Kapitel 3

D er idiotische Bastard kämpfte schon wieder allein gegen die Räuber.

Allerdings stimmte es, dass die Situation, die er gewählt hatte, die bestmögliche war. Er besaß die höhere Position, in der er sich wahrscheinlich am wohlsten fühlte. Keiner von den Gegnern unter ihm versuchte, ihn anzugreifen, da ihre Aufmerksamkeit einzig und allein auf die sechs Männer, die sie mit Skharr zur Ablenkung geschickt hatte, gerichtet war.

Andere jedoch kletterten weiter hoch und griffen ihn an. Sera konnte sehen, dass er zu seinen Opfern etwas sagte, wodurch sie ihn blindlings angriffen und sich dabei in sein Schwert stürzten.

Er befolgte einige der Anweisungen, die sie ihm gegeben hatte, war aber immer noch ein wenig steif in den Hüften. Das überraschte sie nicht, denn er war ein Mann, der lieber mit seiner ganzen Kraft angriff, sich nicht zurückhielt und sich dem Kampf anpasste.

Dennoch hatte er wirkliche Fortschritte gemacht. Dafür musste sie ihn bald gratulieren, ebenso wie für seine Bereitschaft, die von ihr beigebrachten Fertigkeiten im aktiven Kampf einzusetzen. Jeder andere Kämpfer würde auf das, was er am besten beherrschte, zurückgreifen, bis er sicher war, dass er es beherrschte.

Die Sera sprang gekonnt vom Pferd, zog ihr Schwert und stürmte auf die Männer zu, die versuchten, einen Weg über die Felsvorsprünge, wo Skharr ihre Männer positioniert hatte, zu finden. Wenigstens besaßen sie so viel Verstand, nicht auf sie und ihre Kameraden zu schießen.

Von den Plünderern waren nur noch knapp dreißig übrig und allmählich stapelten sich die Leichen. Es würden jedoch noch mehr kommen. Sie fragte sich, welche Worte Skharr wählte, um die Angreifer von den den Verteidigern, die gekommen waren, um sich dem Kampf anzuschließen, abzulenken.

Sie trat hinter den nächstbesten, zog ihre Klinge an seinem Hals entlang und nickte, als sich der Kopf vom Körper löste, bevor sie beides fallen ließ.

Das Schütteln ihrer Klinge, um sie vom Blut zu befreien, war ein überbleibender Reflex aus ihrem Training.

Die anderen Räuber hatten ihre Anwesenheit inzwischen bemerkt. Sie reagierten viel schneller, als sie es erwartet hatte. Sie hatte zwar gehofft, wenigstens ein paar von ihnen zu töten, bevor sie merkten, dass sie unter ihnen war, aber das war nicht der entscheidende Faktor für den Sieg.

Sera wich zur Seite und wartete auf das Aufblitzen des gegnerischen Säbels, bevor sie ihre Klinge am Hinterbein des Mannes ansetzte und nach oben schlitzte, um seine Kniesehnen zu durchtrennen.

Es blieb keine Zeit, ihn vollständig zu erledigen. Der Rest ihrer Söldner kam nun zur Unterstützung. Die Angreifer wandten sich ihnen zu, aber es fielen einige von ihnen mit Pfeilen im Rücken zu Boden, als die Söldner, die auf den Felsen hockten, weitere Pfeile abfeuerten.

Eine Frau unter den Plünderern stürzte sich mit einem Schrei auf sie und zielte mit ihrem Speer auf ihre Brust.

Sera blockte die Klinge ab und versuchte, mit ihrem Schwert eine Lücke zu finden, aber sie konnte nur den Schild treffen.

Also musste sie einen weiteren Feind, um den sich andere kümmern mussten, zurücklassen. In diesem Kampf konnte sie sich nur am Leben halten, wenn sie stets in Bewegung blieb. Mit einigen ihrer Schwerthiebe traf sie auf Fleisch und ihre Waffe war blutverschmiert. Jedoch konnte sie lediglich ablenken, wegstoßen, aufschlitzen und ausweichen, um sich weiterhin im Kampf zu halten.

