E s kommt auf sämtlichen Kanälen«, war das Erste, was Jop zu mir sagte, als ich erwachte.
Seine Couch war nicht die bequemste, und als ich mich aufrichtete, knackte irgendwas unangenehm in meinem Rücken. Stundenlang hatten wir eine Liste aller Figuren zusammengetragen und waren am Ende auf 572 gekommen. Mir schwirrte der Kopf.
Danach war es halb elf vormittags gewesen, und ich hatte eine Pause gebraucht, selbst wenn ich eigentlich keine Zeit verlieren durfte. Mir brannten die Augen, der Nacken schmerzte, und in meinem Kopf verschwammen die einzelnen Romane zu einem großen Durcheinander, sodass ich die Bücher kaum noch auseinanderhalten konnte. Ich war nicht mehr in der Lage gewesen, mich zu konzentrieren. Also hatte ich mich hingelegt, um kurz die Augen zu schließen – und war sofort eingeschlafen. Ich hatte von einem glitzernden Pool im Sonnenlicht geträumt, über dem Hunderte Fliegen schwirrten. In der Ferne hörte ich eine Taube gurren, aber ich wusste nicht, ob das Geräusch aus meinen Träumen stammte oder aus der Realität. Gerade als mein Kopf unter Wasser geriet, war ich mit brennenden Augen aus dem Traum aufgeschreckt.
Mein Blick folgte dem Fingerzeig zum Fernseher, in dem gerade ein Bericht über den Leichenfund lief. Mein offizielles Autorenfoto wurde eingeblendet. Es war schon sechs Jahre alt, und ich sah darauf immer noch aus wie eine hoffnungsvolle Debütantin. Es hieß, die Polizei tue alles dafür, den Fall aufzuklären. Es wurde dringend nach meiner Figur gefahndet, ohne eine Beschreibung für sie zu haben, und die VdF bat die Leserschaft um sachdienliche Hinweise.
Sofort erfasste mich Panik, Hitze stieg mir in den Kopf, mein Magen zog sich unangenehm schmerzhaft zusammen. Jeder würde diese Nachrichten sehen. Meine Familie, Freunde, Kollegen, Nachbarn, die nette Kassiererin im Gemüsegeschäft an der Ecke, mit der ich immer einen kleinen belanglosen Wortwechsel führte; der Postbote, der mir jede Woche meine Büchersendungen, Päckchen und Pakete brachte und dem ich zu Weihnachten stets Pralinen schenkte, wie es mir meine Eltern beigebracht hatten. Jeder potenzielle Partner, den ich zukünftig treffen würde.
Es war eine Katastrophe!
Autoren sind es zwar gewohnt, bis zu einem gewissen Maß in der Öffentlichkeit zu stehen, doch das war Presse, die sich kaum jemand wünschte. Wer immer geäußert hat, Auch schlechte Presse ist gute Presse , ist offenbar nie in einen echten Skandal verwickelt gewesen. Ich schämte mich jedenfalls furchtbar. Außerdem hatte ich Angst, dass irgendein übereifriger Journalist zu sehr meine Vergangenheit beleuchten würde.
Mein E-Mail-Postfach quoll über vor Nachrichten von Kollegen, Presseleuten, Bloggern und besorgten Freunden. Kein einziges Mal zuvor hatte ich dermaßen reges Interesse an mir verspürt. Und das ausgerechnet bei einer solchen Angelegenheit.
Auch Leser schrieben mich auf allen Kanälen an, um mir mitzuteilen, dass sie im Leben nicht daran glauben würden, dass meine Figur jemanden umgebracht hätte. Manche schlossen es daraus, wie freundlich ich bei Signieraktionen gewesen sei – andere hatten sich dermaßen mit meinen Figuren identifiziert, dass es ihnen einfach unmöglich schien, diesen Figuren etwas Bösartiges zu unterstellen. Sie sprachen mir Mut zu und versicherten, dass sich alles zum Guten wenden würde.
Leider gab es auch andere Stimmen, die mich darüber informierten, dass sie meine Bücher bereits aus den Regalen sortierten und maßlos enttäuscht seien, weil sich nun herausstellte, dass ich ebenfalls eine von diesen Autorinnen sei. Des Weiteren hatte ich zwei Heiratsanträge unter den Nachrichten, sieben Drohungen, mir Gewalt anzutun, und elf Anfragen von Unternehmen, ob ich während des zu erwartenden Gerichtsverfahrens gegen mich nicht T-Shirts mit ihrem Firmenlogo tragen könnte.
Ich fühlte mich völlig überfordert. Obwohl ich mit diesem Verlauf gerechnet hatte, trafen mich die abweisenden Reaktionen. Es hatte Jahre gedauert, bis ich gelernt hatte, Verrisse zu ignorieren und mich stattdessen auf den freundlichen Austausch bei Veranstaltungen zu konzentrieren. Die Begeisterung der Menschen für meine Geschichten war oft ansteckend und half mir darüber hinweg, wenn der Großteil meiner Werke nie die Bestseller-Listen erklomm. Auch wenn diese negativen Meldungen nicht deutlich überwogen, schafften sie es doch, dass ich mich schlecht fühlte.
Meine Agentur, die mich seit dem zweiten Buch vertrat, gab eine öffentliche Erklärung ab, in der sie verlauten ließ, die Zusammenarbeit mit mir bis auf Weiteres aufrechtzuerhalten, immerhin sei ich nicht die erste ihrer Autorinnen, deren Figur nach Kapitolo gekommen sei, und noch wisse schließlich niemand, was genau geschehen sei. Die Figur konnte ja auch entführt worden und im Grunde ein zweites Opfer sein.
Das klang für die Öffentlichkeit überzeugend, ich glaubte jedoch nicht, dass die Agentur das wirklich annahm. Der freundliche ältere Herr, der vor die Kameras trat, hieß Smith (das tut er wirklich), und seine Aufgabe in der Agentur ist es, in Ungnade gefallene Autoren in den Augen der Öffentlichkeit zu rehabilitieren. Wenn er zum Einsatz kam, hielt die Agentur meine Figur für schuldig und begann bereits mit der Schadensbekämpfung.
Zum Glück hatte ich das Handy leise gestellt, denn im Minutentakt versuchten Leute, mich anzurufen. Meinen engsten Freunden schickte ich eine Nachricht, dass ich mich später melden würde. Olga rief ich kurz an, um ihr zu versichern, dass sie sich keine Sorgen machen müsse. Sie war vor sechs Wochen Mutter geworden und ich eine Art Patentante für ihren Sohn. Sie war nicht in der Lage, mir zu helfen, und ich spielte die Situation herunter, um sie nicht noch weiter zu beunruhigen.
»Sag mir, wenn du Hilfe brauchst«, forderte sie mich eindringlich auf, während im Hintergrund das Baby schmatzte. »Ich möchte nicht noch einmal so eine Phase durchmachen wie vor fünfzehn Jahren.«
Damals hatte ich viele meiner alten Freunde verloren, aber Olga war stets hartnäckig an meiner Seite geblieben. Ganz gleich, wie selten ich mich bei ihr gemeldet hatte, sie hatte den Kontakt nie aufgegeben.
