16
»W as wollte die Polizei von dir?«, fragte Zoes Mutter, als diese gerade in ihr Zimmer gehen wollte.
»Nichts«, antwortete Zoe und versuchte, sich ihre schlechte Laune nicht anmerken zu lassen.
»Dafür, dass sie nichts wollten, hast du dich aber lange mit denen unterhalten.«
»Warum interessiert dich das plötzlich?«
»Weil du meine Tochter bist und ich dich schützen will.«
»Ich kann mich selbst schützen, ich bin volljährig.«
»Sei nicht so garstig, Zoe. Wir müssen zusammenhalten. Was glaubst du, was die Polizei tun wird, wenn sie keinen Verdächtigen findet?«
Zoe verstand nicht, worauf ihre Mutter hinauswollte, sie schaute sie irritiert an und etwas lag ihr auf der Zunge, aber sie sagte nichts.
»Sie werden uns verdächtigen. Wusstest du, dass die meisten Morde von Menschen aus dem nahen Umfeld des Opfers verübt werden?«
»Jetzt übertreibst du, welchen Grund sollte irgendjemand haben, zu glauben, wir könnten Papa etwas antun?« Zoe schüttelte den Kopf. Was immer gerade im Kopf ihrer Mutter vor sich ging – es hatte nichts mit der Realität zu tun, und auf keinen Fall wollte sie ihr noch Futter geben, diese wirren Gedanken zu bestärken.
»Ich überdenke nur alle Eventualitäten. Bitte sprich dich mit mir ab, bevor du nächstes Mal mit der Polizei redest.«
»Ja, Mama«, nickte Zoe, sie wollte nicht länger über diesen unsinnigen Gedanken diskutieren.
»Wer ist eigentlich dieser Peter?«, fragte ihre Mutter, als Zoe schon zwei Schritte gemacht hatte.
»Niemand, ein Kollege.« Bevor ihre Mutter weiter nachbohren konnte, entfernte sich Zoe. Wie es schien, hatte ihre Mutter am Küchenfenster gelauscht, es war auf Kipp, sie selbst hatte es auf Kipp gestellt, ehe sie das Haus verlassen hatte.
Nachdem Zoe ihr Zimmer betreten hatte, schloss sie die Tür ab, sie wollte nicht mehr mit ihr reden, sie war viel zu aufgewühlt, um jetzt mit ihrer Mutter vernünftig zu diskutieren.
Der kleine Spaziergang vorhin hatte ihr gutgetan und ihr geholfen, ihre Gedanken zu sortieren, aber das kurze Gespräch mit ihrer Mutter hatte sie wieder ratlos gemacht.
»Mist«, rutschte es ihr heraus, weil es ihr noch immer schwerfiel, ihre Enttäuschung zu akzeptieren. Nach dem Gespräch mit den zwei Beamten wollte das Gefühl, dass dieser Peter Walsh der richtige Mann für diesen Auftrag war, erst recht nicht schwinden. Aber Peter Walsh hatte weder ihren Anruf angenommen noch auf ihre unzähligen Nachrichten reagiert.
»Vermutlich ist es nicht mal seine Nummer«, sagte sie verärgert zu sich selbst, als sie sich an ihren Schreibtisch setzte. Nicole hatte jedoch geschworen, dass es seine Nummer sei und dass sie ihn damals auch unter dieser Nummer erreicht habe. Komischerweise gab es im Internet keine Webseite mit den Kontaktdaten der Detektei oder sonst einen Hinweis, dass Peter Walsh tatsächlich als Detektiv arbeitete.
Vielleicht hat er sich zur Ruhe gesetzt , suchte Zoe nach einer Erklärung, die helfen würde, ihre schlechte Laune zu vertreiben.
»Lass dich nicht hängen. Du willst doch eine Top-Journalistin werden, also recherchiere selbst, oder willst du, dass Nicole das tut und womöglich Unwahrheiten über deinen Vater verbreitet?«
Zoe öffnete die oberste Schublade und holte ein Filofax heraus.
»Papa hat schon immer alles in dieses kleine Büchlein eingetragen, vielleicht finde ich dort einen Hinweis auf den Täter.«
Zoe war fest entschlossen, sich selbst auf die Suche nach dem Mörder zu machen, und sie setzte große Hoffnung in dieses Buch. Sie las die ersten Seiten und dann fand sie etwas, was ihr merkwürdig vorkam. Einen Namen.