekulieren. Wir warten die Dunkelheit ab und werden dann Nachtsichtgeräte benutzen.«
»Seid vorsichtig«, erwiderte er. »Haltet euch von ihnen fern. Wir müssen gut vorbereitet sein, wenn wir zurückschlagen.«
»10-4. Ende der Durchsage.« Monica legte das Funkgerät weg. »Das nervt. Ich werde das Portal nun doch auf Bodenhöhe absenken. Erin, die Nachtsichtgeräte müssten irgendwo in dem Regal da drüben liegen. Könntest du sie bitte suchen?«
»Kann ich auch irgendwas tun?«, fragte Suzie.
»Ja, nimm mir die Sachen ab, die ich dir runterreiche. Aber ganz vorsichtig. Wenn etwas kaputtgeht, hängen wir hier fest.«
Erin durchsuchte das Regal und entdeckte die noch immer eingepackten Nachtsichtgeräte. Sie nahm drei Schachteln und ein paar Batterien. Daneben fand sie fein
säuberlich aufgereiht ein verblüffend umfangreiches Waffensortiment. Monica war es offensichtlich damit ernst gewesen, das Arsenal vervollständigen zu wollen, und Erin fragte sich, ob Richard wusste, wie gewissenhaft sie diese Aufgabe erledigt hatte. Die im Regal ausgelegte Artillerie hätte ein SWAT-Team vor Neid erblassen lassen.
»Monica! Was zum Henker ist das denn? Ein Scharfschützengewehr?«
Monica lachte. »So eins trägt heute jedes Mädchen, und es passt gut zu meinen Schuhen.«
Erin kicherte und wandte sich zum Gehen um. Doch dann griff sie noch einmal ins Regal und nahm eine Schrotflinte mitsamt dazugehöriger Munition, bevor sie zur Kochnische zurückkehrte.
»Äh, wisst ihr«, sagte Suzie, »ich habe nicht die geringste Ahnung von Gewehren …«
»Mach dir darüber keine Gedanken.« Monica gab Suzie einen Klaps auf die Schulter, der sie fast umwarf. »Du bist unser Kevin. Du bedienst das Portal, und Erin und ich werden die Bösewichte erschießen.«
»Richard hat doch gesagt …«
»Richard ist nicht hier, Erin. Ich sage ja gar nicht, dass wir es tun werden, aber genauso wenig sage ich, dass wir es lassen.«
Erin schüttelte den Kopf. Sie hatte Monicas blutrünstige Art immer nur für Getue gehalten. Nach dem Vorfall mit den Gangstern bekamen ihre Sprüche jedoch ein anderes Gewicht. Offenbar ist meine beste Freundin ein klein wenig psychopathisch veranlagt. Na ja, es gibt Schlimmeres. Könnte ich mir vorstellen …
»Und wie lautet der Plan?«, fragte sie.
»Dieses Lagerhaus hier befindet sich außerhalb des eingezäunten Bereichs auf Outland. Darauf haben wir extra
geachtet. Nach Einbruch der Dunkelheit werden wir das Ein-Meter-Tor öffnen und die andere Seite erkunden. Wir müssen uns zumindest einen Überblick über die strategische Situation verschaffen. Ich würde zwar gerne einen dieser Scheißkerle ins Visier nehmen, aber Richard hat natürlich recht. Sobald wir einen von ihnen treffen, wird der Rest in Verteidigungsstellung gehen, und ich traue ihnen durchaus zu, dass sie die anderen Studenten als menschliche Schutzschilde verwenden werden.«
Sie hatten die Lichter im Lagerhaus gelöscht. Das Tor lag flach auf dem Betonboden, aus dem Metalloval ragte Präriegras von der Outland-Seite auf. Erin sah Monica und Suzie an, die beide die gleichen Nachtsichtgeräte trugen wie sie selbst. Mit diesen Brillen erinnerten sie an Insekten.
»Ich bin bereit.« Suzie packte das Tor fester.
»Gut.« Monica legte sich neben Erin auf den Bauch. »Jetzt heb es ganz langsam an einer Seite an, bis ich Stopp sage.«
Suzie tat wie geheißen, und kurz darauf spähten Monica und Erin durch den schmalen sichtbaren Ausschnitt des Portals auf den Zaun um Bruchtal sowie die zahlreichen Zelte, in denen die meisten Kolonisten wohnten.
