Das Werkstattgelände in der Erfurter Straße machte auf Falck eher den Eindruck eines Schrottplatzes. Vielleicht lag es an seiner Bekanntschaft mit Suderberg, dass er jetzt alles mit anderen Augen betrachtete. Schmidt parkte den Trabant neben dem Funkstreifenwagen. Die Uniformierten salutierten vorschriftsmäßig, als die Kriminalpolizisten ausstiegen. Einer von ihnen rauchte, ein Umstand, der noch vor vier Wochen nicht geduldet worden wäre.

»Da drüben steht der Wagen!« Einer der Uniformierten zeigte auf eine offen stehende Werkstatt.

»Warum ist keiner von Ihnen dort und sichert den Wagen?«, knurrte Schmidt.

»Wir haben gesagt, sie sollen nichts anfassen«, erwiderte der Schutzpolizist lapidar. Schmidt schnaufte empört, beließ es aber dabei.

Falck ließ Schmidt und Bach den Vortritt und folgte ihnen auf dem Weg zur Werkstatt.

»Moin!«, grüßte Schmidt in den Raum. Die Kfz-Mechaniker in ihren ölverschmierten Arbeitssachen hatten sich alle um den dunkelgrünen BMW versammelt. Man hätte meinen können, sie bewunderten die westdeutsche Automobilkunst, wenn nicht der Kofferraum offen gewesen wäre und eine Leiche darin gelegen hätte. Die Mechaniker machten den drei Polizisten Platz. Auf den ersten Blick war klar, dass sie hier Kallbusch vor sich hatten. Das Blut auf Gesicht und Brust war zu einer schwarzen Schicht geronnen, die schon begonnen hatte zu bröseln.

»Angefasst haben Sie nichts?«, fragte Schmidt.

Der Mann schüttelte den Kopf. »Nur den Drücker.«

»Wer hat den Wagen entgegengenommen?«

»Der Alte!« Der Mann drehte sich um und sah nach draußen. »Da kommt er schon.«

Ein Mann kam über den Hof gehumpelt. Sein Haar war sauber gescheitelt, er trug eine normale Hose und darüber einen Kittel, wie ein Arzt.

»Steht hier mal nicht rum. Heiko, Jens ihr geht an den Lada vom Berger. Volker, du machst die Achse von dem roten Warti.« Dann stellte er sich den Polizisten vor. »Naumann ist mein Name. Die Besitzerin von dem Kraftfahrzeug stand heute Morgen schon am Tor, als ich öffnete. Sie hatte es sehr eilig, klagte über Motoraussetzer. Ich meinte, dass ich viel zu tun habe. Da hat sie mir den hier in die Hand gedrückt.« Naumann zog seine Brieftasche mit einem Hundert-DM-Schein heraus, als wäre es ein Beweisstück. Dann steckte er ihn wieder zurück. »Ich hatte von Anfang an die Benzinpumpe in Verdacht. Sie ist aber intakt, ich vermute mal, der Motor verträgt unser Benzin nicht. Und eigentlich wollte sie ja hier warten. Aber dann sah sie was und ging weg.«

»Und was genau hat sie gesehen?«

»Das haben mir die Kollegen erzählt. Erst hat sie wohl nur dagestanden und hat uns zugeschaut. Dann muss sie plötzlich auf der Straße jemanden gesehen haben und war auf einmal ganz aufgeregt. Sie hat den Leuten noch gesagt, sie würde gleich wiederkommen, und ist losgelaufen, vom Hof da auf die Straße.«

»Aber was sie sah oder wen, das wissen Sie nicht?«

Der Werkstattmeister schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht. Hier war wirklich viel los. Sie sehen ja, wir sind eine

Schmidt grunzte ablehnend. »Vielen Dank, nein. Aber Sie könnten sich überlegen, wer alles hier gewesen war, während wir den Wagen durchsuchen!«