7. Januar 2019

Simon schlief früh. Ich öffnete seinen Computer und fand auf seinem Desktop schnell den Ordner »Simon Sproud« und darin sämtliche eingescannten Zeichnungen, die er auf seine Website gestellt hatte. Die Dateiangaben zeigten, dass der Ordner lange Zeit nicht mehr geöffnet worden war. Es war eine traurige Vorstellung, dass Simon sich nach seiner Diagnose kein einziges Mal, nicht einmal heimlich, die Arbeiten wieder angesehen hatte, die er in seinen kreativsten Monaten produziert hatte, es war alles mit krank geworden, beschlagnahmt und verloren.

Lotte würde Coen in weniger als vier Wochen ein ganzes Kind schenken, ich wollte, dass Simon auch etwas bekam, etwas, was sich nicht mehr ungeschehen machen ließ, ein

Eine nach der anderen klickte ich die Zeichnungen an, bis ich die richtige fand, die Skizze, die er mal eigens für mich entworfen hatte: das Männchen, das sich mit der einen Hand selbst zeichnete und mit der anderen ausradierte.

Es war das erste Mal seit seiner Einlieferung, dass ich die verschiedenen Entwürfe wiedersah. Ich erinnerte mich an die Angst, die ich empfunden hatte, als er mir die Arbeit vor einem halben Jahr – vor Enthusiasmus an seinem Computer fast auf und ab hopsend – gezeigt hatte, Angst vor seiner Maßlosigkeit, die diesmal ausblieb, jetzt, da er wenige Meter von mir entfernt in tiefem Schlaf lag, friedlich, unschuldig und überschaubar. Erst jetzt sah ich, wie viel Talent er besaß, erst jetzt stand ich auf seiner Seite, doch ich kam zu spät, er war bereits nicht mehr da, stand nicht länger auf seiner eigenen Seite.

Ich druckte die Skizze von dem Männchen etwas verkleinert aus, so passte es genau auf meinen Oberarm.

 

Vor etwas über einer Woche, noch vor Simons Geburtstag, war ich sozusagen zur Sondierung zu Bruskull gegangen, dem kleinen Tattooladen schräg gegenüber vom größten Karnevalsgeschäft der Stadt, um mich zu informieren.

Obwohl Paul & Friends bessere Bewertungen auf Google hatte als diese Schädelboutique, wollte ich nichts mit Paul zu tun haben, außerdem fürchtete ich, dass er mich in persona als die Freundin seines »Stalkers« erkennen würde, der er auf Facebook eine warnende Nachricht geschickt hatte, womöglich würde er mir aus Rache ein Monstrum von Tattoo stechen. Das durfte nicht passieren, das Tattoo musste ein Meisterwerk werden, Simon musste stolz darauf sein können, das Tattoo sollte ihm Selbstvertrauen schenken, und dieses Selbstvertrauen würde seine Kreativität anfachen.

 

»Was machst du, du hast heute doch frei?«, fragte Simon. Ich wollte gerade das Haus verlassen.

Ich sagte, ich sei mit Lotte verabredet. Er wollte gern mitkommen. Warum trefft ihr euch nicht einfach hier, sagte er – er würde uns nicht belauschen, sondern sogar Kopfhörer aufsetzen.

Er hängte sich lachend an mein Bein, wie es kleine Kinder bei ihrem Vater tun. Ich versuchte weiterzugehen, um meinen Mantel zu holen, mit ihm an meinem Bein, was natürlich ungeschickt war. Wir fielen zusammen um, er auf mich drauf. Ich würde zu spät kommen.