»Ich melde mich, wenn es ganz schlimm wird«, versprach ich und beendete das Gespräch, bevor sie mir noch länger ins Gewissen reden konnte.
Anschließend informierte ich die zuständige Programmleiterin beim Iris Verlag darüber, dass ich die Deadline für den nächsten Rosenfelder-Roman leider nicht einhalten konnte, weil meine Veröffentlichungslizenz offenbar auf Eis lag. Das Gespräch war kurz, und die von mir erhoffte Zusicherung, dass sich an den abgesprochenen Plänen für die Weiterentwicklung der Reihe nichts ändern würde, blieb aus. Dafür fiel der ominöse Satz: »Über den bereits gezahlten Vorschuss bei Vertragsabschluss reden wir später noch einmal.«
Als ich auflegte, stellte mir Jop eine Tasse mit frischem Kaffee neben die Füße. Er setzte sich daneben und drehte mir den Laptop zu. Auf dem Display war das Newsportal geöffnet, für das Damla Abbas gearbeitet hatte.
Auch dort war mein Bild zu sehen, gleich neben dem der Ermordeten. Ihr Porträt war ein bisschen überbelichtet und deutlich bearbeitet. Sie schien an der Oberlippe eine Narbe zu haben, die der Fotograf auf diese Weise abgeschwächt hatte. Ihr Blick wirkte ernst und intelligent, und ich verspürte ein großes Bedauern über den Tod dieser Frau, die viel zu früh gestorben war.
Der Eintrag war ihr Nachruf. In ihm lobten die Kollegen des Portals ihre gründliche Arbeitsweise, Freundlichkeit, aber auch das Bestreben, unangenehme Wahrheiten aufzudecken. Wie diese Wahrheiten aussahen, ließ sich schnell erkennen, als ich ihre Artikel überflog. Sie waren möglicherweise gut recherchiert, hatten aber auch alle denselben Schwerpunkt: die durch Figuren in Kapitolo begangenen Verbrechen. Abbas verfolgte ganz klar eine Agenda, und die lautete Einschränkungen und härtere Strafen für Autoren.
Mit diesen Forderungen war sie nicht die Einzige, auch ihre Kollegen verfassten für das Portal Artikel und Beiträge mit ähnlichem Tenor. Driessen hatte mir ja bereits gesagt, dass das Portal als autorenkritisch galt, und jetzt wusste ich auch, warum.
»Kein Wunder, dass er denkt, eine Figur hätte diese Frau erschlagen«, murmelte ich bedrückt und nahm die Tasse vom Boden. Erschöpft lehnte ich mich zurück und starrte an die Decke, während mir das Porzellan die Finger wärmte. Das kurze Wegnicken hatte mich eher müder gemacht als munterer.
»Soll ich mich mal umhören, ob ich noch mehr über sie herausfinden kann?«, bot Jop an. »Vielleicht kann ich einen Gefallen bei meiner Kollegin einlösen, unserer Versicherungsdetektivin.«
»Würdest du das machen?«
Er zuckte mit der Schulter. »Ich muss doch meiner besten Kundin helfen.«
»Ich bin deine beste Kundin?«
Er grinste. »Na ja, du hast so ziemlich jede Versicherung bei mir abgeschlossen, die man haben kann. Ich meine, nicht nur was deine Arbeit betrifft, sondern auch Feuer, Hochwasser, Unfall«, er zählte sie an der Hand ab, »Rechtsschutz, was offenbar nicht für umsonst war. Du hast deine Augen versichern lassen …«
Abwehrend hob ich die Hand. »Ich verstehe schon. Ich bin paranoid und finanziere praktisch die Hälfte deiner Wohnung. Samt Bananenkistentisch.«
Ich wandte mich wieder dem Laptop zu. »Es wäre wirklich hilfreich, wenn wir mehr über Damla Abbas herausfinden würden, dann ergibt sich vielleicht ein Motiv.«
»Für deine Figur?«
»Oder jemand anderen. Leute werden wegen allem Möglichen umgebracht. Vielleicht hat die ganze Sache mit einem Erbschaftsstreit zu tun, wer weiß. Oder irgendjemand war sauer auf sie wegen des Inhalts ihrer Artikel. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich in Autorenkreisen besonders beliebt gemacht hat.«
Er sah auf die Liste, die wir erstellt hatten und die inzwischen aus mehreren A4 -Blättern bestand. »Wenn wir nur wüssten, wer von ihnen es ist.«
Fahrig rieb ich mir die Stirn und nahm einen Schluck Kaffee, der mir inzwischen Magenschmerzen bereitete. »Wenn ich an das denke, was ich für meine Krimis recherchiert habe, dann würde ich schätzen: Wahrscheinlich war der Täter ein Mann zwischen fünfundzwanzig und fünfundvierzig und Rechtshänder. Das weiß ich allerdings von Driessen.«
»Weißt du denn auch, welche deiner Figuren Rechtshänder sind?«
»Zumindest weiß ich, wer Linkshänder ist. Annabelle, Jacki und Ru.«
»Immerhin können wir die von der Liste streichen. Macht dann nur noch 569 Figuren.«
Ich seufzte laut. »Seien wir doch mal ehrlich, wir müssen die Liste eindampfen, und zwar schnell. Wir können nicht nach 569 Figuren suchen!«
»Und einem Schlachtheer samt Kriegern und Soldaten …«
Wir sahen beide zum Fenster, hinter dem wieder mal ein riesiger Schatten vorbeischwamm. Doch bevor wir mehr erkennen konnten, war er auch schon vorbei.
»Also nur Hauptfiguren und die wichtigsten Nebenfiguren?«, schlug Jop vor.
»Ja, die sind am besten ausgebaut, also ist es doch am wahrscheinlichsten, dass eine von denen den Übergang geschafft hat, oder? Ich glaube nicht, dass es Krieger Nummer siebzehn ist.«
»Klingt einleuchtend.«
»Du hast doch genug Fälle bearbeitet, was denkst du?«
»Aber noch nie einen, bei dem die Figur des Mordes verdächtig wurde. Die meisten Figuren stellen nichts Wildes an, Diebstahl, Behinderung der Staatsgewalt, Ruhestörung und Erregung öffentlichen Ärgernisses, solche Sachen eben.« Nachdenklich sah er mich an. »Wenn ich schätzen sollte, dann würde ich auf eine Figur tippen, die dir nahesteht. Das ist natürlich zu diesem Zeitpunkt reines Spekulieren, aber Figuren wollen wirklich oft ihre Autoren beeindrucken oder sie für sich einnehmen. Wenn sie die Tat tatsächlich begangen hat, dann möglicherweise, weil die Frau sich so negativ über Autoren geäußert hat.«
»Als Journalistin war Abbas doch beinahe selbst Autorin. Außerdem«, ich zog die Augenbrauen hoch, »ist es mir vollkommen egal, wenn Leute wie sie solche Sachen schreiben. Jedenfalls bin ich nicht wütend genug, um mir zu wünschen, dass sie jemand für mich umbringt.«
Er nickte langsam. »Okay. Dann suchen wir weiter nach einem möglichen Motiv.«
Ich deutete auf die Liste. »Wenn wir die Liste eingekürzt haben, werde ich sie an Wera schicken, vielleicht fällt ihr noch etwas ein.«
»Gute Idee.«
»Außerdem suche ich die Fotos heraus, die ich als Grundlage für die Figuren genommen habe. Das will Driessen sowieso von mir haben, damit sie Fahndungsbilder erstellen können.«
Skeptisch winkte Jop mit der Liste. »Willst du ihm die wirklich geben?«
Nein, wollte ich nicht, aber ich musste. Für mich war das eine sehr persönliche Sache. Manche Gesichter sprachen mich einfach an und entwickelten in meiner Fantasie ihre eigene Geschichte. So war aus dem Teilnehmer eines TV -Kochwettbewerbs der intrigante Liebhaber einer Königin in einem meiner Bücher geworden, der schließlich in der letzten Schlacht in eine Schlucht stürzte, weil mir nicht gefiel, dass seine reale Vorlage bei einem Coq-au-Vin-Rezept den Wein weggelassen hatte. Ich erwartete nicht, dass irgendjemand dieselben Assoziationen hatte, wenn er diese Bilder ansah. Es war wie mit Musik. Songs waren etwas sehr Persönliches und das Gefühl, das sie auslösten, kaum zu erklären. Ich wollte nicht preisgeben, wen ich mir für meine Figuren vorgestellt hatte, weil ich wusste, dass die meisten Leser andere Bilder im Kopf haben würden.