Ein paar der Angreifer schlugen auf ihre Kameraden ein, als sie versuchten, zu ihr zu kommen und Sera ließ ihre Gedanken schweifen. Ihr Körper tat das, wozu er trainiert worden war, ohne dass sie auch nur selbst denken musste. Sie summte eine Melodie, die ihre Mutter ihr oft vorgespielt hatte. Es war eine der wenigen Erinnerungen, die sie an diese Frau hatte.

Es war seltsam, dass ihr das Lied immer in gewalttätigen Momenten einfiel.

* * *

Der Schlagabtausch war erschreckend und doch irgendwie schön.

Er umklammerte den Griff des Schilds fester und hielt Ausschau nach den Pfeilen, die von den Felsen über ihm abgeschossen wurden. Die Bogenschützen waren nicht besonders geschickt, aber das brauchten sie auch nicht zu sein. Sie waren weit entfernt und besaßen den Höhenvorteil.

Wären nicht zwei besondere Leute unter ihren Gegnern, wäre die Gruppe wahrscheinlich schon tot und er würde mit den anderen, von denen er bereits viele seit ihrer Kindheit in den Künsten des Kampfes ausbildete, die Karawane gänzlich ausplündern. Nahrung war natürlich nicht das einzige, was sie brauchten. Clanleute waren in der Lage, ihre eigene Nahrung anzubauen und sich selbst zu versorgen.

Aber Kampferfahrung wurde auch benötigt. Ausgebildete Kämpfer waren das wertvollste Gut in der Wüste. Sie waren die Leute, die nehmen und beschützen konnten, was zum Überleben nötig war.

Aber zwei Gegner standen ihnen im Weg. Einer von ihnen war offensichtlich die größere Bedrohung. Ein Riese war eine Schulter und einen Kopf größer als alle seine Männer und führte ein Langschwert, das nicht verziert war, sondern auf Präzision geschliffen schien. Er war ein mächtiger Mann und einer der auf Felsen stehen konnte, als ob er von Kindesbeinen an auf ihnen gelebt hätte. Sein Eingreifen hinderte die Männer seines Clans daran, die Bogenschützen an der Spitze zu erreichen.

Aber als die anderen Kämpfer der Karawane zur Hilfe kamen, hatte eine zweite Person sofort seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die schlanke Frau trug ihre Rüstung mit Leichtigkeit und besaß ein langes Schwert mit einem elfenbeinfarbenem Griff, das sie sehr wirkungsvoll einsetzte.

Der Riese kämpfte mit Wut und Gift, das seine Kämpfer zu erzürnen schien. Er nutzte das voll aus, aber die Frau konnte nicht anders als er sein. Alles an ihr war ruhig und anmutig. Fließende Bewegungen und ihr tadelloses Geschick ließen sie als leichtes Ziel erscheinen, ehe sie weiter vordrängte und seine Kämpfer an ihrem Blut ersticken ließ.

Als ihr Hauptmann war es schrecklich, seine Männer im Duett der beiden sterben zu sehen. Aber als Mann, der die Kampfkraft über alles bewunderte, war es schön, die Dualität der Kämpfer zu beobachten.

Er hielt seinen Schild hoch, betrachtete die Frau und drehte sich dann zu dem Mann um. Ein seltsamer Gedanke kam ihm in den Sinn. Er war sich nicht sicher, gegen wen er lieber kämpfen würde.

Sie nahm ihm die Entscheidung ab, als sie an zwei seiner Plünderer vorbeiging, sie den Waffen der Söldner hinter ihr überließ und näher an ihn herantrat. Ihr Blick schien auf etwas in der Ferne gerichtet zu sein und sie summte eine unbekannte Melodie.

Wie von selbst bewegte sie sich mit Leichtigkeit und schwang ihre Klinge nach seinem Kopf. Er wich zurück und hob seinen Schild, um einen zweiten Angriff abzuwehren, während er einen Schwerthieb auf ihren stärkeren Arm versuchte. Sie drehte ihre Waffe, blockte seine Klinge gekonnt ab und lenkte seinen Säbel, bis er sich zu seiner Hand drehte und auf seine Finger gerichtet war.

Er ließ die Waffe sofort los, spürte aber immer noch den Schnitt an seinen Knöchel. Trotz dessen griff er nach dem Dolch, den er an seinem Gürtel trug.