»Simon, ich muss jetzt wirklich gehen«, sagte ich. Ich wollte mich nicht unter ihm hervorwinden oder Kraft anwenden, dann würde ich nachher auf dem Fahrrad in Tränen ausbrechen. »Wenn ich dich kleiner machen könnte, so dass du in meine Brusttasche passt, dann würde ich es tun, wirklich, ich würde dich überallhin heimlich mitnehmen«, sagte ich, obwohl ich wusste, dass es nicht wahr war, weil er dann sehen würde, wie oft ich zu kleinen Notlügen griff, dass ich mich zusammen mit Greetje im Geschäft öfter wohlfühlte, als ich ihm gegenüber zugab, und dass ich jeden Donnerstag einen Zeitungsladen betrat, um eine Flasche Wasser zu kaufen, dort aber eigentlich schnell mal einen Blick in die Libelle

 

Der Tätowierer legte sein Material zurecht, wie es ein Serienmörder täte, zog sich Handschuhe an, schabte mir mit einer Rasierklinge die Härchen vom Arm. Er war glatzköpfig, und ich sah erst jetzt das Tattoo oben auf seinem Kopf, einen Schädel, der mich aus leeren Augenhöhlen jedes Mal anstarrte, wenn er sich vorbeugte.

Ich nahm auf der merkwürdigen Sitzbank Platz, die so viele ausklappbare Teile hatte, dass selbst ein Tintenfisch bequem darauf niederkommen könnte. Es gab auch ein spezielles ausklappbares Polster, auf dem mein Arm seitwärts ausgestreckt liegen konnte.

Nach den Berichten, die ich im Netz gelesen hatte, hatte ich erwartet, es würde eine zweistündige Tortur werden. Ich hatte es nicht nur erwartet, sondern auch erhofft, ich verdiente eine Strafe. Doch das Einzige, was ich spürte, war eine Aufeinanderfolge von kleinen Stichen, die vorbei waren, bevor meine Nerven das Schmerzsignal ans Gehirn hatten weiterleiten können – ständig hinkte ich meinem eigenen Zustand hinterher. Die Nadel bewegte sich so schnell, dass die Auf- und Abbewegung unsichtbar wurde, es wirkte eher wie Schneiden als Sticheln, die scharfe Spitze wurde in einem Millimeter Tiefe über die vorgezeichneten Linien durch die Haut gezogen, und jedes Mal, wenn der Tätowierer mit seinem Lappen die überschüssige Tinte wegwischte, erwartete ich, dass ein abgetrennter Hautfetzen mitkäme und dass das Ergebnis kein Tattoo wäre, sondern eine eingekerbte offene rosa Wunde, die lediglich den Umriss von Simons Zeichnung hatte.

 

 

Simon war gebrochen, das war offensichtlich, sonst hätte man ihn nicht so lange in diesem Krankenhaus behalten, aber es musste schon vorher unzählige kleine Risse gegeben haben, Materialermüdung, Gebrauchsspuren, die im Laufe der Jahre entstanden waren, verursacht durch das Mobbing in der Schule, die Scheidung seiner Eltern, die Sorge um seine Mutter, alle Projekte, aus denen allem Einsatz zum Trotz nichts richtig geworden war, die Zurückweisung, als Coen bei Think Out Loud die Stelle bekam, die er sich erhofft hatte, die lange Beziehung mit mir, während der es genug Momente gegeben hatte, in denen ich ihn vorsichtiger hätte behandeln können, sogar noch bevor ich begonnen hatte, über ihn zu schreiben, all die Male, als Simon in der Badewanne gesessen hatte, vor mir, mit geöffneten Beinen, sein nackter Körper ein Land, das wir gemeinsam in Besitz hatten, während ich meine Knie hochgezogen hatte, mich selbst mit einem Wall umgebend. Dass ich es nie hatte lassen können, ihn auf humorvolle Weise mit sich selbst zu konfrontieren; zu erwähnen, dass ich beim Staubsaugen auf seiner Bettseite die harten Popel – retteketetteketetteketet – in dem Metallrohr hatte rasseln hören können, und zu verschweigen, dass ich auf meiner Bettseite das Gleiche gehört hatte. Dass ich ihn einmal mit Zahnpasta im Bart zur Arbeit hatte gehen lassen, weil ich hatte testen

Das eine Mal, als Simon sich mitten in der Nacht betrunken auf meinen Gepäckträger gesetzt und nach meinen Brüsten gegriffen hatte, aus Spaß, um mich so steuern zu können, und dass ich ihn an der ersten roten Ampel gezwungen hatte abzusteigen, schnell weggefahren war, ihn zurückgelassen hatte, und dass ich erst nach zwei Kreuzungen zurückgekehrt war und ihn nicht mehr hatte finden können und dass er die ganze Strecke bis nach Hause zu Fuß gegangen war, in der Annahme, ich hätte ihn wirklich, ohne mit der Wimper zu zucken, im Stich gelassen.

