Cristina Kirchner wurde mit einer beachtlichen Mehrheit von 54 % zur argentinischen Präsidentin gewählt. Ihr Wahlkampf trug durchaus auch populistische Züge: So verspach sie, die Einkommen der Menschen anzuheben, die Leistungsfähigkeit der Industrie wiederherzustellen und den wirtschaftlichen Aufschwung des Landes dauerhaft auf hohem Niveau zu sichern. Viele Menschen ließen sich von ihren Versprechungen verzaubern.
Man hat Cristina Kirchner oft mit Evita verglichen; beide wagten den Kampf gegen die Armut und starteten großzügige Sozialprogramme. Beiden gemeinsam sind allerdings auch autoritäre Tendenzen: Kirchner und Evita haben versucht, die Medien durch Zensur zu bändigen und durch präsidiale Verordnung zu regieren.
Kirchner entließ beispielsweise den Präsidenten der Zentralbank, als dieser sich weigerte, Währungsreserven zur Tilgung künftiger Schulden einzusetzen. Es ist ihr aber auch gelungen, bestimmten Wirtschaftszweigen eine Preiskontrolle aufzunötigen. Die Regierung Kirchner steht allerdings auch im Verdacht, wirtschaftliche Kennzahlen zu manipulieren; im März 2011 erklärte die Zeitschrift Economist deshalb, sie traue den argentinischen Angaben zur Inflationsrate nicht mehr und werde fortan nur noch Zahlen veröffentlichen, die US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler errechnet hätten. Auch die brisante Falkland-Frage entfacht bis heute Emotionen: Wiederholt hat Kirchner die britische Hoheit über die Inseln in Zweifel gezogen – pünktlich zum 30. Jahrestag des Falkland-Krieges.
Aller Kritik zum Trotz hat diese presidenta durchaus einiges erreicht: Sie hat die Verbrechen aus den Zeiten der Militärdiktatur klar benannt, sie hat die Rechte gleichgeschlechtlicher Paare gestärkt und vor allem die Arbeiterschaft unterstützt. Die Menschen jedenfalls lieben sie, so wie sie Evita geliebt haben.
Mit der Abwertung der argentinischen Währung im Jahr 2002 entstand eine wachsende Nachfrage nach den urplötzlich preiswerten Agrarprodukten des Landes. Flankiert durch ein explosionsartiges wirtschaftliches Wachstum und erhebliche öffentliche Ausgaben in Brasilien und China, hielt diese Boomphase in Argentinien bis ins Jahr 2007 an und erlebte 2010 sogar einen weiteren Höhepunkt. Mittlerweile aber haben eine hohe Inflation, ein stärkerer Peso und ein insgesamt niedriges Preisniveau die weitere Entwicklung der argentinischen Wirtschaft gebremst. Nun kürzt die Regierung wieder ihre Ausgaben für die Grundversorgung und den öffentlichen Nahverkehr, und die Menschen müssen mittlerweile Preise zahlen, die den wahren Kosten deutlich näherkommen. Im Oktober 2011 unternahm die Regierung sogar den Versuch, die Kapitalflucht einzudämmen; Argentinier, die US-Dollar erwarben, mussten den Bedarf eigens begründen.
Cristina Kirchner wird alles tun müssen, um die Inflationsrate in den Griff zu bekommen, die – inoffiziell – wohl bei ca. 25 % liegen dürfte (die amtlichen Zahlen suggerieren weniger als die Hälfte, nämlich 11 %). Kirchner wird die Ausgaben kontrollieren müssen, um Währungsreserven zu halten und eine ausgeglichene Handelsbilanz zu erzielen. Und natürlich wird die Politik der Regierung transparenter werden müssen, um einheimische und ausländische Investoren zu überzeugen. Das Ziel ist hoch gesteckt und die Gefahr einer Abwertung droht weiterhin, aber wer weiß: Vielleicht braucht Argentinien ja den nächsten Crash, um wieder an die Spitze zu kommen.
Im Juni 2011 hielt man in der Welt des Sports den Atem an: Der berühmte argentinische Fußballclub River Plate war nach einer schlechten Saison in die Zweite Liga abgestiegen. Zum ersten Mal in der 110-jährigen Vereinsgeschichte war der Club so gedemütigt worden, und in Buenos Aires kam es deswegen zu Unruhen und Ausschreitungen. Die legendären Superclásico-Spiele gegen Boca fielen deshalb ein Jahr lang aus – dann gelang dem Club der Wiederaufstieg in die Erste Liga.
Immerhin feierte der aus Rosario stammende Lionel Messi internationale Erfolge: 2009 wurde er zum „Spieler des Jahres“ gewählt, 2010 und 2011 wurde ihm der Ballon d’Or zuerkannt. Messi steht derzeit beim berühmten FC Barcelona in Spanien unter Vertrag, gleichzeitig ist er Kapitän der argentinischen Nationalmannschaft.
Auch sonst spielt Argentinien in der Welt des Sports eine Rolle. Die Rallye Dakar (früher: Paris–Dakar) wurde 2011 erneut in Argentinien (und Chile) abgehalten. Das argentinische Tennisteam kam im Davis Cup in Sevilla immerhin bis ins Finale (und unterlag dort dann aber Spanien). Und das FIBA-Turnier im Basketball (das für die Olympia-Qualifikation entscheidend war) fand in Mar del Plata statt – und im Finale siegte der Gastgeber über Brasilien.
» Uttermost Part of the Earth (E. Lucas Bridges, 1947) Eine klassische Beschreibung der mittlerweile verschwundenen indígenas aus Feuerland.
» In Patagonien. Reise in ein fernes Land (Bruce Chatwin, 1977) Ein recht lesenswertes Buch über die spannende Geschichte und die Mythen Patagoniens.
» The Motorcycle Diaries (1993, Ernesto Che Guevara et. al.) Die Reisetagebücher des weit über die Grenzen des Landes bekannten Revolutionärs.
» And the Money Kept Rolling In (and Out) (Paul Blustein, 2005) So hat der IWF dem bankrotten Argentinien geholfen.
» El secreto de sus ojos (2002) Drei Menschen reisen unabhängig voneinander durch Patagonien.
La historia oficial (Die Verschwundenen, 1985) Ein preisgekrönter Film über den schmutzigen Krieg.
» Historias mínimas (2002) Drei Menschen reisen unabhängig voneinander durch Patagonien.
» Un novio para mi mujer (2008) Komödie über einen Ehemann, der Pläne für seine Scheidung schmiedet.
» El secreto de sus ojos (In ihren Augen; 2009) Der Thriller erhielt 2010 den Oscar als bester ausländischer Film.
» Beim Betreten eines Raumes sagt man buenos dias oder buenas tardes (guten Morgen/guten Tag).
» Adios oder hasta luego bedeuten „Auf Wiedersehen“.
» Ciao oder chau ist ein informeller Abschiedsgruß, den Freunde untereinander verwenden.
» Che ist Umgangssprache und bedeutet etwa „Hey!“ Nur unter Freunden.
» Die Begrüßungsformel Che boludo gebraucht man nur gegenüber einem wirklich sehr guten Freund – oder wenn jemand verschwinden soll.
» Besos (Küsse) drückt man auf die Wangen – oder hält die eigene Wange hin.