Ähnlich wie Nikotin und Alkohol gilt Zucker unter Experten längst nicht mehr als harmloses Genussmittel, sondern als gesundheitsgefährdender Stoff, der zu Abhängigkeit oder gar Sucht führt. Neuere Studien zeigen allerlei Parallelen zwischen dem Heißhunger auf Schokolade, Eiscreme & Co. und dem Verlangen nach einem Drogenkick. Denn nach dem Verzehr werden körpereigene Opioide ausgeschüttet. Diese Substanzen haben morphinähnliche Eigenschaften, wirken anregend und/oder beruhigend, entspannend, schmerzstillend und betäubend – und sie verändern auf Dauer das Gehirn.
Dass zu viel Süßes dick macht, ist nichts Neues. Doch die ständige Gier nach Zucker birgt weitaus mehr gesundheitliche Risiken als überflüssige Pfunde, Karies und Diabetes. Auch Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Beschwerden, Alzheimer und Krebs haben ihre Ursache unter anderem in einem entgleisten Blutzuckerstoffwechsel.
Drei Monate dauert die Zuckerentwöhnung. Dann hat sich der Stoffwechsel wieder normalisiert und Sie haben sich von der Zuckersucht befreit. In diesem Buch erfahren Sie, wie Sie die Kontrolle über Ihr Essverhalten zurückgewinnen. Dass Sie dabei kulinarisch auf nichts verzichten müssen, liegt an der Verwendung gesunder Zucker, die den Körper mit lebenswichtiger Energie versorgen, den Stoffwechsel dabei aber nicht negativ beeinflussen.
»Sweets for my sweet, sugar for my honey …« Wie unbeschwert die Zeilen dieses süßen Ohrwurms klingen. Süß tut gut, schmeckt gut und macht das Leben erst so richtig schön. Vor allem, wenn draußen in der Welt die Wogen immer höher schlagen, Termindruck drängt oder man sich gerade ein wenig schlapp fühlt. Und wer denkt beim Mitsummen und süßen Schwelgen schon an seine Zähne? An zu enge Hosenbünde und im Bauchfett schlummernde Risikofaktoren, die schwer krank machen können? An metabolisches Syndrom oder Diabetes? An Alzheimer und ADHS? Nicht zuletzt: an eine stoffgebundene Sucht, die der nach Drogen oder Alkohol ähnelt und von der man nur schwer wieder loskommt? Die Hunger macht und nie satt – und auf diese Weise dick? Sicher, für eine ohrwurmtaugliche Songzeile eignen sich diese Gedanken eher weniger. In Wahrheit hat die Liebe zu allem, was süß ist, in Zeiten des Nahrungsmittelüberflusses in den wohlhabenden Ländern dieser Welt ihre Unschuld längst verloren. Experten warnen mittlerweile insbesondere vor Zucker als einem der gefährlichsten Gifte unserer Zeit. Gleichzeitig ist der Zuckerkonsum, der Jahr für Jahr von der Zuckerindustrie mit vielen Milliarden Werbe-Euros und -Dollars angeheizt wird, drastisch gestiegen. Mit Zucker lässt sich viel Geld verdienen. In den letzten fünfzig Jahren hat sich der Zuckerverbrauch weltweit verdreifacht. Allein in Deutschland hat er seit 1995 signifikant um 400 Gramm pro Kopf und Jahr zugenommen. Pro Jahr verzehrt jeder Deutsche 36 Kilogramm Zucker, jeder Amerikaner sogar 58 Kilogramm – das meiste davon versteckt in hochverarbeiteten Lebensmitteln.
Zucker, der im Lauf der menschlichen Evolutionsgeschichte ein wichtiger und vor allem rarer Energieträger war, ist heute zu einem billigen, ständig verfügbaren und zugleich unbegrenzt haltbaren Grundlebensmittel geworden, obwohl es sich bei ihm eigentlich nur um ein Genussmittel handelt. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) nennt ihn »leer«, weil er kein einziges Vitamin und keine für den Körper wichtigen Mineralstoffe enthält.