Sogar letzte Woche noch, als Simon mich darauf hingewiesen hatte, dass ich ihn weniger oft knuddelte als er mich (ich: »Aber du lässt mir ja keine Chance, die Initiative zu ergreifen.« Und: »Was Leckeres kochen ist auch eine Form von Zuneigung!«), und ich ihm erklärt hatte, dass er einen anderen Körperbau habe und dass Knuddeln für mich physisch viel unangenehmer sei. »Schau«, ich hatte ihn zur Treppe geführt, ihn dort eine Stufe tiefer Platz nehmen lassen, ihn geküsst und mich dabei mit meinem vollen Gewicht auf seine Schultern gelehnt, um es zu demonstrieren, und das so lange getan, bis er »Au, au, stopp, Liebling, schon kapiert« sagte. An seinem Hals war ein roter Fleck erschienen, der den ganzen Tag über sichtbar blieb.

Dass Simon annahm, sie wollten ihn bei Think Out Loud nicht wieder zurück, und dass das an mir lag.

 

Alle diese Erinnerungen, alle Situationen, in denen ich nicht gut für ihn gesorgt hatte, musste ich in freien Mußemomenten wie diesem wieder und wieder vor mir sehen, Wiederholung als Strafe.

Erst jetzt konnte ich mir vorstellen, wie er in jener Nacht auf der Bank bei Paul & Friends gesessen hatte, den Schmerz und das Adrenalin, die er gespürt haben musste, das Leder einer solchen Bank unter seiner schwitzigen Haut.

Es war lange her, dass ich mich Simon so nahe gefühlt hatte, auch wenn eine Zeitspanne von einem halben Jahr dazwischenlag. Könnte ich nur irgendwo ein Türchen öffnen, zu diesem Moment in der Vergangenheit zurückkriechen und ihm sagen, dass ich es verstand: was ihn dazu veranlasst hatte, mitten in der Nacht seinen Körper von einem Wildfremden mit Tinte bearbeiten zu lassen, das Verlangen, etwas zu verändern, und dass er mich nicht angerufen hatte, weil er wusste, dass ich jede Veränderung missbilligen würde.

»Geht’s?«, fragte der Tätowierer, der meine Tränen sah. »Oder sollen wir mal ’ne Pause machen, bevor wir mit dem Schattieren anfangen?«

Nicht nötig, bedeutete ich ihm.

»Ist es vielleicht ein persönliches Tattoo?« Ich schüttelte den Kopf, ich konnte jetzt nicht anfangen, das zu erklären.

Das Einfärben des Männchens spürte ich kaum. Das ging glatt, auf diese Weise konnte von einem Opfer keine Rede sein.

 

»So! Schau mal in den Spiegel.« Der Schädel hatte den Blick wieder abgewandt. »Da ist es.«

Ich wich meinem eigenen Blick im Spiegel aus und nickte. »Ja, schön.« Ich schaute noch einmal hin, jetzt aber mit Simons Augen. Wie er es finden würde, was es bei ihm auslösen könnte. Unter dem Bild sein Künstlername in klein, Simon Sproud.

Ein dicker Batzen Salbe kam darauf, der sich kalt anfühlte und mich zusammenfahren ließ. Darüber dann ein großes Stück Frischhaltefolie, die während der ganzen Sitzung bereitgelegen hatte und von der ich gehofft hatte, sie sei nicht zum Abdecken meiner Haut bestimmt. Ich atmete erst wieder, als er damit fertig war, die Folie um meinen Oberarm zu wickeln. Das Ganze wurde mit Tape festgeklebt, und nachdem ich bezahlt hatte, bekam ich Anweisungen für die weitere Pflege auf einem ausgedruckten Kärtchen: »mit Salbe einschmieren, bis die Tinte nicht mehr als Relief auf der Haut liegt, sondern eingezogen ist + jeden Tag zehn Ave Maria aufsagen;-)«.

