Musik und Tanz sind in Argentinien so unverzichtbar wie die Luft zum Atmen und Leben. Am berühmtesten ist der Tango. Aber natürlich gibt es auch andere Melodien und Musikrichtungen, sei es der chamamé in Corrientes, der cuarteto in Córdoba oder die cumbia villera in den Armenvierteln von Buenos Aires.
Wer in den Zauber des Tango eintauchen möchte, sollte das mit Hilfe der Tango-Legende Carlos Gardel (1887–1935) versuchen. Anschließend sollte man sich auf die Musik des Violonvirtuosen Juan d’Arienzo stürzen, dessen Orchester in den 1930er-Jahren und bis Anfang der 1940er-Jahre den Tango beherrschte, bis er von den Bandleadern Osvaldo Pugliese und Héctor Varela abgelöst wurde. Der eigentliche Held der Tango-Szene jener Jahre war allerdings der Bandoneón-Spieler Aníbal Troilo mit seinem akkordeonartigen Instrument.
Der Star von heute ist Astor Piazzolla, der den Tango als Erster aus den Tanzsälen in die Konzerthallen geholt hat. Sein tango nuevo richtet sich vor allem an Zuhörer, auch ohne Tanz. Piazolla war damit auch ein Vorläufer elektronischer Tango-Musikgruppen (Neo-Tango), darunter sind Gotan-Projekt, Bajofondo Tango Club und Tanghetto zu nennen.
Wer sich als Tango-Interessierter in Buenos Aires aufhält, sollte auf das Orquesta Típica Fernández Fierro achten, das die althergebrachten Tango-Stücke auf ganz neue Weise interpretiert, aber auch eigene Neukompositionen zur Aufführung bringt. Einen Besuch wert ist aber auch das junge Orquesta Típica Imperial.
Bedeutende Tango-Sänger sind heute Susana Rinaldi, Daniel Melingo und Adriana Varela. Mehr über den Tango findet man auf Klicken Sie hier.
Die Volksmusik wird in Argentinien folklore oder folklórico genannt. Sie vereint mehrere populäre Stilrichtungen, wie chamamé, chacarera und zamba.
Zu den größten zeitgenössischen argentinischen folklórico-Musikern zählt Akkordeonist Chango Spasiuk, ein virtuoser Vertreter der chamamé-Musik von Corrientes. Horacio Guarany ist ein zeitgenössischer folklórico-Sänger, der für seine CD Cantor de Cantores 2004 für den Latin Grammy in der Kategorie „Best Folk Album“ nominiert worden war. Eduardo Falú, Víctor Heredia, León Gieco und Soledad Pastorutti sind weitere Interpreten des folklórico.
Überstrahlt werden sie alle aber von Atahualpa Yupanqui (1908–1992), dem zweifellos bedeutendsten zeitgenössischen Folklore-Musiker Argentiniens. Seine besondere Art von Musik hat sich aus der Musik-Bewegung des nueva canción („neues Lied“) entwickelt, die in den 1960er-Jahren ganz Lateinamerika überschwemmte. Diese neue Musikrichtung war in der Folklore-Musik verwurzelt und behandelte in ihren Texten oft soziale und politische Themen. Ihre Grande Dame war die Argentinierin Mercedes Sosa (1935–2009), auch außerhalb Südamerikas eine der bekanntesten argentinischen Folk-Sängerinnen; sie hat mehrere Latin Grammys gewonnen.
Im Juni 1935 beging eine Kubanerin in Havanna Selbstmord. Zur gleichen Zeit versuchten sich auch in New York und in Puerto Rico zwei Frauen mit Gift umzubringen. Der Grund für diese Verzweiflungstaten: Der Tango-Sänger Carlos Gardel war bei einem Flugzeugunglück in Kolumbien ums Leben gekommen.