»Hmm, keine sichtbaren Wachen. Genau genommen sind da überhaupt keine Wachen, nicht einmal die nächtlichen Patrouillen am Zaun. Eigenartig …« Monica dachte ein paar Sekunden lang schweigend nach. Schließlich sagte sie: »Ich gehe hindurch.«
»Nein. Ich
mache das.«
Monica drehte sich zu Erin um. »Weshalb? Das ergibt keinen Sinn.«
»Natürlich tut es das. Ich werde hindurchgehen und
versuchen, mit jemandem zu sprechen. Darin bin ich genauso gut wie du. Wenn ich gefangen genommen oder angegriffen werde, erschießt du alle. Das
kannst du viel besser als ich.«
Erin sah durch das Nachtsichtgerät, dass Monica lächelte. »Okay, das ergibt tatsächlich Sinn. Na gut, Butterblume, dann mal los.«
Dass Monica ihr recht gab, freute Erin weniger als erwartet. Doch sie fasste sich ein Herz und robbte wie eine Soldatin durch das angehobene Tor.
Sie brauchte mehrere Minuten, um mit der Schrotflinte über dem Rücken zum Zaun zu kriechen. Schneller ging es nicht, da das Gras sonst zu laut geraschelt hätte. Obwohl Monica sie vom Lagerhaus aus im Blick behielt, schaute Erin sich alle paar Sekunden nach anpirschenden Tieren um. Allerdings rechnete sie nicht ernsthaft damit, eins zu sehen, da die meisten Raubtiere klug genug waren, um zu wissen, dass sie in der Nähe des Zauns ihr Leben aufs Spiel setzten. Und die dummen Raubtiere … nun, die Evolution war nun mal unerbittlich.
Als sie den Zaun schließlich erreichte, bewegte sie sich so lange an ihm entlang, bis sie auf ein Zelt stieß.
»Pssst.«
Keine Antwort.
Erin warf einen Kieselstein auf die Seitenwand.
Die Zeltklappe teilte sich, und ein Kopf erschien.
»Psst.«
Die Bewohnerin des Zelts trat vorsichtig heraus. Erin kannte sie vom Sehen, wusste jedoch nicht, wie sie hieß. Sie schob sich das Nachtsichtgerät in die Stirn.
Die Frau ging zum Zaun und hockte sich hin. »Du bist ja doch noch am Leben. Adam und seine Freunde haben auf euch T.E.s ein Kopfgeld ausgesetzt.
«
Also steckte tatsächlich Adam hinter dieser Sache. »In welcher Währung. Reichsmark?«
Erin hörte die Frau leise kichern. »Privilegien. Zusätzliche Essensrationen. Vielleicht sogar eine Beförderung ins Management
, wie sie es nennen.«
»Wirst du dir die Belohnung holen?«
Die Frau schnaubte. »Ja klar, ich will unbedingt zu dieser Bande von Idioten gehören. Sie halten sich für die Größten, weil sie im Moment die Gewehre haben. Nachdem sie noch ein paar andere Vollpfosten rekrutiert haben, sind sie nun zu zwölft, aber das reicht nicht, um dauerhaft die Kontrolle zu behalten. Du hättest hören sollen, wie sie heute Abend darüber gestritten haben, wer schlafen darf und wer die Leibeigenen, also uns anderen, bewachen soll.«
»Die Leibeigenen
?«, fragte Erin.
»Natürlich haben sie nicht genau dieses Wort verwendet, aber sie wollen ganz eindeutig ein Klassensystem einführen.«
»Ja, niemand zettelt in einer freien Gesellschaft einen Umsturz an, nur um eine andere freie Gesellschaft zu gründen.«
Die Frau grinste. »Ich heiße übrigens Joy. Ich bin mit Suzie befreundet. Geht es ihr gut?«
»Ihr ist nichts passiert. Was man von den Gangstern, die uns entführt haben, nicht gerade behaupten kann.«
»Gut. Richte Suzie bitte meine Grüße aus.«
Erin nickte, ohne zu wissen, ob Joy sie überhaupt sehen konnte. »Wie sind sie organisiert?«
»Die Idioten? Sie schieben immer zu viert Wache. Natürlich wollen sie sich eher vor uns als vor wilden Tieren schützen. Die Übrigen schlafen im West-Schuppen. Uns anderen ist es bei Todesstrafe verboten, einen der beiden Schuppen zu betreten.