 

Eilig fuhr ich nach Hause, die Folie saß zu stramm, um den Arm richtig strecken zu können. Es war Rushhour, der Verkehr auf dem Kleinen Ring und den angrenzenden Straßen war zum Erliegen gekommen, alles Autos, in denen eine einzelne Person drei leere Sitze durch die Stadt kutschierte. Mit nur einem Arm radelnd, kam ich schwer durch. Ich stieg ab, ging zu Fuß weiter, überlegte, wie ich das Tattoo enthüllen sollte – eine Schleife um meinen Arm binden, die er lösen durfte, mich auf einen Stuhl stellen und einen Striptease hinlegen, bis ich als allerletztes Kleidungsstück meinen Pulli ausziehen würde, oder ihm sagen, dass mein Arm jucke, und ihn bitten, die Stelle zu kratzen, so dass er es selbst entdeckte.

Am Fuße des Zuidertoren bekam ich einen Anruf von Lotte.

Ihre Frage kam so abrupt, dass ich mitten auf dem Fußweg stehen blieb. Es war keine Frage, aber auch keine Feststellung. Ich wusste erst nicht, was ich sagen sollte.

»Leo?«

»Wo hast du das gesehen?«

»In der Libelle. Ich liege zu Hause im Bett mit einem harten Bauch, meine Mutter hat mir einen ganzen Stapel Frauenzeitschriften geliehen, die ich alle lesen soll, bevor ich wieder was im Haushalt machen darf, und jetzt hab ich gerade eine Libelle von vor zwei Monaten gelesen, und ich lese eine der Kolumnen und denke sofort: He, das handelt ja genau von Simon, und die Autorin, eine gewisse Zara Six, die ist wie du 1989 geboren.«

Ich ging schneller neben meinem Fahrrad, in der Hoffnung, um eine Erklärung herumzukommen.

»Bist du Zara Six?«

Jetzt noch zu leugnen wäre unmöglich, ich gab es sofort zu – der kurze Schmerz. »Ja, du bist jetzt die Einzige, die es weiß.«

»Damit warst du also die ganze Zeit beschäftigt. Jetzt verstehe ich mein Gefühl, dass wir uns voneinander entfernt haben, du mit deinem Doppelleben. Komischer Name. Du bist doch überhaupt keine Zara, oder?«

»Nein, aber Simon ist auch nicht wirklich der S.«

»Und weiß er davon?«

»Nein. Ich habe doch gerade gesagt: Du bist die Einzige.«

»Leo …« In Lottes Stimme schwang Mitleid mit. Ich wusste nicht, ob es Simon oder mir galt.

»Du hättest das Gleiche getan«, sagte ich. Ich fand, es war jetzt nicht der geeignete Moment, ihr ihren vulgären Striptease in diesem obskuren Kurzfilm vorzuhalten.

»Aber warum hast du mir denn gar nichts davon erzählt?

Ich konnte es ihr nicht verbieten. »Okay, ich schick dir meinen Online-Code, aber versprich mir, dass du es für dich behältst.«

Lotte versprach es.

»Aber wirklich, hörst du? Das ist die einzige Möglichkeit, wie das für mich machbar ist – wenn niemand mich kennt.«

»Versprochen.«

Wir beendeten das Gespräch. Ich hatte sogar vergessen, ihr von dem Tattoo zu erzählen. Lotte konnte ich vertrauen, und trotzdem machte ihre Entdeckung etwas kaputt, ein perfektes Vakuum hatte sich jetzt mit Luft gefüllt. Dies war ein Abschied – wie an dem Tag, an dem Lotte und Coen sich kennengelernt hatten, und wie damals, als sie ihre Schwangerschaft verkündet hatte, jedes Mal war etwas zwischen uns verloren gegangen. Von heute an musste ich Zara mit ihr teilen.