Die Frau setzte die Bewegung ihrer Klinge fort und schwang sie unerbittlich, während er versuchte, sie mit seinem Schild zu blocken. Die Klinge schien, als würde sie ein Eigenleben führen und mit einer Drehung schlug sie ihre Klinge brutal auf die Rückseite seines Beines, um eine schmerzhafte Wunde zu öffnen.

Seine ganze Kraft schien im selben Moment aus ihm zu weichen. Sie war bereits hinter ihn getreten und drückte ihm das Schwert an den Hals.

Kurz, bevor sie ihn getötet hätte, unterbrach sie ihre Bewegung und ihre Augen wurden plötzlich wieder klar, als sie auf das, was ihr Schwert berührte, starrte.

Natürlich wusste er, was sie erblickt hatte. Das Brandzeichen war vor Jahren dort hinterlassen worden. Es war längst verheilt, aber die Narbe war dennoch deutlich sichtbar.

»Befehl’ deinen Plünderern, sie sollen ihre Waffen senken«, sprach sie nachdrücklich und ließ keinen Zweifel daran, was geschehen würde, wenn er ihr nicht gehorchte. »Ergebt euch und du und deine Gruppe werdet nicht durch unsere Hand sterben.«

Seine Kämpfer würden nicht aufgeben, selbst wenn er es ihnen befehlen würde. Sie waren mehr als bereit, für den Mann zu sterben und kein einziger von ihnen würde an sein eigenes Überleben denken.

Dennoch war es seine Pflicht, sie am Leben zu halten. Seine Entscheidungen hatten sie tief in die Wüste, welche gefährlich nahe an zivilisiertes Gebiet und weit weg von ihrem Clan, ihrer Heimat und ihren Familien war, geführt. Sie hatten seine Befehle nie infrage gestellt oder darüber nachgedacht, mit der bereits erworbenen Beute nach Hause zurückzukehren.

»Senkt eure Waffen, meine Männer«, rief er so laut, dass alle es hören konnten.

Disziplin war nun gefragt. Sie waren von Natur aus wilde Kämpfer, aber sie hörten sofort auf zu kämpfen, als er den Befehl gab und bald darauf hörte man ihre Waffen auf dem harten Boden klappern.

Die darauffolgende Stille wurde sofort unterbrochen.

»So ein Quatsch«, sagte eine tiefe, unbekannte Stimme.

Es folgte ein überraschter Schrei und er drehte sich um, als einer seiner Kämpfer von den Felsen getreten wurde und bei seiner harten Landung eine Staubwolke aufwirbelte.

Seine Verärgerung verflog schnell, als er bemerkte, wie die Frau stöhnte und sich den Rücken, der wahrscheinlich durch den Sturz geprellt war, rieb. Sie war noch am Leben.

»War das nötig?«, fragte die Frau mit der Klinge an seinem Hals den massigen Krieger.

»Nein, nicht wirklich.«

»Warum hast du es dann getan?«

»Ich war noch nicht fertig mit dem Kämpfen.«

Sie sah entnervt aus. »Ich habe ihm gesagt, dass keiner seiner Leute durch uns sterben würde, wenn sie ihre Waffen niederlegen.«

»Ist sie gestorben?«

Das war ein gültiges Argument, obwohl er nicht voraussehen konnte, ob die Kämpferin auf ihren Kopf landete und ihr Genick brechen würde oder nicht.

»Ich bin sicher, dass er diese Art von Formalität nicht schätzt.«

Der erhöhte Druck des Schwertes an seinem Hals zeigte, dass sie jetzt mit ihm sprach.

»Nein«, gab der Anführer zu.

»Siehst du? Jetzt benimm’ dich oder ich klettere da hoch und trete dich zur Sicherheit auch noch runter. Also, wie heißt du?«

Ein erneuter Druck zeigte, dass die letzte Frage an ihn gerichtet war.

»Xaro«, antwortete er und sah ihr direkt in die Augen. »Xaro Sandbändiger.«

»Nun denn, Xaro Sandbändiger, abgesehen von der Kleinlichkeit Skharr TodEssers, nehme ich deine Kapitulation und die deiner Männer an.«

Xaro betrachtete den Mann auf den Felsen und erkannte plötzlich, dass er seine Statur wiedererkannte. »Ein TodEsser. Ich hätte es wissen müssen.«

»Ich nehme an, ihr habt schon voneinander gehört?«, fragte die Frau.