»Irgendetwas muss ich ihm geben«, erwiderte ich. »Sonst wird er misstrauisch. Am besten erstellen wir eine Prioritätenliste mit unseren eigenen Verdächtigen. Und deren Beschreibung gebe ich erst später an Driessen weiter. So können wir uns vielleicht einen zeitlichen Vorsprung verschaffen.«
»Aber wie viel davon werden sie auf deinen Rechnern finden?«
»Ich habe die Bilder nie nach den Figuren benannt. Schließlich wusste ich ja, wen ich meine. Sie hingegen wissen es nicht. Somit haben wir wenigstens einen kleinen Vorsprung.«
»Klingt nach einem Plan.«
In der Theorie war der Plan gut, in der Praxis eine Sisyphusarbeit. Die Liste der Verdächtigen zu verkleinern, war schwieriger, als sie zu erstellen. Kaum hatte ich eine Figur auf die Prioritätenliste gesetzt, wollte ich sie auch schon wieder herunternehmen, weil es mir so unwahrscheinlich erschien, dass sie nach Kapitolo gekommen war und einen Mord verübt haben sollte. Jops Ratschlag folgend, konzentrierte ich mich auf Figuren, die mir beim Schreiben am meisten Spaß gemacht hatten und die ich am plastischsten vor mir sah.
Da war Emanuel aus Wenn er fällt, dann schreit er . Der achtzigjährige pensionierte Schausteller löste gemeinsam mit seinem nur um wenige Jahre jüngeren Bruder Morde in einem Cosy-Crime-Roman, der mir eine Nominierung für einen wichtigen Krimipreis eingebracht hatte, bei der Leserschaft aber nicht sehr erfolgreich gewesen war. Ich hatte die Figur nach einem Mann geformt, dem ich zufällig auf einer Veranstaltung begegnet war und dessen Namen ich aus Gründen der Privatsphäre hier nicht nennen will. Er hatte mich für ein Wochenende auf sein Anwesen eingeladen, das weit außerhalb der Stadt liegt und eine originale Geisterbahn im Garten stehen hat. Er ist ein liebenswerter exzentrischer Kauz, der sich selbst im hohen Alter noch gern kostümiert, um die Kinder aus dem Dorf zu erschrecken. Er züchtet Renekloden, obwohl er lieber Kirschen isst, mag Schokolikör und hat ein altes Bild von Shirley MacLaine über dem Bett hängen. Obwohl wir nur kurze Zeit miteinander verbracht haben, ist er mir ans Herz gewachsen und für mich eine Art Vorbild dafür geworden, wie ich im Alter einmal sein möchte. Warmherzig, humorvoll und stets neugierig. Dabei hat mich vor allem beeindruckt, wie es ihm gelungen ist, das Trauma seiner schweren Kindheit als achtes Kind einer Bauernfamilie in der Nachkriegszeit mit schwerer Arbeit und Prügel sowie den Verlust von Frau und Kind bei einem Zugunglück zu überwinden.
»Und der soll einen Mord begangen haben? Der ist doch viel zu nett«, sagte Jop skeptisch.
»Irgendwo muss ich anfangen, und du hast gesagt, ich soll Figuren nehmen, die mir etwas bedeuten. Er ist wichtig. Und wenn es stimmt, dass die Figuren ihre Schöpfer beeindrucken wollen, dann ist er doch ein guter Kandidat. Außerdem hat er den Ungewöhnlichkeitsfaktor. Niemand rechnet mit dem netten alten Herrn als Täter.«
Jop schüttelte den Kopf. »Ich glaube, du gehst das zu sehr wie beim Krimischreiben an. Du musst hier keine Leser überraschen. Es geht nicht um den größten Effekt.«
Da hatte er nicht unrecht, trotzdem blieb ich bei Emanuel. Mit ihm begann die Liste, auf der ich nicht nur den Namen, sondern auch den Roman und eine kurze Charakterisierung der Figur notierte.
Dann schrieb ich Hulda aus Die Krone der letzten Insel darunter. Sie war ein ganz schöner Sturkopf, doch genau dieser Starrsinn half ihr dabei, ihr Ziel zu erreichen, als Kammerzofe einer entrechteten Thronerbin zu ihrem Geburtsrecht zu verhelfen. Sie war eine ausgezeichnete Messerwerferin und betrog geschickt beim Würfelspiel. Hulda war nicht auf den Mund gefallen, und mir hatte ihr Mut imponiert. Sie verspürte weder Angst vor dunklen Gängen in einer zugigen Burg noch vor den Einschüchterungsversuchen ihrer Feinde. Ich hatte gern Zeit mit ihr verbracht, denn sie war vieles, was ich selbst sein wollte.
Auch diese Wahl fand Jop schwierig, weil er kein Motiv sah, aber ich hatte mich entschieden, meinem Bauchgefühl zu folgen, solange wir nicht mehr über Damla Abbas wussten.
»Wir dürfen nicht vergessen«, sagte ich, »dass die Figur ja erst einmal den Übertritt nach Kapitolo schaffen musste, bevor sie möglicherweise diese Tat begangen hat. Daher ist es doch zu diesem Zeitpunkt sinnvoller, nach einer Figur zu suchen, die das Potenzial dafür besitzt.«
Dieses Argument ließ er gelten, und ich nannte den dritten Namen auf der Liste: Mirabelle.
Sie lebte davon, Insekten für Reptilienhalter zu züchten, und hatte in jedem Zimmer ihrer Wohnung mehrere Terrarien mit Spinnen, Schlangen und Echsen aufgestellt. Sie hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, Leuten, mit denen sie ein Problem hatte, kübelweise Ungeziefer in die Gärten, Autos und Häuser zu kippen – allerdings war sie im Grunde ihres Herzens eine mitfühlende Seele, spendete großzügig an Umweltorganisationen, engagierte sich im örtlichen Seniorenkreis und half ihrer besten Freundin (der Protagonistin) bei der Suche nach deren verschollenem Onkel. Natürlich musste jemand nicht zum Mörder werden, nur weil er eine bessere Beziehung zu Kaltblütern besaß als zu Menschen, aber ich hatte sogar eine Zeit lang überlegt, sie zur Protagonistin einer eigenen Reihe zu machen, weil ich die Passagen mit ihr so gern geschrieben hatte. Daher schien sie mir eine gute Kandidatin für den Übertritt.
