Anmerkungen des Autors
W
ie immer an dieser Stelle möchte ich mich dafür bedanken, dass Sie sich für mein Buch entschieden haben und Ihre kostbare Zeit damit verbracht haben, es zu lesen. Ich hoffe, dass Ihre Erwartungen erfüllt wurden und das Buch Ihnen einige spannende und aufwühlende, vielleicht sogar nachdenkliche Stunden bereitet hat, denn ich möchte mit meinen Büchern nicht nur unterhalten, sondern auch zum Nachdenken, Innehalten und Reflektieren anregen.
In diesem Roman geht es vorrangig um zwei Themen: um den Missbrauch von Frauen und um Selbstjustiz.
Bevor ich zu dem Missbrauch in dieser Geschichte komme, ein paar Worte zur Selbstjustiz. Ich als Autor lehne Selbstjustiz strikt ab. Wir leben in einem Rechtsstaat und da ist es Aufgabe der Polizei, dass Verbrecher geschnappt werden, und Aufgabe des Staatsanwalts und der Gerichte, dass diese Verbrecher zur Verantwortung gezogen werden. Aber ein Krimi/Thriller lebt von der Spannung und natürlich auch von der Übertreibung. Daher ist es mir sehr wichtig, dass Sie verstehen, dass das, was in der Geschichte passiert, sich nicht mit dem deckt, was ich für richtig halte. Diese Geschichte ist Fiktion und als solche sollte sie auch verstanden werden, ungeachtet der Tatsache, dass ich versuche, meine Geschichten so real wie möglich zu gestalten.
Daher ist der Hass, den Nadine auf Politiker empfindet, nicht gleichzeitig auf die Haltung des Autors gegenüber Politikern zu übertragen. Wobei ich gestehen muss, dass ich mir in letzter Zeit ernsthaft die Frage stelle, ob wir überhaupt noch Politiker brauchen, solange viele von ihnen den Eindruck erwecken, als wären sie mehr an ihrem eigenen Wohl als an dem Wohl der Menschen und des Landes interessiert. Aber das ist ein anderes Thema und irgendwann werde ich darüber auch ein Buch schreiben.
Nadines Hass auf Politiker ist, wenn man tief in ihre Seele blickt, nicht der Hass auf Politiker per se, sondern vielmehr der Hass auf die Männer, die sie missbraucht haben.
Noch immer wird das Thema Missbrauch, trotz der #metoo-Debatte, für mein Dafürhalten in der Politik und der Öffentlichkeit zu zögerlich behandelt. Vor geraumer Zeit hatte ich einen Post auf Facebook dazu veröffentlicht, woraufhin sich einige meiner Leserinnen bei mir gemeldet und ihre Erfahrungen geschildert haben. Die meisten von denen, die missbraucht wurden, haben Jahrzehnte gebraucht, bevor sie den Missbrauch angezeigt haben. Einige von ihnen haben größte Scham empfunden und sich selbst für das verantwortlich gemacht, was ihnen angetan wurde. Und es hat dritte Personen (wie zum Beispiel Psychologen) gebraucht, damit sie sich öffnen konnten.
Das Thema ist sehr kontrovers und nicht wenige meiner Leserinnen und Leser kritisieren gerne, dass sie nicht verstehen können, warum die Missbrauchsopfer nicht früher zur Polizei gegangen sind oder sich der Familie und Freunden anvertraut haben. Oft sind es aber gerade Familienmitglieder, die diesen Missbrauch begehen.
Ich finde diese Haltung naiv und teile das den Betreffenden auch mit. Ein Missbrauch findet nicht nur auf körperlicher, sondern auch auf seelischer Ebene statt. Seien Sie froh, wenn Ihnen so etwas Schlimmes nicht widerfahren ist, aber bitte unterlassen Sie es, Missbrauchsopfer zu kritisieren. Wann sich jemand öffnet, einer anderen Person vom Missbrauch erzählt oder eine Anzeige erstattet, ist allein die Sache des Opfers.