Der Riese zuckte mit den Schultern und sprang ohne Probleme von den Felsen herunter, als die Bogenschützen ebenfalls mit ihrem Abstieg begannen. »Die Sandbändiger sind einer der Wüstenklans. Sie lassen sich an verschiedenen Oasen nieder, halten sich aber nie zu lange an einer Oase auf, weil sie fürchten, dass sie austrocknet. Abgesehen von einer Handvoll Streitereien im Laufe der Jahre hatten sie nie viel mit den TodEssern zu tun.«

»Ihr schickt eure jungen Männer in die Kriege anderer«, sagte Xaro vorwurfsvoll und schüttelte den Kopf.

»Und ihr lasst eure auf den Wüstenstraßen sterben, während ihr gemeinsam nach Händler und Pilger jagt«, erwiderte Skharr. »Wir alle haben unsere Methoden, um die Schwachen auszusortieren.«

Der Anführer der Sandbändiger schaute umher und stellte fest, dass der Rest seiner Männer von den Felsen hinuntergelassen, ihre Waffen und aller anderen nötigen Dinge von ihnen genommen und schließlich ihre Hände mit einem Seil auf ihren Rücken gefesselt wurden.

Mit ihm selbst gab es nur sieben Überlebende, aber sie würden später über den Tod der anderen nachdenken müssen. Im Moment war seine einzige Sorge das Überleben derer, die noch lebten.

»Haben wir Zeit, die Toten zu plündern, Gildenanführerin Ferat?«, fragte einer der Söldner.

»Macht es schnell«, antwortete sie. »Wir müssen die Karawane vor Einbruch der Nacht einholen. Skharr, wie schnell kannst du laufen?«

»Nicht so schnell wie du zu Pferd bist.«

»Dann schlage ich vor, dass du eines der Ponys nimmst. Pferd ist vor dem bequemen Leben, das ich für ihn bereitgestellt hatte, weggelaufen, aber er ist immer noch bei der Karawane. Er wird dich vermissen, wenn du nicht mit uns zurückkehrst und ich weiß, dass er mir auch dafür die Schuld geben würde.«

»Er wirft dir nicht vor, dass du ihn dem Nörgeln deiner Stuten ausgesetzt hast. Er wirft dir nur vor, dass du ihn nicht vorher gewarnt hast«, erwiderte Skharr.

Sera Ferat schmunzelte. »Nun, dafür nehme ich nicht die Schuld auf mich.«

Der Riese zuckte mit den Schultern und zog sein Langschwert vorsichtig aus der Scheide, bevor er zu den Ponys ging. Er schien sie nicht plündern zu wollen. Stattdessen war er entschlossen, sie vorsichtig zusammenzutreiben, damit keinen von ihnen in die Wüste weglief. Er sprach sanft zu ihnen, um sie zu beruhigen, während er sie zusammentrieb.

»Euer Mann spricht mit Pferden«, bemerkte Xaro, während er sich wie die anderen die Hände fesseln ließ.

»Das macht er öfter, obwohl ich annahm, dass dies bei den westlichen Clans üblich ist«, antwortete sie und hob eine Augenbraue.

»Nicht unter meinen Clanmitgliedern.« Er blickte finster auf das Seil und prüfte, ob der Knoten fest saß. »Vielleicht ist es unter TodEssern üblich. Sie sind für ihre Verrücktheit bekannt.«

* * *

Der Palast war anders als alles, was er je gesehen oder sich vorgestellt hatte.

Wie goldene Dolche ragten die Türme in den Himmel und überblickten die Stadt. Er hatte sie bereits aus der Ferne gesehen, konnte aber nicht nachvollziehen, wie sie zu einem einzigen Gebäude gehören konnten, da sie in der Stadt verstreut waren.

Es kam ihm unmöglich vor, obwohl er vor ihnen stand und sie anstarrte. Sie waren aus Marmor und anscheinend war auch das Äußere des Palastes aus Marmor, ohne eine einzige Meißelspur auf der gesamten Struktur.