Weiter ging es mit Lorenala aus Das Lied der magischen Höhlen , die den Roman damit verbrachte, ihre verschollene Tochter zu finden. Diese war von einem Magier entführt worden, der seine Kraft aus Kristallen und Steinen zog und das Kind brauchte, um einen besonderen Kristall zu aktivieren, der ihm allumfassende Macht bescheren sollte. Lorenala war keine strahlende Heldin gewesen, ihr war schlicht keine andere Wahl geblieben, wenn sie ihr Kind retten wollte. Getrieben von Liebe, Verzweiflung und Wut, hatte sie eine Gruppe Ausgestoßener um sich geschart, die ihr dabei halfen, das Kind zu retten, und währenddessen zu einer Familie zusammenwuchsen. Als ich Lorenala geschrieben hatte, war ich inspiriert gewesen von ihrer Entschlossenheit. Keine Gefahr hatte sie davon abbringen können, die Suche fortzusetzen. Auf diese Weise hatte sie ihre Tochter schließlich retten können, und als ich diese Wiedervereinigung niederschrieb, hatte ich zwei Stunden weinend auf dem Sofa gesessen, so nah war mir ihr Schicksal gegangen.
Als Letzte nahm ich Olympe de Gouges auf – meine Version der berühmten Frauenrechtlerin, die während der Französischen Revolution hingerichtet worden ist. Ihr Schicksal rührte mich, und ich war fasziniert davon, dass jemand auch dann noch für das eintrat, woran er glaubte, wenn er doch sah, dass dieser Kampf in einer persönlichen Katastrophe münden würde. Mein historischer Roman endete nicht mit der Hinrichtung, sondern kurz davor im Gefängnis. Ich war nicht in der Lage gewesen, ihren Tod zu beschreiben, dafür hatte sie mir zu viel bedeutet. Von allen fünf Figuren war sie die wütendste gewesen und schien mir daher auch die wahrscheinlichste Kandidatin.
Als ich ihren Namen auf die Liste schrieb, fragte ich mich, wie es ihr in der Fantasiewelt ergangen war. War das Todesurteil vollstreckt worden, so wie es in der Wirklichkeit geschehen war, oder hatte die Fantasiewelt die Geschichte auf andere Art weitergesponnen? Bisher hatte ich mir solche Fragen verboten, denn sie waren für den kreativen Prozess nicht förderlich, weil sie Zweifel in mir weckten, an dem, was ich tat. Und Zweifel waren immer hinderlich, wenn es darum ging, ein Buch zu Ende zu bringen, selbst wenn die Geschichte noch nicht beendet war.
Während ich in mich ging, um mir ehrlich zu beantworten, zu welchen Figuren ich ein besonders enges Band hatte, nahm mich Jop ins Kreuzverhör.
»Warum haben dir diese Figuren etwas bedeutet? Waren sie die Hauptfigur aus der ersten Veröffentlichung oder aus dem ersten Hardcover oder so? Hast du für eine einen Preis gewonnen? Oder sind das welche, bei denen du dir gedacht hast: Der würde ich gern mal begegnen. Ich habe bisher noch keinen Autor getroffen, der das nicht irgendwann von einer seiner Figuren gedacht oder gehofft hat.«
»Wir schreiben uns nicht alle eine Wunschwelt, weißt du«, erwiderte ich. »Frag mal Clive Barker, der hat sicher nicht den Wunsch verspürt, irgendeine seiner Figuren zu treffen.« Ich streckte mich, und Jop lachte keckernd, während er sich den Lockenmopp mit einem Haargummi nach oben band, sodass er Ähnlichkeit mit einem Pinsel besaß.
Die Wahrheit war, dass es mir unangenehm war, die Fragen laut zu beantworten. Ich wollte ungern zugeben, dass ich in einem meiner Romane tatsächlich eine gescheiterte Beziehung verarbeitet und die Hauptfigur ihr Glück schließlich mit meiner groben Idealvorstellung eines Partners gefunden hatte. Oder dass das lustige Nachbarehepaar im ersten Rosenfelder-Band an meine Eltern angelehnt war (was sie mir bis heute vorwarfen, weil sie der Meinung waren, dass ich vollkommen übertrieben hätte, und es ihnen peinlich sei, Freunden und Verwandten zu erklären, warum sie bereits zum Frühstück Hörbüchern über wahre Verbrechen lauschten – am liebsten über Gräueltaten an Ehepartnern). Oder dass mehr als nur eine Figur Züge meiner selbst trug, vor allem was Größe, Statur, Haarfarbe und kulinarische Vorlieben betraf. Oft genug hatte ich Figuren meinen eigenen Ärger über Entwicklungen in meinen Lieblingssendungen in den Mund gelegt und öffentlich behauptet, diese popkulturellen Anspielungen seien zufällig gewählt und hätten nichts mit meiner persönlichen Meinung zu tun. Ich war nicht die einzige Autorin, die diesbezüglich log, aber diese Notlügen verhinderten, dass wir in Interviews allzu persönlich wurden und zu viel offenbarten.
Aber würde tatsächlich eine Figur, die mein Alter Ego war, in unsere Welt wechseln, wo ich bereits existierte, also quasi ihr Original?
Es schien mir wahrscheinlicher, dass eine meiner Wunschvorstellungen den Übergang geschafft hatte, schließlich beruhte das Verantwortungsgesetz in Teilen darauf, dass Autoren mit ihrem Wunsch – Figuren in die Wirklichkeit zu heben – auch dafür verantwortlich waren. Es hieß doch auch: Der Wunsch war Vater des Gedankens.
Nachdem ich die Namen auf die Prioritätenliste geschrieben und mich endgültig festgelegt hatte, wurde es nicht einfacher. Nicht für alle Figuren hatte ich Fotos als optische Vorlage verwendet, und nicht jede Bildvorlage war ein berühmter Schauspieler, dessen Fotos sich schnell im Internet wiederfinden ließen. Manche Bilder hatte ich auf obskuren Seiten oder Blogeinträgen zu unterschiedlichsten Themen entdeckt, die ich jetzt aus dem Gedächtnis natürlich nicht abrufen konnte.
Am Ende standen trotzdem fünf Namen auf der Prioritätenliste, und bei den Figuren, bei denen es mir möglich war, hatte ich Bilder dahintergesetzt. Den Namen von Emanuels Vorlage konnte ich nicht aus den Polizeiakten heraushalten, da ich nicht wusste, ob er sich nach dem öffentlichen Aufruf selbst bei der VdF melden würde. Von Olympe gab es Gemälde. Mirabelles Vorlage leitete ich weiter, bei Hulda und Lorenala gab ich lediglich grobe Beschreibungen ab. Dann erstellte ich eine zweite Liste mit fünf weiteren Figurennamen und groben Beschreibungen – das war die, die ich an Driessen schicken würde.