Natürlich wäre es vernünftig, sofort nach dem Missbrauch zur Polizei zu gehen und sich Familie und Freunden anzuvertrauen, gerade um dem Täter schnellstmöglich das Handwerk zu legen. Aber ich kann verstehen, wie schwer dieser Schritt manchmal sein kann. Dennoch möchte ich an alle, die es betrifft, appellieren: Versuchen sie es. Sie werden sich danach besser fühlen. Wenn Sie es nicht können, kann Ihnen das aber auch niemand vorwerfen. So wie Nadine es in dieser Geschichte nicht konnte, weil sie noch jung war und vor allem der Priester ihr solch eine Angst eingejagt und sie psychisch so klein gemacht hat, dass sie die Schuld bei sich suchte.
Ein kurze Googlesuche mit den Stichworten:
Pädophilie katholische Kirche
liefert fast 55.000 Ergebnisse (wobei man bei den Ergebnissen der Googlesuche natürlich differenzieren muss). Viele der missbrauchten Kinder, von denen hier berichtet wird, haben Jahrzehnte gebraucht, bevor sie sich getraut haben, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Vor diesem Hintergrund muss man verstehen, warum Nadine so viele Jahre benötigt hat, um den Entschluss zu fassen, zu handeln. Im Gegensatz zu den meisten anderen hat sie sich allerdings nicht an die Polizei gewandt, sondern entschieden, sich persönlich zu rächen. Ohne diesen Entschluss wäre ihre Geschichte nie geschrieben worden.
Aber genug der Worte über Nadine und ihre Motivation. Sicherlich ist meinen Stammleserinnen und -lesern aufgefallen, dass einige Figuren aus meinen anderen Büchern den Weg in die Geschichte gefunden haben, wie das Frankfurter Ermittlerteam und Peter Walsh sowie sein bester Freund Joe.
Diese Idee habe ich mir als Weihnachtsgeschenk für Sie ausgedacht und ich hoffe, dass es Ihnen gefallen hat. Seien Sie versichert, Peter Walsh und Joe werden wir ganz sicher noch in weiteren Geschichten begegnen.
Ich mag Helden und gerade in der heutigen Zeit kann es nicht genug Helden wie Peter Walsh geben. Wenn Sie die Figur noch nicht kennen, empfehle ich Ihnen meine Peter-Walsh-Bücher, die alle auf Amazon erhältlich sind. Am besten, Sie beginnen mit Peter Walsh I-IV (einem Sammelband) oder Täuschung.
Nun aber genug der Werbung. Natürlich hoffe ich, dass Ihnen auch die Zusammenarbeit der drei Teams aus Köln, Lübeck und Mannheim gefallen hat. Vermutlich werden sie in naher Zukunft erneut gemeinsam ermitteln. Alle Neuigkeiten dazu erfahren Sie auf meiner Autorenseite bei Facebook.
Das war es dann von mir – allerdings nicht ganz.
Sicherlich fragen Sie sich, wer der Straßenmusiker ist, der Nadine so tief beeindruckt hat und der am Schluss in Walters Imbiss kam. Einige von Ihnen mögen an Rémy denken, einen besonderen Straßenmusiker, der mit seiner wunderbaren Stimme und seiner Warmherzigkeit, die er, obwohl ihm das Leben übel mitgespielt hat, allen Menschen gegenüber zeigt, das Herz vieler meiner Leser berührt hat.
Ob er es war, überlasse ich Ihrer Fantasie, auch wenn das vielleicht etwas gemein von mir ist. Aber ich finde, wenn man auf alle Fragen im Leben eine Antwort erhielte, wäre das Leben schnell langweilig. Und das wollen wir doch alle nicht.
In diesem Sinne Ihnen alles Gute und bis zum nächsten Buch.
Ihr Salim Güler
(PS: Auf den nächsten Seiten gibt’s noch einen kleinen Bonus)