»Ich habe schon kleinere Städte gesehen«, flüsterte Tryam, als er sie untersuchte und die Männer bemerkte, die auf den Türmen patrouillierten und nach unten schauten.

»Ja«, murmelte eine seiner Wachen. »Ich war schon dreimal hier und kann meinen Augen immer noch nicht trauen. Ich habe einige der Wachen danach gefragt. Sie sagten, es sei mit Magie gemeißelt worden. Nach ihren Worten war der Palast eines der ersten Verliese, die vor etwa fünfhundert Jahren erobert wurden. Die alten Magier erbauten ihn und ließen alles so aussehen, als wäre es von den Göttern selbst entworfen worden.«

Er hob eine Augenbraue an, denn er konnte sich nicht vorstellen, wie viel Kraft und Aufwand in den Bau geflossen sein musste, selbst wenn Magie im Spiel war. Schließlich konnte Magie nicht jede einzelne Marmorplatte aus den Steinbrüchen schleppen.

Die Torwächter warteten bereits auf die Gruppe und hoben die Hände, um die Pferde zu stoppen, bevor sie durch die Tore ritten. Als sie sich näherten, konnte der junge Mann nur daran denken, wie schwierig es werden würde, die Stadt einzunehmen.

Er hatte bereits bei einer Handvoll Belagerungen auf beiden Seiten gestanden und konnte sich vorstellen, dass eine Belagerung bei dieser Stadt ein Albtraum sein würde. Die äußeren Mauern waren schon eine große Hürde, aber die innere Burg der Stadt war so konzipiert, dass sie eine Todeszone für jeden Eindringling bildete. Wenn man Magier auf den Türmen platzierte, könnten sie jeden Angreifer, der dumm genug war, die Tore direkt anzugreifen, unter Beschuss nehmen.

Kaiser Rivar hatte die Stadt natürlich selbst eingenommen, aber er hatte die äußeren Mauern nie durchbrochen. Stattdessen hatte die Belagerung fast zwei Jahre gedauert und die Bürger so ausgehungert, dass die damalige Königin einem Angebot, das ihr Volk irgendwie ernähren würde, zugestimmt hatte.

Es hatte nur ein einzelner Kampf stattgefunden. Falls ihre Krieger gewannen, würden dreihundert Wagen mit Lebensmitteln für die Stadt bereitgestellt werden. Wenn jedoch Rivars Krieger gewannen, würden die Wagen zwar zur Verfügung gestellt werden, aber die Stadttore würden geöffnet werden und die Stadt würde sich ergeben.

Er hatte sich entschieden, sein eigener Wettkämpfer zu sein und seinen Gegner schwer verwundet, aber am Leben gelassen. Es war vielleicht eine unkonventionelle Art, eine Stadt einzunehmen, aber es hatte schlussendlich funktioniert. Die Königin durfte weiterhin unter seinem Befehl regieren. Eigentlich ließ Rivar die Stadt in Ruhe, obwohl Tryam gehört hatte, dass jedes Jahr Steuern erhoben wurden und die Truppen der Königin bereit sein mussten, mit dem Reich zu kämpfen, wenn sie gerufen wurden.

Das waren alle Geschichten, die er von seiner Mutter gehört hatte, während er angeblich im Exil lebte. Er konnte sich keine merkwürdigere Weise vorstellen, etwas über seinen Vater zu erfahren. Es gab ein paar Männer, die ihm nahestanden. Sie hatten ihm das Kämpfen, das Reiten und all die anderen Fähigkeiten, die ihn sein ganzes Erwachsenendasein lang am Leben gehalten hatten, beigebracht.

Die Wachen schienen sich schließlich beraten zu haben und machten den Weg für den Prinzen und sein Gefolge frei.

»Die Königin wünscht, Euch sofort in ihrem Thronsaal zu sehen«, sagte einer der Männer und streckte die Hand aus, um die Zügel des Pferdes zu nehmen.

Es schnaubte erschrocken und wich zurück, als wolle es sich auf einen Kampf vorbereiten.

»Ich werde ihn führen, wenn ihr nichts dagegen habt«, sagte Tryam leise und trieb sein Reittier hinter der Wache her.