»Auf die sollten wir uns konzentrieren«, sagte Jop schließlich und deutete auf Liste Nummer eins. Er hatte uns Essen bestellt und schob sich Injera mit Soße und Gemüse in den Mund, während ich die Liste ausdruckte, damit wir etwas in der Hand hielten, das uns bei der Suche half. »Wo fangen wir an?«
»An Orten, die mit den Figuren in Zusammenhang stehen.« Ich linste auf das Papier. »Lorenala aus Das Lied der magischen Höhlen hat …«
»Lorenala? Sag mal, wie kommst du nur immer auf solche Namen? Hättest du nicht einfach Tina schreiben können?«
»In Fantasyromanen heißt niemand Tina.«
»Das kann man wenigstens aussprechen.«
»Aber es klingt nicht geheimnisvoll«, erwiderte ich.
»Ich kannte mal eine Tina, die war sehr geheimnisvoll.«
Ich winkte ab. »Jedenfalls hat Lorenala«, ich betonte jede Silbe, »einen erheblichen Anteil des Buchs in den Laichhöhlen der wilden Wasserdrachen verbracht, balancierend auf Seilen, die zwischen Stalagmiten gespannt waren. In Kapitolo gibt es aber keine Höhlen.«
»Oder Wasserdrachen.«
»Es gab mal Flugdinosaurier nach der ganzen Sache mit Grisham, erinnerst du dich?«
»Dann vielleicht etwas Ähnliches.« Aufgeregt richtete er sich auf. »Wie wäre es mit Luftschutzbunkern?«
»Ich bezweifle, dass sie da eine Ähnlichkeit sieht, aber bitte sehr.« Ich notierte Luftschutzbunker neben dem Namen, griff mir meinen Teller und schob mir das Essen hastig in den Mund.
Der VdF standen Dutzende Beamte zur Verfügung, mir nur Jop. Wenn dort ein Beamter schlafen ging, trat ein anderer seinen Dienst an. Ich hatte Angst, sie würden meine Figur finden, während wir erst am Anfang unserer Suche standen, und ich konnte das Damoklesschwert, das über mir hing, förmlich spüren. Ich kam mir nicht gerade wie eine heldenhafte Detektivin vor, wie ich sie zum Beispiel in meinem Roman Tod auf Raten beschrieben hatte. Die Ermittler in Krimis wussten stets, was sie als Nächstes unternehmen mussten – und wenn nicht, dann führte sie ihre beinahe übernatürliche Intuition auf die Spur der Verbrecher. Ich hingegen bekleckerte nur den obersten Ausdruck, der noch vor mir lag, mit Soße, und statt Bauchgefühl bekam ich Blähungen vom Kaffee.
Im Hintergrund liefen die Nachrichten. Die Berichte über den Todesfall, an dem möglicherweise eine Figur beteiligt war, wiederholten sich inzwischen, es gab keine neuen Erkenntnisse, zumindest keine, die die Polizei veröffentlichte.
Bei einem Blick in die Verkaufsportale musste ich feststellen, dass ein Teil der Leser inzwischen offenbar der Überzeugung war, wo Rauch war, wäre auch Feuer, und wenn meine Figur am Tatort gewesen sei, dann müsse sie auch der Täter sein. Innerhalb weniger Stunden hatten sich die Bewertungen meiner letzten Romane nahezu verdoppelt, allerdings war der Schnitt drastisch nach unten gesackt. Es ist eine Sache, wenn man für einen lustigen Gartenzwerg verantwortlich ist, der den Sprung in die Wirklichkeit schafft. Eine ganz andere, wenn es eine Figur ist, die Menschen tötet. Da hört das Verständnis der Leute auf, das war deutlich zu erkennen.
Plötzlich klingelte es an der Tür.
»Erwartest du jemanden?«, fragte ich alarmiert, aber Jop schüttelte den Kopf.
»Vielleicht die Post. Die kommt immer am frühen Nachmittag.« Er stand auf und ging in den Flur.
Beunruhigt folgte ich ihm. Er schaltete die Kamera ein, und wir sahen vor dem Haus eine Frau in einem übergroßen grünen Parka stehen.
»Ja?«, fragte Jop.
»Johanna Green vom Kapitolo BLICK , ich würde gern mit Kate Kowalski sprechen.«
Überrumpelt schauten wir uns an. Woher zum Henker wusste die Presse, dass ich hier war? Ich schüttelte heftig den Kopf.
»Die ist nicht hier«, erwiderte Jop.
»Ich denke doch.«
Vehement schüttelte ich weiterhin den Kopf und hob abwehrend die Hände.
»Bitte gehen Sie jetzt«, forderte Jop die Frau auf.
Auf dem kleinen Display konnten wir verfolgen, wie sie einen Schritt zurücktrat und an der Fassade emporsah. Die zweite Etage lag jedoch zu hoch, um von ihrer Position aus irgendetwas zu erkennen. Auf einmal kam ein Mann ins Sichtfeld der Hauskamera, mit dem sie sich flüsternd besprach.
»Ich denke, wir bleiben einfach noch ein bisschen hier«, sagte Green nach einem Moment in die Sprechanlage. »Vielleicht überlegt es sich Kate ja noch. Wir hätten gern das erste Interview. Exklusiv. Und wären auch bereit, dafür zu zahlen.« Erwartungsvoll blickte sie in die Linse.
Jop hob fragend die Augenbrauen, doch ich verneinte erneut und tippte mir mit dem Finger an die Stirn. Der Kapitolo BLICK war nicht gerade das beste Beispiel für Qualitätsjournalismus.
»Die Antwort ist dieselbe. Sie ist nicht hier.« Er schaltete die Anlage aus.
»Glaubst du wirklich, dass sie jetzt dort stehen bleibt?«, fragte ich zweifelnd. »Es ist doch Winter, wie lange will sie das durchhalten?«
»Keine Ahnung, vermutlich ist sie mit dem Auto hier und wartet einfach darin.«
Wir gingen zurück ins Wohnzimmer.
»Woher wusste sie, dass du hier bist?«
Etwas hilflos schaute ich auf mein Handy. »Ob die das irgendwie abhören?«
»Zuzutrauen wäre der Boulevardpresse vieles, aber wegen so einer Story fahren sie sicher nicht die schweren Geschütze auf. Green wird das von irgendwem erfahren haben. Wem hast du erzählt, dass du herkommst?«
»Nur meinen Eltern und …«
»Und?«
»Wera.«
»Deiner Lektorin?«
Ich nickte. »Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mich an die Presse verkauft hat«, schob ich sofort abwehrend hinterher. »Wir kennen uns doch seit Jahren. Sie hat gesagt, dass sie mir hilft. Das muss irgendwie anders zusammenhängen.«
Innerhalb der nächsten Stunde schaltete Jop noch ein paarmal die Kamera ein, um zu sehen, ob die Presse weiterhin vor seiner Tür wartete. Bereits beim dritten Mal musste er feststellen, dass es nicht bei Green geblieben war. Auch die 12/18 -Nachrichten hatten einen Wagen vorbeigeschickt.