Trotzdem macht Zucker glücklich, gilt als ein tolles Antistress- oder Antifrustmittel und sorgte zumindest, als unsere Vorfahren noch den ganzen Tag auf den Beinen waren und sich für sich und ihre Sippen im Schweiße ihres Angesichts um Nahrungsnachschub kümmern mussten, für die nötigen Energiereserven. Da sich unsere Welt und damit auch unsere Nahrungswelt seither radikal geändert hat, der menschliche Stoffwechsel aber immer noch im Urzeitmodus tickt, haben wir heute ein nicht unerhebliches Problem. Die extreme Mehrproduktion von Lebensmitteln sowie die Vorratshaltung sind einerseits Zeichen des materiell wohlhabenden Lebensstils des Westens, haben aber todbringende Krankheiten wie Diabetes und neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer im Schlepptau. Neuere Studien zeigen, dass Zucker in dem Maß, wie er uns heute nach Belieben 24 Stunden täglich zur Verfügung steht, nicht nur dick, müde und schlapp macht, sondern extrem zell- und stoffwechselschädigend wirkt. Auf lange Sicht verändert er den Gehirnstoffwechsel so, dass der süße Stoff zum Suchtmittel wird und damit den Hunger nach immer mehr Zucker antreibt. Ein »Vier-Schritte-Entwöhnungsprogramm«, das auf eine Ernährungsumstellung mit einer Begrenzung von Zucker und Stärke, regelmäßige und dabei wenig anstrengende Bewegungseinheiten zur Stoffwechselbalance und den Einsatz heilender Zucker setzt, hilft Ihnen jedoch, aus der Zuckersucht auszusteigen oder bereits im Vorfeld einer Abhängigkeit vorzubeugen.
Die Erkenntnisse in diesem Buch sind das Ergebnis der engen Zusammenarbeit und des daraus resultierenden Lernprozesses zwischen verschiedenen Disziplinen: die große Praxiserfahrung des Mediziners Dr. Kurt Mosetter, die jahrelange biochemische Forschung von Dr. Wolfgang Alexander Simon, die kreativen Genüsse aus der modernen Küche von Thorsten Probost und die »mundgerechte Zubereitung« durch die Autorin Anna Cavelius. Miteinander und voneinander haben wir im Dialog gelernt und gemeinsame Konzepte entwickelt. Danken möchten wir an dieser Stelle insbesondere Dr. med. Klaus Erpenbach (Köln) und Prof. Dr. med. dent. Tilman Fritsch (Bayerisch Gmain) für ihre wertvollen Beiträge.
Die Frage, was Vorrang habe, eine gesunde oder eine wohlschmeckende Kost, wird in diesem Buch ganz klar mit einem »Sowohl als auch« beantwortet. Gesund genießen ist möglich! Thorsten Probost, Haubenkoch und Küchenchef im Burgvital-Hotel im österreichischen Oberlech und Vertreter einer gesunden Feinschmeckerküche, beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit kulinarischen Kreationen, die weitgehend ohne Zucker und Stärke auskommen. Seine Rezepte helfen Ihnen dabei, den entgleisten Zuckerstoffwechsel umzuerziehen, ohne dass Sie dabei auf Süßes verzichten müssten. Im umfangreichen Rezeptteil dieses Buches finden Sie Brote und Gebäcke, süße und pikante Hauptspeisen ohne Stärke, Drinks und Smoothies für den Hunger zwischendurch und natürlich Kuchen und Desserts. So wird aus dem Entwöhnungsprogramm ein Wohlfühlprogramm. Ihr Stoffwechsel gesundet wie nebenbei und bereits bestehende Folgebeschwerden aufgrund eines entgleisten Stoffwechsels können erfolgreich behandelt werden.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und alles Gute für Ihre Gesundheit!
Kurt Mosetter, Thorsten Probost, Wolfgang Simon und Anna Cavelius