«
»Sie drohen ernsthaft mit der Todesstrafe?«
»Zumindest sagen sie das«, erwiderte Joy. »Dieser Adam ist ein mieser Drecksack. Ich glaube, er würde die Drohung wirklich wahr machen. Die meisten anderen wahrscheinlich eher nicht. Sie riskieren nur eine dicke Lippe.«
Erin bemerkte eine Bewegung am Zaun. »Ich glaube, da kommt jemand. Gehen ihre Wachen auf Patrouille?«
»Das nehme ich an. Ich gehe in mein Zelt zurück, bis er vorbei ist.«
Joy verschwand, und Erin zog sich vorsichtig ungefähr zehn Meter zurück. Durch ihr Nachtsichtgerät beobachtete sie einen Mann, der langsam mit einem AR-15 in der Hand am Zaun entlangging. Erin wurde das Gefühl nicht los, dass er sie genauso gut sehen konnte wie sie ihn, aber natürlich war das ohne Nachtsichtgerät gar nicht möglich.
Als der Wächter vorüber war, trafen sich Erin und Joy wieder am Zaun. »Haben sie die Waffensafes bereits geöffnet?«
Joy schüttelte den Kopf. »Nein, obwohl sie sich stark bemüht haben. Ihr habt da ein paar wirklich solide Kisten. Wenn ich mich richtig erinnere, haben sie nach einem Spaltkeil und einem Vorschlaghammer gesucht, konnten aber nichts dergleichen finden. Tatsächlich haben sie sich darüber beklagt, dass viele Dinge fehlen. Adam hat alle angeschrien und damit gedroht, Leute zu erschießen. Der Typ ist echt durchgeknallt. Auf jeden Fall glaube ich, dass sie nun einen Tausch vorschlagen wollen – Kevin gegen die Schlüssel. Aber dafür müssen sie euch erst finden.«
»Sie wissen, dass Richard und Matt im Einsatz sind, haben aber sicher keine Ahnung, was mit Bill los ist. Da wir Funkstille wahren, bekommen sie keine weiteren Informationen. Wir können uns weiter ruhig verhalten …«
»Ich habe sie belauscht. Sie wollen mit dem Ultraleichtflieger
aufsteigen, euch ausfindig machen und dann ein paar von Kevins Fingern über euch abwerfen. Wenn sie eine Funkverbindung mit euch herstellen können, werden sie euch erst hören lassen, wie sie ihm wehtun, und dann ihre Forderungen stellen. Diese Typen sind völlig irre.«
»Vielen Dank, Joy. Wir lassen uns etwas einfallen, aber das kann ein paar Tage dauern. Haltet durch.«
»Könnt ihr nicht einfach durch euer Tor auf sie schießen?«
»Du hast es selbst gesagt: Dann werden sie Kevin wehtun. Oder sie fangen an, wahllos Leute abzuknallen, ganz nach dem Prinzip Auge um Auge. Nein, wir müssen sie alle auf einmal erledigen, und ich weiß noch nicht, wie wir das schaffen sollen.«
»Verstanden. Ich werde mich umhören. Du kannst jederzeit vorbeikommen und dir Neuigkeiten abholen.«
»Danke, Joy. Bis dann.«
Damit entfernte sich Erin vom Zaun, bis sie an die Stelle gelangte, wo sie das Tor vermutete. Dank eines gezischten Signals und Monicas sanft leuchtendem Nachtsichtgerät hatte sie es schnell gefunden. Ein paar Sekunden später war sie wieder im Lagerhaus.
Suzie deaktivierte auf Monicas Kommando das Tor und schaltete das Licht an.
»Und?«, fragte Monica.
»Ein Dutzend Typen mit Gewehren, angeführt von Adam. Sie haben Kevin, und Adam ist offenbar verrückt genug, um Menschen zu verletzen oder sogar zu töten. Zumindest vermittelt er diesen Eindruck. Wir müssen einen gezielten Angriff planen.« Erin schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht glauben, dass ich das gerade gesagt habe.«
»Gewöhn dich dran, Butterblume. Die Welt hat sich verändert.«