»Das darf doch nicht wahr sein!«, rief er empört. »Hoffentlich lässt die keiner der Nachbarn rein.«
Leider geschah genau das. Als ein Nachbar von der Arbeit kam und das Haus betreten wollte, verschafften sich die Reporter Zugang und klopften an Jops Wohnungstür. Ich hatte Angst, dass sie die Tür eintreten würden, so laut pochten sie dagegen. Zum Glück jedoch rief die alte Dame im ersten Stock die Polizei, die daraufhin die Pressemeute entfernte. Aber sie würden wiederkommen, da war ich mir sicher. Jops Wohnung war kein sicheres Versteck mehr.
Ich rief meine Eltern an, die inzwischen bei einem befreundeten Ehepaar untergekommen waren, deren Sohn Drehbuchautor war, weshalb sie etwas mehr Verständnis für meine Situation hatten. Sie schworen, mit niemandem geredet zu haben. Nachdem noch zwei weitere Pressewagen vor dem Haus aufgetaucht waren, wählte ich endlich Weras Nummer, aber es nahm niemand ab. Ich versuchte es noch einmal und noch ein drittes Mal. Schließlich ging ihr Mann Sebastian ans Telefon.
Außer Atem fuhr er mich an: »Du hast vielleicht Nerven, dich hier zu melden, Kate!«
»Wie bitte?«
»Was glaubst du eigentlich, was hier bei uns los ist, seit diese Sache öffentlich geworden ist? Wera hat schon zwei Aufträge verloren, nur weil sie deine Lektorin ist!«
»Aber …« Das konnte nicht sein, es waren doch erst wenige Stunden vergangen. »Hör mal«, begann ich, wurde jedoch sofort unterbrochen.
»Wera hat wirklich Besseres verdient nach allem, was sie für dich getan hat!«
Ich hörte Gemurmel, dann wechselte der Hörer raschelnd die Hand, und Wera kam ans Telefon.
»Geh mal nach der Post schauen«, sagte sie, und murrend verzog sich Sebastian aus dem Zimmer.
Im Hintergrund hörte ich ihn weiterschimpfen, auch wenn ich nicht verstand, was er sagte. »Alles okay bei euch?«, fragte ich vorsichtig.
»Nein, Kate, es ist nichts okay. Das Telefon steht seit Stunden nicht still.« Sie seufzte. »Dass es so schnell so schlimm werden würde, hätte ich nicht gedacht.«
»Ja, tut mir echt leid. Sag mal, hast du irgendwem erzählt, wo ich unterschlüpfen wollte?«, fiel ich mit der Tür ins Haus.
»Warum?«
»Wera, das ist wichtig, hast du mit irgendwem darüber gesprochen?«
Sie zögerte.
»Wera!«
»Ich habe Sebastian davon erzählt …«
»Und der?« Mein Ton wurde schrill.
»Der was, Kate?«
»Himmel, hat er irgendjemandem davon erzählt?«
»Möglicherweise …«
»Möglicherweise was?«
Sie atmete tief durch. »Weißt du, ich muss mich wirklich nicht so von dir anfahren lassen.«
»Wera! Jetzt versuch doch bitte mal, dich in meine Situation zu versetzen.«
»Lage.«
»Wera! Mit wem hat dein Mann gesprochen?«
Sie schwieg.
Ich wartete.
Schließlich sagte sie: »Ich weiß es nicht genau. Einem Reporter.«
»Einem Reporter?«
»Meine Güte, Kate, er hat eben die Nerven verloren, nachdem sie nicht aufgehört haben, bei uns anzurufen«, gab sie zu.
»Ich habe dir doch gesagt, dass du niemandem davon erzählen sollst.« Ich fuhr mir durch die Haare, die inzwischen mehr Knoten besaßen als eine Weihnachtslichterkette.
»Ich habe es meinem Ehemann erzählt! Ich erzähle meinem Mann alles.« Jetzt klang sie beleidigt.
»Aber doch nicht so etwas!«
Ungehalten schnalzte sie mit der Zunge. »Die Situation ist auch für uns nicht leicht. Vor einer knappen Stunde hat mich die VdF zur Befragung aufs Präsidium vorgeladen und meinen Rechner beschlagnahmt. Jetzt kann ich nicht arbeiten, Kate. Und wie dir Sebastian gerade gesagt hat, habe ich bereits zwei Absagen erhalten für Aufträge, die in den nächsten drei Monaten reinkommen sollten. Wenn dieses Geld wegbricht, ist das nicht unerheblich. Denkst du vielleicht, das geht spurlos an mir vorüber?«
Ich versuchte mich zu beruhigen. »Ja, tut mir leid, du hast ja recht. Ich nehme an, du konntest dir noch nicht ansehen, was ich dir geschickt habe, oder?«
»Nein, wie denn auch ohne Computer? Und ich musste mich ja auch noch um mein Kind kümmern. Du erinnerst dich vielleicht daran, dass ich eine Tochter habe?«
»Aber natürlich, das verstehe ich ja. Warum klingst du denn so aufgebracht?«
»Weil du mal wieder nur an dich denkst, Kate!«, kam es explosionsartig durch den Hörer geschossen.
»Wie bitte?« Empört sah ich das Telefon an, als könnte es irgendetwas dafür.
»So ist das doch in letzter Zeit immer!«, rief sie aufgebracht. »Ich muss ständig deine Probleme lösen, aber wie ich damit zurechtkomme, interessiert dich nicht.«
»Das stimmt doch gar nicht …«
»Es ist sogar noch so, dass du hinterher das ganze Lob einstreichst!«
Ihre Worte schockierten mich. »Ich erwähne dich doch jedes Mal in den Danksagungen. Das ist wirklich ungerecht, was du da sagst.«
»Und was habe ich davon, von deinen Danksagungen? Nichts, Kate, nichts! Stattdessen Wochenendarbeit, wenn du wieder einmal zu spät abgegeben hast. Du hättest dich ja beim Verlag auch mal für eine Honorarerhöhung für mich einsetzen können, immerhin steigen überall die Preise, nur nicht mein Seitenhonorar! Das wäre echter Dank gewesen. Oder Eintrittskarten zur Buchmessegala!«
»Aber du hast doch immer behauptet, das sei nichts für dich …«
»Ja, aber für meine Schwester!«
»Oh …«
»Ja, oh.«
»Hör mal«, begann ich zaghaft, »das ist doch jetzt der völlig falsche Zeitpunkt, um das zu besprechen.«
»Nein, es ist genau der richtige Zeitpunkt. Es geht ums Prinzip, Kate.«
Ich hörte, wie sie unruhig auf und ab ging.
