A Die Installation planen und durchführen
»Adventure is the result of poor planning.«
(Dt. »Abenteuer ist die Folge schlechter Planung.«)
– Colonel Blatchford
Dieser Anhang ist in erster Linie als Sammlung von Hinweisen zu verstehen, die Ihnen während der Installation einer Linux-Distribution helfen sollen. Wir möchten explizit keine bebilderte Schritt-für-Schritt-Installationsanleitung geben, sondern die Installation eher allgemein besprechen. Nach der Lektüre dieses Anhangs sollten Sie damit in der Lage sein, eine typische Linuxinstallation selbstständig durchzuführen.
Bevor Sie Linux installieren, sind Sie sich im Idealfall darüber im Klaren, welche Hardware in Ihrem Zielsystem (also dem Rechner, auf dem Linux installiert werden soll) steckt. Ansonsten können Sie auch auf gut Glück installieren, was meistens ganz gut funktioniert. Die Kompatibilität Ihrer Geräte sollten Sie für eine besonders gute Vorbereitung jedenfalls prüfen. Eventuell werden Sie dann feststellen, dass einzelne Komponenten nicht oder nicht vollständig unterstützt werden. In diesem Fall können Sie entweder vorerst auf die Funktionen verzichten oder sich andere Hardware anschaffen – denn einen eigenen Treiber werden Sie kaum programmieren wollen. Leider ist davon oft das hochmoderne und zugleich superteure Spielzeug, z.B. aktuelle Grafikkarten, betroffen. Wenn man schon so ein Schmuckstück sein Eigen nennt, macht es nämlich überhaupt keinen Spaß, sich mit irgendwelchen qualitativ minderwertigen Kompatibilitätsmodi zufriedengeben zu müssen.
Haben Sie die sonstigen hardwaretechnischen Fragen vorerst geklärt, sollten Sie sich den Speichermedien zuwenden. Ist eine Festplatte, eine SD-Karte oder sind gar mehrere Speichermedien in das System integriert? Welche Daten befinden sich darauf? Müssen Backups erstellt werden? Soll neben Linux noch ein weiteres Betriebssystem installiert werden? Und die wohl wichtigste Frage ist: Wie soll die Partitionierung der einzelnen Platten gestaltet werden? Aber eins nach dem anderen.
Sie möchten Linux zunächst ausprobieren? Das ist kein Problem. Weiter unten beschreiben wir auch die Installation von Linux in einer virtuellen Maschine, sodass es bspw. unter Windows läuft. Das hat zwar Nachteile, macht den Erstkontakt aber einfacher.
A.1 Hardwareunterstützung
Linux können Sie durchaus auf älteren Systemen installieren. Welche Hardware Sie letztendlich benötigen, hängt aber vor allem von den Anwendungen ab, die Sie benutzen wollen.
Für Netzwerk- oder Serverdienste im Heimnetzwerk sind auch leistungsschwache Rechner ausreichend, für 3-D-Spiele und andere rechenintensive Aufgaben benötigen Sie aber eigentlich immer eine Hardwareausstattung, wie sie unter Windows für die gleiche Aufgabe notwendig wäre.
Auf dem Zielsystem muss natürlich die entsprechende Hardwarekompatibilität gewährleistet sein. Doch woher weiß man, welche Hardware überhaupt unterstützt wird und, wenn ja, wie gut? Die Frage der Hardwareunterstützung ist vor allem dann relevant, wenn Sie sich neue Komponenten anschaffen und diese auch unter Linux nutzen wollen.
In der Regel ist es so, dass ältere Hardware mit einer höheren Wahrscheinlichkeit als neuere Hardware unterstützt wird. Das liegt daran, dass die Entwicklerinnen und Entwickler genug Zeit hatten, einen entsprechenden Treibercode in den Kernel zu implementieren. Es vergehen ca. drei bis sechs Monate vom Erscheinen der Hardware bis zur Unterstützung im Kernel. Nicht immer geben die Hardwarehersteller die nötigen Informationen über ihre Produkte frei – schließlich könnte ja die Konkurrenz davon profitieren. Bei der wachsenden Unterstützung für Linux kann man sich eine solche Haltung aber bald nicht mehr leisten, da immer öfter schon vor dem Produktkauf auf Kompatibilität geachtet wird.