Gardel, in Frankreich geboren, kam im Alter von drei Jahren zusammen mit seiner alleinerziehenden Mutter nach Buenos Aires. Bereits als Jugendlicher unterhielt er die Nachbarn mit seinem Gesang. Seine außergewöhnliche Stimme verhalf ihm zu einer steilen Karriere als Sänger.
Gardel spielte eine große Rolle bei der Entwicklung des Tango-canción, des Tangogesangs. Quasi im Alleingang machte er den Tango in Paris und New York populär. Mit seiner sinnlichen Stimme und seinem Charisma feierte er große Erfolge in den Ländern Lateinamerikas, er war der Star des goldenen Tango-Zeitalters der 1920er- und 1930er-Jahre. Als die Tonfilmzeit begann, spielte Gardel auch in einigen Musikfilmen mit. Er starb auf dem Höhepunkt seiner Karriere bei einem Zusammenstoß zweier Flugzeuge.
Auch heute noch hat er zahlreiche Fans, die seine Musik tagtäglich hören. In einer Redensart heißt es: „Gardel singt mit jedem Tag besser.“
Musiker wie Charly García, Fito Páez und Luis Alberto Spinetta sind Ikonen des rock nacional (argentinischer Rock). Soda Stereo, Sumo, Los Fabulosos Cadillacs und Los Pericos rockten in Argentinien bereits in den 1980er-Jahren und genießen weiterhin große Popularität. Bersuit Vergarabat ist immer noch eine der besten Rockbands von Argentinien – mit einer musikalischen Komplexität, die ihresgleichen sucht. Die R&B-Band Ratones Paranoicos trat 1995 als Vorgruppe der Rolling Stones auf, während La Portuaria – die ein Mix aus Latin, Jazz und R&B spielt – 2006 mit David Byrne zusammenarbeitete.
Andere bekannte argentinische Bands sind die Underground-Rocker Babasónicos, die Punkrocker Attaque 77, die Rockbands Los Piojos, Los Redonditos de Ricota, Los Divididos, Catupecu Machu und Gazpacho sowie die Metal-meets-Hip-Hopper Illya Kuryaki und die Valderramas. Catchy Miranda! machen Electro Pop, während der stilübergreifende Kevin Johansen auf Englisch und Spanisch singt.
Der in Córdoba Anfang der 1940er-Jahre entstandene cuarteto ist Argentiniens ursprüngliche Popmusik. Vom Bürgertum und der Oberschicht wird sie wegen ihrer starken Rhythmen und des Off-beat (tunga-tunga) verachtet, ebenso natürlich wegen der proletarischen Liedtexte. Es ist also eher eine Musik vom Rand der Gesellschaft. Zwar ist der Stil eindeutig cordobés (aus Córdoba), die Musik wird aber in Arbeiterkneipen, Clubs und Stadien überall im Land gespielt.
Electrónica (Dance Music) schlug in den 1990er-Jahren wie eine Bombe in Argentinien ein. In der Zwischenzeit haben sich viele unterschiedliche Formen und Stilrichtungen herausgebildet. Die Speerspitze der bandas electrónicas (Electro Bands) sind Intima, Mujik und Adicta, während Juana Molinas Musik bereits mit der von Björk verglichen wurde.
Immer beliebter werden Club und Dance Music. Wahre Könner in diesem Bereich sind Aldo Haydar (ein Veteran des Progressive House), Bad Boy Orange (der ungekrönte König des argentinischen Drum’n’Bass), Diego Ro-K (der Maradona der argentinischen DJs) und Gustavo Lamas (eine Mischung aus Ambient Pop und Electro House). Der preisgekrönte Hernán Cattáneo, der schon mit Paul Oakenfold und auf dem Burning Man Festival spielte, ist wohl der bekannteste argentinische DJ.
Das vielleicht interessanteste Musikspektakel in Buenos Aires bietet La Bomba del Tiempo. Die Percussion-Gruppe präsentiert eine wilde Show mit Improvisation und Tanz. Sie spielt jeden Montagabend im Ciudad Cultural Konex (s. Klicken Sie hier).