»Du glaubst doch nicht, dass diese Geschichte nicht auch auf mich abfärbt? Seit Jahren lektoriere ich deine Bücher, die Leute werden denken, dass ich mit dir unter einer Decke stecke. Oder dass ich nicht erkannt habe, welche Gefahr von dieser Figur ausgeht! Das fördert sicher nicht gerade meine Auftragslage, und ich habe eine Familie, an die ich denken muss.«
Ich konnte nicht fassen, was ich hörte. Ausgerechnet von meiner sanften Wera, die mich noch vor wenigen Stunden mit dem Auto abgeholt und nach Hause gefahren hatte. »Unter welcher Decke denn?«, rief ich. »Ich habe doch gar nichts gemacht!«
»Das stimmt aber nicht, oder? Immerhin ist deine Figur tatsächlich nach Kapitolo gekommen.«
»Das ist doch nicht die erste! Du hattest auch schon mal einen Autor, dessen Figur den Übergang geschafft hat. Damals hat dich das nicht so aufgeregt, daran erinnere ich mich genau. Das … das war dieser Horrorautor mit dem wandelnden Schusterjungen …«
»Aber der Schusterjunge hat niemanden umgebracht! Nicht jeder Autor schreibt solche Figuren!«
Für einen Moment war ich sprachlos. »Wera, sag mir bitte nicht, dass du denkst, ich wäre schuld daran?« Meine Frage war kaum mehr als ein Flüstern.
Sie schwieg. Ich konnte sie förmlich vor mir sehen, wie sie mit geschürzten Lippen durch ihr Wohnzimmer lief und dabei mit dem Daumennagel über die Kuppen der anderen Finger fuhr, wie sie es immer tat, wenn sie nervös war. Es dauerte lange, bis sie antwortete. »Ich weiß nicht, was ich denken soll, Kate. In letzter Zeit habe ich immer mehr Schwierigkeiten mit deinen Texten …«
Mit dir, wollte sie sagen. »So kompliziert sind die nun wirklich nicht«, erwiderte ich.
»Das ist es nicht.« Sie seufzte. »Ich kann dir nicht helfen. Ich fürchte, da musst du allein durch.«
»Nein! Wera …«
Sie hatte schon aufgelegt.
Fassungslos starrte ich auf das Telefon in meiner Hand. Wera ließ mich fallen. Ausgerechnet diejenige, auf deren Hilfe ich am meisten gehofft hatte. Aber warum? Weil ich in den letzten Jahren nicht dankbar genug gewesen war? Ich konnte es nicht glauben.
»Und?« Erwartungsvoll sah mich Jop an, der gerade wieder das Zimmer betreten hatte.
Ich ließ mich aufs Sofa plumpsen. »Auf Weras Hilfe brauchen wir wohl im Moment nicht setzen. Ich habe keine Ahnung, was in sie gefahren ist. Auf jeden Fall wird sich das mit der Presse vor deiner Tür wohl nicht so schnell erledigen. Es wird sich weiter rumsprechen.«
Grübelnd nickte er. »Dann bleibt uns nur ein Weg. Flucht.«
»Flucht? Wie denn?«
Er deutete nach oben. »Hierbleiben können wir nicht. Jedenfalls nicht, wenn wir uns zügig auf die Suche nach deiner Figur machen wollen. Wir brauchen ein neues Hauptquartier.«
»Du klingst schon wie meine Eltern. Wir sind hier doch nicht in einem Agententhriller.«
»Es ist mindestens ein Thriller, selbst ohne Agenten.«
»Nein, ist es nicht«, erwiderte ich trocken.
»Es gibt Tote!«
»Eine! Es gibt eine Tote.« Ich hob den Zeigefinger. »Und du bist nicht George Smiley.«
»Und du nicht John le Carré, trotzdem müssen wir jetzt wie Spione denken.«
»Und wohin gehen wir?«
»Zu einer Freundin.«
Ich verschränkte die Arme. »Kann man ihr denn trauen?«
»Davon bin ich überzeugt.«
Das war ich auch einmal gewesen und dann enttäuscht worden. Menschenkenntnis war so eine Sache.
Er rieb sich das Kinn, das ein leichter Flaum zierte. »Ich habe so ein Gefühl, dass sie dir helfen kann.« Ohne ein weiteres Wort der Erklärung lief er ins Schlafzimmer, um ein paar Sachen zu packen, und ließ mich ratlos zurück. Wie er in dem riesigen Chaos, das nebenan herrschte, überhaupt die gesuchte Kleidung finden wollte, war mir schleierhaft. Ich war mir sicher, dass weder Smiley noch sein Schöpfer le Carré je dermaßen unordentlich gewesen waren.
Fünfzehn Minuten später warf er noch einmal einen Blick vor die Haustür. Die Reporter waren immer noch da. Nachdem wir uns durch den Spion in der Tür versichert hatten, dass niemand im Treppenhaus lauerte, verließen wir die Wohnung. So leise wie möglich schlichen wir nach oben, in der Hoffnung, dass nicht plötzlich ein Nachbar vor uns stehen würde. Das Wasser hinter den bullaugenförmigen Treppenhausfenstern ließ kaum Licht herein. Die letzten Stufen waren schmal und ähnelten mehr einer Hühnerstiege, doch der Dachboden, der über dem Wasserspiegel lag, wurde noch immer zum Trocknen der Wäsche benutzt.
Wir duckten uns unter gespannten Leinen hinweg und wichen staubigen Kisten aus. Jop schob einen alten Stuhl, der normalerweise zum Abstellen des Wäschekorbs genutzt wurde, an eine Dachluke. Dann öffnete er sie und hievte sich nach draußen. Dabei fluchte er ausgiebig, aber wenigstens leise.
Mir wurde bange, als er sich zu mir herunterbeugte.
»Komm!«, rief er, und ich reichte ihm den Rucksack. Dann griff ich nach seiner Hand und kletterte hinterher.
Der Ausstieg war eine rutschige Angelegenheit, weil der Rand der Luke vereist war und uns der Winterwind schneidend um die Nasen wehte. Es war nicht einfach, aber schließlich schaffte ich es. Auch das Dach war vereist, und so schlitterten wir teils über Dachpappe, teils über Ziegel. Wir sahen uns nicht um, sondern kletterten einfach von Dach zu Dach, die lediglich durch kniehohe Mäuerchen getrennt waren. Immer weiter entfernten wir uns von Jops Haus und den dort wartenden Presseleuten. Unter uns hörten wir das Rauschen des Flusses, Schiffssignale und in der Ferne einen Hubschrauber. Ein motorisiertes Schlauchboot der VdF fuhr Streife, um nach flüchtigen Figuren Ausschau zu halten.
Auf einem Dach trafen wir auf ein knutschendes Pärchen, das zu beschäftigt war, um uns zu beachten. Sonst sahen wir niemanden, dafür war es einfach zu kalt. Im Sommer war das anders.
Nachdem wir ein gutes Dutzend Häuser hinter uns gelassen hatten, fragte ich: »Wie kommen wir wieder runter?«
»Es gibt eine Häuserlücke, die durch einen Brand entstanden ist. Sie haben einfach eine Mauer hochgezogen, um den Flussdurchbruch zu verhindern. Dort ist eine Feuertreppe befestigt.«
Als wir an jener Lücke ankamen, stellte sich jedoch heraus, dass besagte Feuertreppe durch ein Metalltor abgesperrt war, für das wir keinen Schlüssel besaßen.
»Das ist neu.« Unglücklich beugte sich Jop über den Rand.
»Und nun?« Ich sah mich hastig um, als plötzlich ein Vogel dicht über meinem Kopf hinwegflog. Erschrocken zuckte ich zusammen, doch bevor ich erkennen konnte, welche Art Vogel es gewesen war, war das Tier schon auf die andere Seite des Hauses geflogen, wo ich es nicht mehr sehen konnte.