 

Vor der Tür brachte ich den Mut nicht mehr auf, vor Simon eine Show mit meinem Geschenk abzuziehen. Ich machte den Arm frei, pulte die Frischhaltefolie vom Tattoo ab. Das Letzte, was ich wollte, war, Simon zu destabilisieren. Ich rieb die dicke, klebrige Salbenschicht mit dem Folienknäuel weg, zog meine Kleidung zurecht und betrat die Wohnung.

Simon saß auf der Couch, in derselben Haltung wie bei meinem Aufbruch, die Uhr des Timers vor sich.

Kein Buch war verrückt worden, kein Film abgespielt, nichts war geöffnet oder geschlossen worden, er hatte sich nicht einmal ein Glas Wasser eingegossen. Der Einzige, der den Platz gewechselt hatte, war Iggy, er lag jetzt nicht links, sondern rechts an Simons Bein geschmiegt.

»Ja«, sagte ich.

Ich machte den Kühlschrank auf, verschob ein paar Zeitschriften auf dem Tisch, verrückte ein paar Pflanzen, wischte die Spüle ab – um Simons Traurigkeit, die sich träge wie Staub im Zimmer niedergelassen hatte, zu vertreiben.

»Hast du sie von mir gegrüßt?«

»Ja, natürlich.«

»Und?«

»Und was?«

»Und hat sie mich zurückgegrüßt?«

»Ja, natürlich, Schatz.«

»Das ist lieb von ihr, das tut mir gut«, sagte er. »Sie war die Einzige, die mich auf meiner Geburtstagsparty wirklich herzlich begrüßt hat. Ich mag sie gern.«

Mir fehlte plötzlich der Mut, ihm die Wahrheit darüber zu sagen, wo ich heute gewesen war, ihm Lottes Zuwendung und Grüße wieder zu nehmen. Ich setzte mich hin und schrieb eine Stunde lang. Es gelang mir nicht, es war, als läse Lotte über meine Schulter mit.

Je länger ich damit wartete, ihm das Tattoo zu zeigen, umso merkwürdiger wurde es, dass ich es nicht früher getan hatte. Erst am Abend, gegen acht – Simon schickte sich an, ins Bett zu gehen –, fand ich einen passenden Moment.

Ich bat ihn, sich aufs Bett zu setzen, stellte mich vor ihn und zog meinen Pulli aus, streifte den T-Shirt-Ärmel hoch, entblößte meinen Arm. In der fettigen Creme waren Fussel von meinem braunen Wollpullover hängen geblieben, das Tattoo-Männchen war jetzt am Körper behaart.

Simon schaute die ganze Zeit darauf, still, mit großen Augen.

»Das hast du entworfen, weißt du noch?«

»Ja, das weiß ich noch. Ist das echt?« Seine schwache

»Klar, das ist echt«, sagte ich. »Und bei Bruskull gestochen.« Es wunderte mich, dass er das nicht selbst sofort angesprochen hatte, dass er nicht hatte wissen wollen, ob Paul es gemacht hatte. »Wie findest du es? Was meinst du?«

»Nicht bei Paul? Bist du sicher?«

»Ja, ich war selber dabei, Simon.«

»Du hättest mich fragen müssen, ob ich den Entwurf optimieren kann, ich hätte es noch besser hingekriegt, da sind ein paar Linien, die zu nahe beieinander sind. Dieser Tätowierer bei Bruskull hat bestimmt gedacht, ich bin ein Stümper.« Er bemühte sich nach Kräften, sich für mich zu freuen, dass ich jetzt ein Tattoo hatte, aber er schien sich selbst nicht zu freuen, dass ein Entwurf von ihm ausgeführt worden war.

Ich sagte, er sei zu streng mit sich, er zog die Schultern hoch und blieb so sitzen, weil er vergaß, dass er sie auch wieder sinken lassen musste.

Erst am nächsten Tag wollte er sich das Tattoo wieder anschauen, aus der Nähe. Er strich mit dem Finger darüber, um sich zu vergewissern, dass es echt war, dass es sich nicht doch schon an den Rändern löste.