A.1.1 Hardwarekompatibilitätslisten der Hersteller
Im Internet gibt es zahlreiche Informationsquellen, die sich mit der Hardwareunterstützung vom Amateurradiogerät bis hin zum Webcamdreher beschäftigen. Wir möchten an dieser Stelle auch auf die Hersteller verweisen, die sich seit einigen Jahren immer mehr in Richtung Treiberentwicklung unter Linux bewegen und Ihnen oftmals schon auf den Webseiten der Produkte die entsprechenden Informationen geben. Andernfalls hilft nur Nachfragen weiter. Auch an dieser Stelle Hardwarelisten zu publizieren, würde nicht nur den Umfang des Buches sprengen, sondern wäre auch unnütz, da ständig neue Treiber veröffentlicht werden und unsere Liste noch vor dem Druck veraltet wäre.
Für openSUSE-Linux wird unter http://en.opensuse.org/Hardware eine Datenbank bereitgestellt, in der die Hardwarekomponenten verzeichnet sind, die mit openSUSE funktionieren. Der Besucher kann mithilfe der Weboberfläche aus diversen Kategorien wie Netzwerkkarten, Scannern, Chipsets, Druckern oder Wireless-Geräten auswählen und/oder nach Begriffen im Bereich Hersteller und Modellbezeichnung suchen.
Red Hat bietet für sein Enterprise Linux ebenfalls einen ähnlichen Service an. Unter https://catalog.redhat.com/hardware ist die aktuelle Hardwareunterstützungsliste (Certified Hardware) zu finden. Die gebotenen Suchmöglichkeiten sind ähnlich komfortabel wie auf der oben genannten Hardwareseite von openSUSE. Auch für die Ubuntu-Distribution sind entsprechende Informationen verfügbar, etwa unter http://wiki.ubuntuusers.de/Hardwaredatenbanken und für offiziell zertifizierte Hardware unter http://www.ubuntu.com/certification/.
Wenn diese Ressourcen immer noch unbefriedigende Ergebnisse liefern, hilft Ihnen auf jeden Fall die Suchmaschine Ihrer Wahl weiter. Sicher hatte schon einmal irgendjemand auf dieser Welt mit genau der entsprechenden Hardware ein Problem und hat sich darüber ausgelassen. Allerdings erfordert dieses Vorgehen durchaus Eigeninitiative – und wenn Ihnen das nicht passt, schreiben Sie ruhig Ihrem Lieblingshardwarehersteller einen oder gern auch mehrere Brandbriefe. Letztendlich liegt es nämlich nicht an den Leuten, die Linux aktiv weiterentwickeln, ob eine bestimmte Hardware unterstützt wird. In letzter Konsequenz ist dafür immer noch der Hersteller verantwortlich.
A.1.2 Grafikkarten
Eine ganz spezielle Bemerkung bezüglich unterstützter Hardware sei hier den Grafikkarten gewidmet. Wie in kaum einem anderen Segment der Hardwareentwicklung gilt hier seit Jahren das Prinzip »höher, schneller, weiter«. Die neuesten Karten müssen ständig noch höhere Auflösungen beim Arbeiten und eine noch bessere Performance bei 3-D-Spielen liefern.
Wie schön, dass Linux es im Kontrast dazu erlaubt, ein System vollständig ohne Bildschirmausgabe in vollem Umfang zu nutzen – Linux selbst schert sich nämlich nur begrenzt um die Ausgabe. Sie kann natürlich wie gewohnt lokal auf einem an den Rechner angeschlossenen Bildschirm oder auch auf einem Tausende Kilometer entfernten, über das Internet mit diesem System verbundenen Rechner erfolgen.
Das impliziert natürlich, dass der Betriebssystemkern nur begrenzte Unterstützung für Grafikkarten jenseits des guten alten Textmodus bietet, der den Veteranen unter den Lesern sicher noch aus der MS-DOS-Zeit bekannt ist. NVIDIA, AMD, Intel und Co. bieten Kerneltreiber an, damit Sie diese Karten auch unter Linux voll ausnutzen können. Distributionen wie Ubuntu unterstützen solche Treiber entweder »out of the box« oder erlauben das Einbinden nach ein paar einfachen Mausklicks.
A.1.3 Zusammenfassung
Mit der Hardwareunterstützung unter Linux sieht es bei Weitem nicht mehr so schlecht aus wie noch in den frühen 2000er Jahren. Wenn Komponenten unterstützt werden, laufen diese meist ohne zusätzliche Handgriffe. Falls nicht, müssen Sie sich als Linux-Anwenderin oder -Anwender allerdings intensiver mit dem Thema »Kompatibilität« auseinandersetzen, als Sie dies unter anderen Betriebssystemen tun müssten.