Als ich den Blick senkte, entdeckte ich ein paar Meter entfernt etwas am Rand des Dachs. Eine Befestigung. »Sieh mal«, sagte ich und ging hinüber.
Es handelte sich um eine rostige Feuerleiter, die an der Fassade zur Straße hin befestigt war. Sie sah sehr alt und nicht besonders vertrauenerweckend aus, was vermutlich der Grund war, weshalb sie durch eine neuere sichere Wendeltreppe ersetzt worden war.
»Dann nehmen wir eben die.« Inzwischen waren meine Finger eiskalt, weil ich in der Eile die Handschuhe vergessen hatte. Vorsichtig griff ich nach der Leiter und wackelte daran. Sie gab ein bisschen nach.
»Vergiss es«, erwiderte Jop, der neben mich getreten war.
»Das ist der einzige Weg nach unten.«
»Wenn du willst, dass wir uns den Hals brechen, können wir genauso gut springen.«
»Ach was, das wird schon halten«, sagte ich mit mehr Zuversicht in der Stimme, als ich tatsächlich empfand. »Ich meine, warum sollten sie die Leiter dranlassen, wenn sie nicht doch noch … hält?«
Auch Jop rüttelte daran. Wieder wackelte das ganze Gestell. »Was glaubst du, wann da das letzte Mal jemand runtergeklettert ist? 1820?«
Ich blickte nach unten. »Könnte hinkommen. Und vermutlich war die Leiter da schon hundert Jahre alt.«
»Damals gab es solche Feuerleitern noch nicht.«
Wir sahen beide über den Rand hinunter. Es würde uns keine andere Möglichkeit bleiben. Zurück konnten wir nicht.
»Wir müssen es probieren«, sagte ich entschlossen. »Es sind gerade nicht so viele Leute unterwegs, wenn wir schnell machen, fällt gar nicht auf, dass wir runterklettern. Es ist eine gute Stelle, der Fluss macht eine kleine Biegung; von deinem Haus aus können sie uns nicht sehen.«
Er seufzte. »Na schön. Aber du gehst zuerst!«
»Wie der Herr meinen.«
Ich schwang mich über den Rand. Als ich die ersten Sprossen hinunterstieg, rechnete ich damit, dass die Leiter von der Fassade reißen würde. Mein Atem beschleunigte sich. Aber die Leiter hielt, und nach einem Moment gab ich Jop ein Zeichen, dass er mir folgen konnte. Vorsichtig kletterte er ebenfalls über den Rand, die Hände fest um die Stangen gekrallt. Unter unserem vereinten Gewicht knarzte die Leiter und bewegte sich gefährlich hin und her. Der Wind erfasste uns, ich musste kurz die Augen schließen. Nach unten konnte ich gar nicht sehen.
»Schritt für Schritt«, murmelte ich vor mich hin, während ich, so schnell wie ich mich traute, hinabstieg.
Nachdem ich endlich am Ende der Leiter angekommen und auf den Schnee gesprungen war, sagte ich: »Na bitte! Erste Prüfung bestanden, alle Gefährten sind noch am Leben.«
Jop sprang ebenfalls herunter, stolperte und richtete sich fluchend auf. »Und ich hätte gern, dass das so bleibt. Mach aus mir bloß keinen Boromir!«
»Ich werd’s versuchen.«
Ein älterer Mann, der mit seinem Hund Gassi ging, lief kopfschüttelnd an uns vorüber. Wahrscheinlich fand er die jungen Leute ausgesprochen töricht, die sich bei diesem Wetter auf Dächern herumtrieben und eine wackelige Leiter hinunterstiegen. Hastig zog ich Jop weiter, um so viel Abstand wie möglich zwischen uns und die Journalistenmeute zu bringen.
Mit hochgeschlagenen Kapuzen und gesenkten Köpfen liefen wir eilig weiter, bis wir die nächste Kreuzung erreichten, an der die Reihe der Flusshäuser unterbrochen wurde und das Gewässer ein Gefälle hatte.
Als wir weiterliefen, sagte ich leise: »Du musst das nicht machen, das weißt du, oder? Ich erwarte nicht, dass du …«
Er hob die Hand, bevor ich zu Ende sprechen konnte. »Vergiss es, Kate.«
»Ich meine das ernst. Ich habe keine Ahnung, wie sich diese Geschichte noch entwickeln wird. Du kriegst möglicherweise richtig Ärger.«
»Wozu sind Freunde da?«
Ich dachte an Wera. Möglicherweise hatte ich tatsächlich zu viel von ihr verlangt. Ich war so daran gewöhnt, dass sie mir half, dass ich mich selten fragte, wie ich ihr helfen konnte. Vielleicht hätte ich anbieten sollen, mal auf ihre Tochter aufzupassen, damit Wera mit ihrem Mann ins Kino gehen konnte, oder irgendetwas anderes. Doch nun war es zu spät.
»Komm schon, Kate.« Er sah mich eindringlich an, seine Nase war rot vor Kälte, und die Locken hingen ihm ins Gesicht. »Ich weiß, wir reden nicht oft darüber, aber du weißt doch, was ich von Driessens Presserummel halte, jedes Mal, wenn er nach einer spektakulären Verhaftung ein Interview gibt. Was glaubst du, warum ich letztes Jahr am 23. April auf die Straße gegangen bin, um für ein Bleiberecht der Figuren zu demonstrieren?«
Ich erinnerte mich noch gut an den letzten Welttag des Buches , an dem die Kundgebung für Figuren aus unzumutbaren Geschichten blutig endete, weil Gegendemonstranten mit Steinen und Flaschen nach den Teilnehmern der Kundgebung geworfen hatten. Ich war an jenem Tag bei einer Lesung außerhalb der Stadt gewesen und hatte ohnehin erst später von der Kundgebung und Jops Beteiligung erfahren.
»Dein Fall ist für Driessen ein gefundenes Fressen. Er braucht eine Jagdtrophäe an der Wand, die er ausstellen kann. Und du weißt auch, was passieren muss, damit diese Trophäen dort hinaufkommen.«
»Man schlägt ihnen den Kopf ab?«
»Ganz genau. Wenn wir also verhindern können, dass deine Figur dieses Schicksal ereilt, sollten wir es auch tun.« Er grinste. »Außerdem sollst du deine ganzen Versicherungen bei mir doch nicht umsonst abgeschlossen haben.«
»In den Verträgen stand aber nicht, dass du mir dabei helfen musst, die VdF zu hintergehen und dein Leben auf vereisten Leitern zu riskieren«, erwiderte ich mit zitternder Stimme.
Mit seinen warmen braunen Augen sah er mich an. »Nein, aber dass ich dir den Rundumservice liefere.«
Bei seinem Anblick, wie er da so vor mir stand, mit seiner Mütze, die aussah wie ein Apfel, überrollte mich eine unglaubliche Dankbarkeit, dass er in diesem Moment bei mir war.
»Und der schließt ein, über Dächer zu flüchten?«
Er legte den Kopf schief. »Sieht ganz danach aus.«
Trotz allem musste ich grinsen und stieß ihn mit der Schulter an, dann huschten wir weiter wie Diebe.